Albert Vögler

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Albert Vögler war von 1936 bis zu seinem Tod 1945 Kuratoriumsvorsitzender des KWIE.
Albert Vögler und KWG-Präsident Max Planck bei der Grundsteinlegung für den Neubau des KWIE am 3. Juni 1934.

Werdegang

Albert Vögler wurde am 8. Februar 1877 im heutigen Essener Stadtteil Borbeck als Sohn eines Steigers geboren. Zwischen 1894 und 1896 absolvierte er eine Lehre in einer Maschinenfabrik. Im Anschluss studierte er bis 1901 Maschinenbau an der Technischen Hochschule Karlsruhe. Nach Tätigkeiten als Ingenieur in Herne und Osnabrück wurde Vögler 1906 Direktor der Union AG für Eisen- und Stahlindustrie in Dortmund. Zwischen 1915 und 1926 fungierte er als Generaldirektor der Deutsch-Luxemburgischen Bergwerks- und Hütten AG in Bochum. Danach wurde er bis 1935 Generaldirektor des Stahlkonzerns Vereinigte Stahlwerke, ab 1936 war er führendes Mitglied in dessen Aufsichtsrat. Damit war Vögler einer der wichtigsten Vertreter der deutschen Schwerindustrie.[1]

Der Einfluss Vöglers bis 1933

Vögler war bereits seit 1917 Kuratoriumsmitglied des KWIE und ebenfalls seit 1917 Vorsitzender des Vereins Deutscher Eisenhüttenleute (VDEh). Ab 1925 zählte er in seiner Funktion als Schatzmeister zum „inneren Führungszirkel“ der KWG. Schon während der 1920er-Jahre war er ein wichtiger Wissenschaftsförderer und „wissenschaftspolitischer Impulsgeber“.[2]

Bereits vor der NS-„Machtübernahme“ hatte er zu den finanziellen und politischen Unterstützern der NSDAP gehört. Er war nationalkonservativ eingestellt und wie viele andere Vertreter seiner Branche Anhänger antidemokratischer, rechtsautoritärer und annexionistischer Bestrebungen. Er gehörte seit 1933 als parteiloses Mitglied der NSDAP-Reichstagsfraktion an, Parteimitglied wurde er allerdings auch später nicht. Vöglers Bedeutung wuchs innerhalb der KWG weiter, unter anderem innerhalb des KWG-Verwaltungsausschusses.[3] Vögler habe laut Rüdiger Hachtmann eine „zentrale Stellung innerhalb des Kommunikationsnetzes der reichsdeutschen Eliten aus Industrie und Wirtschaft“ besessen und diese für die KWG genutzt.[4] Zum (wirtschafts-)politischen Einfluss und dem Grad seiner Vernetzung in der NS-Friedenswirtschaft gibt es in der Forschung aber unterschiedliche Einschätzungen.[5]

Vöglers Rolle bei der Einbindung der KWG in die Autarkie- und Rüstungsforschung

Tatsächlich stellte sich das KWIE – und die ganze KWG – nach der „NS-Machtübernahme“ 1933 offensiv und bereitwillig in den Dienst der nationalsozialistischen Autarkie- und Rüstungsforschung. Verschiedene Führungspersönlichkeiten der KWG ergriffen hierzu Initiativen.[6] Albert Vögler etwa schlug am 19. Oktober 1933 in einem Schreiben an Reichsinnenminister Wilhelm Frick vor, mehrere KWI enger in die Zusammenarbeit mit „der Wehrmacht“ - was schon vor 1935 ein häufig gebrauchter zusammenfassender Begriff für Reichswehr und Reichsmarine war - einzubinden.[7] Hierfür kämen vor allem fünf Institute in Frage: das KWI für Chemie in Berlin-Dahlem, das KWI für physikalische Chemie und Elektrochemie in Berlin, das KWI für Strömungsforschung in Göttingen, das KWI für Arbeitsphysiologie in Dortmund bzw. Münster und auch das KWIE.[8] Vögler erachtete diese Institute als besonders geeignet, weil sie schon „mit den infragekommenden Stellen der Wehrmacht in zum Teil engster Zusammenarbeit“ stünden. Er verwies dabei auf die Aufgaben, die die KWG während des Ersten Weltkriegs übernommen hatte, etwa im Rahmen der Kaiser-Wilhelm-Stiftung für kriegstechnische Wissenschaft.[9]

Kuratoriumsvorsitzender des KWIE und Präsident der KWG

Vögler rückte 1936 in den Kuratoriumsvorsitz des KWIE vor.[10] Er übernahm damit die Position des zuvor offenbar aus Altersgründen zurückgetretenen Friedrich Springorums. Mit Vögler stand nun ein vergleichsweise NS-naher Industrievertreter an der Spitze des KWIE-Kuratoriums. Vöglers neue Stellung dürfte vor allem seiner langjährigen führenden Stellung im VDEh sowie seinen Verdiensten für das KWIE geschuldet gewesen sein. Außerdem entsprach Vöglers wachsende Bedeutung in der KWG und am KWIE seinen guten Beziehungen zu Partei, Wehrmacht und Rüstungsstellen. In den Kriegsjahren sollte Vögler dann eine zentrale Stellung im NS-Rüstungsapparat innehaben und über ein enges Verhältnis zum Rüstungsministerium unter Fritz Todt und Albert Speer verfügen. Diese Rolle Vöglers gewann für das KWIE hohe Bedeutung bei der Erschließung von Forschungsaufträgen. Ab 1941 amtierte Vögler schließlich als Präsident der KWG. „Dass sich die Beziehungen des Instituts auf nahezu alle rüstungsrelevanten Bereiche ausdehnten“ sei – so Sören Flachowsky – „nicht zuletzt auf […] Albert Vögler zurückzuführen“.[11]

Bei Kriegsende entzog sich Vögler am 14. April 1945 durch Suizid einer Inhaftierung durch die Alliierten.[12]

Einzelnachweise

zum ausführlichen Quellen- und Literaturverzeichnis

  1. Grüttner: Biographisches Lexikon, S. 177 f.
  2. Hachtmann: Wissenschaftsmanagement Bd. 1, S. 125.
  3. Vgl. Rasch: Zwischen Politik und Wissenschaft, S. 123-127, S. 134-136; Hachtmann: Wissenschaftsmanagement Bd. 1, S. 125, S. 129, S. 528-532.
  4. Hachtmann: Wissenschaftsmanagement Bd. 1, S. 530.
  5. Hachtmann: Wissenschaftsmanagement Bd. 1, S. 530; Rasch: Albert Vögler; Pätzold/Weißbecker: Geschichte der NSDAP, S. 160, S. 169, S. 185, S. 187, S. 204, S. 233, S. 243, S. 259, S. 277, S. 288.
  6. Hachtmann: Die KWG 1933 bis 1945, S. 26.
  7. BArch (Berlin), R 1501/5328, Bl. 217, Brief von Vögler an Frick, 19.10.1933.
  8. BArch (Berlin), R 1501/5328, Bl. 217, Brief von Vögler an Frick, 19.10.1933.
  9. BArch (Berlin), R 1501/5328, Bl. 217, Brief von Vögler an Frick, 19.10.1933.
  10. Dönges: Geschichte, S. 20.
  11. Flachowsky: Wagenburg, S. 687. Siehe auch: Rasch: Zwischen Politik und Wissenschaft, S. 123-127, S. 134-137.
  12. Flachowsky: Wagenburg, S. 689 f.