Das Jubiläum zum 25-jährigen Bestehen

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Anlässlich des 25-jähringen Institutsjubiläums wurde eine Sonderausgabe der „Mitteilungen aus dem Kaiser-Wilhelm-Institut für Eisenforschung“ veröffentlicht. Sie enthielt auch einen Artikel zur Geschichte des Instituts von Wilhelm Dönges.
Auszug aus dem Manuskript der Rede Direktor Körbers, die er anlässlich des 25-jährigen Jubiläums des KWIE beim Betriebsappell am 19. Juni 1942 hielt.

Ein wichtiges Ereignis für das KWIE waren die Feierlichkeiten zum 25-jährigen Bestehen des Instituts im Jahr 1942. Auch hier kann man wie schon bei der Grundsteinlegung und der Eröffnung von einer Inszenierung der NS-Nähe sprechen. Aufgrund des Kriegsgeschehens fielen die Feierlichkeiten allerdings weit weniger pompös aus als die zur Grundsteinlegung des Neubaus.

Die Jubiläums-Feier am 19. Juni 1942

Die Feierstunde des KWIE am 19. Juni 1942 fand gemeinsam mit Mitgliedern des Kuratoriums sowie Gästen aus Partei, Wehrmacht, Reichs-, Staats- und Kommunalbehörden sowie aus Wissenschaft und Wirtschaft statt. Eingeladen waren etwa verschiedene Parteigrößen wie Gauleiter, Kreisleiter, Gau- und Kreisobmänner der Deutschen Arbeitsfront (DAF), außerdem Regierungs- und Finanzpräsidenten sowie der Oberbürgermeister der Stadt Düsseldorf, wobei ein Teil dieser Gäste verhindert war. Im Anschluss an die jährliche Kuratoriumssitzung wurde zunächst ein feierlicher Betriebsappell durchgeführt.

Der Appell, an dem ca. 90 Leute teilnahmen, begann mit der Meldung des „Betriebsobmanns“ an „Betriebsführer“ Friedrich Körber, dass die „Gefolgschaft“ angetreten sei. Der „Betriebsobmann“ Ferdinand Spies sprach eine kurze Gefallenenehrung. Darauf folgten eine längere Ansprache Körbers sowie Reden von Albert Vögler, von Paul Goerens sowie von Werner Köster, Leiter des KWI für Metallforschung in Stuttgart. Vögler überbrachte im Auftrag von Hitler, Speer sowie der KWG Auszeichnungen für besonders verdiente „Gefolgschaftsmitglieder“. Der Betriebsappell wurde mit dem „Gruß an den Führer“ und den „Liedern der Nation“ geschlossen. Nächster Tagesordnungspunkt war eine wissenschaftliche Vortragssitzung unter der Leitung Vöglers sowie ein – wie es im Programmentwurf hieß – „geselliges Beisammensein bei einem Eintopfgericht“ .[1] Am 20. Juni gab Körber bei einer Vortragssitzung des VDEh nochmals einen Rückblick auf die Institutsarbeit. Am Nachmittag wurde eine Sportveranstaltung für die „Institutsgefolgschaft“ mit anschließendem Umtrunk veranstaltet.[2]

Die Rede Friedrich Körbers

Ein Beleg für die durchaus nationalsozialistische Ausrichtung an der Spitze des KWIE ist die Rede, die Friedrich Körber anlässlich des Jubiläums beim Betriebsappell hielt.[3] Es liegen mehrere Versionen der Rede mit Randkorrekturen und Änderungen beim VDEh vor. Körbers und auch Vöglers Rede wurden offenbar mehrfach korrigiert und leicht abgeändert. In welcher Version die Rede letztlich genau gehalten wurde, ist nicht mehr zu klären.

In den Manuskripten hieß es unter anderem: „Mit der Machtübernahme durch unseren Führer Adolf Hitler am 30. Januar 1933 brach auch für das Institut ein neuer Abschnitt steter Aufwärtsentwicklung an.“ Körber würdigte das Kriegsgeschehen und die Bedeutung des Instituts folgendermaßen: „Als dann Ende August 1939 der vom Weltjudentum geschürte Polenterror zum zweiten Weltenbrand führte, wuchsen Ziel, Umfang und Wichtigkeit der dem Institut von den verschiedenen Wehrmachtsstellen übertragenen kriegswichtigen Forschungsaufgaben immer weiter an“.[4] Und weiter: „Nichts soll und darf unseren festen Glauben an den Endsieg erschüttern, nichts unsere Arbeitsfreude und Schaffenskraft an den uns in der Heimatfront zugewiesenen Platz mindern.“[5] An Körbers Worten wird neben der kriegswichtigen Relevanz des KWIE vor allem deutlich, dass er zentrale Aspekte der NS-Weltanschauung wie den radikalen Antisemitismus und den kriegerischen Fanatismus des NS-Regimes teilte.

Die Reden von Vögler und Goerens

Die folgende Rede von Vögler zeugte ebenfalls von einer großen Nähe zum NS-Regime und dessen Rüstungsapparat. Die anderen Redner waren zurückhaltender. Paul Goerens etwa betonte als Vertreter des Vereins Deutscher Eisenhüttenleute (VDEh) vor allem die Bedeutung der Eisenforschung und beschränkte sich auf Danksagungen an Körber und das Institut.[6] Abschließend bedankte sich Körber bei den verschiedenen Vorrednern und bei seiner „Gefolgschaft“ am KWIE und huldigte Hitler und der Wehrmacht: „In dieser echten Arbeitskameradschaft wollen wir auch in der Zukunft unsere Pflicht tun. Unsere Soldaten, sie sind uns Vorbild an Opfer und Pflichterfüllung, ihnen wollen wir nachstreben, und wir wollen uns hier in der Heimat in echter Kameradschaft fester denn je zusammenschliesssen, bis der Endsieg erstritten ist. […] Wenn wir von dieser Arbeit der kommenden Jahre Segen für uns, Befriedigung für uns und Segen für Volk und Vaterland erhofften, so geschieht dies in dem gläubigen Bewusstein der zuversichtlichen Hoffnung, dass unser geliebter Führer, der Oberbefehlshaber unserer stolzen, sieggewohnten Wehrmacht uns und unsere Kinder im Grossdeutschen Reich in einer besser geordneten Welt einer glücklichen Zukunft entgegenführen wird. Ihm gilt unser höchster Dank, ihm gelten unsere heissesten Wünsche, ihm gilt unser Gruss zum Abschluss dieser Feierstunde. Unserem Führer ein dreifaches Sieg Heil!“ .[7]

Bericht in den „Mitteilungen aus dem Kaiser-Wilhelm-Institut für Eisenforschung“

Im Zusammenhang mit dem 25-jährigen Bestehen erschien auch eine Jubiläumsausgabe der Mitteilungen. Diese enthielt wenige explizit politische Stellungnahmen. Das Vorwort Körbers betonte hingegen lediglich die Bedeutung des Instituts für die Erforschung der wissenschaftlichen Grundlagen des Eisenhüttenwesens sowie die Kriegswichtigkeit.[8] In einem Überblick zur Geschichte und Gegenwart des Instituts, verfasst von KWIE-Verwaltungsdirektor Wilhelm Dönges, hieß es unter anderem: „An dem gemeinsamen Ziel mitzuarbeiten, der deutschen Wissenschaft die Führung in der Welt zu erhalten, wird auch dem Institut eine hohe Verpflichtung bleiben! Deutschland durchlebt eine schwere Zeit. Große Opfer sind gebracht und werden noch gebracht werden müssen. Große Anforderungen werden an jeden einzelnen und auch an das Institut gestellt. Aber groß ist das Ziel, und vor uns steht der deutsche Sieg und die zuversichtliche Gewißheit, daß unsere unvergleichliche Wehrmacht unter ihrem genialen Führer Adolf Hitler den alten Dichterspruch wahrmachen wird: ‚Und es wird am deutschen Wesen einmal noch die Welt genesen.‘“[9]

Einzelnachweise

zum ausführlichen Quellen- und Literaturverzeichnis

  1. VDEh, Ac 201, Band III, Schreiben von Albert Vögler an Gauleiter Florian, 01.06.1942; VDEh, Ac 201, Band III, 25 Jahre Kaiser-Wilhelm-Institut für Eisenforschung.
  2. VDEh, Ac 201, Band III, Aktenvermerk über die Besprechung mit den Herren Dr. Vögler und Dr. Petersen betreffend Institutsangelegenheiten am 13. Mai 1942, 15.05.1942.
  3. VDEh, Ac 201, Band III., Ansprache von Professor Körber zum Betriebsappell, 19.06.1942.
  4. VDEh, Ac 201, Band III., Ansprache von Professor Körber zum Betriebsappell, 19.06.1942.
  5. VDEh, Ac 201, Band III., Ansprache von Professor Körber zum Betriebsappell, 19.06.1942.
  6. VDEh, Ac 201, Band III, Manuskripte der Ansprachen zur Gedenkstunde aus Anlass des 25-jährigen Bestehens des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Eisenforschung am 19.06.1942; VDEh, Ac 201, Band III, 25 Jahre Kaiser-Wilhelm-Institut für Eisenforschung.
  7. VDEh, Ac 201, Band III, Dank Professor Körber, Manuskript zur Gedenkstunde aus Anlass des 25jährigen Bestehens des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Eisenforschung am 19. Juni 1942.
  8. Körber: Vorwort (Mitteilungen aus dem KWIE XXV).
  9. Dönges: Geschichte, S. 19.