NS-Forschungsverbünde: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:Einladung Lilienthal-Gesellschaft an Pomp 1938.jpg|thumb|Die Verbindung zu Forschungsverbünden basierte oft auf der Mitgliedschaft einzelner Wisseschnaftler. So war beispielsweise [[Anton Pomp|Anton Pomp]] Mitglied des Ausschusses für Werkstoffragen der Deutsche Akademie der Luftfahrtforschung (DAL) bzw. der Lilienthal-Geseldfablschaft .]]
[[Datei:Einladung Lilienthal-Gesellschaft an Pomp 1938.jpg|thumb|Die Verbindung zu Forschungsverbünden basierte oft auf der Mitgliedschaft einzelner Wissenschaftler. So war beispielsweise [[Anton Pomp|Anton Pomp]] Mitglied des „Ausschusses für Werkstoffragen“ [sic] der Deutschen Akademie der Luftfahrtforschung (DAL) bzw. der Lilienthal-Gesellschaft.]]
[[Datei:Sitzungsprotokoll Rohstoffamt 1936 1.jpg|thumb|Das KWIE war auch Gastgeber für Sitzungen von Forschungsverbünden. So fand zm Beispiel am 29. Oktober 1936 eine vom Amt für deutsche Roh- und Werkstoffe einberufene Sitzung am KWIE über Eisen, Nichteisenmetalle und Aufbereitungs- und Lagerfragen statt, ...]]
[[Datei:Sitzungsprotokoll Rohstoffamt 1936 1.jpg|thumb|Das KWIE war auch Gastgeber für Sitzungen von Forschungsverbünden. So fand zum Beispiel am 29. Oktober 1936 eine vom Amt für deutsche Roh- und Werkstoffe einberufene Sitzung am KWIE über Eisen, Nichteisenmetalle und Aufbereitungs- und Lagerfragen statt, ...]]
[[Datei:Sitzungsprotokoll Rohstoffamt 1936 2.jpg|thumb|... an der unter anderem [[Peter Bardenheuer|Peter Bardenheuer]], [[Friedrich Körber|Friedrich Körber]] und [[Franz Wever|Franz Wever]] teilnahmen.]]
[[Datei:Sitzungsprotokoll Rohstoffamt 1936 2.jpg|thumb|... an der unter anderem [[Peter Bardenheuer|Peter Bardenheuer]], [[Friedrich Körber|Friedrich Körber]] und [[Franz Wever|Franz Wever]] teilnahmen.]]


Das KWIE war in verschiede '''NS-Forschungsverbünde''' integriert. Solche wissenschaftlichen Forschungsverbünde befassten sich mit der Lösung spezifischer [[Rüstungsforschung und Institutsentwicklung in den letzten Kriegsjahren|rüstungsrelevanter Problemlagen]] durch führende Fachleute aus Industrie, Staat, Wirtschaft und Militär und konnten nach erfolgreicher Umsetzung der Forschungsaufgaben wieder aufgelöst werden.<ref>Flachowsky: Alle Arbeit, S. 170-172.</ref> Die Verbünde, in die das KWIE eingebunden war, befassten sich insbesondere mit der [[Übersicht: Autarkie- und Rüstungsforschung|Rohstoffversorgung und Untersuchungen]] zur Haltbarkeit und Verwendungsmöglichkeiten von Stählen und fertigen Stahlprodukten.
Das KWIE war in verschiede '''NS-Forschungsverbünde''' integriert. Solche wissenschaftlichen Forschungsverbünde befassten sich mit der Lösung spezifischer rüstungsrelevanter Problemlagen durch führende Fachleute aus Industrie, Staat, Wirtschaft und Militär und konnten nach erfolgreicher Umsetzung der Forschungsaufgaben wieder aufgelöst werden.<ref>Flachowsky: Alle Arbeit, S. 170-172.</ref> Die Verbünde, in die das KWIE eingebunden war, befassten sich insbesondere mit der [[Übersicht: Autarkie- und Rüstungsforschung|Rohstoffversorgung und Untersuchungen]] zur Haltbarkeit und Verwendungsmöglichkeiten von Stählen und fertigen Stahlprodukten.
Die Einbindung in Forschungsverbünde und Gremien erfolgte vor allem über Einzelpersonen, insbesondere über den [[Die Direktoren des KWIE im Nationalsozialismus|Direktor]] des Instituts, [[Friedrich Körber|Friedrich Körber]], aber auch über andere [[Die Abteilungsleiter des KWIE|wissenschaftliche Mitarbeiter]]. Bereits vor 1933 waren das Institut, einige Abteilungen und eine Reihe von Mitarbeitern an Projekten zur [[Übersicht: Autarkie- und Rüstungsforschung|Rohstoffversorgung]] und zu Fragen der Wiederwehrhaftmachung beteiligt. An die so entstandenen persönlichen und institutionellen Verbindungen wurde bei verschieden NS-Forschungsverbünden angeknüpft, so dass die Anpassung an die neuen Strukturen und der Übergang „von in Friedenszeiten durchgeführten Forschungsprojekten in Kriegsaufträge“ relativ nahtlos gelangen.<ref>Flachowsky: Alle Arbeit, S. 170. </ref> Zusätzlich waren die [[Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft und Max-Planck-Gesellschaft|Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft (KWG)]] und der [[Verein Deutscher Eisenhüttenleute|Verein deutscher Eisenhüttenleute (VDEh)]] hilfreich dabei, die Kontakte für die Einbindung in Forschungsverbünde zu knüpfen.
 
Die Einbindung in Forschungsverbünde und Gremien erfolgte vor allem über Einzelpersonen, insbesondere über den [[Die Direktoren des KWIE im Nationalsozialismus|Direktor]] des Instituts, [[Friedrich Körber|Friedrich Körber]], aber auch über andere wissenschaftliche Mitarbeiter. Bereits vor 1933 waren das Institut, einige Abteilungen und eine Reihe von Mitarbeitern an Projekten zur Rohstoffversorgung und zu Fragen der Wiederwehrhaftmachung beteiligt. An die so entstandenen persönlichen und institutionellen Verbindungen wurde bei verschieden NS-Forschungsverbünden angeknüpft, so dass die Anpassung an die neuen Strukturen und der Übergang „von in Friedenszeiten durchgeführten Forschungsprojekten in Kriegsaufträge“ relativ nahtlos gelangen.<ref>Flachowsky: Alle Arbeit, S. 170. </ref> Zusätzlich waren die [[Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft und Max-Planck-Gesellschaft|Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft (KWG)]] und der [[Verein Deutscher Eisenhüttenleute|Verein deutscher Eisenhüttenleute (VDEh)]] hilfreich dabei, die Kontakte für die Einbindung in Forschungsverbünde zu knüpfen.


==Vereinigung für Luftfahrtforschung (VLF) und Deutsche Akademie der Luftfahrtforschung (DAL) ==
==Vereinigung für Luftfahrtforschung (VLF) und Deutsche Akademie der Luftfahrtforschung (DAL) ==
Ein wichtiges Arbeitsfeld bildete für das KWIE die [[Rüstungsforschung (1933–1935)|Luftfahrtforschung]] im Forschungsverbund des Reichsluftfahrtministeriums (RLM). Bereits vor 1933 war das KWIE in die Luftfahrtforschung [[Rüstungsforschung zur Zeit der Weimarer Republik|eingebunden]] gewesen und hatte ab 1926 im Auftrag des Heereswaffenamts im Reichswehrministerium „in Gemeinschaft mit drei Edelstahlwerken“ nach geeigneten Stählen „für hochbeanspruchte Teile von Flugzeugmotoren, wie Kurbelwellen und Pleuelstangen“ geforscht.<ref>MPIE, 3-0-20-2, Untersuchung von Stählen für Flugzeugkurbelwellen (undatiert).</ref> 1933 wurde [https://de.wikipedia.org/wiki/Hermann_G%C3%B6ring Hermann Göring] die Leitung des neu eingerichteten Reichskommissariats für die Luftfahrt übertragen, aus dem schließlich im Mai 1933 das [https://de.wikipedia.org/wiki/Reichsluftfahrtministerium RLM] entstand. Damit ging auch die Zuständigkeit für die Luftfahrtforschung an das neu gebildete Ministerium über.<ref>Vgl. Budraß: Flugzeugindustrie und Luftrüstung, S. 293-295; Flachowsky: Alle Arbeit, S. 171.</ref>
 
Ein wichtiges Arbeitsfeld bildete für das KWIE die [[Rüstungsforschung (1933–1935)|Luftfahrtforschung]] im Forschungsverbund des Reichsluftfahrtministeriums (RLM). Bereits vor 1933 war das KWIE in die Luftfahrtforschung [[Rüstungsforschung zur Zeit der Weimarer Republik|eingebunden]] gewesen und hatte ab 1926 im Auftrag des Heereswaffenamts im Reichswehrministerium „in Gemeinschaft mit drei Edelstahlwerken“ nach geeigneten Stählen „für hochbeanspruchte Teile von Flugzeugmotoren, wie Kurbelwellen und Pleuelstangen“ geforscht.<ref>MPIE, 3-0-20-2, Untersuchung von Stählen für Flugzeugkurbelwellen (undatiert).</ref> 1933 wurde [https://de.wikipedia.org/wiki/Hermann_G%C3%B6ring Hermann Göring] die Leitung des neu eingerichteten Reichskommissariats für die Luftfahrt übertragen, aus dem schließlich im Mai 1933 das [https://de.wikipedia.org/wiki/Reichsluftfahrtministerium Reichsluftfahrtministerium (RLM)] entstand. Damit ging auch die Zuständigkeit für die Luftfahrtforschung an das neu gebildete Ministerium über.<ref>Vgl. Budraß: Flugzeugindustrie und Luftrüstung, S. 293-295; Flachowsky: Alle Arbeit, S. 171.</ref>


Ein vom RLM initiierter Forschungsverbund, an dem das KWIE – und besonders die [[Die Physikalische Abteilung|Physikalische Abteilung]] und die [[Die Mechanisch-Technologische Abteilung|Mechanisch-Technologische Abteilung]] – beteiligt war, war die Vereinigung für Luftfahrtforschung (VLF).<ref>MPIE, 8-2-01-4, Tätigkeitsberichte & Arbeitsprogramme 1935, 36.</ref> Die VLF war im April 1933 auf Anregung des Leiters der Forschungsabteilung im Technischen Amt des RLM, Adolf Baeumker, gegründet worden. Ihre Aufgabe war es, die Forschungsarbeiten im Bereich Flugzeugbau und Luftverkehr zusammen zu fassen.<ref>Flachowsky: Alle Arbeit, S.171.</ref> Im Rahmen dieses Verbandes sollten Fachleute aus Wirtschaft, Wissenschaft, Staat und Militär die Forschung in den Bereichen Flugzeugbau und Luftverkehr sowie die praktische Umsetzung von Forschungsergebnissen koordinieren. Innerhalb der VLF entstanden verschiedene Ausschüsse und Arbeits- bzw. Fachgruppen, etwa der im Dezember 1933 gebildete Ausschuss für Werkstoffe.<ref>Flachowsky: Alle Arbeit, S. 171.</ref>  
Ein vom RLM initiierter Forschungsverbund, an dem das KWIE – und besonders die [[Die Physikalische Abteilung|Physikalische Abteilung]] und die [[Die Mechanisch-Technologische Abteilung|Mechanisch-Technologische Abteilung]] – beteiligt war, war die Vereinigung für Luftfahrtforschung (VLF).<ref>MPIE, 8-2-01-4, Tätigkeitsberichte & Arbeitsprogramme 1935, 36.</ref> Die VLF war im April 1933 auf Anregung des Leiters der Forschungsabteilung im Technischen Amt des RLM, Adolf Baeumker, gegründet worden. Ihre Aufgabe war es, die Forschungsarbeiten im Bereich Flugzeugbau und Luftverkehr zusammen zu fassen.<ref>Flachowsky: Alle Arbeit, S.171.</ref> Im Rahmen dieses Verbandes sollten Fachleute aus Wirtschaft, Wissenschaft, Staat und Militär die Forschung in den Bereichen Flugzeugbau und Luftverkehr sowie die praktische Umsetzung von Forschungsergebnissen koordinieren. Innerhalb der VLF entstanden verschiedene Ausschüsse und Arbeits- bzw. Fachgruppen, etwa der im Dezember 1933 gebildete Ausschuss für Werkstoffe.<ref>Flachowsky: Alle Arbeit, S. 171.</ref>  
In diesen Ausschuss wurde das KWIE von der Geschäftsstelle der VLF integriert. So war auch das KWIE Teil der überinstitutionellen „Gemeinschaftsforschung“ für die Luftwaffe.<ref>Flachowsky: Alle Arbeit, S. 172.</ref> Forscher des KWIE waren bei der Suche nach sogenannten „Austauschstoffen“ in verschiedenen Arbeitsgruppen innerhalb des Ausschusses für Werkstoffe aktiv.<ref>Flachowsky: Alle Arbeit, S. 173.</ref> Zu den Vertretern des KWIE in den Arbeitsgruppen gehörten Direktor Friedrich Körber, [[Peter Bardenheuer|Peter Bardenheuer]], [[Anton Pomp|Anton Pomp]] und [[Franz Wever|Franz Wever]].<ref>Flachowsky: Alle Arbeit, S. 172-174.</ref> Am 21. und 22. Februar 1936 war das Institut darüber hinaus Tagungsort der Sondertagung über „Spannungsmessverfahren in der Luftfahrttechnik“, die die VLF organisierte.<ref>MPIE, 8-1-26-1, Einladungsschreiben der VLF zur Sondertagung an Pomp, 03.02.1936.</ref> 1936 wurde die VLF in „Lilienthal-Gesellschaft für Luftfahrtforschung“ umbenannt, blieb jedoch ein [[Rüstungsforschung (1936–1939)|konstanter Bestandteil der Arbeit]] des KWIE.<ref>Flachowsky: Alle Arbeit, S. 171.</ref> Körber, Bardenheuer, Wever und Pomp waren Mitglieder der Lilienthal-Gesellschaft.<ref>BArch (Militärarchiv Freiburg), RL 39/1338; BArch (Militärarchiv Freiburg), RL 39/1341; BArch (Militärarchiv Freiburg), RL 39/1313; MPIE, 8-1-26-1, Schreiben der Lilienthal-Gesellschaft an Pomp, 18.08.1936, Mitgliederverzeichnis der Lilienthal-Gesellschaft (Stand 30.09.1938).</ref>
In diesen Ausschuss wurde das KWIE von der Geschäftsstelle der VLF integriert. So war auch das KWIE Teil der überinstitutionellen „Gemeinschaftsforschung“ für die Luftwaffe.<ref>Flachowsky: Alle Arbeit, S. 172.</ref> Forscher des KWIE waren bei der Suche nach sogenannten „Austauschstoffen“ in verschiedenen Arbeitsgruppen innerhalb des Ausschusses für Werkstoffe aktiv.<ref>Flachowsky: Alle Arbeit, S. 173.</ref> Zu den Vertretern des KWIE in den Arbeitsgruppen gehörten Direktor Friedrich Körber, [[Peter Bardenheuer|Peter Bardenheuer]], [[Anton Pomp|Anton Pomp]] und [[Franz Wever|Franz Wever]].<ref>Flachowsky: Alle Arbeit, S. 172-174.</ref> Am 21. und 22. Februar 1936 war das Institut darüber hinaus Tagungsort der Sondertagung über „Spannungsmessverfahren in der Luftfahrttechnik“, die die VLF organisierte.<ref>MPIE, 8-1-26-1, Einladungsschreiben der VLF zur Sondertagung an Pomp, 03.02.1936.</ref> 1936 wurde die VLF in „Lilienthal-Gesellschaft für Luftfahrtforschung“ umbenannt, blieb jedoch ein [[Rüstungsforschung (1936–1939)|konstanter Bestandteil der Arbeit]] des KWIE.<ref>Flachowsky: Alle Arbeit, S. 171.</ref> Körber, Bardenheuer, Wever und Pomp waren Mitglieder der Lilienthal-Gesellschaft.<ref>BArch (Militärarchiv Freiburg), RL 39/1338; BArch (Militärarchiv Freiburg), RL 39/1341; BArch (Militärarchiv Freiburg), RL 39/1313; MPIE, 8-1-26-1, Schreiben der Lilienthal-Gesellschaft an Pomp, 18.08.1936, Mitgliederverzeichnis der Lilienthal-Gesellschaft (Stand 30.09.1938).</ref>
Neben der VLF bzw. der Lilienthal-Gesellschaft war das KWIE auch in der Deutschen Akademie der Luftfahrtforschung (DAL) vertreten, die 1936 auf Initiative des RLM gegründet worden war. Nachdem der Schwerpunkt der DAL zunächst eher auf Vorträgen und Diskussionen gelegen hatte, wurden ab 1939 Arbeitskreise etabliert. Das Tätigkeitsfeld der DAL verschob sich zur Forschungsförderung im Rüstungszusammenhang.<ref>Flachowsky: Alle Arbeit, S. 175 f.</ref> Verschiedene Institutsangehörige waren Mitglieder der DAL. Körber war seit dem 1. April 1937 Ausschussmitglied.<ref>BArch (Militärarchiv Freiburg), RL 39/1338. Siehe auch: Flachowsky: Alle Arbeit, S. 176.</ref> Pomp war ebenfalls Mitglied der Akademie. Er wurde im März 1939 von der DAL „zur Teilnahme an der […] 1. Wissenschaftssitzung der ordentlichen Mitglieder“ aufgefordert.<ref>MPIE, 8-1-26-1, Einladungsschreiben der Deutschen Akademie für Luftfahrtforschung an Pomp, 20.03.1939. Siehe auch: Flachowsky: Alle Arbeit, S. 176 f.</ref> Beide nahmen mehrfach an DAL-Tagungen teil.
Neben der VLF bzw. der Lilienthal-Gesellschaft war das KWIE auch in der Deutschen Akademie der Luftfahrtforschung (DAL) vertreten, die 1936 auf Initiative des RLM gegründet worden war. Nachdem der Schwerpunkt der DAL zunächst eher auf Vorträgen und Diskussionen gelegen hatte, wurden ab 1939 Arbeitskreise etabliert. Das Tätigkeitsfeld der DAL verschob sich zur Forschungsförderung im Rüstungszusammenhang.<ref>Flachowsky: Alle Arbeit, S. 175 f.</ref> Verschiedene Institutsangehörige waren Mitglieder der DAL. Körber war seit dem 1. April 1937 Ausschussmitglied.<ref>BArch (Militärarchiv Freiburg), RL 39/1338. Siehe auch: Flachowsky: Alle Arbeit, S. 176.</ref> Pomp war ebenfalls Mitglied der Akademie. Er wurde im März 1939 von der DAL „zur Teilnahme an der […] 1. Wissenschaftssitzung der ordentlichen Mitglieder“ aufgefordert.<ref>MPIE, 8-1-26-1, Einladungsschreiben der Deutschen Akademie für Luftfahrtforschung an Pomp, 20.03.1939. Siehe auch: Flachowsky: Alle Arbeit, S. 176 f.</ref> Beide nahmen mehrfach an DAL-Tagungen teil.


==Rohstoff- und Devisenstab und Amt für deutsche Roh- und Werkstoffe==
==Rohstoff- und Devisenstab und Amt für deutsche Roh- und Werkstoffe==
Neben Forschungsverbünden, die vom RLM initiiert wurden war das KWIE auch in solche eingebunden, die im weiteren Rahmen des [[Der Vierjahresplan und das KWIE|Vierjahresplans]] eingerichtet wurden. Im Frühjahr 1936 wurde der [[Zusammenarbeit mit dem Rohstoff- und Devisenstab|Rohstoff- und Devisenstab]] unter der Leitung Hermann Görings eingerichtet, der Anfang Mai 1936 seine Arbeit aufnahm. Mit dieser neuen wissenschaftspolitischen Institution wurden Militär, Industrie, politisch-staatliche Institutionen und Wissenschaften zusammengeführt. Besonders für die sogenannte „Ersatzstoffforschung“ nahm das Amt bis auf weiteres eine Schlüsselstellung ein. Rüdiger Hachtmann bezeichnet das Amt als „Kernelement des militärisch-industriell-wissenschaftlichen Komplexes“ während des „Dritten Reichs“.<ref>Hachtmann: Wissenschaftsmanagement Bd. 1, S. 287.</ref> Als Forschungskoordinator des Amtes fungierte ab Juli 1936 [https://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Telschow Ernst Telschow] – zu dieser Zeit noch stellvertretender Direktor der [[Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft und Max-Planck-Gesellschaft|KWG]]-Generalverwaltung, dann ein Jahr später deren Generalsekretär.<ref>Hachtmann: Wissenschaftsmanagement Bd. 1, S. 288. </ref> Durch ihn erhielt die KWG Gewicht innerhalb des Rohstoffamts. Mehrere Institute der KWG wurden bald systematisch einbezogen.
 
Neben Forschungsverbünden, die vom RLM initiiert wurden, war das KWIE auch in solche eingebunden, die im weiteren Rahmen des [[Der Vierjahresplan und das KWIE|Vierjahresplans]] eingerichtet wurden. Im Frühjahr 1936 wurde der [[Zusammenarbeit mit dem Rohstoff- und Devisenstab|Rohstoff- und Devisenstab]] unter der Leitung Hermann Görings eingerichtet, der Anfang Mai 1936 seine Arbeit aufnahm. Mit dieser neuen wissenschaftspolitischen Institution wurden Militär, Industrie, politisch-staatliche Institutionen und Wissenschaften zusammengeführt. Besonders für die sogenannte „Ersatzstoffforschung“ nahm das Amt bis auf weiteres eine Schlüsselstellung ein. Rüdiger Hachtmann bezeichnet das Amt als „Kernelement des militärisch-industriell-wissenschaftlichen Komplexes“ während des „Dritten Reichs“.<ref>Hachtmann: Wissenschaftsmanagement Bd. 1, S. 287.</ref> Als Forschungskoordinator des Amtes fungierte ab Juli 1936 [https://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Telschow Ernst Telschow] – zu dieser Zeit noch stellvertretender Direktor der [[Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft und Max-Planck-Gesellschaft|KWG]]-Generalverwaltung, dann ein Jahr später deren Generalsekretär.<ref>Hachtmann: Wissenschaftsmanagement Bd. 1, S. 288. </ref> Durch ihn erhielt die KWG Gewicht innerhalb des Rohstoffamts. Mehrere Institute der KWG wurden bald systematisch einbezogen.
 
Bald nach Erlass des Vierjahresplans standen erste Konferenzen und Planungen im Bereich der Eisen- und Metallforschung auf der Tagesordnung, in die das KWIE federführend eingebunden war. So fand die vom Amt für deutsche Roh- und Werkstoffe einberufene Sitzung „über Eisen, Nichteisenmetalle und Aufbereitungs- und Lagerfragen“, an der unter dem Vorsitz Telschows über 30 Vertreter von Hochschulen, der KWG und der Wirtschaft teilnahmen, am 29. Oktober 1936 in den Räumen des KWIE statt.<ref>MPIE, 24-1-00-2, Niederschrift über eine vom Amt für deutsche Roh- und Werkstoffe einberufene Sitzung über Eisen, Nichteisenmetalle und Aufbereitungs- und Lagerfragen im Kaiser-Wilhelm-Institut für Eisenforschung in Düsseldorf, 29.10.1936.</ref> Die Wahl des KWIE als Veranstaltungsort zeigt an, welche Bedeutung Telschow und das Amt für deutsche Roh- und Werkstoffe dem Institut bei der Umsetzung des Vierjahresplans beimaßen.  
Bald nach Erlass des Vierjahresplans standen erste Konferenzen und Planungen im Bereich der Eisen- und Metallforschung auf der Tagesordnung, in die das KWIE federführend eingebunden war. So fand die vom Amt für deutsche Roh- und Werkstoffe einberufene Sitzung „über Eisen, Nichteisenmetalle und Aufbereitungs- und Lagerfragen“, an der unter dem Vorsitz Telschows über 30 Vertreter von Hochschulen, der KWG und der Wirtschaft teilnahmen, am 29. Oktober 1936 in den Räumen des KWIE statt.<ref>MPIE, 24-1-00-2, Niederschrift über eine vom Amt für deutsche Roh- und Werkstoffe einberufene Sitzung über Eisen, Nichteisenmetalle und Aufbereitungs- und Lagerfragen im Kaiser-Wilhelm-Institut für Eisenforschung in Düsseldorf, 29.10.1936.</ref> Die Wahl des KWIE als Veranstaltungsort zeigt an, welche Bedeutung Telschow und das Amt für deutsche Roh- und Werkstoffe dem Institut bei der Umsetzung des Vierjahresplans beimaßen.  
Zudem stellten die Wissenschaftler des KWIE mit Körber, [[Walter Luyken|Walter Luyken]], Wever und Bardenheuer die zahlenmäßig größte Delegation unter den insgesamt 34 Sitzungsteilnehmern, gefolgt von der TH Aachen und der TH Berlin mit jeweils drei Vertretern. Von anderen Instituten der KWG (KWI für Silikatforschung und KWI für Metallforschung) war jeweils ein Vertreter in Düsseldorf erschienen.<ref>MPIE, 24-1-00-2, Niederschrift über eine vom Amt für deutsche Roh- und Werkstoffe einberufene Sitzung über Eisen, Nichteisenmetalle und Aufbereitungs- und Lagerfragen im Kaiser-Wilhelm-Institut für Eisenforschung in Düsseldorf, 29.10.1936.</ref> Zu vielen Fragen und Problemen, die formuliert wurden, konnte das KWIE Lösungsvorschläge beitragen.<ref>Flachowsky: Alle Arbeit, S. 180.</ref> So forschten die Wissenschaftler des Instituts forciert insbesondere zur Klärung der Gesetzmäßigkeiten der Eisengewinnung, die Möglichkeiten der Einsparung von Koks und die Aufbereitung der armen Erze zur Steigerung der Güte des Stahls. Außerdem wurden die Anwendung von Legierungen und Zusätzen auf heimische Rohstoffe, die Verwendbarkeit von Ersatzstoffen und die Verbesserung der Erzeugungsverfahren erforscht.<ref>Lübke: Das deutsche Rohstoffwunder, S. 90 f. </ref>
Zudem stellten die Wissenschaftler des KWIE mit Körber, [[Walter Luyken|Walter Luyken]], Wever und Bardenheuer die zahlenmäßig größte Delegation unter den insgesamt 34 Sitzungsteilnehmern, gefolgt von der TH Aachen und der TH Berlin mit jeweils drei Vertretern. Von anderen Instituten der KWG (KWI für Silikatforschung und KWI für Metallforschung) war jeweils ein Vertreter in Düsseldorf erschienen.<ref>MPIE, 24-1-00-2, Niederschrift über eine vom Amt für deutsche Roh- und Werkstoffe einberufene Sitzung über Eisen, Nichteisenmetalle und Aufbereitungs- und Lagerfragen im Kaiser-Wilhelm-Institut für Eisenforschung in Düsseldorf, 29.10.1936.</ref> Zu vielen Fragen und Problemen, die formuliert wurden, konnte das KWIE Lösungsvorschläge beitragen.<ref>Flachowsky: Alle Arbeit, S. 180.</ref> So forschten die Wissenschaftler des Instituts forciert insbesondere zur Klärung der Gesetzmäßigkeiten der Eisengewinnung, die Möglichkeiten der Einsparung von Koks und die Aufbereitung der armen Erze zur Steigerung der Güte des Stahls. Außerdem wurden die Anwendung von Legierungen und Zusätzen auf heimische Rohstoffe, die Verwendbarkeit von Ersatzstoffen und die Verbesserung der Erzeugungsverfahren erforscht.<ref>Lübke: Das deutsche Rohstoffwunder, S. 90 f. </ref>
Der Großteil dieser Forschungsaufträge im Rahmen dieser Forschungsverbünde wurde von der Reichsstelle für Wirtschaftsausbau (RWA) in Auftrag gegeben, zu der das Rohstoffamt reorganisiert worden war.<ref>MPIE, 24-1-00-2, Schreiben von Körber an den Leiter der Reichsstelle für Wirtschaftsausbau, 30.09.1939.</ref> Die RWA war nunmehr für die Herstellung und Entwicklung von synthetischem Kautschuk, von Leichtmetallen, Pulver und Sprengstoff sowie chemischen Kampfstoffen zuständig, für die durch den Aufbau umfangreicher Produktionskapazitäten eine rasche Produktionssteigerung erreicht werden sollte. Somit hatte die RWA die wichtigste Aufgabe des Vierjahresplans – die Planung der Rohstoffwirtschaft – übernommen. Formal war sie dem Reichswirtschaftsministerium unterstellt, konnte jedoch weitgehend autonom agieren.<ref>Hachtmann: Wissenschaftsmanagement Bd. 1, S. 288.</ref> Im Dezember 1939 wurde die Reichsstelle für Wirtschaftsausbau durch einen Erlass Görings in Reichsamt für Wirtschaftsausbau umbenannt und zum entscheidenden Exekutivorgan der Vierjahresplan-Behörde ausgebaut. Die Leitung übernahm nunmehr [https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Krauch Carl Krauch], der mit der KWG als Senator und Erster Schriftführer eng verbunden war.<ref>Hachtmann: Wissenschaftsmanagement Bd. 1, S. 288-290.</ref>
Der Großteil dieser Forschungsaufträge im Rahmen dieser Forschungsverbünde wurde von der Reichsstelle für Wirtschaftsausbau (RWA) in Auftrag gegeben, zu der das Rohstoffamt reorganisiert worden war.<ref>MPIE, 24-1-00-2, Schreiben von Körber an den Leiter der Reichsstelle für Wirtschaftsausbau, 30.09.1939.</ref> Die RWA war nunmehr für die Herstellung und Entwicklung von synthetischem Kautschuk, von Leichtmetallen, Pulver und Sprengstoff sowie chemischen Kampfstoffen zuständig, für die durch den Aufbau umfangreicher Produktionskapazitäten eine rasche Produktionssteigerung erreicht werden sollte. Somit hatte die RWA die wichtigste Aufgabe des Vierjahresplans – die Planung der Rohstoffwirtschaft – übernommen. Formal war sie dem Reichswirtschaftsministerium unterstellt, konnte jedoch weitgehend autonom agieren.<ref>Hachtmann: Wissenschaftsmanagement Bd. 1, S. 288.</ref> Im Dezember 1939 wurde die Reichsstelle für Wirtschaftsausbau durch einen Erlass Görings in Reichsamt für Wirtschaftsausbau umbenannt und zum entscheidenden Exekutivorgan der Vierjahresplan-Behörde ausgebaut. Die Leitung übernahm nunmehr [https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Krauch Carl Krauch], der mit der KWG als Senator und Erster Schriftführer eng verbunden war.<ref>Hachtmann: Wissenschaftsmanagement Bd. 1, S. 288-290.</ref>


==„Erfahrungsgemeinschaften“ des Reichsministeriums für Bewaffnung und Munition==
==„Erfahrungsgemeinschaften“ des Reichsministeriums für Bewaffnung und Munition==
Eine dritte Gruppe von Forschungsverbünden, in die das KWIE eingebunden war, wurde vom Reichsministerium für Bewaffnung und Munition unter Reichsminister [https://de.wikipedia.org/wiki/Fritz_Todt Todt] organisiert. Im Mai 1940 hatte das neu gegründete Ministerium sogenannte [[Das KWIE als Wehrwirtschaftsbetrieb und Rüstungsforschung (1940–1942)|„Erfahrungsgemeinschaften“]] errichtet, in denen Vertreter aus Industrie, Wehrmacht und aus der Wissenschaft saßen. Die Einrichtung der „Erfahrungsgemeinschaften“ war Teil einer von Todt angestoßenen Reorganisation der Rüstungsplanung.
Eine dritte Gruppe von Forschungsverbünden, in die das KWIE eingebunden war, wurde vom Reichsministerium für Bewaffnung und Munition unter Reichsminister [https://de.wikipedia.org/wiki/Fritz_Todt Todt] organisiert. Im Mai 1940 hatte das neu gegründete Ministerium sogenannte [[Das KWIE als Wehrwirtschaftsbetrieb und Rüstungsforschung (1940–1942)|„Erfahrungsgemeinschaften“]] errichtet, in denen Vertreter aus Industrie, Wehrmacht und aus der Wissenschaft saßen. Die Einrichtung der „Erfahrungsgemeinschaften“ war Teil einer von Todt angestoßenen Reorganisation der Rüstungsplanung.
Die „Erfahrungsgemeinschaft“ für Beringungsfragen war vor allem mit Arbeiten zur Verbesserung von Geschossführungsringen, zur Werkstoffverfeinerung und zum Rüstungsgerät betraut. Konkret arbeitete das KWIE in diesem Rahmen für das [https://de.wikipedia.org/wiki/Oberkommando_des_Heeres Oberkommando des Heeres (OKH)] am Ersatz kupferner bzw. kupferhaltiger Geschossführungsringe durch Eisen oder Kunststoff. Man entwickelte ein besonderes Weicheisen mit kupferähnlichen Eigenschaften, das beispielsweise für Dichtungen und Infanteriegeschosse und ähnliches genutzt werden sollte, um Kupfer, Blei und andere Nichteisenmetalle zu ersetzen.<ref>AMPG, Abt. I, Rep. 16, Nr. 36, Schreiben von Körber an die Generalverwaltung der KWG, 16.09.1942.</ref> Für die Erfahrungsgemeinschaft Pulvermetallurgie führte das KWIE unterschiedliche Forschungsarbeiten durch, darunter ab 1942 einen Auftrag zur vergleichenden Gegenüberstellung verschiedener Eisenpulver im Hinblick auf ihre Eignung zur Herstellung von Sinterkörpern.<ref>MPIE 6-6-90-11, Vergleichende Gegenüberstellung verschiedener Eisenpulver im Hinblick auf ihre Eignung zur Herstellung von Sinterkörpern, 31.01.1942; AMPG, Abt. I Rep. 16, Nr. 36, Schreiben von Körber an die Generalverwaltung der KWG, 16.09.1942. </ref> Friedrich Körber hob die Bedeutung des KWIE in dieser „Erfahrungsgemeinschaft“ in einem Schreiben an die Generalverwaltung der KWG besonders hervor. „Durch eine Reihe von Experimentaluntersuchungen und grundlegenden Entwicklungsvorschlägen“ sei „das Institut an dem Fortschritt auf diesem Gebiet laufend beteiligt“. Es handelte sich um insgesamt „kriegswichtige Arbeiten“, wie Körber schrieb.<ref>AMPG, Abt. I, Rep. 16, Nr. 36, Schreiben von Körber an die Generalverwaltung der KWG, 16.09.1942.</ref>  
 
Die in der Erfahrungsgemeinschaft Pulvermetallurgie durchgeführten Forschungen auf dem Gebiet Sintereisen- bzw. Pulvermetallurgie widmeten sich bis 1942 der Untersuchung eines im Betrieb zerstörten Thermoelements, der vergleichenden Untersuchung zweier Heizspiralen aus Sinteröfen, der vergleichenden Gegenüberstellung verschiedener Eisenpulver im Hinblick auf ihre Eignung zur Herstellung von Sinterkörpern, Versuchen zur Ermittlung des Kohlenstoffgehalts im Zunder und zur Herstellung geeigneter Dichtungsringe für Marine-Granaten, sowie mit den Beziehungen zwischen Brinellhärte und Eindringtiefe bei weichem Sintereisen und der Ermittlung der Schwindungserscheinungen an verschiedenen Goldschmidt-Pulvern.  
Die „Erfahrungsgemeinschaft“ für Beringungsfragen war vor allem mit Arbeiten zur Verbesserung von Geschossführungsringen, zur Werkstoffverfeinerung und zum Rüstungsgerät betraut. Konkret arbeitete das KWIE in diesem Rahmen für das [https://de.wikipedia.org/wiki/Oberkommando_des_Heeres Oberkommando des Heeres (OKH)] am Ersatz kupferner bzw. kupferhaltiger Geschossführungsringe durch Eisen oder Kunststoff. Man entwickelte ein besonderes Weicheisen mit kupferähnlichen Eigenschaften, das beispielsweise für Dichtungen und Infanteriegeschosse und Ähnliches genutzt werden sollte, um Kupfer, Blei und andere Nichteisenmetalle zu ersetzen.<ref>AMPG, Abt. I, Rep. 16, Nr. 36, Schreiben von Körber an die Generalverwaltung der KWG, 16.09.1942.</ref> Für die Erfahrungsgemeinschaft Pulvermetallurgie führte das KWIE unterschiedliche Forschungsarbeiten durch, darunter ab 1942 einen Auftrag zur vergleichenden Gegenüberstellung verschiedener Eisenpulver im Hinblick auf ihre Eignung zur Herstellung von Sinterkörpern.<ref>MPIE 6-6-90-11, Vergleichende Gegenüberstellung verschiedener Eisenpulver im Hinblick auf ihre Eignung zur Herstellung von Sinterkörpern, 31.01.1942; AMPG, Abt. I Rep. 16, Nr. 36, Schreiben von Körber an die Generalverwaltung der KWG, 16.09.1942. </ref> Friedrich Körber hob die Bedeutung des KWIE in dieser „Erfahrungsgemeinschaft“ in einem Schreiben an die Generalverwaltung der KWG besonders hervor. „Durch eine Reihe von Experimentaluntersuchungen und grundlegenden Entwicklungsvorschlägen“ sei „das Institut an dem Fortschritt auf diesem Gebiet laufend beteiligt“. Es handelte sich um insgesamt „kriegswichtige Arbeiten“, wie Körber schrieb.<ref>AMPG, Abt. I, Rep. 16, Nr. 36, Schreiben von Körber an die Generalverwaltung der KWG, 16.09.1942.</ref>  
Außerdem wurden Schlag-Biege-Versuche an Weicheisensinterkörpern bei verschiedenen Temperaturen, Versuche mit Hametag-Feinstpulver zur Klärung des erhöhten Kohlenstoffgehalts, Versuche zur Ermittlung der Wechselbiegefestigkeit von Sinterkörpern aus DPG-Weicheisen-Schleuderpulver <0,15mm, Dauer-Korrosionsversuche an FeS-Ringen, Versuche über die Schaffung einer möglichst neutralen Sinteratmosphäre für kohlenstoffhaltige Sinterkörper und über die pulvermetallurgische Herstellung legierter Eisensinterkörper mit Mangan und Chrom, sowie über die Herstellung graphithaltiger oder rein perlitischer Sinterkörper, über die Abhängigkeit der technologischen Eigenschaften von Reineisen-Sinterkörpern von der Vorbehandlung des Pulvers, Versuche zur Herstellung von Eisen-Zirkon-Sinterkörpern und von hochfesten eisen-kohlenstoffhaltigen Sinterkörpern durch Zulegieren von Roheisen und Vergleichsuntersuchungen von Hametag-Granalienpulver mit Hametag-Drahtpulver durchgeführt.<ref>MPIE 3-0-47-2, Zusammenstellung der pulvermetallurgischen Arbeiten, 16.07.1942.</ref>
 
Die in der Erfahrungsgemeinschaft Pulvermetallurgie bis 1942 durchgeführten Forschungen auf dem Gebiet Sintereisen- bzw. Pulvermetallurgie waren vielfältig. Sie umfassten unter anderem die Untersuchung eines im Betrieb zerstörten Thermoelements, die vergleichende Untersuchung zweier Heizspiralen aus Sinteröfen, die vergleichende Gegenüberstellung verschiedener Eisenpulver im Hinblick auf ihre Eignung zur Herstellung von Sinterkörpern. Dazu kamen Versuche zur Ermittlung des Kohlenstoffgehalts im Zunder und zur Herstellung geeigneter Dichtungsringe für Marine-Granaten, sowie mit den Beziehungen zwischen Brinellhärte und Eindringtiefe bei weichem Sintereisen und der Ermittlung der Schwindungserscheinungen an verschiedenen Goldschmidt-Pulvern.  
 
Außerdem führte die Abteilung Schlag-Biege-Versuche an Weicheisensinterkörpern bei verschiedenen Temperaturen, Versuche mit Hametag-Feinstpulver zur Klärung des erhöhten Kohlenstoffgehalts, Versuche zur Ermittlung der Wechselbiegefestigkeit von Sinterkörpern aus DPG-Weicheisen-Schleuderpulver <0,15mm, Dauer-Korrosionsversuche an FeS-Ringen und Versuche über die Schaffung einer möglichst neutralen Sinteratmosphäre für kohlenstoffhaltige Sinterkörper und über die pulvermetallurgische Herstellung legierter Eisensinterkörper mit Mangan und Chrom durch. Dazu kamen Untersuchungen über die Herstellung graphithaltiger oder rein perlitischer Sinterkörper, über die Abhängigkeit der technologischen Eigenschaften von Reineisen-Sinterkörpern von der Vorbehandlung des Pulvers, sowie Versuche zur Herstellung von Eisen-Zirkon-Sinterkörpern und von hochfesten eisen-kohlenstoffhaltigen Sinterkörpern durch Zulegieren von Roheisen und Vergleichsuntersuchungen von Hametag-Granalienpulver mit Hametag-Drahtpulver.<ref>MPIE 3-0-47-2, Zusammenstellung der pulvermetallurgischen Arbeiten, 16.07.1942.</ref>


==Das Ausschüsse- und Ringesystem von Albert Speer==
==Das Ausschüsse- und Ringesystem von Albert Speer==
Dieses System der „Ehrfahrungsgemeinschaften“ wurde von [https://de.wikipedia.org/wiki/Albert_Speer Albert Speer] in der [[Rüstungsforschung (1943–1944)|Phase des „Totalen Kriegs“]] modifiziert. Ziel war die engere Verknüpfung industrieller, militärischer und wissenschaftlicher Expertise für die Aufrüstung. Die Aufgaben der früheren „Erfahrungsgemeinschaften“ wurden unter Speer auf sogenannte „Entwicklungskommissionen“ übertragen. Sie übernahmen die Konstruktion etwa von Panzern, Geschützen und Kraftfahrzeugen. Dafür überprüften sie Forderungen der Wehrmacht sowie der Industrie nach technischen Neu- und Umkonstruktionen, begutachteten Entwicklungsaufträge des Heereswaffenamts und steuerten die Waffenerprobung.<ref>Flachowsky: Alle Arbeit, S. 190 f.</ref> Darüber hinaus ergänzte Speer die bestehenden Ausschüsse durch ein [[Forschungskooperationen in der Phase des „Totalen Kriegs“|System der Ringe]], die ebenfalls mit Industrievertretern besetzt wurden und für die Versorgung der Rüstungsindustrie auf Zuliefererebene zuständig waren. Die Lenkung der Rüstungsfertigung wurde der [https://de.wikipedia.org/wiki/Wehrmacht Wehrmacht] entzogen und der Einfluss der Industrie weiter gestärkt.<ref>Müller: Albert Speer, S. 326-350, S. 545-743; Janssen: Das Ministerium Speer, S. 43–44, S. 47.</ref>
 
Dieses System der „Ehrfahrungsgemeinschaften“ wurde von [https://de.wikipedia.org/wiki/Albert_Speer Albert Speer] in der [[Rüstungsforschung (1943–1944)|Phase des „Totalen Kriegs“]] modifiziert. Ziel war die engere Verknüpfung industrieller, militärischer und wissenschaftlicher Expertise für die Aufrüstung. Die Aufgaben der früheren „Erfahrungsgemeinschaften“ wurden unter Speer auf sogenannte „Entwicklungskommissionen“ übertragen. Sie übernahmen die Konstruktion etwa von Panzern, Geschützen und Kraftfahrzeugen. Dafür überprüften sie Forderungen der Wehrmacht sowie der Industrie nach technischen Neu- und Umkonstruktionen, begutachteten Entwicklungsaufträge des Heereswaffenamts und steuerten die Waffenerprobung.<ref>Flachowsky: Alle Arbeit, S. 190 f.</ref> Darüber hinaus ergänzte Speer die bestehenden Ausschüsse durch ein [[Forschungskooperationen in der Phase des „Totalen Kriegs“#Das Ausschüsse- und Ringesystem von Albert Speer|System der Ringe]], die ebenfalls mit Industrievertretern besetzt wurden und für die Versorgung der Rüstungsindustrie auf Zuliefererebene zuständig waren. Die Lenkung der Rüstungsfertigung wurde der [https://de.wikipedia.org/wiki/Wehrmacht Wehrmacht] entzogen und der Einfluss der Industrie weiter gestärkt.<ref>Müller: Albert Speer, S. 326-350, S. 545-743; Janssen: Das Ministerium Speer, S. 43–44, S. 47.</ref>
 
In die Forschungsverbünde dieses Ausschüsse- und Ringesystems wurde auch das KWIE eingebunden. Die Physikalische Abteilung des KWIE arbeitete für den Sonderring Sintereisen an der „Herstellung graphithaltiger Sintereisenkörper“. Im Rahmen einer Zusammenarbeit der Sonderausschüsse M1 und M2 (Halbzeugwerke und Munitionsfabriken) forschte das KWIE im Auftrag des OKH unter anderem weiter an Infanteriepatronenhülsen aus Flussstahl, die das übliche Messing ersetzen sollten.<ref>AMPG, Abt. I, Rep. 16, Nr. 36, Schreiben von Körber an die Generalverwaltung der KWG, 16.09.1942. Siehe auch: Flachowsky: Alle Arbeit, S. 191 f.</ref>
In die Forschungsverbünde dieses Ausschüsse- und Ringesystems wurde auch das KWIE eingebunden. Die Physikalische Abteilung des KWIE arbeitete für den Sonderring Sintereisen an der „Herstellung graphithaltiger Sintereisenkörper“. Im Rahmen einer Zusammenarbeit der Sonderausschüsse M1 und M2 (Halbzeugwerke und Munitionsfabriken) forschte das KWIE im Auftrag des OKH unter anderem weiter an Infanteriepatronenhülsen aus Flussstahl, die das übliche Messing ersetzen sollten.<ref>AMPG, Abt. I, Rep. 16, Nr. 36, Schreiben von Körber an die Generalverwaltung der KWG, 16.09.1942. Siehe auch: Flachowsky: Alle Arbeit, S. 191 f.</ref>


==Einzelnachweise==
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Aktuelle Version vom 20. Januar 2021, 16:04 Uhr

Die Verbindung zu Forschungsverbünden basierte oft auf der Mitgliedschaft einzelner Wissenschaftler. So war beispielsweise Anton Pomp Mitglied des „Ausschusses für Werkstoffragen“ [sic] der Deutschen Akademie der Luftfahrtforschung (DAL) bzw. der Lilienthal-Gesellschaft.
Das KWIE war auch Gastgeber für Sitzungen von Forschungsverbünden. So fand zum Beispiel am 29. Oktober 1936 eine vom Amt für deutsche Roh- und Werkstoffe einberufene Sitzung am KWIE über Eisen, Nichteisenmetalle und Aufbereitungs- und Lagerfragen statt, ...
... an der unter anderem Peter Bardenheuer, Friedrich Körber und Franz Wever teilnahmen.

Das KWIE war in verschiede NS-Forschungsverbünde integriert. Solche wissenschaftlichen Forschungsverbünde befassten sich mit der Lösung spezifischer rüstungsrelevanter Problemlagen durch führende Fachleute aus Industrie, Staat, Wirtschaft und Militär und konnten nach erfolgreicher Umsetzung der Forschungsaufgaben wieder aufgelöst werden.[1] Die Verbünde, in die das KWIE eingebunden war, befassten sich insbesondere mit der Rohstoffversorgung und Untersuchungen zur Haltbarkeit und Verwendungsmöglichkeiten von Stählen und fertigen Stahlprodukten.

Die Einbindung in Forschungsverbünde und Gremien erfolgte vor allem über Einzelpersonen, insbesondere über den Direktor des Instituts, Friedrich Körber, aber auch über andere wissenschaftliche Mitarbeiter. Bereits vor 1933 waren das Institut, einige Abteilungen und eine Reihe von Mitarbeitern an Projekten zur Rohstoffversorgung und zu Fragen der Wiederwehrhaftmachung beteiligt. An die so entstandenen persönlichen und institutionellen Verbindungen wurde bei verschieden NS-Forschungsverbünden angeknüpft, so dass die Anpassung an die neuen Strukturen und der Übergang „von in Friedenszeiten durchgeführten Forschungsprojekten in Kriegsaufträge“ relativ nahtlos gelangen.[2] Zusätzlich waren die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft (KWG) und der Verein deutscher Eisenhüttenleute (VDEh) hilfreich dabei, die Kontakte für die Einbindung in Forschungsverbünde zu knüpfen.

Vereinigung für Luftfahrtforschung (VLF) und Deutsche Akademie der Luftfahrtforschung (DAL)

Ein wichtiges Arbeitsfeld bildete für das KWIE die Luftfahrtforschung im Forschungsverbund des Reichsluftfahrtministeriums (RLM). Bereits vor 1933 war das KWIE in die Luftfahrtforschung eingebunden gewesen und hatte ab 1926 im Auftrag des Heereswaffenamts im Reichswehrministerium „in Gemeinschaft mit drei Edelstahlwerken“ nach geeigneten Stählen „für hochbeanspruchte Teile von Flugzeugmotoren, wie Kurbelwellen und Pleuelstangen“ geforscht.[3] 1933 wurde Hermann Göring die Leitung des neu eingerichteten Reichskommissariats für die Luftfahrt übertragen, aus dem schließlich im Mai 1933 das Reichsluftfahrtministerium (RLM) entstand. Damit ging auch die Zuständigkeit für die Luftfahrtforschung an das neu gebildete Ministerium über.[4]

Ein vom RLM initiierter Forschungsverbund, an dem das KWIE – und besonders die Physikalische Abteilung und die Mechanisch-Technologische Abteilung – beteiligt war, war die Vereinigung für Luftfahrtforschung (VLF).[5] Die VLF war im April 1933 auf Anregung des Leiters der Forschungsabteilung im Technischen Amt des RLM, Adolf Baeumker, gegründet worden. Ihre Aufgabe war es, die Forschungsarbeiten im Bereich Flugzeugbau und Luftverkehr zusammen zu fassen.[6] Im Rahmen dieses Verbandes sollten Fachleute aus Wirtschaft, Wissenschaft, Staat und Militär die Forschung in den Bereichen Flugzeugbau und Luftverkehr sowie die praktische Umsetzung von Forschungsergebnissen koordinieren. Innerhalb der VLF entstanden verschiedene Ausschüsse und Arbeits- bzw. Fachgruppen, etwa der im Dezember 1933 gebildete Ausschuss für Werkstoffe.[7]

In diesen Ausschuss wurde das KWIE von der Geschäftsstelle der VLF integriert. So war auch das KWIE Teil der überinstitutionellen „Gemeinschaftsforschung“ für die Luftwaffe.[8] Forscher des KWIE waren bei der Suche nach sogenannten „Austauschstoffen“ in verschiedenen Arbeitsgruppen innerhalb des Ausschusses für Werkstoffe aktiv.[9] Zu den Vertretern des KWIE in den Arbeitsgruppen gehörten Direktor Friedrich Körber, Peter Bardenheuer, Anton Pomp und Franz Wever.[10] Am 21. und 22. Februar 1936 war das Institut darüber hinaus Tagungsort der Sondertagung über „Spannungsmessverfahren in der Luftfahrttechnik“, die die VLF organisierte.[11] 1936 wurde die VLF in „Lilienthal-Gesellschaft für Luftfahrtforschung“ umbenannt, blieb jedoch ein konstanter Bestandteil der Arbeit des KWIE.[12] Körber, Bardenheuer, Wever und Pomp waren Mitglieder der Lilienthal-Gesellschaft.[13]

Neben der VLF bzw. der Lilienthal-Gesellschaft war das KWIE auch in der Deutschen Akademie der Luftfahrtforschung (DAL) vertreten, die 1936 auf Initiative des RLM gegründet worden war. Nachdem der Schwerpunkt der DAL zunächst eher auf Vorträgen und Diskussionen gelegen hatte, wurden ab 1939 Arbeitskreise etabliert. Das Tätigkeitsfeld der DAL verschob sich zur Forschungsförderung im Rüstungszusammenhang.[14] Verschiedene Institutsangehörige waren Mitglieder der DAL. Körber war seit dem 1. April 1937 Ausschussmitglied.[15] Pomp war ebenfalls Mitglied der Akademie. Er wurde im März 1939 von der DAL „zur Teilnahme an der […] 1. Wissenschaftssitzung der ordentlichen Mitglieder“ aufgefordert.[16] Beide nahmen mehrfach an DAL-Tagungen teil.

Rohstoff- und Devisenstab und Amt für deutsche Roh- und Werkstoffe

Neben Forschungsverbünden, die vom RLM initiiert wurden, war das KWIE auch in solche eingebunden, die im weiteren Rahmen des Vierjahresplans eingerichtet wurden. Im Frühjahr 1936 wurde der Rohstoff- und Devisenstab unter der Leitung Hermann Görings eingerichtet, der Anfang Mai 1936 seine Arbeit aufnahm. Mit dieser neuen wissenschaftspolitischen Institution wurden Militär, Industrie, politisch-staatliche Institutionen und Wissenschaften zusammengeführt. Besonders für die sogenannte „Ersatzstoffforschung“ nahm das Amt bis auf weiteres eine Schlüsselstellung ein. Rüdiger Hachtmann bezeichnet das Amt als „Kernelement des militärisch-industriell-wissenschaftlichen Komplexes“ während des „Dritten Reichs“.[17] Als Forschungskoordinator des Amtes fungierte ab Juli 1936 Ernst Telschow – zu dieser Zeit noch stellvertretender Direktor der KWG-Generalverwaltung, dann ein Jahr später deren Generalsekretär.[18] Durch ihn erhielt die KWG Gewicht innerhalb des Rohstoffamts. Mehrere Institute der KWG wurden bald systematisch einbezogen.

Bald nach Erlass des Vierjahresplans standen erste Konferenzen und Planungen im Bereich der Eisen- und Metallforschung auf der Tagesordnung, in die das KWIE federführend eingebunden war. So fand die vom Amt für deutsche Roh- und Werkstoffe einberufene Sitzung „über Eisen, Nichteisenmetalle und Aufbereitungs- und Lagerfragen“, an der unter dem Vorsitz Telschows über 30 Vertreter von Hochschulen, der KWG und der Wirtschaft teilnahmen, am 29. Oktober 1936 in den Räumen des KWIE statt.[19] Die Wahl des KWIE als Veranstaltungsort zeigt an, welche Bedeutung Telschow und das Amt für deutsche Roh- und Werkstoffe dem Institut bei der Umsetzung des Vierjahresplans beimaßen.

Zudem stellten die Wissenschaftler des KWIE mit Körber, Walter Luyken, Wever und Bardenheuer die zahlenmäßig größte Delegation unter den insgesamt 34 Sitzungsteilnehmern, gefolgt von der TH Aachen und der TH Berlin mit jeweils drei Vertretern. Von anderen Instituten der KWG (KWI für Silikatforschung und KWI für Metallforschung) war jeweils ein Vertreter in Düsseldorf erschienen.[20] Zu vielen Fragen und Problemen, die formuliert wurden, konnte das KWIE Lösungsvorschläge beitragen.[21] So forschten die Wissenschaftler des Instituts forciert insbesondere zur Klärung der Gesetzmäßigkeiten der Eisengewinnung, die Möglichkeiten der Einsparung von Koks und die Aufbereitung der armen Erze zur Steigerung der Güte des Stahls. Außerdem wurden die Anwendung von Legierungen und Zusätzen auf heimische Rohstoffe, die Verwendbarkeit von Ersatzstoffen und die Verbesserung der Erzeugungsverfahren erforscht.[22]

Der Großteil dieser Forschungsaufträge im Rahmen dieser Forschungsverbünde wurde von der Reichsstelle für Wirtschaftsausbau (RWA) in Auftrag gegeben, zu der das Rohstoffamt reorganisiert worden war.[23] Die RWA war nunmehr für die Herstellung und Entwicklung von synthetischem Kautschuk, von Leichtmetallen, Pulver und Sprengstoff sowie chemischen Kampfstoffen zuständig, für die durch den Aufbau umfangreicher Produktionskapazitäten eine rasche Produktionssteigerung erreicht werden sollte. Somit hatte die RWA die wichtigste Aufgabe des Vierjahresplans – die Planung der Rohstoffwirtschaft – übernommen. Formal war sie dem Reichswirtschaftsministerium unterstellt, konnte jedoch weitgehend autonom agieren.[24] Im Dezember 1939 wurde die Reichsstelle für Wirtschaftsausbau durch einen Erlass Görings in Reichsamt für Wirtschaftsausbau umbenannt und zum entscheidenden Exekutivorgan der Vierjahresplan-Behörde ausgebaut. Die Leitung übernahm nunmehr Carl Krauch, der mit der KWG als Senator und Erster Schriftführer eng verbunden war.[25]

„Erfahrungsgemeinschaften“ des Reichsministeriums für Bewaffnung und Munition

Eine dritte Gruppe von Forschungsverbünden, in die das KWIE eingebunden war, wurde vom Reichsministerium für Bewaffnung und Munition unter Reichsminister Todt organisiert. Im Mai 1940 hatte das neu gegründete Ministerium sogenannte „Erfahrungsgemeinschaften“ errichtet, in denen Vertreter aus Industrie, Wehrmacht und aus der Wissenschaft saßen. Die Einrichtung der „Erfahrungsgemeinschaften“ war Teil einer von Todt angestoßenen Reorganisation der Rüstungsplanung.

Die „Erfahrungsgemeinschaft“ für Beringungsfragen war vor allem mit Arbeiten zur Verbesserung von Geschossführungsringen, zur Werkstoffverfeinerung und zum Rüstungsgerät betraut. Konkret arbeitete das KWIE in diesem Rahmen für das Oberkommando des Heeres (OKH) am Ersatz kupferner bzw. kupferhaltiger Geschossführungsringe durch Eisen oder Kunststoff. Man entwickelte ein besonderes Weicheisen mit kupferähnlichen Eigenschaften, das beispielsweise für Dichtungen und Infanteriegeschosse und Ähnliches genutzt werden sollte, um Kupfer, Blei und andere Nichteisenmetalle zu ersetzen.[26] Für die Erfahrungsgemeinschaft Pulvermetallurgie führte das KWIE unterschiedliche Forschungsarbeiten durch, darunter ab 1942 einen Auftrag zur vergleichenden Gegenüberstellung verschiedener Eisenpulver im Hinblick auf ihre Eignung zur Herstellung von Sinterkörpern.[27] Friedrich Körber hob die Bedeutung des KWIE in dieser „Erfahrungsgemeinschaft“ in einem Schreiben an die Generalverwaltung der KWG besonders hervor. „Durch eine Reihe von Experimentaluntersuchungen und grundlegenden Entwicklungsvorschlägen“ sei „das Institut an dem Fortschritt auf diesem Gebiet laufend beteiligt“. Es handelte sich um insgesamt „kriegswichtige Arbeiten“, wie Körber schrieb.[28]

Die in der Erfahrungsgemeinschaft Pulvermetallurgie bis 1942 durchgeführten Forschungen auf dem Gebiet Sintereisen- bzw. Pulvermetallurgie waren vielfältig. Sie umfassten unter anderem die Untersuchung eines im Betrieb zerstörten Thermoelements, die vergleichende Untersuchung zweier Heizspiralen aus Sinteröfen, die vergleichende Gegenüberstellung verschiedener Eisenpulver im Hinblick auf ihre Eignung zur Herstellung von Sinterkörpern. Dazu kamen Versuche zur Ermittlung des Kohlenstoffgehalts im Zunder und zur Herstellung geeigneter Dichtungsringe für Marine-Granaten, sowie mit den Beziehungen zwischen Brinellhärte und Eindringtiefe bei weichem Sintereisen und der Ermittlung der Schwindungserscheinungen an verschiedenen Goldschmidt-Pulvern.

Außerdem führte die Abteilung Schlag-Biege-Versuche an Weicheisensinterkörpern bei verschiedenen Temperaturen, Versuche mit Hametag-Feinstpulver zur Klärung des erhöhten Kohlenstoffgehalts, Versuche zur Ermittlung der Wechselbiegefestigkeit von Sinterkörpern aus DPG-Weicheisen-Schleuderpulver <0,15mm, Dauer-Korrosionsversuche an FeS-Ringen und Versuche über die Schaffung einer möglichst neutralen Sinteratmosphäre für kohlenstoffhaltige Sinterkörper und über die pulvermetallurgische Herstellung legierter Eisensinterkörper mit Mangan und Chrom durch. Dazu kamen Untersuchungen über die Herstellung graphithaltiger oder rein perlitischer Sinterkörper, über die Abhängigkeit der technologischen Eigenschaften von Reineisen-Sinterkörpern von der Vorbehandlung des Pulvers, sowie Versuche zur Herstellung von Eisen-Zirkon-Sinterkörpern und von hochfesten eisen-kohlenstoffhaltigen Sinterkörpern durch Zulegieren von Roheisen und Vergleichsuntersuchungen von Hametag-Granalienpulver mit Hametag-Drahtpulver.[29]

Das Ausschüsse- und Ringesystem von Albert Speer

Dieses System der „Ehrfahrungsgemeinschaften“ wurde von Albert Speer in der Phase des „Totalen Kriegs“ modifiziert. Ziel war die engere Verknüpfung industrieller, militärischer und wissenschaftlicher Expertise für die Aufrüstung. Die Aufgaben der früheren „Erfahrungsgemeinschaften“ wurden unter Speer auf sogenannte „Entwicklungskommissionen“ übertragen. Sie übernahmen die Konstruktion etwa von Panzern, Geschützen und Kraftfahrzeugen. Dafür überprüften sie Forderungen der Wehrmacht sowie der Industrie nach technischen Neu- und Umkonstruktionen, begutachteten Entwicklungsaufträge des Heereswaffenamts und steuerten die Waffenerprobung.[30] Darüber hinaus ergänzte Speer die bestehenden Ausschüsse durch ein System der Ringe, die ebenfalls mit Industrievertretern besetzt wurden und für die Versorgung der Rüstungsindustrie auf Zuliefererebene zuständig waren. Die Lenkung der Rüstungsfertigung wurde der Wehrmacht entzogen und der Einfluss der Industrie weiter gestärkt.[31]

In die Forschungsverbünde dieses Ausschüsse- und Ringesystems wurde auch das KWIE eingebunden. Die Physikalische Abteilung des KWIE arbeitete für den Sonderring Sintereisen an der „Herstellung graphithaltiger Sintereisenkörper“. Im Rahmen einer Zusammenarbeit der Sonderausschüsse M1 und M2 (Halbzeugwerke und Munitionsfabriken) forschte das KWIE im Auftrag des OKH unter anderem weiter an Infanteriepatronenhülsen aus Flussstahl, die das übliche Messing ersetzen sollten.[32]

Einzelnachweise

zum ausführlichen Quellen- und Literaturverzeichnis

  1. Flachowsky: Alle Arbeit, S. 170-172.
  2. Flachowsky: Alle Arbeit, S. 170.
  3. MPIE, 3-0-20-2, Untersuchung von Stählen für Flugzeugkurbelwellen (undatiert).
  4. Vgl. Budraß: Flugzeugindustrie und Luftrüstung, S. 293-295; Flachowsky: Alle Arbeit, S. 171.
  5. MPIE, 8-2-01-4, Tätigkeitsberichte & Arbeitsprogramme 1935, 36.
  6. Flachowsky: Alle Arbeit, S.171.
  7. Flachowsky: Alle Arbeit, S. 171.
  8. Flachowsky: Alle Arbeit, S. 172.
  9. Flachowsky: Alle Arbeit, S. 173.
  10. Flachowsky: Alle Arbeit, S. 172-174.
  11. MPIE, 8-1-26-1, Einladungsschreiben der VLF zur Sondertagung an Pomp, 03.02.1936.
  12. Flachowsky: Alle Arbeit, S. 171.
  13. BArch (Militärarchiv Freiburg), RL 39/1338; BArch (Militärarchiv Freiburg), RL 39/1341; BArch (Militärarchiv Freiburg), RL 39/1313; MPIE, 8-1-26-1, Schreiben der Lilienthal-Gesellschaft an Pomp, 18.08.1936, Mitgliederverzeichnis der Lilienthal-Gesellschaft (Stand 30.09.1938).
  14. Flachowsky: Alle Arbeit, S. 175 f.
  15. BArch (Militärarchiv Freiburg), RL 39/1338. Siehe auch: Flachowsky: Alle Arbeit, S. 176.
  16. MPIE, 8-1-26-1, Einladungsschreiben der Deutschen Akademie für Luftfahrtforschung an Pomp, 20.03.1939. Siehe auch: Flachowsky: Alle Arbeit, S. 176 f.
  17. Hachtmann: Wissenschaftsmanagement Bd. 1, S. 287.
  18. Hachtmann: Wissenschaftsmanagement Bd. 1, S. 288.
  19. MPIE, 24-1-00-2, Niederschrift über eine vom Amt für deutsche Roh- und Werkstoffe einberufene Sitzung über Eisen, Nichteisenmetalle und Aufbereitungs- und Lagerfragen im Kaiser-Wilhelm-Institut für Eisenforschung in Düsseldorf, 29.10.1936.
  20. MPIE, 24-1-00-2, Niederschrift über eine vom Amt für deutsche Roh- und Werkstoffe einberufene Sitzung über Eisen, Nichteisenmetalle und Aufbereitungs- und Lagerfragen im Kaiser-Wilhelm-Institut für Eisenforschung in Düsseldorf, 29.10.1936.
  21. Flachowsky: Alle Arbeit, S. 180.
  22. Lübke: Das deutsche Rohstoffwunder, S. 90 f.
  23. MPIE, 24-1-00-2, Schreiben von Körber an den Leiter der Reichsstelle für Wirtschaftsausbau, 30.09.1939.
  24. Hachtmann: Wissenschaftsmanagement Bd. 1, S. 288.
  25. Hachtmann: Wissenschaftsmanagement Bd. 1, S. 288-290.
  26. AMPG, Abt. I, Rep. 16, Nr. 36, Schreiben von Körber an die Generalverwaltung der KWG, 16.09.1942.
  27. MPIE 6-6-90-11, Vergleichende Gegenüberstellung verschiedener Eisenpulver im Hinblick auf ihre Eignung zur Herstellung von Sinterkörpern, 31.01.1942; AMPG, Abt. I Rep. 16, Nr. 36, Schreiben von Körber an die Generalverwaltung der KWG, 16.09.1942.
  28. AMPG, Abt. I, Rep. 16, Nr. 36, Schreiben von Körber an die Generalverwaltung der KWG, 16.09.1942.
  29. MPIE 3-0-47-2, Zusammenstellung der pulvermetallurgischen Arbeiten, 16.07.1942.
  30. Flachowsky: Alle Arbeit, S. 190 f.
  31. Müller: Albert Speer, S. 326-350, S. 545-743; Janssen: Das Ministerium Speer, S. 43–44, S. 47.
  32. AMPG, Abt. I, Rep. 16, Nr. 36, Schreiben von Körber an die Generalverwaltung der KWG, 16.09.1942. Siehe auch: Flachowsky: Alle Arbeit, S. 191 f.