Forschungskooperationen in der Phase des „Totalen Kriegs“

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Rüstungsproduktion in der Phase des „Totalen Kriegs“

1943 markierte den Übergang Deutschlands zur „totalen wirtschaftlichen Mobilmachung“ und in die Phase des „Totalen Kriegs“. Seit Herbst 1942 erlitt die Wehrmacht an der Ostfront große Verluste. Waffen, Munition und weitere Heeresausrüstung wurden knapp. Zugleich brachen die westlichen Alliierten in den Mittelmeerraum ein. Um die Fronten weiter halten zu können und die Verluste auszugleichen, musste die deutsche Rüstungsproduktion und auch die Rüstungsforschung deutlich gesteigert werden.

Grundlage für die nun folgende gewaltige Rüstungsexpansion war ein umfassendes Programm der Rationalisierung und Konzentration unter dem damaligen Reichsminister für Bewaffnung und Munition Albert Speer. So entstanden neue dem Ministerium unterstellte Organisationsformen in der Rüstungswirtschaft, sogenannte „Selbstverantwortungsorgane“, von denen auch der Metallbereich und die Eisenforschung erfasst waren. Speer hatte nach Tod seines Vorgängers Todt im Frühjahr 1942 begonnen, das von diesem grundgelegte System der Ausschüsse in allen Waffengattungen umfassend auszubauen und übertrug es auf die Endauslieferer und Unterlieferanten der Rüstungsindustrie.[1]

Das Ausschüsse- und Ringesystem von Albert Speer

Ziel war die engere Verknüpfung industrieller, militärischer und wissenschaftlicher Expertise für die Aufrüstung. Die Aufgaben der früheren „Erfahrungsgemeinschaften“ wurden unter Speer auf sogenannte „Entwicklungskommissionen“ übertragen. Sie übernahmen die Konstruktion etwa von Panzern, Geschützen und Kraftfahrzeugen. Sie überprüften Forderungen der Wehrmacht sowie der Industrie nach technischen Neu- und Umkonstruktionen, begutachteten Entwicklungsaufträge des Heereswaffenamts und steuerten die Waffenerprobung.[2] Darüber hinaus ergänzte Speer die bestehenden Ausschüsse durch ein System der Ringe, die ebenfalls mit Industrievertretern besetzt wurden und für die Versorgung der Rüstungsindustrie auf Zuliefererebene zuständig waren. Die Lenkung der Rüstungsfertigung wurde der Wehrmacht entzogen und der Einfluss der Industrie weiter gestärkt.[3]

In dieses Ausschüsse- und Ringesystem wurde auch das KWIE eingebunden. Die Physikalische Abteilung des KWIE arbeitete für den Sonderring Sintereisen an der „Herstellung graphithaltiger Sintereisenkörper“. Im Rahmen einer Zusammenarbeit der Sonderausschüsse M1 und M2 (Halbzeugwerke und Munitionsfabriken) forschte das KWIE im Auftrag des Oberkommandos des Heeres (OKH) unter anderem weiter an Infanteriepatronenhülsen aus Flussstahl, die das übliche Messing ersetzen sollten.[4]

Friedrich Körber im Reichsforschungsrat (RFR)

Die Bedeutung der Eisenforschung und des KWIE für die deutsche Wehr- und Rüstungswirtschaft zeigte sich während der 1940er-Jahre zudem in der Stellung von Institutsdirektor Friedrich Körber im Reichsforschungsrat (RFR). Der RFR war im Zusammenhang mit dem Vierjahresplan am 16. März 1937 gegründet worden. Initiatoren waren Heereswaffenamt und Reichserziehungsministerium, zum Präsidenten des Reichsforschungsrats wurde der Chef des Heereswaffenamts, General Karl Becker, bestellt.

Einzelnachweise

zum ausführlichen Quellen- und Literaturverzeichnis

  1. Müller: Albert Speer, S. 326-350, S. 545-743; Janssen: Ministerium Speer, S. 43–44, S. 47.
  2. Flachowsky: Alle Arbeit, S. 190 f.
  3. Müller: Albert Speer, S. 326-350, S. 545-743; Janssen: Ministerium Speer, S. 43–44, S. 47.
  4. AMPG, Abt. I, Rep. 16, Nr. 36, Schreiben von Körber an die Generalverwaltung der KWG, 16.09.1942; Flachowsky: Alle Arbeit, S. 191 f.