Reichsforschungsrat: Unterschied zwischen den Versionen
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Die Bedeutung der Eisenforschung und des KWIE für die deutsche [[Autarkie- und Rüstungsforschung|Wehr- und Rüstungswirtschaft]] zeigte sich während der 1940er-Jahre unter anderem in der Stellung des [[Direktoren|Institutsleiters]] [[Friedrich Körber|Friedrich Körber]] als Fachspartenleiter im Reichsforschungsrat (RFR), einem Lenkungsorgan der Rüstungs- und Autarkieforschung. | Die Bedeutung der Eisenforschung und des KWIE für die deutsche [[Übersicht: Autarkie- und Rüstungsforschung|Wehr- und Rüstungswirtschaft]] zeigte sich während der 1940er-Jahre unter anderem in der Stellung des [[Die Direktoren des KWIE im Nationalsozialismus|Institutsleiters]] [[Friedrich Körber|Friedrich Körber]] als Fachspartenleiter im '''Reichsforschungsrat (RFR)''', einem Lenkungsorgan der Rüstungs- und Autarkieforschung. | ||
==Die Gründung des Reichsforschungsrats 1937== | ==Die Gründung des Reichsforschungsrats 1937== | ||
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Der RFR war im Zusammenhang mit dem [[Der Vierjahresplan und das KWIE|Vierjahresplan]] am 16. März 1937 gegründet worden. Initiatoren waren Heereswaffenamt und Reichserziehungsministerium, zum Präsidenten des Reichsforschungsrats wurde der Chef des [https://de.wikipedia.org/wiki/Heereswaffenamt Heereswaffenamts], General [https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Becker_(General) Karl Becker], bestellt. Der RFR sollte die natur- und technikwissenschaftliche Forschung auf die Ziele des Vierjahresplans ausrichten, einheitlich zusammenfassen und planmäßig einsetzen. Im Sinne der [[Übersicht: Autarkie- und Rüstungsforschung|Rohstoffautarkie]] und der Wehrhaftmachung Deutschlands wurden zu den wichtigsten Schwerpunkbereichen des Vierjahresplans eigenständige Fachsparten, wie zum Beispiel Eisen und Stahl, Chemie, Forst- und Holzforschung, Landbau oder Nichteisenmetalle, innerhalb des Reichsforschungsrats eingerichtet. Geleitet wurden diese Fachsparten hauptsächlich von anerkannten Wissenschaftlern, die die Aufgabe hatten, Forschungsaufträge zu beurteilen und zu vergeben. | |||
==Die Reorganisation des Reichsforschungsrats 1942/1943== | ==Die Reorganisation des Reichsforschungsrats 1942/1943== | ||
1942/1943 fand im Zusammenhang mit der Speerschen Neuausrichtung der Rüstungslenkung eine Reorganisation des Reichsforschungsrats statt. Auf Initiative von Rüstungsminister [https://de.wikipedia.org/wiki/Albert_Speer Albert Speer] hin beauftragte Hitler am 9. Juni 1942 [https://de.wikipedia.org/wiki/Hermann_G%C3%B6ring Hermann Göring] mit der Bildung des „zweiten“ Reichsforschungsrats; Göring selbst wurde neuer Präsident. | |||
1942/1943 fand im Zusammenhang mit der Speerschen Neuausrichtung der Rüstungslenkung eine Reorganisation des Reichsforschungsrats statt. Auf Initiative von Rüstungsminister [https://de.wikipedia.org/wiki/Albert_Speer Albert Speer] hin beauftragte Hitler am 9. Juni 1942 [https://de.wikipedia.org/wiki/Hermann_G%C3%B6ring Hermann Göring] mit der Bildung des „zweiten“ Reichsforschungsrats; Göring selbst wurde neuer Präsident. Hintergrund bildeten machtpolitische Auseinandersetzungen.<ref>Flachowsky: Alle Arbeit, S. 193 f. Siehe auch: Hachtmann: Wissenschaftsmanagement Bd. 1, S. 589-597; Hachtmann: Wissenschaftsmanagement Bd. 2, S. 884-887.</ref> | |||
==Körber als Fachspartenleiter== | ==Körber als Fachspartenleiter== | ||
KWIE-Direktor Körber wurde am 22. Februar 1943 zum Fachspartenleiter für Eisen und Stahl im RFR ernannt.<ref>Flachowsky: Alle Arbeit, S. 195.</ref> Er rückte so in eine übergeordnete Leitungsfunktion und wurde dadurch selbst federführender Akteur der staatlichen Wissenschaftspolitik.<ref>Flachowsky: Alle Arbeit, S. 194. Zuvor hatte an der Spitze der Fachsparte der Leiter der Abteilung für Metallkunde der Chemisch-Technischen Reichsanstalt Adolf Fry gestanden. Das Reichswissenschaftsministerium wollte zunächst an dessen Personalie festhalten, war aber innerhalb der Fachsparte Eisen und Stahl auf Widerstand der Industrie gestoßen, die sich für Körber ausgesprochen hatte. Letztlich konnte sich die Industrie durchsetzen, und Körber wurde schließlich im Februar 1943 zum Fachspartenleiter ernannt, was vom Präsidenten der KWG Albert Vögler ausdrücklich begrüßt wurde. | |||
Körber orientierte sich dabei an seinen Erfahrungen als Direktor des KWIE und dessen Zusammenarbeit mit den industriellen Ausschüssen und Interessenverbänden, der Vierjahresplanorganisation, der [https://de.wikipedia.org/wiki/Wehrmacht Wehrmacht] und dem Reichsministerium für Bewaffnung und Munition. Die institutsübergreifende Gremienarbeit sollte damit auch in der Fachsparte Eisen und Stahl durchgesetzt werden. Die Fachsparte, der Körber vorstand, wurde in eine Reihe von Arbeitsgruppen gegliedert, die sich mit einzelnen Gebieten der Eisenhüttentechnik und der Metallurgie beschäftigten und von verschiedenen Obleuten, darunter [[Willy Oelsen|Willy Oelsen]] und [[Anton Pomp|Anton Pomp]] vom KWIE, geleitet wurden. Nach Körbers Vorstellung sollten diese Arbeitsgruppen eng mit den zuständigen Fachausschüssen des [[Verein Deutscher Eisenhüttenleute|VDEh]] und anderen Fachvereinigungen sowie den [[ | KWIE-Direktor Körber wurde am 22. Februar 1943 zum Fachspartenleiter für Eisen und Stahl im RFR ernannt.<ref>Flachowsky: Alle Arbeit, S. 195.</ref> Er rückte so in eine übergeordnete Leitungsfunktion und wurde dadurch selbst federführender Akteur der staatlichen Wissenschaftspolitik.<ref>Flachowsky: Alle Arbeit, S. 194.</ref> Zuvor hatte an der Spitze der Fachsparte der Leiter der Abteilung für Metallkunde der Chemisch-Technischen Reichsanstalt Adolf Fry gestanden. Das Reichswissenschaftsministerium wollte zunächst an dessen Personalie festhalten, war aber innerhalb der Fachsparte Eisen und Stahl auf Widerstand der Industrie gestoßen, die sich für Körber ausgesprochen hatte. Letztlich konnte sich die Industrie durchsetzen, und Körber wurde schließlich im Februar 1943 zum Fachspartenleiter ernannt, was vom Präsidenten der KWG Albert Vögler ausdrücklich begrüßt wurde. Körber bemühte sich fortan um einen möglichst erfolgreichen Einsatz der Forschung für die Rüstung und rief Wissenschaftler zur Mitarbeit in seiner Fachsparte auf. Darüber hinaus integrierte er „die Vertreter der Forschungsführer des RLM, der Forschungsabteilungen des OKW, OKH und OKM, des Munitionsministeriums und des Reichsamtes für Wirtschaftsausbau“, wie er dem Leiter des Geschäftsführenden Beirats des RFR in einem Schreiben vom 2. Juli 1943 mitteilte.<ref>BArch (Berlin), R 26-III/697a, Brief von Körber an den Leiter des Geschäftsführenden Beirats des RFR, 02.07.1943, zit. n. Flachowsky: Alle Arbeit, S. 195.</ref> | ||
Nachdem Körber die laufenden Forschungsarbeiten in seiner Fachsparte auf ihre Kriegswichtigkeit hin überprüft und auf die vordringlichsten Ziele ausgerichtet hatte, wurden etwa 20 Prozent der laufenden Projekte gestrichen.<ref>Flachowsky: Alle Arbeit, S. 196 f.</ref> Die bewilligten und durchgeführten Arbeiten waren [[Das KWIE als Wehrwirtschaftsbetrieb|kriegs- und rüstungsrelevant]]. Das KWIE selbst hatte mit rund 30 Prozent der Bewilligungen den größten Anteil an den Arbeiten der Fachsparte. Grund war sicher auch, dass Körber als Direktor des KWIE amtierte und das Institut die personalintensivste und moderneste Forschungsinstitution der Fachsparte Eisen und Stahl war.<ref>Flachowsky: Alle Arbeit, S. 197 f.</ref> | |||
Körber orientierte sich dabei an seinen Erfahrungen als Direktor des KWIE und dessen Zusammenarbeit mit den industriellen Ausschüssen und Interessenverbänden, der Vierjahresplanorganisation, der [https://de.wikipedia.org/wiki/Wehrmacht Wehrmacht] und dem Reichsministerium für Bewaffnung und Munition. Die institutsübergreifende Gremienarbeit sollte damit auch in der Fachsparte Eisen und Stahl durchgesetzt werden. Die Fachsparte, der Körber vorstand, wurde in eine Reihe von Arbeitsgruppen gegliedert, die sich mit einzelnen Gebieten der Eisenhüttentechnik und der Metallurgie beschäftigten und von verschiedenen Obleuten, darunter [[Willy Oelsen|Willy Oelsen]] und [[Anton Pomp|Anton Pomp]] vom KWIE, geleitet wurden. Nach Körbers Vorstellung sollten diese Arbeitsgruppen eng mit den zuständigen Fachausschüssen des [[Verein Deutscher Eisenhüttenleute|VDEh]] und anderen Fachvereinigungen sowie den [[Forschungskooperationen in der Phase des „Totalen Kriegs“#Das Ausschüsse- und Ringesystem von Albert Speer|Ringen und Ausschüssen des Rüstungsministeriums]] zusammenarbeiten. Darüber hinaus sollte das System der überinstitutionellen, problembezogenen Gemeinschaftsarbeit auch auf die staatlich geförderte Hochschulwissenschaft übertragen werden, um diese verstärkt für die Rüstungsbestrebungen des NS-Regimes heranzuziehen. Neben seiner Position als Fachspartenleiter übernahm Körber mit Verweis auf seine Rolle als „Vorsitzer der Erfahrungsgemeinschaft für Pulvermetallurgie“ die Leitung der Arbeitsgruppe Sinterstahl.<ref>BArch (Berlin), R 26-III/697a, Brief von Körber an den Leiter des Geschäftsführenden Beirats des RFR, 02.07.1943, zit. n. Flachowsky: Alle Arbeit, S. 196. </ref> | |||
Nachdem Körber die laufenden Forschungsarbeiten in seiner Fachsparte auf ihre Kriegswichtigkeit hin überprüft und auf die vordringlichsten Ziele ausgerichtet hatte, wurden etwa 20 Prozent der laufenden Projekte gestrichen.<ref>Flachowsky: Alle Arbeit, S. 196 f.</ref> Die bewilligten und durchgeführten Arbeiten waren [[Das KWIE als Wehrwirtschaftsbetrieb und Rüstungsforschung (1940–1942)|kriegs- und rüstungsrelevant]]. Das KWIE selbst hatte mit rund 30 Prozent der Bewilligungen den größten Anteil an den Arbeiten der Fachsparte. Grund war sicher auch, dass Körber als Direktor des KWIE amtierte und das Institut die personalintensivste und moderneste Forschungsinstitution der Fachsparte Eisen und Stahl war.<ref>Flachowsky: Alle Arbeit, S. 197 f.</ref> | |||
==Konflikt um die Nachfolge Körbers als Fachspartenleiter== | ==Konflikt um die Nachfolge Körbers als Fachspartenleiter== | ||
Nach dem Tod Körbers am 30. Juli 1944 bemühte sich der Geschäftsführende Beirat des Reichsforschungsrats darum, die Fachsparte auch weiterhin der Führung des KWIE zu überlassen. Angedacht war zunächst eine Interimslösung mit Anton Pomp und schließlich die Ernennung [[Franz Wever|Franz Wevers]] zum Fachspartenleiter. Dies scheiterte jedoch am Widerstand der Industrie. Der Rektor der | |||
Auch wenn sich die Leitung der Fachsparte für Eisen und Stahl nun nicht mehr in den Händen eines KWIE-Verantwortlichen befand, erfuhr das Institut noch in der letzten Kriegsphase einen leichten [[ | Nach dem Tod Körbers am 30. Juli 1944 bemühte sich der Geschäftsführende Beirat des Reichsforschungsrats darum, die Fachsparte auch weiterhin der Führung des KWIE zu überlassen. Angedacht war zunächst eine Interimslösung mit Anton Pomp und schließlich die Ernennung [[Franz Wever|Franz Wevers]] zum Fachspartenleiter. Dies scheiterte jedoch am Widerstand der Industrie. Der Rektor der Bergakademie Clausthal Max Paschke wurde zum Leiter ernannt.<ref>Flachowsky: Alle Arbeit, S. 197 f.</ref> Die Ernennung Paschkes rief wiederum den Unmut der wissenschaftlichen Mitglieder des KWIE hervor. Es kam zum Konflikt mit der Bergakademie Clausthal. Wever opponierte sogar in Berlin bei Ministerien und Dienststellen gegen Paschke. Diese Angelegenheit beschäftigte die Generalverwaltung der [[Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft und Max-Planck-Gesellschaft|KWG]] und den RFR noch bis Kriegsende.<ref>Kohl: Präsidenten, S. 237.</ref> | ||
Auch wenn sich die Leitung der Fachsparte für Eisen und Stahl nun nicht mehr in den Händen eines KWIE-Verantwortlichen befand, erfuhr das Institut noch in der letzten Kriegsphase einen leichten [[Rüstungsforschung und Institutsentwicklung in den letzten Kriegsjahren|Bedeutungszuwachs]]. | |||
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Aktuelle Version vom 8. Juni 2020, 11:36 Uhr
Die Bedeutung der Eisenforschung und des KWIE für die deutsche Wehr- und Rüstungswirtschaft zeigte sich während der 1940er-Jahre unter anderem in der Stellung des Institutsleiters Friedrich Körber als Fachspartenleiter im Reichsforschungsrat (RFR), einem Lenkungsorgan der Rüstungs- und Autarkieforschung.
Die Gründung des Reichsforschungsrats 1937
Der RFR war im Zusammenhang mit dem Vierjahresplan am 16. März 1937 gegründet worden. Initiatoren waren Heereswaffenamt und Reichserziehungsministerium, zum Präsidenten des Reichsforschungsrats wurde der Chef des Heereswaffenamts, General Karl Becker, bestellt. Der RFR sollte die natur- und technikwissenschaftliche Forschung auf die Ziele des Vierjahresplans ausrichten, einheitlich zusammenfassen und planmäßig einsetzen. Im Sinne der Rohstoffautarkie und der Wehrhaftmachung Deutschlands wurden zu den wichtigsten Schwerpunkbereichen des Vierjahresplans eigenständige Fachsparten, wie zum Beispiel Eisen und Stahl, Chemie, Forst- und Holzforschung, Landbau oder Nichteisenmetalle, innerhalb des Reichsforschungsrats eingerichtet. Geleitet wurden diese Fachsparten hauptsächlich von anerkannten Wissenschaftlern, die die Aufgabe hatten, Forschungsaufträge zu beurteilen und zu vergeben.
Die Reorganisation des Reichsforschungsrats 1942/1943
1942/1943 fand im Zusammenhang mit der Speerschen Neuausrichtung der Rüstungslenkung eine Reorganisation des Reichsforschungsrats statt. Auf Initiative von Rüstungsminister Albert Speer hin beauftragte Hitler am 9. Juni 1942 Hermann Göring mit der Bildung des „zweiten“ Reichsforschungsrats; Göring selbst wurde neuer Präsident. Hintergrund bildeten machtpolitische Auseinandersetzungen.[1]
Körber als Fachspartenleiter
KWIE-Direktor Körber wurde am 22. Februar 1943 zum Fachspartenleiter für Eisen und Stahl im RFR ernannt.[2] Er rückte so in eine übergeordnete Leitungsfunktion und wurde dadurch selbst federführender Akteur der staatlichen Wissenschaftspolitik.[3] Zuvor hatte an der Spitze der Fachsparte der Leiter der Abteilung für Metallkunde der Chemisch-Technischen Reichsanstalt Adolf Fry gestanden. Das Reichswissenschaftsministerium wollte zunächst an dessen Personalie festhalten, war aber innerhalb der Fachsparte Eisen und Stahl auf Widerstand der Industrie gestoßen, die sich für Körber ausgesprochen hatte. Letztlich konnte sich die Industrie durchsetzen, und Körber wurde schließlich im Februar 1943 zum Fachspartenleiter ernannt, was vom Präsidenten der KWG Albert Vögler ausdrücklich begrüßt wurde. Körber bemühte sich fortan um einen möglichst erfolgreichen Einsatz der Forschung für die Rüstung und rief Wissenschaftler zur Mitarbeit in seiner Fachsparte auf. Darüber hinaus integrierte er „die Vertreter der Forschungsführer des RLM, der Forschungsabteilungen des OKW, OKH und OKM, des Munitionsministeriums und des Reichsamtes für Wirtschaftsausbau“, wie er dem Leiter des Geschäftsführenden Beirats des RFR in einem Schreiben vom 2. Juli 1943 mitteilte.[4]
Körber orientierte sich dabei an seinen Erfahrungen als Direktor des KWIE und dessen Zusammenarbeit mit den industriellen Ausschüssen und Interessenverbänden, der Vierjahresplanorganisation, der Wehrmacht und dem Reichsministerium für Bewaffnung und Munition. Die institutsübergreifende Gremienarbeit sollte damit auch in der Fachsparte Eisen und Stahl durchgesetzt werden. Die Fachsparte, der Körber vorstand, wurde in eine Reihe von Arbeitsgruppen gegliedert, die sich mit einzelnen Gebieten der Eisenhüttentechnik und der Metallurgie beschäftigten und von verschiedenen Obleuten, darunter Willy Oelsen und Anton Pomp vom KWIE, geleitet wurden. Nach Körbers Vorstellung sollten diese Arbeitsgruppen eng mit den zuständigen Fachausschüssen des VDEh und anderen Fachvereinigungen sowie den Ringen und Ausschüssen des Rüstungsministeriums zusammenarbeiten. Darüber hinaus sollte das System der überinstitutionellen, problembezogenen Gemeinschaftsarbeit auch auf die staatlich geförderte Hochschulwissenschaft übertragen werden, um diese verstärkt für die Rüstungsbestrebungen des NS-Regimes heranzuziehen. Neben seiner Position als Fachspartenleiter übernahm Körber mit Verweis auf seine Rolle als „Vorsitzer der Erfahrungsgemeinschaft für Pulvermetallurgie“ die Leitung der Arbeitsgruppe Sinterstahl.[5]
Nachdem Körber die laufenden Forschungsarbeiten in seiner Fachsparte auf ihre Kriegswichtigkeit hin überprüft und auf die vordringlichsten Ziele ausgerichtet hatte, wurden etwa 20 Prozent der laufenden Projekte gestrichen.[6] Die bewilligten und durchgeführten Arbeiten waren kriegs- und rüstungsrelevant. Das KWIE selbst hatte mit rund 30 Prozent der Bewilligungen den größten Anteil an den Arbeiten der Fachsparte. Grund war sicher auch, dass Körber als Direktor des KWIE amtierte und das Institut die personalintensivste und moderneste Forschungsinstitution der Fachsparte Eisen und Stahl war.[7]
Konflikt um die Nachfolge Körbers als Fachspartenleiter
Nach dem Tod Körbers am 30. Juli 1944 bemühte sich der Geschäftsführende Beirat des Reichsforschungsrats darum, die Fachsparte auch weiterhin der Führung des KWIE zu überlassen. Angedacht war zunächst eine Interimslösung mit Anton Pomp und schließlich die Ernennung Franz Wevers zum Fachspartenleiter. Dies scheiterte jedoch am Widerstand der Industrie. Der Rektor der Bergakademie Clausthal Max Paschke wurde zum Leiter ernannt.[8] Die Ernennung Paschkes rief wiederum den Unmut der wissenschaftlichen Mitglieder des KWIE hervor. Es kam zum Konflikt mit der Bergakademie Clausthal. Wever opponierte sogar in Berlin bei Ministerien und Dienststellen gegen Paschke. Diese Angelegenheit beschäftigte die Generalverwaltung der KWG und den RFR noch bis Kriegsende.[9]
Auch wenn sich die Leitung der Fachsparte für Eisen und Stahl nun nicht mehr in den Händen eines KWIE-Verantwortlichen befand, erfuhr das Institut noch in der letzten Kriegsphase einen leichten Bedeutungszuwachs.
Einzelnachweise
→ zum ausführlichen Quellen- und Literaturverzeichnis
- ↑ Flachowsky: Alle Arbeit, S. 193 f. Siehe auch: Hachtmann: Wissenschaftsmanagement Bd. 1, S. 589-597; Hachtmann: Wissenschaftsmanagement Bd. 2, S. 884-887.
- ↑ Flachowsky: Alle Arbeit, S. 195.
- ↑ Flachowsky: Alle Arbeit, S. 194.
- ↑ BArch (Berlin), R 26-III/697a, Brief von Körber an den Leiter des Geschäftsführenden Beirats des RFR, 02.07.1943, zit. n. Flachowsky: Alle Arbeit, S. 195.
- ↑ BArch (Berlin), R 26-III/697a, Brief von Körber an den Leiter des Geschäftsführenden Beirats des RFR, 02.07.1943, zit. n. Flachowsky: Alle Arbeit, S. 196.
- ↑ Flachowsky: Alle Arbeit, S. 196 f.
- ↑ Flachowsky: Alle Arbeit, S. 197 f.
- ↑ Flachowsky: Alle Arbeit, S. 197 f.
- ↑ Kohl: Präsidenten, S. 237.