Verein Deutscher Eisenhüttenleute

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Im Düsseldorfer Stahlhof beschloss der Vorstand des VDEh am 19. Juni 1917 die Gründung des KWIE.
Der seit 1917 amtierende Hauptgeschäftsführer des VDEh, Otto Petersen, war maßgeblich an der Gründung des KWIE beteiligt.

Der Verein Deutscher Eisenhüttenleute (VDEh), der seit 2003 Stahlinstitut VDEh heißt, war und ist ein wichtiger Zusammenschluss der deutschen Stahlindustrie mit Sitz in Düsseldorf.[1] Er wurde im November 1860 als Technischer Verein für Eisenhüttenwesen (TVEh) gegründet und war zunächst ein Zweigverein des Verbands Deutscher Ingenieure (VDI). Die Umbenennung in VDEh erfolgte nach der Trennung vom VDI 1880.

Gründung und Vereinsziele

Die Gründung fiel in eine Zeit, in der die Zahl der stahlproduzierenden und -verarbeitenden Betriebe stark anstieg. Das Ziel des Vereins war die technische, wirtschaftliche und wissenschaftliche Zusammenarbeit bei der Weiterentwicklung des Werkstoffs Stahl.[2] Dazu gehörte auch Lobbyarbeit und die Aus- und Weiterbildung für das Hüttenwesen. Er organisierte unter anderem Vorträge und Symposien und gab wissenschaftliche Publikationen heraus – darunter seit 1881 die bis heute bestehende Zeitschrift „Stahl und Eisen“.[3] Darüber hinaus wurden spezielle Themenkomplexe in Kommissionen und Ausschüssen behandelt. Über die Jahre entstand so ein europaweites Netzwerk aus Ingenieuren, Wissenschaftlern und Industriellen, durch das der VDEh auch international zur treibenden Kraft in der Stahlforschung wurde. Dokumentiert wurden die Tätigkeiten des VDEh vor allem in einer 1905 eingerichteten Fachbibliothek, die Publikationen und Periodika aus der ganzen Welt sammelte.[4]

VDEh und KWIE

Um die Jahrhundertwende unterhielt der VDEh Zweig- und Forschungsstellen in den deutschen Montanrevieren. Während des Ersten Weltkriegs setzte sich der Verein für den Aufbau eines zentralen Forschungsinstituts für Eisen- und Stahl ein, wobei der zunächst stellvertretende, dann hauptamtliche Geschäftsführer Otto Petersen die treibende Kraft war. Gemeinsame Verhandlungen der Vertreter des VDEh, der KWG und des Preußischen Kultusministeriums endeten am 30. April 1917 mit der Entscheidung, ein Eisenforschungsinstitut unter dem Dach der KWG zu begründen.[5] Am 19. Juni 1917 beschloss der VDEh-Vorstand bei einer Sitzung im Düsseldorfer Stahlhof einstimmig die Errichtung des KWIE und die Finanzierung durch den VDEh bzw. durch seine Mitgliedsunternehmen.[6]

Der VDEh in der Zeit des Nationalsozialismus

Zwischen 1933 und 1945 war der VDEh Teil der nationalsozialistischen Aufrüstungspolitik und in Dachverbände eingebunden, die vor allem der nationalsozialistischen Ideologie verpflichtet waren. Von 1933 bis 1937 war der VDEh in die Reichsgemeinschaft der technisch-wissenschaftlichen Arbeit (RTA), ab 1936 in den Arbeitskreis wissenschaftlicher Industrie für den Vierjahresplan und ab 1937 in den Nationalsozialistischen Bund Deutscher Technik (NSBDT) involviert. In dieser Zeit war der Verein nach dem Führerprinzip organisiert, so dass der jeweilige Vorsitzende eine große Machtfülle besaß. 1936 bis 1939 war dies Fritz Springorum. Davor und danach war es Albert Vögler, der den VDEh bereits seit 1917 geleitet hatte. Vögler war ein maßgeblicher Unterstützer des Nationalsozialismus und beging im April 1945 Suizid, um nicht in alliierte Gefangenschaft zu geraten.[7]

Der Fokus der Arbeit des VDEh lag ab 1933 – wie der Forschungsschwerpunkt des KWIE – auf der Vorbereitung der Stahl- und Eisenwirtschaft auf einen Krieg. Dazu gehörte auch das Ziel der langfristigen Rohstoffautarkie, für das Ersatzrohstoffe gefunden werden sollten, so dass keine importierten Rohstoffe mehr benötigt würden.[8] Trotz der Ausrichtung auf die nationalsozialistische Ideologie und dem Fokus auf die Rüstungsforschung, hielt der VDEh bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs seine internationalen Vernetzungen aufrecht. Dennoch wurden bereits ab 1933/34 jüdische und „nicht-arische“ Vereinsmitglieder sukzessive aus dem Verein ausgeschlossen, dies aber gegenüber ausländischen Partnern nicht thematisiert.[9]

Der VDEh und der Zweite Weltkrieg

Während des Zweiten Weltkriegs wurde der VDEh in verschiedene Organisationen und Forschungsverbünde eingebunden. Darüber hinaus war er daran beteiligt, Erzfelder und Hüttenwerke in besetzten Gebieten nutzbar zu machen. Wie alle technisch-wissenschaftlichen Vereine wurde der VDEh am 10. Oktober 1945 durch den Alliierten Kontrollrat verboten. Ein Jahr später wurde er jedoch mit einer neuen Satzung von der britischen Militärregierung wieder zugelassen.[10]

Einzelnachweise

zum ausführlichen Quellen- und Literaturverzeichnis

  1. Maier/Zilt/Rasch: Einführung, S. 9.
  2. Maier/Zilt/Rasch: Einführung, S. 9-12.
  3. Hilz: Zeitschrift Stahl und Eisen.
  4. Stellmacher: Stahlwissen.
  5. Flachowsky: Alle Arbeit, S. 159; Kohl: Präsidenten, S. 190.
  6. Dönges: Geschichte, S. 6-8.
  7. Rasch: Zwischen Politik und Wissenschaft, S. 138.
  8. Maier: Der VDEh im Nationalsozialismus, S. 139-152.
  9. Maier: Der VDEh im Nationalsozialismus, S. 153-162.
  10. Maier: Der VDEh im Nationalsozialismus, S. 139, S. 175.