Werner Lueg: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:BIOS 1177.jpg|thumb|Werner Lueg war 1946 in England interniert und konnte daher nicht zur gleichen Zeit wie die anderen Wissenschaftler von den [[Alliierte Wissenschaftsmissionealliierten Wissenschaftsmissionen]] befragt werden. Daher wurde seine Befragung in einem eigenen Bericht, dem BIOS Report 1177 „Research on the Mechanical Working of Metals. Interrogation of Dr. Ing. Werner Lueg of the Kaiser-Wilhelm-Institut, Düsseldorf“, festegehalten.]]
[[Datei:BIOS 1177.jpg|thumb|Werner Lueg war 1946 in England interniert und konnte daher nicht zur gleichen Zeit wie die anderen Wissenschaftler von den [[Alliierte Wissenschaftsmissionen|alliierten Wissenschaftsmissionen]] befragt werden. Daher wurde seine Befragung in einem eigenen Bericht, dem BIOS Report 1177 „Research on the Mechanical Working of Metals. Interrogation of Dr. Ing. Werner Lueg of the Kaiser-Wilhelm-Institut, Düsseldorf“, festegehalten.]]


==Werdegang==


==Werdegang==
Heinrich Werner Lueg wurde am 26. Juli 1905 in Düsseldorf geboren. Sein Großvater war der Düsseldorfer Industrielle und Stadtverordnete [https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Lueg Heinrich Lueg]. Nach dem Abitur im Jahr 1924 begann Lueg ein Studium an der Technischen Hochschule München. Nach der Diplom-Vorprüfung im Sommer 1927 wechselte er an die Technische Hochschule Stuttgart, wo er im Februar 1930 den Abschluss zum Diplom-Ingenieur erwarb. Daraufhin promovierte Lueg bis Ende 1932 an der Technischen Hochschule Stuttgart.<ref>LAV NRW, NW 1002-C-61779, Entnazifizierungsakte Werner Lueg, Fragebogen des Military Government, 14.04.1948.</ref>  
Heinrich Werner Lueg wurde am 26. Juli 1905 in Düsseldorf geboren. Sein Großvater war der Düsseldorfer Industrielle und Stadtverordnete [https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Lueg Heinrich Lueg]. Nach dem Abitur im Jahr 1924 begann Lueg ein Studium an der Technischen Hochschule München. Nach der Diplom-Vorprüfung im Sommer 1927 wechselte er an die Technische Hochschule Stuttgart, wo er im Februar 1930 den Abschluss zum Diplom-Ingenieur erwarb. Daraufhin promovierte Lueg bis Ende 1932 an der Technischen Hochschule Stuttgart.<ref>LAV NRW, NW 1002-C-61779, Entnazifizierungsakte Werner Lueg, Fragebogen des Military Government, 14.04.1948.</ref>  


==Tätigkeit beim KWIE==
==Tätigkeit beim KWIE==
Im Rahmen seines Promotionsstudiums war Lueg seit April 1931 für das [[Das KWIE in der Weimarer Republik|junge KWIE]] als Volontärassistent der Mechanischen Abteilung tätig.<ref>MPIE, 8-2-01-2, Bericht über das Geschäftsjahr 1931.</ref> Seit dem Jahr 1938 war er Leiter des technischen Laboratoriums. 1942 wurde Lueg zum stellvertretenden [[Abteilungsleiter|Abteilungsvorsteher]] der [[Die Mechanisch-Technologische Abteilung|Mechanisch-Technologischen Abteilung]] ernannt.<ref>Körber, Friedrich (Hrsg.): Mitteilungen aus dem Kaiser-Wilhelm-Institut für Eisenforschung, XXV. Band (1942), S. 22; BArchB, R 26 III 109, Bericht über das Arbeitsjahr 1942.</ref>
 
Im Rahmen seines Promotionsstudiums war Lueg seit April 1931 für das [[Das KWIE in der Weimarer Republik|KWIE]] als Volontärassistent der Mechanischen Abteilung tätig.<ref>MPIE, 8-2-01-2, Bericht über das Geschäftsjahr 1931.</ref> Seit dem Jahr 1938 war er Leiter des technischen Laboratoriums. 1942 wurde Lueg zum stellvertretenden [[Die Abteilungsleiter des KWIE|Abteilungsvorsteher]] der [[Die Mechanisch-Technologische Abteilung|Mechanisch-Technologischen Abteilung]] ernannt.<ref>Körber: Mitteilungen aus dem KWIE XXV, S. 22; BArch (Berlin), R 26 III/109, Bericht über das Arbeitsjahr 1942.</ref>


==Mitgliedschaft in NS-Organisationen==
==Mitgliedschaft in NS-Organisationen==
Lueg war seit März 1934 Mitglied des [https://de.wikipedia.org/wiki/Nationalsozialistisches_Kraftfahrkorps Nationalsozialistischen Kraftfahrkorps (NSKK)], wo er seit November 1941 den Rang eines Sturmführers innehatte. Weitergin gehörte er seit 1937 der [https://de.wikipedia.org/wiki/Nationalsozialistische_Volkswohlfahrt Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV)] an. Mitgliedschaften bestanden außerdem in der [[Deutsche Arbeitsfront (DAF)|Deutschen Arbeitsfront (DAF)]], dem [https://de.wikipedia.org/wiki/NS-Bund_Deutscher_Technik Nationalsozialistischen Bund Deutscher Technik (NSBDT)] und im [https://de.wikipedia.org/wiki/Reichsluftschutzbund Reichsluftschutzbund]. Nach Lockerung der Aufnahmesperre trat Lueg mit Wirkung zum 1. Mai 1937 der [https://de.wikipedia.org/wiki/Nationalsozialistische_Deutsche_Arbeiterpartei NSDAP] bei.<ref>LAV NRW, NW 1002-C-61779, Entnazifizierungsakte Werner Lueg, Fragebogen des Military Government, 14.04.1948.</ref>
 
Lueg war seit März 1934 Mitglied des [https://de.wikipedia.org/wiki/Nationalsozialistisches_Kraftfahrkorps Nationalsozialistischen Kraftfahrkorps (NSKK)], wo er seit November 1941 den Rang eines Sturmführers innehatte. Weiterhin gehörte er seit 1937 der [https://de.wikipedia.org/wiki/Nationalsozialistische_Volkswohlfahrt Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV)] an. Mitgliedschaften bestanden außerdem in der [https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Arbeitsfront DAF], dem [https://de.wikipedia.org/wiki/NS-Bund_Deutscher_Technik Nationalsozialistischen Bund Deutscher Technik (NSBDT)] und im [https://de.wikipedia.org/wiki/Reichsluftschutzbund Reichsluftschutzbund]. Nach Lockerung der Aufnahmesperre trat Lueg mit Wirkung zum 1. Mai 1937 der [https://de.wikipedia.org/wiki/Nationalsozialistische_Deutsche_Arbeiterpartei NSDAP] bei.<ref>LAV NRW, NW 1002-C-61779, Entnazifizierungsakte Werner Lueg, Fragebogen des Military Government, 14.04.1948.</ref>


==„UK-Stellung“ während des Kriegs==
==„UK-Stellung“ während des Kriegs==
Während des Zweiten Weltkriegs war Lueg für das KWIE „uk“ (unabkömmlich) gestellt worden. Für seinen Luftkriegseinsatz als Angehöriger des Reichsluftschutzbunds wurde er im Herbst 1943 mit dem [https://de.wikipedia.org/wiki/Kriegsverdienstkreuz_(1939) Kriegsverdienstkreuz] II. Klasse ausgezeichnet.<ref>LAV NRW, NW 1002-C-61779, Entnazifizierungsakte Werner Lueg, Fragebogen des Military Government, 14.04.1948.</ref>  
 
Während des Zweiten Weltkriegs war Lueg für das KWIE „UK“ (unabkömmlich) gestellt worden. Für seinen Luftkriegseinsatz als Angehöriger des Reichsluftschutzbunds wurde er im Herbst 1943 mit dem [[Kriegsverdienstauszeichnungen für Mitarbeiter des KWIE|Kriegsverdienstkreuz II. Klasse]] ausgezeichnet.<ref>LAV NRW, NW 1002-C-61779, Entnazifizierungsakte Werner Lueg, Fragebogen des Military Government, 14.04.1948.</ref>  


==Das Versuchswalzwerk des Polytechnikums Warschau==
==Das Versuchswalzwerk des Polytechnikums Warschau==
Im Zuge der deutschen Besetzung Polens eignete sich das KWIE ein [[Das Versuchswalzwerk des Polytechnikums Warschau|Versuchswalzwerk]] des [[Das Polytechnikum Warschau|Polytechnikums Warschau]] an. Im Februar des Jahres 1941 kam es schließlich zur Abwicklung dieses Vorgangs. Zu diesem Zweck reiste Lueg von der Technologischen Abteilung des KWIE vom 12. bis 17. Februar nach Warschau.<ref>LAV NRW, NW 1002-C-61779, Entnazifizierungsakte Werner Lueg, Fragebogen des Military Government, 14.04.1948.</ref> Durch den Besuch Luegs in Warschau erlangte das Institut umfangreiche Kenntnisse über die Ausstattung des Maschinenparks des Polytechnikums Warschau. Diese wurden dementsprechend genutzt. Neben dem Versuchswalzwerk erhielt das KWIE schließlich [[Aneignung von „Beutegut“|weitere Ausstattungen und Beutegut]] für die Rüstungsforschung aus den Beständen des metallurgischen und metallkundlichen Instituts des Polytechnikums Warschau.  
 
Im Zuge der deutschen Besetzung Polens eignete sich das KWIE ein [[Das Versuchswalzwerk des Polytechnikums Warschau|Versuchswalzwerk]] des [https://de.wikipedia.org/wiki/Technische_Universit%C3%A4t_Warschau Polytechnikums Warschau] an. Im Februar des Jahres 1941 kam es schließlich zur Abwicklung dieses Vorgangs. Zu diesem Zweck reiste Lueg von der Technologischen Abteilung des KWIE vom 12. bis 17. Februar nach Warschau.<ref>LAV NRW, NW 1002-C-61779, Entnazifizierungsakte Werner Lueg, Fragebogen des Military Government, 14.04.1948.</ref> Durch den Besuch Luegs in Warschau erlangte das Institut umfangreiche Kenntnisse über die Ausstattung des Maschinenparks des Polytechnikums Warschau. Diese wurden dementsprechend genutzt. Neben dem Versuchswalzwerk erhielt das KWIE schließlich [[Übersicht: Aneignung von „Beutegut“|weitere Ausstattungen und Beutegut]] für die Rüstungsforschung aus den Beständen des metallurgischen und metallkundlichen Instituts des Polytechnikums Warschau.  


==Leitung des Düsseldorfer Rest-Instituts nach der Verlagerung==
==Leitung des Düsseldorfer Rest-Instituts nach der Verlagerung==
Aufgrund weiterer Luftangriffe auf Düsseldorf Anfang November 1944 wurden weitere Teile des KWIE [[Bombenschäden und Verlagerung nach Clausthal|nach Clausthal verlagert]]. In Düsseldorf sollte nur noch das Mechanisch-Technologische Labor mit der Hälfte der Dauerstandanlage unter der Leitung von Werner Lueg mit 14 Mitarbeitern verbleiben.<ref>VDEh, Ac 207, Band II, Bericht über den Wiederaufbau des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Eisenforschung seit Kriegsende, 28.01.1949; VDEh, Ac 207, Band I, Schreiben von Albert Vögler an die Mitglieder des Kuratoriums des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Eisenforschung, 04.12.1944; MPIE, 11-3-02-2, Niederschrift über die Besprechung betreffs Zustand des Instituts und vordringlicher Sicherungsarbeiten und Verlagerung nach Clausthal, 07.11.1944.</ref> Diese sollten vordringliche Sicherungsarbeiten, wie das Abdichten von Dächern oder den Ausbau einer behelfsmäßigen Drehstromversorgung, ausführen und das Gebäude vor dem Eindringen Unbefugter schützen. Die wissenschaftliche Arbeit wurde in Düsseldorf bis [[Das KWIE nach Kriegsende|Kriegsende]] nicht wieder aufgenommen.<ref>VDEh, Ac 207, Band II, Bericht über den Wiederaufbau des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Eisenforschung seit Kriegsende, 28.01.1949.</ref>
 
Aufgrund weiterer Luftangriffe auf Düsseldorf Anfang November 1944 wurden weitere Teile des KWIE [[Verlagerung des Instituts nach Clausthal|nach Clausthal verlagert]]. In Düsseldorf sollte nur noch das Mechanisch-Technologische Labor mit der Hälfte der Dauerstandanlage unter der Leitung von Werner Lueg mit 14 Mitarbeitern verbleiben.<ref>VDEh, Ac 207, Band II, Bericht über den Wiederaufbau des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Eisenforschung seit Kriegsende, 28.01.1949; VDEh, Ac 207, Band I, Schreiben von Albert Vögler an die Mitglieder des Kuratoriums des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Eisenforschung, 04.12.1944; MPIE, 11-3-02-2, Niederschrift über die Besprechung betreffs Zustand des Instituts und vordringlicher Sicherungsarbeiten und Verlagerung nach Clausthal, 07.11.1944.</ref> Diese sollten vordringliche Sicherungsarbeiten, wie das Abdichten von Dächern oder den Ausbau einer behelfsmäßigen Drehstromversorgung, ausführen und das Gebäude vor dem Eindringen Unbefugter schützen. Die wissenschaftliche Arbeit wurde in Düsseldorf bis [[Übersicht: Das KWIE nach Kriegsende|Kriegsende]] nicht wieder aufgenommen.<ref>VDEh, Ac 207, Band II, Bericht über den Wiederaufbau des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Eisenforschung seit Kriegsende, 28.01.1949.</ref>


==Befragung durch die Alliierten nach dem Krieg==
==Befragung durch die Alliierten nach dem Krieg==
Lueg war in seiner Funktion als stellvertretender Abteilungsleiter der Mechanisch-Technologischen Abteilung des KWIE zunächst am Institutsstandort Düsseldorf im Zuge der [[Alliierte Wissenschaftsmissionen|alliierten Wissenschaftsmissionen]] zur Forschung des Instituts befragt worden.<ref>Bei den vorherigen Alsos- und BIOS-Befragungen in Clausthal war er wegen seines Aufenthalts in Düsseldorf nicht interviewt worden: „Lueg was not interrogated when investigators of the British Intelligence Objecitves Sub-Committee recently visited the Kaiser Wilhelm Institut as the latter had moved to Clausthal and he had remained behind at Düsseldorf. It was considered, therefore, that it would be most useful to interrogate Dr. Lueg, especially as to developments during the war." BIOS Report 1177.</ref> Von Juli bis September 1946 hielt Lueg sich auf Anweisung der Alliierten dann in England auf. Er wurde damals im Rahmen der [[BIOS-Untersuchungen|BIOS-Mission]] dorthin gebracht und weiteren Befragungen unterzogen.<ref>LAV NRW, NW 1002-C-61779, Entnazifizierungsakte Werner Lueg, Fragebogen des Military Government, 14.04.1948.</ref> Das Verhältnis zu den Befragern war offenbar kooperativ und kollegial. Nach seiner Rückkehr nach Düsseldorf hielt Lueg weiterhin engen Kontakt zu verschiedenen Wissenschaftlern aus dem BIOS-Team.<ref>MPIE, 9-0-02-1, verschiedene Schriftwechsel 1946.</ref> Er blieb in seiner Stellung als wissenschaftlicher Mitarbeiter beim KWIE und leitete bis zur [[Rückkehr des Instituts nach Düsseldorf|Rückverlagerung des Instituts]] die Geschäfte in Düsseldorf.<ref>LAV NRW, NW 1002-C-61779, Politisches Leumundszeugnis, Düsseldorf, 12.04.1948, Schreiben des KWIE an den Entnazifizierungsausschuss der Stadt Düsseldorf, 30.04.1948.</ref>
 
Lueg war in seiner Funktion als stellvertretender Abteilungsleiter der Mechanisch-Technologischen Abteilung des KWIE zunächst am Institutsstandort Düsseldorf im Zuge der [[Alliierte Wissenschaftsmissionen|alliierten Wissenschaftsmissionen]] zur Forschung des Instituts befragt worden. Bei den vorherigen [[Die ALSOS-Mission|Alsos]]- und [[BIOS-Untersuchungen|BIOS]]-Befragungen in Clausthal war er wegen seines Aufenthalts in Düsseldorf nicht interviewt worden: „Lueg was not interrogated when investigators of the British Intelligence Objecitves Sub-Committee recently visited the Kaiser Wilhelm Institut as the latter had moved to Clausthal and he had remained behind at Düsseldorf. It was considered, therefore, that it would be most useful to interrogate Dr. Lueg, especially as to developments during the war."<ref>BIOS Report 1177.</ref> Von Juli bis September 1946 hielt Lueg sich auf Anweisung der Alliierten dann in England auf. Er wurde damals im Rahmen der BIOS-Mission dorthin gebracht und weiteren Befragungen unterzogen.<ref>LAV NRW, NW 1002-C-61779, Entnazifizierungsakte Werner Lueg, Fragebogen des Military Government, 14.04.1948.</ref> Das Verhältnis zu den Befragern war offenbar kooperativ und kollegial. Nach seiner Rückkehr nach Düsseldorf hielt Lueg weiterhin engen Kontakt zu verschiedenen Wissenschaftlern aus dem BIOS-Team.<ref>MPIE, 9-0-02-1, verschiedene Schriftwechsel 1946.</ref> Er blieb in seiner Stellung als wissenschaftlicher Mitarbeiter beim KWIE und leitete bis zur [[Rückkehr des Instituts nach Düsseldorf|Rückverlagerung des Instituts]] die Geschäfte in Düsseldorf.<ref>LAV NRW, NW 1002-C-61779, Politisches Leumundszeugnis, Düsseldorf, 12.04.1948, Schreiben des KWIE an den Entnazifizierungsausschuss der Stadt Düsseldorf, 30.04.1948.</ref>


==Entnazifizierung==
==Entnazifizierung==
In seinem [[Entnazifizierungsverfahren am KWIE|Entnazifizierungsverfahren am KWIE]] wurde Lueg Mitte 1947 in Düsseldorf in die [[Entnazifizierungsverfahren in den Besatzungszonen|Kategorie IV als „Mitläufer“]] eingestuft und konnte seine Stellung behalten.<ref>LAV NRW, NW 1002-C-61779, Entnazifizierungsakte Werner Lueg, vgl. Case Summary, Einreihungsbescheid, 19.07.1948: Kat. IV, keine Vermögenssperre. Siehe auch LAV NRW, NW 1002-C-61779, Entnazifizierungsakte Werner Lueg, Fragebogen des Military Government, 14.04.1948. Der Fragebogen enthielt u.a. folgende Angaben: Dr.-Ing. Werner Lueg, wissenschaftlicher Mitarbeiter am KWIE Düsseldorf (geb. 26.07.1905, Düsseldorf), NSDAP-Beitritt zum 01.05.1937, weitere Mitgliedschaften NSKK seit 1934 (Sturmführer 1941), DAF, NSV, NSTB; Angabe: England-Aufenthalt v. 22.7. bis 23.9.1946 (BIOS-Interrogation).</ref> Von Seiten des KWIE-Betriebsrats war versichert worden, dass sich Lueg „innerhalb des Betriebes [[„Persilscheinmaschinerie“ und Entlastungsargumente am KWIE|in keiner Weise aktiv im Sinne der NSDAP betätigt]], sondern sich ausschliesslich seinen wissenschaftlichen Aufgaben gewidmet“ habe.<ref>LAV NRW, NW 1002-C-61779, Politisches Leumundszeugnis des KWIE-Betriebsrats, 12.04.1948.</ref>
 
Werner Lueg verstarb am 27. Dezember 1960.<ref>https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Lueg (17.05.2020); Siehe die Angaben an der Grabstätte der Familie</ref>
In seinem [[Entnazifizierungsverfahren am KWIE|Entnazifizierungsverfahren]] wurde Lueg Mitte 1947 in Düsseldorf in die [[Ablauf der Entnazifizierungsverfahren|Kategorie IV als „Mitläufer“]] eingestuft und konnte seine Stellung behalten. Der Fragebogen enthielt unter anderem folgende Angaben: Dr.-Ing. Werner Lueg, wissenschaftlicher Mitarbeiter am KWIE Düsseldorf (geb. 26.07.1905, Düsseldorf), NSDAP-Beitritt zum 01.05.1937, weitere Mitgliedschaften: NSKK seit 1934 (Sturmführer 1941), DAF, NSV, NSTB sowie den Hinweis: „England-Aufenthalt v. 22.7. bis 23.9.1946 (BIOS-Interrogation)“.<ref>LAV NRW, NW 1002-C-61779, Entnazifizierungsakte Werner Lueg, Case Summary, Einreihungsbescheid, 19.07.1948. Siehe auch: LAV NRW, NW 1002-C-61779, Entnazifizierungsakte Werner Lueg, Fragebogen des Military Government, 14.04.1948.</ref> Von Seiten des [[Leumundszeugnisse und Entlastungsargumente|KWIE-Betriebsrats war versichert worden]], dass sich Lueg „innerhalb des Betriebes in keiner Weise aktiv im Sinne der NSDAP betätigt, sondern sich ausschliesslich seinen wissenschaftlichen Aufgaben gewidmet“ habe.<ref>LAV NRW, NW 1002-C-61779, Politisches Leumundszeugnis des KWIE-Betriebsrats, 12.04.1948.</ref>
Werner Lueg verstarb am 27. Dezember 1960.<ref>Angaben an der Grabstätte der Familie https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Lueg (17.05.2020).</ref>


==Einzelnachweise==
==Einzelnachweise==


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[[Kategorie:Biographien]]
[[Kategorie:Biographien|Lueg]]

Aktuelle Version vom 18. Januar 2021, 15:50 Uhr

Werner Lueg war 1946 in England interniert und konnte daher nicht zur gleichen Zeit wie die anderen Wissenschaftler von den alliierten Wissenschaftsmissionen befragt werden. Daher wurde seine Befragung in einem eigenen Bericht, dem BIOS Report 1177 „Research on the Mechanical Working of Metals. Interrogation of Dr. Ing. Werner Lueg of the Kaiser-Wilhelm-Institut, Düsseldorf“, festegehalten.

Werdegang

Heinrich Werner Lueg wurde am 26. Juli 1905 in Düsseldorf geboren. Sein Großvater war der Düsseldorfer Industrielle und Stadtverordnete Heinrich Lueg. Nach dem Abitur im Jahr 1924 begann Lueg ein Studium an der Technischen Hochschule München. Nach der Diplom-Vorprüfung im Sommer 1927 wechselte er an die Technische Hochschule Stuttgart, wo er im Februar 1930 den Abschluss zum Diplom-Ingenieur erwarb. Daraufhin promovierte Lueg bis Ende 1932 an der Technischen Hochschule Stuttgart.[1]

Tätigkeit beim KWIE

Im Rahmen seines Promotionsstudiums war Lueg seit April 1931 für das KWIE als Volontärassistent der Mechanischen Abteilung tätig.[2] Seit dem Jahr 1938 war er Leiter des technischen Laboratoriums. 1942 wurde Lueg zum stellvertretenden Abteilungsvorsteher der Mechanisch-Technologischen Abteilung ernannt.[3]

Mitgliedschaft in NS-Organisationen

Lueg war seit März 1934 Mitglied des Nationalsozialistischen Kraftfahrkorps (NSKK), wo er seit November 1941 den Rang eines Sturmführers innehatte. Weiterhin gehörte er seit 1937 der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV) an. Mitgliedschaften bestanden außerdem in der DAF, dem Nationalsozialistischen Bund Deutscher Technik (NSBDT) und im Reichsluftschutzbund. Nach Lockerung der Aufnahmesperre trat Lueg mit Wirkung zum 1. Mai 1937 der NSDAP bei.[4]

„UK-Stellung“ während des Kriegs

Während des Zweiten Weltkriegs war Lueg für das KWIE „UK“ (unabkömmlich) gestellt worden. Für seinen Luftkriegseinsatz als Angehöriger des Reichsluftschutzbunds wurde er im Herbst 1943 mit dem Kriegsverdienstkreuz II. Klasse ausgezeichnet.[5]

Das Versuchswalzwerk des Polytechnikums Warschau

Im Zuge der deutschen Besetzung Polens eignete sich das KWIE ein Versuchswalzwerk des Polytechnikums Warschau an. Im Februar des Jahres 1941 kam es schließlich zur Abwicklung dieses Vorgangs. Zu diesem Zweck reiste Lueg von der Technologischen Abteilung des KWIE vom 12. bis 17. Februar nach Warschau.[6] Durch den Besuch Luegs in Warschau erlangte das Institut umfangreiche Kenntnisse über die Ausstattung des Maschinenparks des Polytechnikums Warschau. Diese wurden dementsprechend genutzt. Neben dem Versuchswalzwerk erhielt das KWIE schließlich weitere Ausstattungen und Beutegut für die Rüstungsforschung aus den Beständen des metallurgischen und metallkundlichen Instituts des Polytechnikums Warschau.

Leitung des Düsseldorfer Rest-Instituts nach der Verlagerung

Aufgrund weiterer Luftangriffe auf Düsseldorf Anfang November 1944 wurden weitere Teile des KWIE nach Clausthal verlagert. In Düsseldorf sollte nur noch das Mechanisch-Technologische Labor mit der Hälfte der Dauerstandanlage unter der Leitung von Werner Lueg mit 14 Mitarbeitern verbleiben.[7] Diese sollten vordringliche Sicherungsarbeiten, wie das Abdichten von Dächern oder den Ausbau einer behelfsmäßigen Drehstromversorgung, ausführen und das Gebäude vor dem Eindringen Unbefugter schützen. Die wissenschaftliche Arbeit wurde in Düsseldorf bis Kriegsende nicht wieder aufgenommen.[8]

Befragung durch die Alliierten nach dem Krieg

Lueg war in seiner Funktion als stellvertretender Abteilungsleiter der Mechanisch-Technologischen Abteilung des KWIE zunächst am Institutsstandort Düsseldorf im Zuge der alliierten Wissenschaftsmissionen zur Forschung des Instituts befragt worden. Bei den vorherigen Alsos- und BIOS-Befragungen in Clausthal war er wegen seines Aufenthalts in Düsseldorf nicht interviewt worden: „Lueg was not interrogated when investigators of the British Intelligence Objecitves Sub-Committee recently visited the Kaiser Wilhelm Institut as the latter had moved to Clausthal and he had remained behind at Düsseldorf. It was considered, therefore, that it would be most useful to interrogate Dr. Lueg, especially as to developments during the war."[9] Von Juli bis September 1946 hielt Lueg sich auf Anweisung der Alliierten dann in England auf. Er wurde damals im Rahmen der BIOS-Mission dorthin gebracht und weiteren Befragungen unterzogen.[10] Das Verhältnis zu den Befragern war offenbar kooperativ und kollegial. Nach seiner Rückkehr nach Düsseldorf hielt Lueg weiterhin engen Kontakt zu verschiedenen Wissenschaftlern aus dem BIOS-Team.[11] Er blieb in seiner Stellung als wissenschaftlicher Mitarbeiter beim KWIE und leitete bis zur Rückverlagerung des Instituts die Geschäfte in Düsseldorf.[12]

Entnazifizierung

In seinem Entnazifizierungsverfahren wurde Lueg Mitte 1947 in Düsseldorf in die Kategorie IV als „Mitläufer“ eingestuft und konnte seine Stellung behalten. Der Fragebogen enthielt unter anderem folgende Angaben: Dr.-Ing. Werner Lueg, wissenschaftlicher Mitarbeiter am KWIE Düsseldorf (geb. 26.07.1905, Düsseldorf), NSDAP-Beitritt zum 01.05.1937, weitere Mitgliedschaften: NSKK seit 1934 (Sturmführer 1941), DAF, NSV, NSTB sowie den Hinweis: „England-Aufenthalt v. 22.7. bis 23.9.1946 (BIOS-Interrogation)“.[13] Von Seiten des KWIE-Betriebsrats war versichert worden, dass sich Lueg „innerhalb des Betriebes in keiner Weise aktiv im Sinne der NSDAP betätigt, sondern sich ausschliesslich seinen wissenschaftlichen Aufgaben gewidmet“ habe.[14] Werner Lueg verstarb am 27. Dezember 1960.[15]

Einzelnachweise

zum ausführlichen Quellen- und Literaturverzeichnis

  1. LAV NRW, NW 1002-C-61779, Entnazifizierungsakte Werner Lueg, Fragebogen des Military Government, 14.04.1948.
  2. MPIE, 8-2-01-2, Bericht über das Geschäftsjahr 1931.
  3. Körber: Mitteilungen aus dem KWIE XXV, S. 22; BArch (Berlin), R 26 III/109, Bericht über das Arbeitsjahr 1942.
  4. LAV NRW, NW 1002-C-61779, Entnazifizierungsakte Werner Lueg, Fragebogen des Military Government, 14.04.1948.
  5. LAV NRW, NW 1002-C-61779, Entnazifizierungsakte Werner Lueg, Fragebogen des Military Government, 14.04.1948.
  6. LAV NRW, NW 1002-C-61779, Entnazifizierungsakte Werner Lueg, Fragebogen des Military Government, 14.04.1948.
  7. VDEh, Ac 207, Band II, Bericht über den Wiederaufbau des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Eisenforschung seit Kriegsende, 28.01.1949; VDEh, Ac 207, Band I, Schreiben von Albert Vögler an die Mitglieder des Kuratoriums des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Eisenforschung, 04.12.1944; MPIE, 11-3-02-2, Niederschrift über die Besprechung betreffs Zustand des Instituts und vordringlicher Sicherungsarbeiten und Verlagerung nach Clausthal, 07.11.1944.
  8. VDEh, Ac 207, Band II, Bericht über den Wiederaufbau des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Eisenforschung seit Kriegsende, 28.01.1949.
  9. BIOS Report 1177.
  10. LAV NRW, NW 1002-C-61779, Entnazifizierungsakte Werner Lueg, Fragebogen des Military Government, 14.04.1948.
  11. MPIE, 9-0-02-1, verschiedene Schriftwechsel 1946.
  12. LAV NRW, NW 1002-C-61779, Politisches Leumundszeugnis, Düsseldorf, 12.04.1948, Schreiben des KWIE an den Entnazifizierungsausschuss der Stadt Düsseldorf, 30.04.1948.
  13. LAV NRW, NW 1002-C-61779, Entnazifizierungsakte Werner Lueg, Case Summary, Einreihungsbescheid, 19.07.1948. Siehe auch: LAV NRW, NW 1002-C-61779, Entnazifizierungsakte Werner Lueg, Fragebogen des Military Government, 14.04.1948.
  14. LAV NRW, NW 1002-C-61779, Politisches Leumundszeugnis des KWIE-Betriebsrats, 12.04.1948.
  15. Angaben an der Grabstätte der Familie https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Lueg (17.05.2020).