Zwangsarbeiter der Düsseldorfer Eisen- und Stahlindustrie: Unterschied zwischen den Versionen

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==Die Bombenschäden am KWIE im November 1944==
==Die Bombenschäden am KWIE im November 1944==
Das KWIE wurde in der Nacht vom 2. auf den 3. November 1944 bei einem Großangriff auf Düsseldorf schwer getroffen. Insbesondere war auch das Hallengebäude betroffen, wobei die elektrische Zentrale vollständig zerstört wurde.<ref>MPIE: 10 Jahre Eisenforschung, S. 7.</ref> Da der größte Teil der Institutsmitarbeiter zu diesem Zeitpunkt bereits [[Verlagerung des Instituts nach Clausthal|an die Bergakademie Clausthal ausgelagert]] worden und der restliche Teil mit weiteren dringenden Verlagerungsarbeiten beschäftigt war, reichten „die vorhandenen Hilfskräfte nicht aus, um die zur Erhaltung der Gebäude und der elektrischen Hochspannungs- und Schaltanlage erforderlichen Arbeiten durchzuführen“.<ref>MPIE, 11-3-02-2, Schreiben des Vereins Deutscher Eisenhüttenleute an Mitgliedswerke in Düsseldorf (Entwurf), 20.11.1944.</ref> Daher wandte sich der [[Verein Deutscher Eisenhüttenleute|Verein Deutscher Eisenhüttenleute (VDEh)]], als Hauptträger des KWIE, an seine Mitgliedswerke in Düsseldorf – darunter die „GHH, Klöckner, Mannesmann, Press- & Walzwerk, Rheinmetall“ – und bat diese um die Überlassung von jeweils zwei bis drei geeigneten Arbeitskräften pro Werk und der erforderlichen Baustoffe. Der VDEh zeigte sich optimistisch, dass „mit einer Kolonne von 10 bis 12 Mann […] die dringendsten Arbeiten in 8 bis 10 Tagen durchgeführt werden“ könnten.<ref>MPIE, 11-3-02-2, Schreiben des Vereins Deutscher Eisenhüttenleute an Mitgliedswerke in Düsseldorf (Entwurf), 20.11.1944.</ref>  
Das KWIE wurde in der Nacht vom 2. auf den 3. November 1944 bei einem Großangriff auf Düsseldorf schwer getroffen. Insbesondere war auch das Hallengebäude betroffen, wobei die elektrische Zentrale vollständig zerstört wurde.<ref>MPIE: 10 Jahre Eisenforschung, S. 7.</ref> Da der größte Teil der Institutsmitarbeiter zu diesem Zeitpunkt bereits [[Verlagerung des Instituts nach Clausthal|an die Bergakademie Clausthal ausgelagert]] worden und der restliche Teil mit weiteren dringenden Verlagerungsarbeiten beschäftigt war, reichten „die vorhandenen Hilfskräfte nicht aus, um die zur Erhaltung der Gebäude und der elektrischen Hochspannungs- und Schaltanlage erforderlichen Arbeiten durchzuführen“.<ref>MPIE, 11-3-02-2, Schreiben des Vereins Deutscher Eisenhüttenleute an Mitgliedswerke in Düsseldorf (Entwurf), 20.11.1944.</ref> Daher wandte sich der [[Verein Deutscher Eisenhüttenleute|Verein Deutscher Eisenhüttenleute (VDEh)]], als Hauptträger des KWIE, an seine Mitgliedswerke in Düsseldorf – darunter die „GHH, Klöckner, Mannesmann, Press- & Walzwerk, Rheinmetall“ – und bat diese um die Überlassung von jeweils zwei bis drei geeigneten Arbeitskräften pro Werk und der erforderlichen Baustoffe. Der VDEh zeigte sich optimistisch, dass „mit einer Kolonne von 10 bis 12 Mann […] die dringendsten Arbeiten in 8 bis 10 Tagen durchgeführt werden“ könnten.<ref>MPIE, 11-3-02-2, Schreiben des Vereins Deutscher Eisenhüttenleute an Mitgliedswerke in Düsseldorf (Entwurf), 20.11.1944.</ref>  
Am 22. November 1944 fand erneut eine Besprechung über die dringendsten Widerherstellungsarbeiten statt. An dieser Besprechung nahmen [[Peter Bardenheuer|Peter Bardenheuer]], [[Walter Luyken|Walter Luyken]] und [[Werner Lueg|Werner Lueg]] sowie der Bauunternehmer Opitz und der Architekt Paetz vom städtischen Baubüro Revier 13 teil, der zuvor bereits mit der Beaufsichtigung der [[Einsätze der Organisation Todt|OT-Arbeiten]] betraut worden war. Dazu fand eine Ortsbesichtigung der dringendsten Abschlussarbeiten vor Ort statt.<ref>MPIE, 11-3-02-2, Aktenvermerk betr. Besprechung am 22.11.1944 über dringende Wiederherstellungsarbeiten.</ref> Die Firma Opitz war demnach angewiesen, „4 bis 5 Facharbeiter (Maurer)“ zu stellen. Weiterhin wären „15 bis 20 Hilfskräfte zum Transport der Baustoffe, Aufräumungsarbeiten, Putzen der alten Mauersteine u.s.w. erforderlich“. Diese Arbeitskräfte sollten durch das Institut beschafft werden, von Institutsseite war der Einsatz einer „Kolonne Fremdarbeiter aus einem stillliegenden oder kurzarbeitenden Betrieb der eisenschaffenden Industrie (Mitgliedswerk des VDEh) des Düsseldorfer Bezirks“ angedacht.<ref>MPIE, 11-3-02-2, Aktenvermerk betr. Besprechung am 22.11.1944 über dringende Wiederherstellungsarbeiten.</ref> In Folge dieser Initiativen von Seiten des KWIE und des VDEh kamen Zwangsarbeiter-Kolonnen aus mehreren Unternehmen der Düsseldorfer Stahl- und Eisenindustrie am KWIE zum Einsatz.
Am 22. November 1944 fand erneut eine Besprechung über die dringendsten Widerherstellungsarbeiten statt. An dieser Besprechung nahmen [[Peter Bardenheuer|Peter Bardenheuer]], [[Walter Luyken|Walter Luyken]] und [[Werner Lueg|Werner Lueg]] sowie der Bauunternehmer Opitz und der Architekt Paetz vom städtischen Baubüro Revier 13 teil, der zuvor bereits mit der Beaufsichtigung der [[Einsätze der Organisation Todt|OT-Arbeiten]] betraut worden war. Dazu fand eine Ortsbesichtigung der dringendsten Abschlussarbeiten vor Ort statt.<ref>MPIE, 11-3-02-2, Aktenvermerk betr. Besprechung am 22.11.1944 über dringende Wiederherstellungsarbeiten.</ref> Die Firma Opitz war demnach angewiesen, „4 bis 5 Facharbeiter (Maurer)“ zu stellen. Weiterhin wären „15 bis 20 Hilfskräfte zum Transport der Baustoffe, Aufräumungsarbeiten, Putzen der alten Mauersteine u.s.w. erforderlich“. Diese Arbeitskräfte sollten durch das Institut beschafft werden, von Institutsseite war der Einsatz einer „Kolonne Fremdarbeiter aus einem stillliegenden oder kurzarbeitenden Betrieb der eisenschaffenden Industrie (Mitgliedswerk des VDEh) des Düsseldorfer Bezirks“ angedacht.<ref>MPIE, 11-3-02-2, Aktenvermerk betr. Besprechung am 22.11.1944 über dringende Wiederherstellungsarbeiten.</ref> In Folge dieser Initiativen von Seiten des KWIE und des VDEh kamen Zwangsarbeiter-Kolonnen aus mehreren Unternehmen der Düsseldorfer Stahl- und Eisenindustrie am KWIE zum Einsatz.


==Die Kolonne der Deutschen Röhrenwerke AG==
==Die Kolonne der Deutschen Röhrenwerke AG==
Am 25. November 1944 wandte sich das KWIE mit Unterstützung des VDEh in der Sache selbst an die Deutschen Röhrenwerke. Interessant ist der Wortlaut des entsprechenden Schreibens, in dem es unter anderem hieß: „Unser Institut ist durch den Angriff am 2.d.M. schwer in Mitleidenschaft gezogen worden. […] Im Einverständnis mit dem Rüstungskommando und nach Prüfung durch das Städtische Baupolizeiamt ist durch das Städtische Baubüro ein Unternehmer mit den dringendsten Maurerarbeiten beauftragt worden. Zur Unterstützung dieser Fachleute sind aber noch 12 bis 15 Hilfsarbeiter erforderlich, die wir aus unserer Gefolgschaft nicht stellen können. Im Namen unseres z.Zt. verreisten Betriebsführers Herrn Professor Dr.-Ing. P. Bardenheuer und nach Rücksprache mit Herrn Bierbrauer vom Verein Deutscher Eisenhüttenleute trete ich daher mit der Bitte an Sie heran, durch Stellung dieser Hilfskräfte, die wohl am zweckmäßigsten aus Fremdarbeitern mit einem deutschen Aufseher bestehen, dem Institut in seiner Notlage zu helfen.“<ref>MPIE, 11-3-02, Schreiben von Dr.-Ing. W. Lueg an Dr.-Ing. H. Laßek, Deutsche Röhrenwerke AG, 25.11.1944.</ref> Das KWIE erbat sich also explizit ausländische Zwangsarbeiter für die Arbeiten.
Am 25. November 1944 wandte sich das KWIE mit Unterstützung des VDEh in der Sache selbst an die Deutschen Röhrenwerke. Interessant ist der Wortlaut des entsprechenden Schreibens, in dem es unter anderem hieß: „Unser Institut ist durch den Angriff am 2.d.M. schwer in Mitleidenschaft gezogen worden. […] Im Einverständnis mit dem Rüstungskommando und nach Prüfung durch das Städtische Baupolizeiamt ist durch das Städtische Baubüro ein Unternehmer mit den dringendsten Maurerarbeiten beauftragt worden. Zur Unterstützung dieser Fachleute sind aber noch 12 bis 15 Hilfsarbeiter erforderlich, die wir aus unserer Gefolgschaft nicht stellen können. Im Namen unseres z.Zt. verreisten Betriebsführers Herrn Professor Dr.-Ing. P. Bardenheuer und nach Rücksprache mit Herrn Bierbrauer vom Verein Deutscher Eisenhüttenleute trete ich daher mit der Bitte an Sie heran, durch Stellung dieser Hilfskräfte, die wohl am zweckmäßigsten aus Fremdarbeitern mit einem deutschen Aufseher bestehen, dem Institut in seiner Notlage zu helfen.“<ref>MPIE, 11-3-02, Schreiben von Dr.-Ing. W. Lueg an Dr.-Ing. H. Laßek, Deutsche Röhrenwerke AG, 25.11.1944.</ref> Das KWIE erbat sich also explizit ausländische Zwangsarbeiter für die Arbeiten.
In Reaktion auf die Anfrage teilte das Werk Poensgen (der Deutschen Röhrenwerke AG) dem KWIE drei Tage später mit, „daß am Freitag, den 1.12.44 eine Kolonne bestehend aus einem Aufseher, einem Wachmann und 12 russischen Kriegsgefangenen sich an der Baustelle melden“ könnte.<ref>MPIE, 11-3-02, Schreiben der Deutsche Röhrenwerke AG, Werk Poensgen an Werner Lueg, 28.11.1944.</ref> In dem Antwortschreiben des KWIE vom 29. November bedankte sich das Institut für die Bereitstellung der russischen Kriegsgefangenen und schlug in Rücksprache mit der GHH bezüglich der Versorgung vor: „Wir haben von dieser Gesellschaft die Zusage erhalten, dass sie die 12 Russen dann mitverpflegen würden, wenn ausreichend Kartoffeln geliefert würden. Wir sprechen die Hoffnung aus, dass die Leute entsprechende Kartoffelmengen selbst mitbringen, weil ein entsprechender Minderbedarf bei ihrer gegenwärtigen Verpflegungsstelle eintritt. Der Aufseher und der Wachmann können bei entsprechender Markenabgabe in die Mittagsverpflegung unserer Gefolgschaft aufgenommen werden. Auch besteht Gelegenheit, mitgebrachtes Essen aufzuwärmen“.<ref>MPIE, 11-3-02, Schreiben des KWIE an die Deutsche Röhrenwerke AG Werk Poensgen, 29.11.1944.</ref> Zusätzlich wurde darum gebeten, dass die Kolonne sechs Schaufeln, drei Hacken und drei Spaten mitbrächte. Das Werk Poensgen erklärte sich jedoch bereit, „den Leuten ein Mittagessen von unserer Küche aus nach der Baustelle transportieren“ zu lassen.<ref>MPIE, 11-3-02, Schreiben der Deutschen Röhrenwerke AG Werk Poensgen ans KWIE, 30.11.1944.</ref> Die Kolonne der russischen Kriegsgefangenen wurde für das Wegräumen von Schutt verwendet, ihr Einsatz war „zunächst bis zum 31. Januar 1945 vorgesehen“.<ref>MPIE, 11-3-02, Bericht über die Fliegerschäden-Behebung, 06.01.1945.</ref>
In Reaktion auf die Anfrage teilte das Werk Poensgen (der Deutschen Röhrenwerke AG) dem KWIE drei Tage später mit, „daß am Freitag, den 1.12.44 eine Kolonne bestehend aus einem Aufseher, einem Wachmann und 12 russischen Kriegsgefangenen sich an der Baustelle melden“ könnte.<ref>MPIE, 11-3-02, Schreiben der Deutsche Röhrenwerke AG, Werk Poensgen an Werner Lueg, 28.11.1944.</ref> In dem Antwortschreiben des KWIE vom 29. November bedankte sich das Institut für die Bereitstellung der russischen Kriegsgefangenen und schlug in Rücksprache mit der GHH bezüglich der Versorgung vor: „Wir haben von dieser Gesellschaft die Zusage erhalten, dass sie die 12 Russen dann mitverpflegen würden, wenn ausreichend Kartoffeln geliefert würden. Wir sprechen die Hoffnung aus, dass die Leute entsprechende Kartoffelmengen selbst mitbringen, weil ein entsprechender Minderbedarf bei ihrer gegenwärtigen Verpflegungsstelle eintritt. Der Aufseher und der Wachmann können bei entsprechender Markenabgabe in die Mittagsverpflegung unserer Gefolgschaft aufgenommen werden. Auch besteht Gelegenheit, mitgebrachtes Essen aufzuwärmen“.<ref>MPIE, 11-3-02, Schreiben des KWIE an die Deutsche Röhrenwerke AG Werk Poensgen, 29.11.1944.</ref> Zusätzlich wurde darum gebeten, dass die Kolonne sechs Schaufeln, drei Hacken und drei Spaten mitbrächte. Das Werk Poensgen erklärte sich jedoch bereit, „den Leuten ein Mittagessen von unserer Küche aus nach der Baustelle transportieren“ zu lassen.<ref>MPIE, 11-3-02, Schreiben der Deutschen Röhrenwerke AG Werk Poensgen ans KWIE, 30.11.1944.</ref> Die Kolonne der russischen Kriegsgefangenen wurde für das Wegräumen von Schutt verwendet, ihr Einsatz war „zunächst bis zum 31. Januar 1945 vorgesehen“.<ref>MPIE, 11-3-02, Bericht über die Fliegerschäden-Behebung, 06.01.1945.</ref>
Die Deutschen Röhrenwerke AG betrieb dem [[Zwangsarbeit in Düsseldorf und in Clausthal|Düsseldorfer Stadtgebiet]] mehrere Lager, die vornehmlich der [[Unterbringung von Zwangsarbeitern|Unterbringung von zivilen Zwangsarbeitern]] dienten. Es waren getrennte Lager für [[Zwangsarbeit im Deutschen Reich|Westarbeiter und für Ostarbeiter]] vorhanden. Als Unterbringungsort für die am KWIE eingesetzten Kriegsgefangenen kamen am ehesten die Gefangenenlager der Deutschen Röhrenwerke AG am Höher Weg 281-289 (Lierenfeld) und an der Ellerkirchstraße 61/65 in Frage. Zu diesen Einrichtungen liegen kaum Informationen vor. Dabei soll es sich bei der Ersteren um ein Lager für italienische Militärinternierte gehandelt haben, bei der Zweitgenannten um ein Lager zur Unterbringung französischer Kriegsgefangener. Laut Klaudia Wehofen gehörten diese Lager zu den Lagern, Haftstätten und Wohnplätzen mit weniger als 20 Personen, bzw. zu denen, für die die Anzahl der untergebrachten Personen nicht zu ermitteln ist. Ansonsten macht Wehofen keine Angaben zu diesen Lagern.</ref>Wehofen: Nachweis der Lager, S. 629.</ref> Die Unterbringung sowjetischer Kriegsgefangener ist hier nicht bekannt.<ref>Wessel: Mannesmannröhren- und Deutsche Röhrenwerke AG, S. 467-471.</ref>
Die Deutschen Röhrenwerke AG betrieb dem [[Zwangsarbeit in Düsseldorf und in Clausthal|Düsseldorfer Stadtgebiet]] mehrere Lager, die vornehmlich der [[Unterbringung von Zwangsarbeitern|Unterbringung von zivilen Zwangsarbeitern]] dienten. Es waren getrennte Lager für [[Zwangsarbeit im Deutschen Reich|Westarbeiter und für Ostarbeiter]] vorhanden. Als Unterbringungsort für die am KWIE eingesetzten Kriegsgefangenen kamen am ehesten die Gefangenenlager der Deutschen Röhrenwerke AG am Höher Weg 281-289 (Lierenfeld) und an der Ellerkirchstraße 61/65 in Frage. Zu diesen Einrichtungen liegen kaum Informationen vor. Dabei soll es sich bei der Ersteren um ein Lager für italienische Militärinternierte gehandelt haben, bei der Zweitgenannten um ein Lager zur Unterbringung französischer Kriegsgefangener. Laut Klaudia Wehofen gehörten diese Lager zu den Lagern, Haftstätten und Wohnplätzen mit weniger als 20 Personen, bzw. zu denen, für die die Anzahl der untergebrachten Personen nicht zu ermitteln ist. Ansonsten macht Wehofen keine Angaben zu diesen Lagern.</ref>Wehofen: Nachweis der Lager, S. 629.</ref> Die Unterbringung sowjetischer Kriegsgefangener ist hier nicht bekannt.<ref>Wessel: Mannesmannröhren- und Deutsche Röhrenwerke AG, S. 467-471.</ref>


==Die Kolonne der Gutehoffnungshütte (GHH), Werk Haniel & Lueg==
==Die Kolonne der Gutehoffnungshütte (GHH), Werk Haniel & Lueg==
Am 29. November 1944 teilte das Rüstungskommando Düsseldorf der Firma Haniel & Lueg darüber hinaus mit, dass von der Neusser Firma Schmolz & Bickenbach „17 Zivil-Franzosen“ abgezogen und der GHH zur Verfügung gestellt werden sollten. Da es sich hierbei um eine Sonderzuweisung handelte, bat das Rüstungskommando Düsseldorf, „die 17 Franzosen vorerst eine gewisse Zeit dem Kaiser-Wilhelm-Institut für Aufbauarbeiten zur Verfügung zu stellen“.<ref>MPIE, 11-3-02-2, Schreiben des Rüstungskommandos Düsseldorf an Haniel & Lueg, 29.11.1944.</ref> Tatsächlich kamen ab dem 8. Dezember 1944 drei niederländische und 13 französische „Zivilarbeiter“ zum Einsatz und wurden „dem Institut auf Weisung des Rüstungskommandos bis zum Abschluss der wichtigsten Verlagerungs- und Instandsetzungsarbeiten zur Verfügung gestellt. Diese ausländischen „Zivilarbeiter“ wurden je nach Arbeitslage einzeln oder zu mehreren den eigenen Arbeitskräften zur Hilfe beigegeben und haben sich bis auf wenige Ausnahmen willig und anstellig erwiesen.“
Am 29. November 1944 teilte das Rüstungskommando Düsseldorf der Firma Haniel & Lueg darüber hinaus mit, dass von der Neusser Firma Schmolz & Bickenbach „17 Zivil-Franzosen“ abgezogen und der GHH zur Verfügung gestellt werden sollten. Da es sich hierbei um eine Sonderzuweisung handelte, bat das Rüstungskommando Düsseldorf, „die 17 Franzosen vorerst eine gewisse Zeit dem Kaiser-Wilhelm-Institut für Aufbauarbeiten zur Verfügung zu stellen“.<ref>MPIE, 11-3-02-2, Schreiben des Rüstungskommandos Düsseldorf an Haniel & Lueg, 29.11.1944.</ref> Tatsächlich kamen ab dem 8. Dezember 1944 drei niederländische und 13 französische „Zivilarbeiter“ zum Einsatz und wurden „dem Institut auf Weisung des Rüstungskommandos bis zum Abschluss der wichtigsten Verlagerungs- und Instandsetzungsarbeiten zur Verfügung gestellt. Diese ausländischen „Zivilarbeiter“ wurden je nach Arbeitslage einzeln oder zu mehreren den eigenen Arbeitskräften zur Hilfe beigegeben und haben sich bis auf wenige Ausnahmen willig und anstellig erwiesen.“
Ihre Mittagsverpflegung erfolgte – so heißt es in den Unterlagen – „wie bei den anderen Arbeitskolonnen durch das Stammwerk“, das heißt durch Haniel & Lueg.<ref>MPIE, 11-3-02, Bericht über die Fliegerschäden-Behebung, 06.01.1945.</ref> Von den Werken der GHH hatte Haniel & Lueg mit rund 53 Prozent den höchsten Zwangsarbeiteranteil an der Belegschaft. 1944 waren es 623 zivile Zwangsarbeiter und 110 Kriegsgefangene, jedoch keine KZ-Häftlinge.<ref>Bähr/Banken/Flemming: Die MAN, S. 332-334.</ref> Untergebracht waren die dem KWIE zur Verfügung gestellten Zwangsarbeiter im „Lager Torfbruch – Düsseldorf-Grafenberg“.<ref>MPIE, 11-3-02-2, Schreiben des KWIE an das Lager Torfbruch z. Hd. des Herrn Luchs, 09.12.1944.</ref> Es handelte sich wohl um das Lager Torfbruchstraße 65, das von der GHH betrieben wurde. Dieses Lager war laut Berichten mit einem Drahtzaun umgeben und wurde von bewaffneten Zivilisten bzw. Werkschutzmitgliedern bewacht.<ref>Wehofen: Nachweis der Lager, S. 590. </ref> In einem Bericht aus der Nachkriegszeit über den „Einsatz von Fremdarbeitern und Kriegsgefangenen in der Abteilung Düsseldorf der Gutehoffnungshütte“ wird es näher beschrieben: „Mit wachsender Luftgefährdung wurden die Fremdarbeiter in ein neues Lager im Torfbruchgelände verlegt. Sie wurden in [[https://de.wikipedia.org/wiki/Reichsarbeitsdienst RAD]-Baracken, die später durch Massivbaracken ersetzt wurden, untergebracht.“<ref>StAD, 4-74-0-93.0000, Einsatz von Fremdarbeitern und Kriegsgefangenen in der Abteilung Düsseldorf der Gutehoffnungshütte.</ref> Bei der ansonsten recht positiven Darstellung des Lagers muss allerdings berücksichtigt werden, dass der Bericht auf den Zeugnissen der damaligen Verantwortlichen der GHH – unter anderem des Beauftragten des Werkes für den „Ausländereinsatz“, Peter Hautermann, und des Lagerführers Richard Lux – basierte.
Ihre Mittagsverpflegung erfolgte – so heißt es in den Unterlagen – „wie bei den anderen Arbeitskolonnen durch das Stammwerk“, das heißt durch Haniel & Lueg.<ref>MPIE, 11-3-02, Bericht über die Fliegerschäden-Behebung, 06.01.1945.</ref> Von den Werken der GHH hatte Haniel & Lueg mit rund 53 Prozent den höchsten Zwangsarbeiteranteil an der Belegschaft. 1944 waren es 623 zivile Zwangsarbeiter und 110 Kriegsgefangene, jedoch keine KZ-Häftlinge.<ref>Bähr/Banken/Flemming: Die MAN, S. 332-334.</ref>  
 
Untergebracht waren die dem KWIE zur Verfügung gestellten Zwangsarbeiter im „Lager Torfbruch – Düsseldorf-Grafenberg“.<ref>MPIE, 11-3-02-2, Schreiben des KWIE an das Lager Torfbruch z. Hd. des Herrn Luchs, 09.12.1944.</ref> Es handelte sich wohl um das Lager Torfbruchstraße 65, das von der GHH betrieben wurde. Dieses Lager war laut Berichten mit einem Drahtzaun umgeben und wurde von bewaffneten Zivilisten bzw. Werkschutzmitgliedern bewacht.<ref>Wehofen: Nachweis der Lager, S. 590. </ref> In einem Bericht aus der Nachkriegszeit über den „Einsatz von Fremdarbeitern und Kriegsgefangenen in der Abteilung Düsseldorf der Gutehoffnungshütte“ wird es näher beschrieben: „Mit wachsender Luftgefährdung wurden die Fremdarbeiter in ein neues Lager im Torfbruchgelände verlegt. Sie wurden in [[https://de.wikipedia.org/wiki/Reichsarbeitsdienst RAD]-Baracken, die später durch Massivbaracken ersetzt wurden, untergebracht.“<ref>StAD, 4-74-0-93.0000, Einsatz von Fremdarbeitern und Kriegsgefangenen in der Abteilung Düsseldorf der Gutehoffnungshütte.</ref> Bei der ansonsten recht positiven Darstellung des Lagers muss allerdings berücksichtigt werden, dass der Bericht auf den Zeugnissen der damaligen Verantwortlichen der GHH – unter anderem des Beauftragten des Werkes für den „Ausländereinsatz“, Peter Hautermann, und des Lagerführers Richard Lux – basierte.


==Die Kolonne der Grafenberger Walzwerk GmbH==
==Die Kolonne der Grafenberger Walzwerk GmbH==
Eine dritte Kolonne, die beim KWIE eingesetzt wurde, war eine Arbeitskolonne der Grafenberger Walzwerk GmbH, die in einem Bericht über die Fliegerschäden-Behebung vom 6. Januar 1945 erwähnt wird. Diese hatte „die Wellblechabdeckungen der Oberlichter in den Hallen 5 und 6, die durch Luftdruck auseinandergerissen und stark verschoben waren, wieder zurecht gerückt“. Auf der Halle 4, in der das Maschinenhaus und Schaltanlage untergebracht waren, brachten die Arbeiter ein Notdach an.<ref>MPIE, 11-3-02, Bericht über die Fliegerschäden-Behebung, 06.01.1945.</ref> Ob es sich bei dieser Kolonne ebenfalls um ausländische Zwangsarbeiter handelte, konnte anhand der Quellen nicht eindeutig geklärt werden; es ist jedoch sehr wahrscheinlich.
Eine dritte Kolonne, die beim KWIE eingesetzt wurde, war eine Arbeitskolonne der Grafenberger Walzwerk GmbH, die in einem Bericht über die Fliegerschäden-Behebung vom 6. Januar 1945 erwähnt wird. Diese hatte „die Wellblechabdeckungen der Oberlichter in den Hallen 5 und 6, die durch Luftdruck auseinandergerissen und stark verschoben waren, wieder zurecht gerückt“. Auf der Halle 4, in der das Maschinenhaus und Schaltanlage untergebracht waren, brachten die Arbeiter ein Notdach an.<ref>MPIE, 11-3-02, Bericht über die Fliegerschäden-Behebung, 06.01.1945.</ref> Ob es sich bei dieser Kolonne ebenfalls um ausländische Zwangsarbeiter handelte, konnte anhand der Quellen nicht eindeutig geklärt werden; es ist jedoch sehr wahrscheinlich.


==Einzelnachweise==
==Einzelnachweise==
  ''→ [[Quellen- und Literaturverzeichnis|zum ausführlichen Quellen- und Literaturverzeichnis]]''
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[[Kategorie:Detailgeschichten]] [[Kategorie:Zwangsarbeit]]
[[Kategorie:Detailgeschichten]] [[Kategorie:Zwangsarbeit]]

Version vom 5. Juni 2020, 15:39 Uhr

Ende 1944 wandte sich der VDEh an seine Mitgliedswerke in Düsseldorf und bat um Unterstützung bei der Beseitigung der Bombenschäden am Institut.
Zur Unterstützung bei der Beseitigung von Bombenschäden am KWIE erbat Werner Lueg von den Deutschen Röhrenwerken, Werk Poensgen die Stellung von Hilfskräften. Dabei hielt er den Einsatz von „Fremdarbeitern“ mit einem deutschen Aufseher für am zweckmäßigsten.
In dem Antwortschreiben der Deutschen Röhrenwerke, Werk Poensgen erklärte sich das Unternehmen am 28. November 1944 bereit, eine Kolonne russischer Kriegsgefangener einschließlich Wachmann und Aufseher zu stellen.
Seit dem 8. Dezember 1944 war eine Kolonne bestehend aus drei niederländischen und 13 französischen „Zivilarbeitern“ am KWIE tätig, die nach Abschluss der wichtigsten Verlagerungs- und Instandsetzungsarbeiten für die Gutehoffnungshütte, Abteilung Düsseldorf weiterarbeiten sollten.

Aufgrund von Bombenschäden am Institutsgebäude in Düsseldorf wurden seit Ende 1944 auch verschiedene Zwangsarbeiter-Kolonnen zur Schadensbeseitigung von in Düsseldorf ansässigen Unternehmen der Eisen- und Stahlindustrie eingesetzt.

Die Bombenschäden am KWIE im November 1944

Das KWIE wurde in der Nacht vom 2. auf den 3. November 1944 bei einem Großangriff auf Düsseldorf schwer getroffen. Insbesondere war auch das Hallengebäude betroffen, wobei die elektrische Zentrale vollständig zerstört wurde.[1] Da der größte Teil der Institutsmitarbeiter zu diesem Zeitpunkt bereits an die Bergakademie Clausthal ausgelagert worden und der restliche Teil mit weiteren dringenden Verlagerungsarbeiten beschäftigt war, reichten „die vorhandenen Hilfskräfte nicht aus, um die zur Erhaltung der Gebäude und der elektrischen Hochspannungs- und Schaltanlage erforderlichen Arbeiten durchzuführen“.[2] Daher wandte sich der Verein Deutscher Eisenhüttenleute (VDEh), als Hauptträger des KWIE, an seine Mitgliedswerke in Düsseldorf – darunter die „GHH, Klöckner, Mannesmann, Press- & Walzwerk, Rheinmetall“ – und bat diese um die Überlassung von jeweils zwei bis drei geeigneten Arbeitskräften pro Werk und der erforderlichen Baustoffe. Der VDEh zeigte sich optimistisch, dass „mit einer Kolonne von 10 bis 12 Mann […] die dringendsten Arbeiten in 8 bis 10 Tagen durchgeführt werden“ könnten.[3]

Am 22. November 1944 fand erneut eine Besprechung über die dringendsten Widerherstellungsarbeiten statt. An dieser Besprechung nahmen Peter Bardenheuer, Walter Luyken und Werner Lueg sowie der Bauunternehmer Opitz und der Architekt Paetz vom städtischen Baubüro Revier 13 teil, der zuvor bereits mit der Beaufsichtigung der OT-Arbeiten betraut worden war. Dazu fand eine Ortsbesichtigung der dringendsten Abschlussarbeiten vor Ort statt.[4] Die Firma Opitz war demnach angewiesen, „4 bis 5 Facharbeiter (Maurer)“ zu stellen. Weiterhin wären „15 bis 20 Hilfskräfte zum Transport der Baustoffe, Aufräumungsarbeiten, Putzen der alten Mauersteine u.s.w. erforderlich“. Diese Arbeitskräfte sollten durch das Institut beschafft werden, von Institutsseite war der Einsatz einer „Kolonne Fremdarbeiter aus einem stillliegenden oder kurzarbeitenden Betrieb der eisenschaffenden Industrie (Mitgliedswerk des VDEh) des Düsseldorfer Bezirks“ angedacht.[5] In Folge dieser Initiativen von Seiten des KWIE und des VDEh kamen Zwangsarbeiter-Kolonnen aus mehreren Unternehmen der Düsseldorfer Stahl- und Eisenindustrie am KWIE zum Einsatz.

Die Kolonne der Deutschen Röhrenwerke AG

Am 25. November 1944 wandte sich das KWIE mit Unterstützung des VDEh in der Sache selbst an die Deutschen Röhrenwerke. Interessant ist der Wortlaut des entsprechenden Schreibens, in dem es unter anderem hieß: „Unser Institut ist durch den Angriff am 2.d.M. schwer in Mitleidenschaft gezogen worden. […] Im Einverständnis mit dem Rüstungskommando und nach Prüfung durch das Städtische Baupolizeiamt ist durch das Städtische Baubüro ein Unternehmer mit den dringendsten Maurerarbeiten beauftragt worden. Zur Unterstützung dieser Fachleute sind aber noch 12 bis 15 Hilfsarbeiter erforderlich, die wir aus unserer Gefolgschaft nicht stellen können. Im Namen unseres z.Zt. verreisten Betriebsführers Herrn Professor Dr.-Ing. P. Bardenheuer und nach Rücksprache mit Herrn Bierbrauer vom Verein Deutscher Eisenhüttenleute trete ich daher mit der Bitte an Sie heran, durch Stellung dieser Hilfskräfte, die wohl am zweckmäßigsten aus Fremdarbeitern mit einem deutschen Aufseher bestehen, dem Institut in seiner Notlage zu helfen.“[6] Das KWIE erbat sich also explizit ausländische Zwangsarbeiter für die Arbeiten.

In Reaktion auf die Anfrage teilte das Werk Poensgen (der Deutschen Röhrenwerke AG) dem KWIE drei Tage später mit, „daß am Freitag, den 1.12.44 eine Kolonne bestehend aus einem Aufseher, einem Wachmann und 12 russischen Kriegsgefangenen sich an der Baustelle melden“ könnte.[7] In dem Antwortschreiben des KWIE vom 29. November bedankte sich das Institut für die Bereitstellung der russischen Kriegsgefangenen und schlug in Rücksprache mit der GHH bezüglich der Versorgung vor: „Wir haben von dieser Gesellschaft die Zusage erhalten, dass sie die 12 Russen dann mitverpflegen würden, wenn ausreichend Kartoffeln geliefert würden. Wir sprechen die Hoffnung aus, dass die Leute entsprechende Kartoffelmengen selbst mitbringen, weil ein entsprechender Minderbedarf bei ihrer gegenwärtigen Verpflegungsstelle eintritt. Der Aufseher und der Wachmann können bei entsprechender Markenabgabe in die Mittagsverpflegung unserer Gefolgschaft aufgenommen werden. Auch besteht Gelegenheit, mitgebrachtes Essen aufzuwärmen“.[8] Zusätzlich wurde darum gebeten, dass die Kolonne sechs Schaufeln, drei Hacken und drei Spaten mitbrächte. Das Werk Poensgen erklärte sich jedoch bereit, „den Leuten ein Mittagessen von unserer Küche aus nach der Baustelle transportieren“ zu lassen.[9] Die Kolonne der russischen Kriegsgefangenen wurde für das Wegräumen von Schutt verwendet, ihr Einsatz war „zunächst bis zum 31. Januar 1945 vorgesehen“.[10]

Die Deutschen Röhrenwerke AG betrieb dem Düsseldorfer Stadtgebiet mehrere Lager, die vornehmlich der Unterbringung von zivilen Zwangsarbeitern dienten. Es waren getrennte Lager für Westarbeiter und für Ostarbeiter vorhanden. Als Unterbringungsort für die am KWIE eingesetzten Kriegsgefangenen kamen am ehesten die Gefangenenlager der Deutschen Röhrenwerke AG am Höher Weg 281-289 (Lierenfeld) und an der Ellerkirchstraße 61/65 in Frage. Zu diesen Einrichtungen liegen kaum Informationen vor. Dabei soll es sich bei der Ersteren um ein Lager für italienische Militärinternierte gehandelt haben, bei der Zweitgenannten um ein Lager zur Unterbringung französischer Kriegsgefangener. Laut Klaudia Wehofen gehörten diese Lager zu den Lagern, Haftstätten und Wohnplätzen mit weniger als 20 Personen, bzw. zu denen, für die die Anzahl der untergebrachten Personen nicht zu ermitteln ist. Ansonsten macht Wehofen keine Angaben zu diesen Lagern.</ref>Wehofen: Nachweis der Lager, S. 629.</ref> Die Unterbringung sowjetischer Kriegsgefangener ist hier nicht bekannt.[11]

Die Kolonne der Gutehoffnungshütte (GHH), Werk Haniel & Lueg

Am 29. November 1944 teilte das Rüstungskommando Düsseldorf der Firma Haniel & Lueg darüber hinaus mit, dass von der Neusser Firma Schmolz & Bickenbach „17 Zivil-Franzosen“ abgezogen und der GHH zur Verfügung gestellt werden sollten. Da es sich hierbei um eine Sonderzuweisung handelte, bat das Rüstungskommando Düsseldorf, „die 17 Franzosen vorerst eine gewisse Zeit dem Kaiser-Wilhelm-Institut für Aufbauarbeiten zur Verfügung zu stellen“.[12] Tatsächlich kamen ab dem 8. Dezember 1944 drei niederländische und 13 französische „Zivilarbeiter“ zum Einsatz und wurden „dem Institut auf Weisung des Rüstungskommandos bis zum Abschluss der wichtigsten Verlagerungs- und Instandsetzungsarbeiten zur Verfügung gestellt. Diese ausländischen „Zivilarbeiter“ wurden je nach Arbeitslage einzeln oder zu mehreren den eigenen Arbeitskräften zur Hilfe beigegeben und haben sich bis auf wenige Ausnahmen willig und anstellig erwiesen.“ Ihre Mittagsverpflegung erfolgte – so heißt es in den Unterlagen – „wie bei den anderen Arbeitskolonnen durch das Stammwerk“, das heißt durch Haniel & Lueg.[13] Von den Werken der GHH hatte Haniel & Lueg mit rund 53 Prozent den höchsten Zwangsarbeiteranteil an der Belegschaft. 1944 waren es 623 zivile Zwangsarbeiter und 110 Kriegsgefangene, jedoch keine KZ-Häftlinge.[14]

Untergebracht waren die dem KWIE zur Verfügung gestellten Zwangsarbeiter im „Lager Torfbruch – Düsseldorf-Grafenberg“.[15] Es handelte sich wohl um das Lager Torfbruchstraße 65, das von der GHH betrieben wurde. Dieses Lager war laut Berichten mit einem Drahtzaun umgeben und wurde von bewaffneten Zivilisten bzw. Werkschutzmitgliedern bewacht.[16] In einem Bericht aus der Nachkriegszeit über den „Einsatz von Fremdarbeitern und Kriegsgefangenen in der Abteilung Düsseldorf der Gutehoffnungshütte“ wird es näher beschrieben: „Mit wachsender Luftgefährdung wurden die Fremdarbeiter in ein neues Lager im Torfbruchgelände verlegt. Sie wurden in [RAD-Baracken, die später durch Massivbaracken ersetzt wurden, untergebracht.“[17] Bei der ansonsten recht positiven Darstellung des Lagers muss allerdings berücksichtigt werden, dass der Bericht auf den Zeugnissen der damaligen Verantwortlichen der GHH – unter anderem des Beauftragten des Werkes für den „Ausländereinsatz“, Peter Hautermann, und des Lagerführers Richard Lux – basierte.

Die Kolonne der Grafenberger Walzwerk GmbH

Eine dritte Kolonne, die beim KWIE eingesetzt wurde, war eine Arbeitskolonne der Grafenberger Walzwerk GmbH, die in einem Bericht über die Fliegerschäden-Behebung vom 6. Januar 1945 erwähnt wird. Diese hatte „die Wellblechabdeckungen der Oberlichter in den Hallen 5 und 6, die durch Luftdruck auseinandergerissen und stark verschoben waren, wieder zurecht gerückt“. Auf der Halle 4, in der das Maschinenhaus und Schaltanlage untergebracht waren, brachten die Arbeiter ein Notdach an.[18] Ob es sich bei dieser Kolonne ebenfalls um ausländische Zwangsarbeiter handelte, konnte anhand der Quellen nicht eindeutig geklärt werden; es ist jedoch sehr wahrscheinlich.

Einzelnachweise

zum ausführlichen Quellen- und Literaturverzeichnis

  1. MPIE: 10 Jahre Eisenforschung, S. 7.
  2. MPIE, 11-3-02-2, Schreiben des Vereins Deutscher Eisenhüttenleute an Mitgliedswerke in Düsseldorf (Entwurf), 20.11.1944.
  3. MPIE, 11-3-02-2, Schreiben des Vereins Deutscher Eisenhüttenleute an Mitgliedswerke in Düsseldorf (Entwurf), 20.11.1944.
  4. MPIE, 11-3-02-2, Aktenvermerk betr. Besprechung am 22.11.1944 über dringende Wiederherstellungsarbeiten.
  5. MPIE, 11-3-02-2, Aktenvermerk betr. Besprechung am 22.11.1944 über dringende Wiederherstellungsarbeiten.
  6. MPIE, 11-3-02, Schreiben von Dr.-Ing. W. Lueg an Dr.-Ing. H. Laßek, Deutsche Röhrenwerke AG, 25.11.1944.
  7. MPIE, 11-3-02, Schreiben der Deutsche Röhrenwerke AG, Werk Poensgen an Werner Lueg, 28.11.1944.
  8. MPIE, 11-3-02, Schreiben des KWIE an die Deutsche Röhrenwerke AG Werk Poensgen, 29.11.1944.
  9. MPIE, 11-3-02, Schreiben der Deutschen Röhrenwerke AG Werk Poensgen ans KWIE, 30.11.1944.
  10. MPIE, 11-3-02, Bericht über die Fliegerschäden-Behebung, 06.01.1945.
  11. Wessel: Mannesmannröhren- und Deutsche Röhrenwerke AG, S. 467-471.
  12. MPIE, 11-3-02-2, Schreiben des Rüstungskommandos Düsseldorf an Haniel & Lueg, 29.11.1944.
  13. MPIE, 11-3-02, Bericht über die Fliegerschäden-Behebung, 06.01.1945.
  14. Bähr/Banken/Flemming: Die MAN, S. 332-334.
  15. MPIE, 11-3-02-2, Schreiben des KWIE an das Lager Torfbruch z. Hd. des Herrn Luchs, 09.12.1944.
  16. Wehofen: Nachweis der Lager, S. 590.
  17. StAD, 4-74-0-93.0000, Einsatz von Fremdarbeitern und Kriegsgefangenen in der Abteilung Düsseldorf der Gutehoffnungshütte.
  18. MPIE, 11-3-02, Bericht über die Fliegerschäden-Behebung, 06.01.1945.