Übersicht: Das Verhältnis des KWIE zu NS-Regime und NS-Ideologie

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1933 meldete der Generaldirektor der KWG, Friedrich Glum, dem Reichsinnenministerium im Zusammenhang mit dem „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums" die Anzahl der „arischen“ und „nichtarischen“ Mitarbeiter an den Instituten der KWG. Hinweise darauf, dass vor 1933 auch am KWIE „nichtarische“ Mitarbeiter beschäftigt waren, gibt es nicht.
Auch in den Arbeitsalltag am KWIE hielt die nationalsozialistische Symbolik Eingang. Die Metallographische Abteilung fertigte Aufnahmen von Ätzproben mit Hakenkreuzen an, August 1942.

Nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten kam es weder in der Institutsleitung des KWIE und in der Verwaltung noch in weiteren leitenden Gremien wie dem Kuratorium zu einer von oben orchestrierten „Gleichschaltung“. Die bestehenden Leitungs- und Gremienstrukturen blieben erhalten. Ob bis 1933 Wissenschaftler jüdischen Hintergrunds am KWIE tätig waren, ist unklar. Für Entlassungen jüdischer und politisch missliebiger Institutsangehöriger auf Grundlage des Berufsbeamtengesetztes gibt es zumindest keine Belege. Eine personelle „Säuberung“ und Umbesetzung an der Institutsspitze blieb im Wesentlichen aus, auch unter den führenden Wissenschaftlern war diese nicht notwendig.

Wachsende Anpassung und „Selbstmobilisierung“

Nach 1933 zeichnete sich dann eine wachsende Anpassung der führenden Institutsmitglieder an die NS-Ideologie und NS-Politik ab. Sie traten in die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP), in weitere Parteigliederungen sowie in verschiedene der NSDAP angeschlossene Verbände ein. Es gibt Belege, dass führende Institutsmitglieder nationalsozialistische und antisemitische Positionen vertraten.

Der Einfluss staatlicher Stellen auf das KWIE vor und nach 1933 war erheblich und durch das Kuratorium auch institutionell sichergestellt. Innerhalb des Kuratoriums des KWIE waren Repräsentanten von Reichsministerien vertreten. Auch die Industrie war präsent und einflussreich. Über beachtliches Gewicht verfügte als Hauptfinanzier und Träger des KWIE der Verein Deutscher Eisenhüttenleute (VDEh) und somit die Stahl- und Eisenindustrie. Besonders waren die Geschicke und die Ausrichtung des KWIE von dem NSDAP-nahen Stahlindustriellen Albert Vögler geprägt. Die systemkonforme Ausrichtung des Instituts war strukturell und personell zementiert.

Die personellen Kontinuitäten verweisen zugleich darauf, dass es sich beim Leitungs-, Verwaltungs- und Wissenschaftspersonal des KWIE zum Zeitpunkt der NS-„Machtübernahme“ um Repräsentanten des konservativ geprägten Bürgertums mit stark nationalen Überzeugungen handelte. Dies war ein Milieu, das sich mit dem politischen Wechsel ab 1933 im Wesentlichen arrangierte und sich mit der Idee eines „nationalen Aufbruchs“ sogar identifizierte. Die führenden Wissenschaftler am KWIE waren – wie viele andere Mitglieder der Wissenschaftsgemeinde im Deutschen Reich – durch die politische Kultur des Wilhelminischen Kaiserreichs, den Ersten Weltkrieg und die Nachkriegsjahre geprägt. Die meisten von ihnen hatten im Ersten Weltkrieg gekämpft und Fronterfahrung gemacht. Nationalismus, Militarismus, eine Gegnerschaft gegen die Bedingungen des Versailler Vertrags und revisionistische Bestrebungen waren vor 1933 unter deutschen Wissenschaftlern verbreitet. So wählten auch die führenden Institutsangehörigen des KWIE vor 1933 vorwiegend die Deutschnationale Volkspartei (DNVP) oder die Deutsche Volkspartei (DVP), später dann die NSDAP. Zwischen großen Teilen der deutschen Wissenschaftler, insbesondere in den Natur- und Technikwissenschaften, und den NS-Machthabern herrschte nach 1933 ein Konsens über das Ziel, die Forschung zunehmend auf die Aufrüstung zu konzentrieren. Die außenpolitische Ausrichtung Hitlers, die erkennbar auf Expansion hinauslief, war diesbezüglich ein wichtiges ideologisches Bindemittel. Viele Wissenschaftler stellten sich aus nationalistischen Motiven heraus bereitwillig in den Dienst des neuen Regimes; hier kann von einer „Selbstmobilisierung“ für den Nationalsozialismus die Rede sein.

Neben jenen allgemeineren Erfahrungs- und Mentalitätshorizonten war für die Rolle des KWIE während des „Dritten Reichs“ der spezifische Charakter des Instituts vor 1933 wichtig. So kommt in Bezug auf das KWIE eine besondere Kontinuität hinzu: Schon vor 1933 erforschte das KWIE die verbesserte Aufbereitung deutscher Erze. Auch war es in der Ersatzstoffforschung und der militärischen Forschung engagiert. Dies passte nach der „Machtübernahme“ in das NS-Autarkie- und Aufrüstungsprogramm. Solche Aufgabenfelder wurden – unter Initiative von KWIE/KWG und VDEh, sowie von verschiedenen Akteuren aus Staat, Militär und Wissenschaft – weiterentwickelt und bereits bestehende Kooperationsverhältnisse ausgebaut. Dies bildete einen weiteren zentralen Hintergrund für ideologische, institutionelle und personelle Kontinuitäten am Institut nach der NS-„Machtübernahme“.

NS-Rituale und Symbolik am KWIE

Die „Selbstmobilisierung“ für das NS-Regime und seine Ziele zeigte sich zugleich auch in der vorauseilenden Anpassung des KWIE an die neuen Anforderungen des NS-Regimes, zum Beispiel in Fragen der wissenschaftlichen Verbandsorganisation und der Verwendung von NS-Symbolen, etwa wenn es darum ging, wie das KWIE zukünftig zu beflaggen sei. Nach der NS-„Machtübernahme“ versuchte die Institutsspitze von den neuen politischen Gegebenheiten und der Wiederaufrüstung zu profitieren, etwa in Form der Wiederaufnahme der früheren Neubaupläne. Sogar die Neubesetzung von Kuratoriumspositionen wollte man hierauf ausrichten; es gab hier gewissermaßen eine strategisch oder taktisch motivierte Bereitschaft zur „Selbstgleichschaltung“.

Die jährlichen Geschäftsberichte und weitere regelmäßige interne Berichte am KWIE weisen zwar einen nationalen Tonfall auf, waren jedoch vorwiegend sachlich-forschungsbezogen gehalten. Explizit politische oder propagandistische Passagen sind gerade in den ersten Jahren des NS-Regimes nur vereinzelt zu finden.

Die Festivitäten zu Grundsteinlegung und Einweihung des Institutsneubaus in den Jahren 1934 und 1935 waren dagegen von der Inszenierung einer deutlichen NS-Nähe seitens VDEh, KWG und KWIE geprägt. Dies wurde unter anderem durch die breite Verwendung von politischer Symbolik zum Ausdruck gebracht. Der VDEh-Vorsitzende Albert Vögler trat äußerst NS-nah auf. Zudem wurden wichtige Größen der NS-Wissenschaftspolitik, des Militärs, der nationalsozialistischen Düsseldorfer Stadtspitze und der Gauwaltung hofiert. Auch die Nationalsozialisten innerhalb der „Betriebsgemeinschaft“ des KWIE, insbesondere die sogenannten „Alten Kämpfer“, wurden geehrt. Dies zeigt ein offizielles Fotoalbum zur Grundsteinlegung. Der Anteil und Einfluss von NSDAP- und SA-Mitgliedern war am Institut bereits in den Jahren 1934/35 erheblich. Die Institutsleitung blieb bei diesen Gelegenheiten politisch aber eher noch im Hintergrund und wahrte einen zwar national geprägten, aber sonst zurückhaltend-neutralen Tonfall. Allerdings verweist ein Artikel aus der Feder von Institutsleiter Friedrich Körber von 1936 darauf, dass man eine institutionelle Unabhängigkeit und langfristig orientierte, theoriegeleitete Forschung erhalten wollte, anstatt sich nur auf Auftragsforschung im anwendungsorientierten Rüstungsbereich zu verlegen. Diese Position wurde von Körber allerdings mithilfe einer antiintellektualistisch und antisemitisch konnotierten Abgrenzungsrhetorik untermauert.

Innerbetriebliche Sozialbeziehungen

Ein wichtiger Bereich, in dem das KWIE gleichgeschaltet wurde, waren die innerbetrieblichen Sozialbeziehungen. Ab 1934 erfolgte der Umbau zur NS-Betriebsgemeinschaft. Qua Gesetz wurde Körber als Institutsleiter zum „Betriebsführer“ erhoben. Allerdings passte man sich auch hier bereitwillig an. Das KWIE nahm engagiert an Berufswettkämpfen und den Wettbewerben um den Titel des „NS-Musterbetriebs“ teil. Dabei zeigten Institutsleitung und VDEh besondere Initiative und Enthusiasmus. Der Aufbau der NS-Betriebsgemeinschaft hatte zur Folge, dass die DAF am KWIE bald über ein Netz an betrieblichen Funktionären verfügte. Deutlich politischer als in den ersten Jahren nach der „Machtübernahme“ trat die Institutsleitung nach Kriegsbeginn auf. Dies zeigte sich sowohl in „Brandreden“ Körbers zum 25-jährigen Bestehen 1942, als auch in den Feldpostbriefen der Daheimgebliebenen. Sie zeugen von einer weltanschaulichen Radikalität. Der Inhalt der Feldpostbriefe verweist darauf, dass am Institut Kriegseuphorie, Antibolschewismus und ein Konsens über die Legitimität antisemitischer Verfolgung vorhanden war bzw. die Verfolgung von Seiten des Instituts legitimiert wurde. Mit Franz Wever stand ab 1944 ein fanatischer Kriegsteilnehmer und überzeugter Nationalsozialist an der Institutsspitze.

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