Der Reichsberufswettkampf

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Das KWIE nahm unter dem Einfluss der DAF an zwei alljährlich durchgeführten NS-Leistungskämpfen teil: am „Leistungskampf der deutschen Betriebe“ und dem zunächst auf jugendliche Arbeitnehmer beschränkten „Reichsberufswettkampf“ (RBWK). Diese Kampagnen bildeten wichtige Elemente der NS-Betriebspolitik.[1]

Einführung und Organisation des Reichsberufswettkampfs

Der RBWK war im Jahr 1934 eingeführt worden. Er wurde vom Jugendamt der DAF und der Hitlerjugend (HJ) mit breiter Unterstützung der Industrie abgehalten. Der Wettkampf zielte auf die nationalsozialistische Neuordnung des Auszubildendenwesens durch die DAF. Der Wettkampf deckte die Themenfelder berufliche Praxis, berufliche Theorie, weltanschauliche Schulung und für Mädchen zusätzlich Hauswirtschaft ab. Einzige Bedingung für die Teilnahme war die „arische“ Abstammung. Auch die rheinisch-westfälische Eisen- und Stahlindustrie stand dem RBWK positiv gegenüber.[2] Die Durchführung des RBWK verlief dabei je nach Berufssparte unterschiedlich, jedoch war es üblich, dass die Jugendlichen eines DAF-Kreises in einem Großunternehmen, das über ausreichende Räumlichkeiten verfügte, zusammenkamen, um dort gemeinsam die praktischen Aufgaben zu absolvieren. Die Bearbeitung der theoretischen und der weltanschaulichen Aufgaben geschah an einer Berufsschule, in späteren Jahren mussten zusätzlich noch sportliche Mindestleistungen nachgewiesen werden. Nachdem zunächst auf lokaler Ebene die Ortssieger bekanntgegeben worden waren, wurde der Wettbewerb auf Gau- und Reichsebene fortgesetzt.[3] Im März 1938 wurde der RBWK auch auf die erwachsenen Beschäftigten ausgedehnt. Trotz intensiver Mobilisierungsversuche gelang es der DAF nicht, eine ähnlich hohe Beteiligung bei den Erwachsenen wie bei den Jugendlichen zu erzielen, zumal sich auch die Industrie – anders als bei den Jugendlichen – eher zurückhaltend verhielt.[4] Im Jahr 1939 betrug die Zahl der Wettkampfteilnehmer angeblich über 3,5 Millionen, während sich weitere 650.000 Personen als Organisatoren und Kampfrichter beteiligten.

Die Intention des RBWK

Allerdings ging es beim RBWK nur vordergründig um den individuellen Anreiz zu Aufstieg und Qualifikation, stattdessen stand die planmäßige Auslese einer Elite, die Lenkung des Arbeitskräftepotentials und die massenwirksame, NS-ideologische Ausrichtung der Arbeiter- und Angestelltenschaft im Mittelpunkt, was von den Organisatoren offen zugegeben wurde. Darum wurden nicht nur die beruflichen Fähigkeiten der Teilnehmer in praktischer und theoretischer Form überprüft, sondern auch Arbeiten weltanschaulicher Art abverlangt.[5] Der aufwendig inszenierte Reichsberufswettkampf entfaltete eine psychologische Massenwirkung: auch wenn es dem Großteil der teilnehmenden Jugendlichen nicht so sehr um die Erhöhung ihrer Qualifikation ging, so wirkten neben verschiedenen Vergünstigungen wie die Abkürzung der Lehrzeit, Gratifikationen, Sonderurlaub usw. vor allem „der Kampf selbst und die allgemeine Betriebsamkeit“ motivierend.[6]

Die Teilnahme des KWIE am RBWK

Am KWIE war die Teilnahme der Lehrlinge am RBWK seit seiner Einführung 1934 Pflicht. Zwischen 1935 und 1939 erzielten 17 Lehrlinge des KWIE Siege – zwei wurden Reichssieger, drei Gausieger, vier Kreissieger und acht Ortssieger. Das Institut konnte weiterhin bekanntgeben, dass vier Lehrlingen ein Hochschulstudium ermöglicht werden konnte.[7] Über die Beteiligung von erwachsenen Beschäftigten des KWIE und dessen Umfang lässt sich aufgrund der aufgefundenen Quellen keine Aussage treffen.

Einzelnachweise

zum ausführlichen Quellen- und Literaturverzeichnis

  1. Vgl. Frese: Vom „NS-Musterbetrieb“ zum „Kriegs-Musterbetrieb“, S. 382; Reulecke: Die Fahne mit dem goldenen Zahnrad.
  2. Reulecke: Die Fahne mit dem goldenen Zahnrad, S. 249; Frese: Betriebspolitik im Dritten Reich, S. 412, S. 417.
  3. Frese: Betriebspolitik im „Dritten Reich“, S. 411 f.
  4. Frese: Betriebspolitik im „Dritten Reich“, S. 418 f.
  5. Frese: Betriebspolitik im „Dritten Reich“, S. 418 f.
  6. Reulecke, Die Fahne mit dem goldenen Zahnrad, S. 249.
  7. Dönges: Geschichte, S. 24.