Leistungskampf der deutschen Betriebe: Unterschied zwischen den Versionen
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Das KWIE selbst intensivierte in den Kriegsjahren seine Bemühungen im „Leistungswettkampf der deutschen Betriebe“ noch weiter. Aus den sogenannten [[NS-Kriegspropaganda und NS-Weltanschauung im Spiegel der „Feldpostbriefe der Daheimgebliebenen“|„Feldpostbriefen der Daheimgeblieben“]] des Instituts geht hervor, dass der Betriebssport seit dem Jahr 1940 „durch die Teilnahme der weiblichen Gefolgschaftsmitglieder reichhaltiger geworden“ sei. Zusätzlich durften die Mitarbeiter auf Betreiben des „Betriebsobmanns“ [[Ferdinand Spies|Ferdinand Spies]] nun das Schwimmbad der benachbarten [[Stahlunternehmen in Düsseldorf|Gutehoffnungshütte (GHH)]] mitbenutzen. Im Gegenzug stand den Lehrlingen der GHH für einige Stunden in der Woche der Sportplatz des KWIE zur Verfügung. Weiterhin erhielten die jugendlichen Betriebsangehörigen jeden Mittag einen Teller kräftige Suppe oder Eintopf auf Institutskosten, aber auch die übrigen Institutsmitarbeiter konnten für den Betrag von zehn Pfennig einen Teller des Essens erstehen.<ref>MPIE, 6-0-11, KWI Feldpostkameradschaft Lia Heller, August 1940.</ref> | Das KWIE selbst intensivierte in den Kriegsjahren seine Bemühungen im „Leistungswettkampf der deutschen Betriebe“ noch weiter. Aus den sogenannten [[NS-Kriegspropaganda und NS-Weltanschauung im Spiegel der „Feldpostbriefe der Daheimgebliebenen“|„Feldpostbriefen der Daheimgeblieben“]] des Instituts geht hervor, dass der Betriebssport seit dem Jahr 1940 „durch die Teilnahme der weiblichen Gefolgschaftsmitglieder reichhaltiger geworden“ sei. Zusätzlich durften die Mitarbeiter auf Betreiben des „Betriebsobmanns“ [[Ferdinand Spies|Ferdinand Spies]] nun das Schwimmbad der benachbarten [[Stahlunternehmen in Düsseldorf|Gutehoffnungshütte (GHH)]] mitbenutzen. Im Gegenzug stand den Lehrlingen der GHH für einige Stunden in der Woche der Sportplatz des KWIE zur Verfügung. Weiterhin erhielten die jugendlichen Betriebsangehörigen jeden Mittag einen Teller kräftige Suppe oder Eintopf auf Institutskosten, aber auch die übrigen Institutsmitarbeiter konnten für den Betrag von zehn Pfennig einen Teller des Essens erstehen.<ref>MPIE, 6-0-11, KWI Feldpostkameradschaft Lia Heller, August 1940.</ref> | ||
Die Initiative zur Teilnahme an den nationalsozialistischen Wettbewerben ging am KWIE offenbar nicht nur von der DAF und den [[ | Die Initiative zur Teilnahme an den nationalsozialistischen Wettbewerben ging am KWIE offenbar nicht nur von der DAF und den [[Die Betriebsfunktionäre der Deutschen Arbeitsfront (DAF)|NS-Funktionären]] allein aus, sondern die Kampagne wurde auch von der Institutsleitung mit Engagement verfolgt. In einem Brief vom Juni 1941 kommentierte der inzwischen eingezogene „Betriebsobmann“ [[Peter Clasen|Peter Clasen]] die Bemühungen des Instituts gegenüber seinem Nachfolger Ferdinand Spies mit folgenden Worten: „Scheinbar will das Institut nun aber mit aller Gewalt Musterbetrieb werden; ich drücke beide Daumen, soweit ich Zeit dazu habe, dass es gelingt.“<ref>MPIE, 6-0-11, Schreiben von Peter Clasen an Ferdinand Spies, 12.06.1941.</ref> Dieses Ziel wurde zwar nicht erreicht; allerdings wurde das Engagement des KWIE zusätzlich zum „Gaudiplom für hervorragende Leistungen“ im Wettkampfjahr 1941/1942 mit den Leistungsabzeichen für „Vorbildliche Sorge um die Volksgesundheit“ und für „Vorbildliche Berufserziehung“ jeweils in Silber belohnt.<ref>Dönges: Geschichte, S. 24.</ref> Körber bedankte sich dafür beim Betriebsappell am 19. Juni 1942 besonders bei Spies.<ref>VDEh, Ac 201 Band III, Ansprache von Professor Körber zum Betriebsappell, 19.06.1942.</ref> Von Seiten der VDEh-Geschäftsführung wurden dem Institut für die Verleihung der „zwei wertvolle[n] Auszeichnungen […], nämlich für vorbildliche Fürsorge für die Volksgesundheit und für vorbildliche Berufserziehung" Glückwünsche ausgesprochen.<ref>VDEh, Ac 201, Schreiben der Geschäftsführung an das KWIE, 30.04.1942.</ref> | ||
Die Betriebe durften in ihrer Werbung wie auch bei der Bewerbung um Ausschreibungen ausdrücklich auf diese Auszeichnungen hinweisen. Auch das KWIE machte davon Gebrauch. Das Briefpapier des Instituts wurde von dem Logo der DAF, ein von einem Zahnrad umschlossenes Hakenkreuz, zusammen mit dem Spruchband „Gaudiplom für hervorragende Leistungen“, geziert.<ref>Reulecke: Die Fahne mit dem goldenen Zahnrad, S. 254; MPIE, 5-2-40, Blanko-Briefpapierbogen des KWIE mit der Anschrift in Clausthal-Zellerfeld.</ref> | Die Betriebe durften in ihrer Werbung wie auch bei der Bewerbung um Ausschreibungen ausdrücklich auf diese Auszeichnungen hinweisen. Auch das KWIE machte davon Gebrauch. Das Briefpapier des Instituts wurde von dem Logo der DAF, ein von einem Zahnrad umschlossenes Hakenkreuz, zusammen mit dem Spruchband „Gaudiplom für hervorragende Leistungen“, geziert.<ref>Reulecke: Die Fahne mit dem goldenen Zahnrad, S. 254; MPIE, 5-2-40, Blanko-Briefpapierbogen des KWIE mit der Anschrift in Clausthal-Zellerfeld.</ref> | ||
Version vom 2. Juni 2020, 12:10 Uhr
Ein wichtiger Bestandteil der NS-Betriebspolitik war der „Leistungskampf der deutschen Betriebe“, der seit 1936/1937 mit großem propagandistischem Aufwand von der DAF durchgeführt wurde. Ziel der Teilnehmer war die Erringung der neu geschaffenen Ehrenauszeichnung „Nationalsozialistischer Musterbetrieb“. Diese Auszeichnung sollte – wie es in zeitgenössischen DAF-Publikationen hieß – Betrieben verliehen werden, „in denen der Gedanke der nationalsozialistischen Betriebsgemeinschaft im Sinne des Gesetzes zur Ordnung der nationalen Arbeit und im Geiste der Deutschen Arbeitsfront vom Führer des Betriebes und seiner Gefolgschaft auf das vollkommenste verwirklicht“ werde.[1]
Die Durchführung des „Leistungskampfs“
Im Rahmen des „Leistungskampfs“ wurden nicht nur die sozialpolitischen Bemühungen der Betriebe überprüft, auch der Organisationsgrad der Belegschaft in den verschiedenen NS-Organisationen und die internen Maßnahmen zur weltanschaulichen Ausrichtung waren von Bedeutung. So wurde etwa abgefragt, wie oft Betriebsappelle abgehalten werden und ob dabei die weltanschauliche Ausrichtung der „Gefolgschaft“ berücksichtigt werde. Weltanschauliche Fragen lauteten außerdem etwa: „Gehören alle Gefolgschaftsmitglieder der DAF an?“ oder „Wieviele Gefolgschaftsmitglieder sind politische Leiter bzw. gehören aktiv der SA, SS, dem NSKK und NSFK an?“. Weitere Fragen bezogen sich auf die wirtschaftliche Lage des Betriebs.[2] Zunächst wurden unter allen Bewerbern von DAF-Funktionären und Treuhändern der Arbeit regionale Spitzenreiter ermittelt, die jeweils ein „Gaudiplom für hervorragende Leistungen“ erhielten und in die nächste Wettbewerbsrunde kamen. Die überregional erfolgreichsten Betriebe wurden am 1. Mai von Hitler für ein Jahr als „Nationalsozialistischer Musterbetrieb“ ausgezeichnet und durften die Goldene Fahne der DAF führen. Darüber hinaus wurden seit dem 1. Mai 1937 spezielle „Leistungsabzeichen“ für „vorbildliche Gesundheitsfürsorge“, „vorbildliche Berufserziehung“, Wohnungsbau, soziale Werksfürsorge und KdF-Förderung vergeben.[3]
Die Teilnahme des KWIE seit 1938/1939
Das KWIE beteiligte sich erstmals seit 1938/1939 an diesem Wettbewerb „in der Ueberzeugung, daß das Institut den von der Deutschen Arbeitsfront an die Betriebe gestellten Forderungen in bezug auf Lehrlingsausbildung, soziale Leistungen und gesundheitsfördernde Maßnahmen gerecht wurde“, wie es in der Rückschau im Sonderband der „Mitteilungen aus dem Kaiser-Wilhelm-Institut für Eisenforschung“ zum 25-jährigen Jubiläum hieß.[4]
Auszeichnung mit dem „Gaudiplom für hervorragende Leistungen“ 1939
NS-Musterbetrieb wurde das KWIE nicht. Mit Wirkung vom 1. Mai 1939 erreichte das KWIE bei seiner ersten Teilnahme aber das „Gaudiplom für hervorragende Leistungen“. Die Verleihung des Gaudiploms wurde in den Jahren 1940 bis 1942 nach erneuter Überprüfung des Instituts wiederholt.[5] Dass die DAF-Auszeichnung für das KWIE durchaus von hoher Bedeutung war, zeigen auch interne Schreiben zwischen KWIE und dem Verein Deutscher Eisenhüttenleute (VDEh). Institutsdirektor Friedrich Körber teilte 1939 dem VDEh-Geschäftsführer Otto Petersen anlässlich der Verleihung des Gaudiploms für hervorragende Leistungen mit: „Es ist mir aufrichtiges Bedürfnis, bei dieser Gelegenheit auch Dir nochmals zugleich im Namen meiner Gefolgschaft herzlichen Dank für alle Deine Bemühungen um das Institut zu sagen, denen wir ja in so hohem Maße es verdanken, daß das Institut so dasteht und so betrieben werden kann, daß ihm die so seltene Auszeichnung zuteil geworden ist. Ich habe auch der Gefolgschaft gegenüber bei der Bekanntgabe dieser Ehrung nicht versäumt, auf die Leistungen des Vereins Deutscher Eisenhüttenleute und insbesondere der Herren Vögler und Petersen hinzuweisen unter Betonung, daß es für uns eine selbstverständliche Pflicht sei, dieser Leistungen stets dankbar eingedenk zu sein. Du warst schon so freundlich, mich zur Verleihung des Gaudiploms zu beglückwünschen, nimm dafür auch auf diesem Wege meinen herzlichen Dank entgegen. Mit Deutschem Gruß, Dein Körber“.[6] An Vögler schrieb Körber: „Ich betrachte diese Auszeichnung nicht zuletzt als eine Anerkennung dafür, daß das Institut dank der Großzügigkeit und der Opferwilligkeit der deutschen Eisenindustrie in seinem schönen neuen Heim vorbildliche Arbeitsstätten geschaffen hat. […] Da die Errichtung dieses Baues doch in allererster Linie Ihrer persönlichen Initiative zu danken ist, sei es mir gestattet, Ihnen zugleich im Namen der ganzen Gefolgschaft des Instituts nochmals aufrichtigen Dank für Ihr stetes Interesse für das Institut und für die viele tatkräftige Hilfe, die Sie immer wieder geleistet haben, zu sagen. Es soll mein und meiner Mitarbeiter Bemühen sein, uns auch fernerhin des entgegengebrachten Vertrauens und auch der nunmehr uns zuteil gewordenen Auszeichnung von parteiamtlichen Stellen würdig zu erweisen.“[7] Am Leistungskampf nahmen bei weitem nicht alle deutschen Betriebe teil und auch das Engagement fiel oft unterschiedlich aus. Bei Unternehmen, die sich um Staatsaufträge bemühten, war die Bereitschaft zur engagierten Teilnahme sehr hoch.[8] So nahmen in der KWG auch andere Institute besonders engagiert an den Leistungswettbewerben teil, so etwa das KWI für Kohleforschung sowie das KWI für Physikalische Chemie und Elektrochemie, welches 1940 überhaupt als einziges unter den Instituten die angestrebte Auszeichnung als NS-Musterbetrieb erhielt.[9]
Intensivierte Bemühungen während des Zweiten Weltkriegs
Das KWIE selbst intensivierte in den Kriegsjahren seine Bemühungen im „Leistungswettkampf der deutschen Betriebe“ noch weiter. Aus den sogenannten „Feldpostbriefen der Daheimgeblieben“ des Instituts geht hervor, dass der Betriebssport seit dem Jahr 1940 „durch die Teilnahme der weiblichen Gefolgschaftsmitglieder reichhaltiger geworden“ sei. Zusätzlich durften die Mitarbeiter auf Betreiben des „Betriebsobmanns“ Ferdinand Spies nun das Schwimmbad der benachbarten Gutehoffnungshütte (GHH) mitbenutzen. Im Gegenzug stand den Lehrlingen der GHH für einige Stunden in der Woche der Sportplatz des KWIE zur Verfügung. Weiterhin erhielten die jugendlichen Betriebsangehörigen jeden Mittag einen Teller kräftige Suppe oder Eintopf auf Institutskosten, aber auch die übrigen Institutsmitarbeiter konnten für den Betrag von zehn Pfennig einen Teller des Essens erstehen.[10] Die Initiative zur Teilnahme an den nationalsozialistischen Wettbewerben ging am KWIE offenbar nicht nur von der DAF und den NS-Funktionären allein aus, sondern die Kampagne wurde auch von der Institutsleitung mit Engagement verfolgt. In einem Brief vom Juni 1941 kommentierte der inzwischen eingezogene „Betriebsobmann“ Peter Clasen die Bemühungen des Instituts gegenüber seinem Nachfolger Ferdinand Spies mit folgenden Worten: „Scheinbar will das Institut nun aber mit aller Gewalt Musterbetrieb werden; ich drücke beide Daumen, soweit ich Zeit dazu habe, dass es gelingt.“[11] Dieses Ziel wurde zwar nicht erreicht; allerdings wurde das Engagement des KWIE zusätzlich zum „Gaudiplom für hervorragende Leistungen“ im Wettkampfjahr 1941/1942 mit den Leistungsabzeichen für „Vorbildliche Sorge um die Volksgesundheit“ und für „Vorbildliche Berufserziehung“ jeweils in Silber belohnt.[12] Körber bedankte sich dafür beim Betriebsappell am 19. Juni 1942 besonders bei Spies.[13] Von Seiten der VDEh-Geschäftsführung wurden dem Institut für die Verleihung der „zwei wertvolle[n] Auszeichnungen […], nämlich für vorbildliche Fürsorge für die Volksgesundheit und für vorbildliche Berufserziehung" Glückwünsche ausgesprochen.[14] Die Betriebe durften in ihrer Werbung wie auch bei der Bewerbung um Ausschreibungen ausdrücklich auf diese Auszeichnungen hinweisen. Auch das KWIE machte davon Gebrauch. Das Briefpapier des Instituts wurde von dem Logo der DAF, ein von einem Zahnrad umschlossenes Hakenkreuz, zusammen mit dem Spruchband „Gaudiplom für hervorragende Leistungen“, geziert.[15]
Einzelnachweise
→ zum ausführlichen Quellen- und Literaturverzeichnis
- ↑ Marrenbach; DAF, S. 7; zit. n. Reulecke: Die Fahne mit dem goldenen Zahnrad, S. 250.
- ↑ Jäzosch: Ratgeber für den Leistungskampf in der Eisen- und Metallindustrie, S. 77-133.
- ↑ Schneider: Organisation aller schaffenden Deutschen, S. 171 f.; Frese: Betriebspolitik im Dritten Reich, S. 425.
- ↑ Dönges: Geschichte, S. 24.
- ↑ Jäzosch: Ratgeber, S. 155; VDEh, Ac 201, Schreiben von Friedrich Körber an Albert Vögler, 02.05.1939.
- ↑ VDEh, AC 201, Schreiben von Körber an Petersen, 02.05.1939.
- ↑ VDEh, AC 201, Schreiben von Körber an Vögler, 02.05.1939.
- ↑ Reulecke: Die Fahne mit dem goldenen Zahnrad, S. 256; Frese: Betriebspolitik im Dritten Reich, S. 432 f.
- ↑ Henning/Kazemi: Handbuch Bd. 2, S. 1269.
- ↑ MPIE, 6-0-11, KWI Feldpostkameradschaft Lia Heller, August 1940.
- ↑ MPIE, 6-0-11, Schreiben von Peter Clasen an Ferdinand Spies, 12.06.1941.
- ↑ Dönges: Geschichte, S. 24.
- ↑ VDEh, Ac 201 Band III, Ansprache von Professor Körber zum Betriebsappell, 19.06.1942.
- ↑ VDEh, Ac 201, Schreiben der Geschäftsführung an das KWIE, 30.04.1942.
- ↑ Reulecke: Die Fahne mit dem goldenen Zahnrad, S. 254; MPIE, 5-2-40, Blanko-Briefpapierbogen des KWIE mit der Anschrift in Clausthal-Zellerfeld.