Otto Petersen: Unterschied zwischen den Versionen

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==Werdegang==
==Werdegang==
Otto Petersen wurde am 13. Januar 1874 in Eschweiler bei Aachen geboren. Nach dem Abitur am Gymnasium in Aachen begann er im Jahr 1993 ein Studium der Eisenhüttenkunde an der Technischen Hochschule Aachen, das er 1898 als Diplom-Ingenieur abschloss. Nach einem Wehrdienst als Einjährig-Freiwilliger ging Petersen 1899 für zwei Jahre in die USA, um dort als Hütteningenieur zu arbeiten. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland war er beim neugegründeten Stahl – und Walzwerk Rendsburg beschäftigt. 1906 promovierte Petersen bei [[Fritz Wüst|Fritz Wüst]] in Aachen. 1907 wurde er stellvertretender Geschäftsführer, 1917 Hauptgeschäftsführer des [[Verein Deutscher Eisenhüttenleute|Vereins Deutscher Eisenhüttenleute (VDEh)]]. Dieses Amt hatte er bis 1946 inne. Er förderte maßgeblich die [[Die Gründung des KWIE|Gründung des KWIE]]. Im November 1938 wurde Petersen zum „Wehrwirtschaftsführer“ und zum Mitglied des Wehrwirtschaftsrats ernannt. <ref>Bleidick: Schrödter und Petersen; LAV NRW, NW 1002-MG-36405, Entnazifizierungsakte Otto Petersen, Fragebogen des Military Government, 04.08.1947.</ref>
Otto Petersen wurde am 13. Januar 1874 in Eschweiler bei Aachen geboren. Nach dem Abitur am Gymnasium in Aachen begann er im Jahr 1893 ein Studium der Eisenhüttenkunde an der Technischen Hochschule Aachen, das er 1898 als Diplom-Ingenieur abschloss. Nach einem Wehrdienst als Einjährig-Freiwilliger ging Petersen 1899 für zwei Jahre in die USA, um dort als Hütteningenieur zu arbeiten. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland war er beim neugegründeten Stahl– und Walzwerk Rendsburg beschäftigt. 1906 promovierte Petersen bei [[Fritz Wüst|Fritz Wüst]] in Aachen. 1907 wurde er stellvertretender Geschäftsführer, 1917 Hauptgeschäftsführer des [[Verein Deutscher Eisenhüttenleute|Vereins Deutscher Eisenhüttenleute (VDEh)]]. Dieses Amt hatte er bis 1946 inne. Er förderte maßgeblich die [[Die Gründung des KWIE|Gründung des KWIE]]. Im November 1938 wurde Petersen zum „Wehrwirtschaftsführer“ und zum Mitglied des Wehrwirtschaftsrats ernannt. <ref>Bleidick: Schrödter und Petersen; LAV NRW, NW 1002-MG-36405, Entnazifizierungsakte Otto Petersen, Fragebogen des Military Government, 04.08.1947.</ref>


==Politische Tätigkeit 1920-1933==
==Politische Tätigkeit 1920-1933==
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Zwischen 1924 und 1945 war Petersen Mitglied des KWIE-[[Das Kuratorium des KWIE|Kuratoriums]]. Petersen und andere langjährige Kuratoriumsmitglieder wie [https://de.wikipedia.org/wiki/Gustav_Krupp_von_Bohlen_und_Halbach Gustav Krupp von Bohlen und Halbach], der frühere preußische Kultusminister [https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Schmidt-Ott Friedrich Schmidt-Ott] und [[Albert Vögler|Albert Vögler]] bildeten auch über das Jahr 1933 hinaus das personelle Rückgrat des Kuratoriums und somit der Verwaltung des Instituts. Bis auf Petersen waren alle auch in der Verwaltung der KWG führend.<ref>Dönges: Geschichte, S. 3-5, S. 20; Flachowsky: Alle Arbeit, S. 159; Marsch: Zwischen Wissenschaft und Wirtschaft, S. 345-347.</ref>
Zwischen 1924 und 1945 war Petersen Mitglied des KWIE-[[Das Kuratorium des KWIE|Kuratoriums]]. Petersen und andere langjährige Kuratoriumsmitglieder wie [https://de.wikipedia.org/wiki/Gustav_Krupp_von_Bohlen_und_Halbach Gustav Krupp von Bohlen und Halbach], der frühere preußische Kultusminister [https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Schmidt-Ott Friedrich Schmidt-Ott] und [[Albert Vögler|Albert Vögler]] bildeten auch über das Jahr 1933 hinaus das personelle Rückgrat des Kuratoriums und somit der Verwaltung des Instituts. Bis auf Petersen waren alle auch in der Verwaltung der KWG führend.<ref>Dönges: Geschichte, S. 3-5, S. 20; Flachowsky: Alle Arbeit, S. 159; Marsch: Zwischen Wissenschaft und Wirtschaft, S. 345-347.</ref>


Das alte Kuratorium bestand nach dem [[Das Kriegsende und die Alliierten am KWIE |Kriegsende]] nicht mehr. Als Übergangslösung wurde im Herbst 1946 ein [[Beratender Ausschuss und neues Kuratorium|Beratender Ausschuss]] eingesetzt, dem neben Petersen auch die beiden anderen bisherigen Kuratoriumsmitglieder [https://de.wikipedia.org/wiki/Walther_Gerlach Walther Gerlach] [https://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Telschow Ernst Telschow] angehörten. <ref>VDEh, Ac 207, Band II, Kuratoriumssitzung, 09.02.1949.</ref> Im Februar 1949 erhielt das Institut, das mittlerweile in MPIE umbenannt worden war, eine neue Satzung. Damit wurde wieder ein [[Beratender Ausschuss und neues Kuratorium#Das neue Kuratorium des Instituts|neues Kuratorium]] ins Leben gerufen, dem unter anderem Petersen und Telschow abermals angehörten.<ref>VDEh, Ac 207, Band II, Kuratoriumssitzung, 09.02.1949. Siehe auch: MPIE: 10 Jahre Eisenforschung, S. 11 f.</ref>.
Das alte Kuratorium bestand nach dem [[Das Kriegsende und die Alliierten am KWIE |Kriegsende]] nicht mehr. Als Übergangslösung wurde im Herbst 1946 ein [[Beratender Ausschuss und neues Kuratorium|Beratender Ausschuss]] eingesetzt, dem neben Petersen auch die beiden anderen bisherigen Kuratoriumsmitglieder [https://de.wikipedia.org/wiki/Walther_Gerlach Walther Gerlach] und [https://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Telschow Ernst Telschow] angehörten. <ref>VDEh, Ac 207, Band II, Kuratoriumssitzung, 09.02.1949.</ref> Im Februar 1949 erhielt das Institut, das mittlerweile in MPIE umbenannt worden war, eine neue Satzung. Damit wurde wieder ein [[Beratender Ausschuss und neues Kuratorium#Das neue Kuratorium des Instituts|neues Kuratorium]] ins Leben gerufen, dem unter anderem Petersen und Telschow abermals angehörten.<ref>VDEh, Ac 207, Band II, Kuratoriumssitzung, 09.02.1949. Siehe auch: MPIE: 10 Jahre Eisenforschung, S. 11 f.</ref>.


==Positive Beurteilung durch die Briten==
==Positive Beurteilung durch die Briten==
Nach Kriegsende traten nicht nur das KWIE, die KWG oder der VDEh bei Vertretern der Militärregierung für eine Arbeitserlaubnis und den Erhalt des KWIE auftraten, sondern auch die Verfasser des [[BIOS-Untersuchungen|BIOS Report 676]] nach Gesprächen mit Petersen. Sie legten 1946 der Militärregierung nahe, das Institut in der einen oder anderen Form zu erhalten und eine Rückverlagerung nach Düsseldorf zu gestatten. Kernargumente waren der wissenschaftliche Wert der Arbeiten, die hohe Kompetenz des wissenschaftlichen Teams und die Bedeutung für die Stahlindustrie. Wichtige Quelle dafür war ein Gespräch mit Petersen, der aufgrund seiner Stellung als Geschäftsführer des VDEh befragt worden war. Der VDEh hatte für die Briten Gewicht, er bildete die wichtigste Verbindung zur Stahlindustrie und galt als politisch unbelastet. Außerdem war Petersen Leiter des neuen Verwaltungsamts für Stahl und Eisen, das ebenfalls eng mit den Briten zusammenarbeitete.<ref>Zilt: Rüstungswirtschaft, S. 189; Flachowsky: Wagenburg, S. 693.</ref> Petersen wurde von den BIOS-Interviewern sehr positiv charakterisiert: „The Director, Dr. O. Petersen is well known in England and is active, comptetent and speaks excellent English.“<ref>BIOS Report 676.</ref> Petersen sei im Rahmen der Befragungen besonders bestrebt gewesen, dass das KWIE wieder nach Düsseldorf verlagert und eine Arbeitsgenehmigung erhalten würde. „At the time of the visit recorded elsewhere in this report, actual work had shut down and the Military Government had not permitted resumption. In any case, its work at Clausthal would be conducted under difficulties, but Petersen would like to see it resumed at Düsseldorf, although considerable time must elapse before the damaged buildings it originally occupied could be made ready.“<ref>BIOS Report 676.</ref>.
Nach Kriegsende traten nicht nur das KWIE, die KWG oder der VDEh bei Vertretern der Militärregierung für eine Arbeitserlaubnis und den Erhalt des KWIE auf, sondern auch die Verfasser des [[BIOS-Untersuchungen|BIOS Report 676]] nach Gesprächen mit Petersen. Sie legten 1946 der Militärregierung nahe, das Institut in der einen oder anderen Form zu erhalten und eine Rückverlagerung nach Düsseldorf zu gestatten. Kernargumente waren der wissenschaftliche Wert der Arbeiten, die hohe Kompetenz des wissenschaftlichen Teams und die Bedeutung für die Stahlindustrie. Wichtige Quelle dafür war ein Gespräch mit Petersen, der aufgrund seiner Stellung als Geschäftsführer des VDEh befragt worden war. Der VDEh hatte für die Briten Gewicht, er bildete die wichtigste Verbindung zur Stahlindustrie und galt als politisch unbelastet. Außerdem war Petersen Leiter des neuen Verwaltungsamts für Stahl und Eisen, das ebenfalls eng mit den Briten zusammenarbeitete.<ref>Zilt: Rüstungswirtschaft, S. 189; Flachowsky: Wagenburg, S. 693.</ref> Petersen wurde von den BIOS-Interviewern sehr positiv charakterisiert: „The Director, Dr. O. Petersen is well known in England and is active, comptetent and speaks excellent English.“<ref>BIOS Report 676.</ref> Petersen sei im Rahmen der Befragungen besonders bestrebt gewesen, dass das KWIE wieder nach Düsseldorf verlagert und eine Arbeitsgenehmigung erhalten würde: „At the time of the visit recorded elsewhere in this report, actual work had shut down and the Military Government had not permitted resumption. In any case, its work at Clausthal would be conducted under difficulties, but Petersen would like to see it resumed at Düsseldorf, although considerable time must elapse before the damaged buildings it originally occupied could be made ready.“<ref>BIOS Report 676.</ref>.


==Entnazifizierung==
==Entnazifizierung==
Petersen rückte im Unterschied zu den im Vorstand des VDEh vertretenen führenden deutschen Stahlindustriellen nicht in den Fokus der [[Alliierte Wissenschaftsmissionen|alliierten Ermittlungen]]. Er wurde nach Kriegsende nicht interniert und blieb noch bis Anfang 1946 VDEh-Geschäftsführer. Im [[Ablauf der Entnazifizierungsverfahren|Entnazifizierungsverfahren]] wurde Petersen im September 1947 aufgrund seiner NSDAP-Mitgliedschaft als „Mitläufer“ eingestuft. Ein [[Arbeitserlaubnis und Wiederaufbau|Arbeitsverbot]] wurde nicht erteilt, auch wurde keine Vermögenssperre verhängt. Sanktionen gegen ihn waren aber die Aufhebung des passiven Wahlrechts und, dass er die britische Besatzungszone nicht verlassen durfte.<ref>Bleidick: Schrödter und Petersen, S. 93 f.</ref>
Petersen rückte im Unterschied zu den im Vorstand des VDEh vertretenen führenden deutschen Stahlindustriellen nicht in den Fokus der [[Alliierte Wissenschaftsmissionen|alliierten Ermittlungen]]. Er wurde nach Kriegsende nicht interniert und blieb noch bis Anfang 1946 VDEh-Geschäftsführer. Im [[Ablauf der Entnazifizierungsverfahren|Entnazifizierungsverfahren]] wurde Petersen im September 1947 aufgrund seiner NSDAP-Mitgliedschaft als „Mitläufer“ eingestuft. Ein Arbeitsverbot wurde nicht erteilt, auch wurde keine Vermögenssperre verhängt. Sanktionen gegen ihn waren aber die Aufhebung des passiven Wahlrechts und, dass er die britische Besatzungszone nicht verlassen durfte.<ref>Bleidick: Schrödter und Petersen, S. 93 f.</ref>
Petersen verstarb am 27. Dezember 1953 in Düsseldorf.
Petersen verstarb am 27. Dezember 1953 in Düsseldorf.
==Erinnerung an Petersen in Düsseldorf==
Im Januar 1954 sollten Otto Petersens „hohe Verdienste um Düsseldorf“ im Januar 1954 mit einer Ehrenbürgerschaft geehrt werden, doch starb er bereits im Dezember 1953. In diesem Kontext schlug Oberstadtdirektor Walther Hensel vor, auch eine Straße in der Nähe des MPIE nach Petersen zu benennen. Allerdings waren dort keine neuen Straßen in Planung. Im November 1979 wurde die Idee wieder aufgegriffen und eine Straße entlang der nördlichen Düssel, zwischen Heinrichstraße und Simrockstraße, Otto-Petersen-Straße benannt.<ref>Abschlussbericht Straßennamen, S. 166. [https://www.duesseldorf.de/aktuelles/news/detailansicht/newsdetail/pruefung-duesseldorfer-strassennamen.html Informationen auf der Seite des Düsseldorfer Stadtarchivs]</ref>
Im Zuge der Anfang 2020 veröffentlichten Untersuchung des Beirats zur Überprüfung Düsseldorfer Straßen- und Platzbenennungen, die der Rat der Stadt Düsseldorf in Auftrag gegeben hatte, wurde auch die Otto-Petersen-Straße thematisiert. Dabei kam der Beirat unter Leitung des Stadtarchivs und der Mahn- und Gedenkstätte zu dem Schluss, Petersen sei „minderbelastet“ und seine „Rolle im Dritten Reich nicht abschließend geklärt“. Daher empfahl er, den Straßennamen beizubehalten.<ref>Abschlussbericht Straßennamen, S. 166-168. [https://www.duesseldorf.de/aktuelles/news/detailansicht/newsdetail/pruefung-duesseldorfer-strassennamen.html Informationen auf der Seite des Düsseldorfer Stadtarchivs]</ref>


==Einzelnachweise==
==Einzelnachweise==
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[[Kategorie:Biographien|P]]
[[Kategorie:Biographien|Petersen]]

Aktuelle Version vom 18. Januar 2021, 16:38 Uhr

Otto Petersen war als Hauptgeschäftsführer des VDEh maßgeblich an der Gründung des KWIE beteiligt.
Er wurde Mitglied des Kuratoriums und blieb dies bis zur Auflösung des Gremiums 1945.

Werdegang

Otto Petersen wurde am 13. Januar 1874 in Eschweiler bei Aachen geboren. Nach dem Abitur am Gymnasium in Aachen begann er im Jahr 1893 ein Studium der Eisenhüttenkunde an der Technischen Hochschule Aachen, das er 1898 als Diplom-Ingenieur abschloss. Nach einem Wehrdienst als Einjährig-Freiwilliger ging Petersen 1899 für zwei Jahre in die USA, um dort als Hütteningenieur zu arbeiten. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland war er beim neugegründeten Stahl– und Walzwerk Rendsburg beschäftigt. 1906 promovierte Petersen bei Fritz Wüst in Aachen. 1907 wurde er stellvertretender Geschäftsführer, 1917 Hauptgeschäftsführer des Vereins Deutscher Eisenhüttenleute (VDEh). Dieses Amt hatte er bis 1946 inne. Er förderte maßgeblich die Gründung des KWIE. Im November 1938 wurde Petersen zum „Wehrwirtschaftsführer“ und zum Mitglied des Wehrwirtschaftsrats ernannt. [1]

Politische Tätigkeit 1920-1933

Petersen war Mitglied in der nationalliberalen Deutschen Volkspartei (DVP), für die er zwischen 1920 und ihrer Auflösung 1933 im Düsseldorfer Stadtrat saß. [2]

Mitgliedschaft in NS-Organisationen

Petersen wurde am 1. Mai 1933 Mitglied der NSDAP. Weiterhin gehörte er der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV), der DAF, dem Nationalsozialistischen Bund Deutscher Technik (NSBDT) an. Mitgliedschaften bestanden weiterhin in der Reichsschrifttumskammer, im Reichskolonialbund und im Reichsluftschutzbund (RLB).[3]

Kuratoriumsmitglied des KWIE und des MPIE

Zwischen 1924 und 1945 war Petersen Mitglied des KWIE-Kuratoriums. Petersen und andere langjährige Kuratoriumsmitglieder wie Gustav Krupp von Bohlen und Halbach, der frühere preußische Kultusminister Friedrich Schmidt-Ott und Albert Vögler bildeten auch über das Jahr 1933 hinaus das personelle Rückgrat des Kuratoriums und somit der Verwaltung des Instituts. Bis auf Petersen waren alle auch in der Verwaltung der KWG führend.[4]

Das alte Kuratorium bestand nach dem Kriegsende nicht mehr. Als Übergangslösung wurde im Herbst 1946 ein Beratender Ausschuss eingesetzt, dem neben Petersen auch die beiden anderen bisherigen Kuratoriumsmitglieder Walther Gerlach und Ernst Telschow angehörten. [5] Im Februar 1949 erhielt das Institut, das mittlerweile in MPIE umbenannt worden war, eine neue Satzung. Damit wurde wieder ein neues Kuratorium ins Leben gerufen, dem unter anderem Petersen und Telschow abermals angehörten.[6].

Positive Beurteilung durch die Briten

Nach Kriegsende traten nicht nur das KWIE, die KWG oder der VDEh bei Vertretern der Militärregierung für eine Arbeitserlaubnis und den Erhalt des KWIE auf, sondern auch die Verfasser des BIOS Report 676 nach Gesprächen mit Petersen. Sie legten 1946 der Militärregierung nahe, das Institut in der einen oder anderen Form zu erhalten und eine Rückverlagerung nach Düsseldorf zu gestatten. Kernargumente waren der wissenschaftliche Wert der Arbeiten, die hohe Kompetenz des wissenschaftlichen Teams und die Bedeutung für die Stahlindustrie. Wichtige Quelle dafür war ein Gespräch mit Petersen, der aufgrund seiner Stellung als Geschäftsführer des VDEh befragt worden war. Der VDEh hatte für die Briten Gewicht, er bildete die wichtigste Verbindung zur Stahlindustrie und galt als politisch unbelastet. Außerdem war Petersen Leiter des neuen Verwaltungsamts für Stahl und Eisen, das ebenfalls eng mit den Briten zusammenarbeitete.[7] Petersen wurde von den BIOS-Interviewern sehr positiv charakterisiert: „The Director, Dr. O. Petersen is well known in England and is active, comptetent and speaks excellent English.“[8] Petersen sei im Rahmen der Befragungen besonders bestrebt gewesen, dass das KWIE wieder nach Düsseldorf verlagert und eine Arbeitsgenehmigung erhalten würde: „At the time of the visit recorded elsewhere in this report, actual work had shut down and the Military Government had not permitted resumption. In any case, its work at Clausthal would be conducted under difficulties, but Petersen would like to see it resumed at Düsseldorf, although considerable time must elapse before the damaged buildings it originally occupied could be made ready.“[9].

Entnazifizierung

Petersen rückte im Unterschied zu den im Vorstand des VDEh vertretenen führenden deutschen Stahlindustriellen nicht in den Fokus der alliierten Ermittlungen. Er wurde nach Kriegsende nicht interniert und blieb noch bis Anfang 1946 VDEh-Geschäftsführer. Im Entnazifizierungsverfahren wurde Petersen im September 1947 aufgrund seiner NSDAP-Mitgliedschaft als „Mitläufer“ eingestuft. Ein Arbeitsverbot wurde nicht erteilt, auch wurde keine Vermögenssperre verhängt. Sanktionen gegen ihn waren aber die Aufhebung des passiven Wahlrechts und, dass er die britische Besatzungszone nicht verlassen durfte.[10] Petersen verstarb am 27. Dezember 1953 in Düsseldorf.

Erinnerung an Petersen in Düsseldorf

Im Januar 1954 sollten Otto Petersens „hohe Verdienste um Düsseldorf“ im Januar 1954 mit einer Ehrenbürgerschaft geehrt werden, doch starb er bereits im Dezember 1953. In diesem Kontext schlug Oberstadtdirektor Walther Hensel vor, auch eine Straße in der Nähe des MPIE nach Petersen zu benennen. Allerdings waren dort keine neuen Straßen in Planung. Im November 1979 wurde die Idee wieder aufgegriffen und eine Straße entlang der nördlichen Düssel, zwischen Heinrichstraße und Simrockstraße, Otto-Petersen-Straße benannt.[11]

Im Zuge der Anfang 2020 veröffentlichten Untersuchung des Beirats zur Überprüfung Düsseldorfer Straßen- und Platzbenennungen, die der Rat der Stadt Düsseldorf in Auftrag gegeben hatte, wurde auch die Otto-Petersen-Straße thematisiert. Dabei kam der Beirat unter Leitung des Stadtarchivs und der Mahn- und Gedenkstätte zu dem Schluss, Petersen sei „minderbelastet“ und seine „Rolle im Dritten Reich nicht abschließend geklärt“. Daher empfahl er, den Straßennamen beizubehalten.[12]

Einzelnachweise

zum ausführlichen Quellen- und Literaturverzeichnis

  1. Bleidick: Schrödter und Petersen; LAV NRW, NW 1002-MG-36405, Entnazifizierungsakte Otto Petersen, Fragebogen des Military Government, 04.08.1947.
  2. Bleidick: Schrödter und Petersen, S. 83 f.
  3. LAV NRW, NW 1002-MG-36405, Entnazifizierungsakte Otto Petersen, Fragebogen des Military Government, 04.08.1947.
  4. Dönges: Geschichte, S. 3-5, S. 20; Flachowsky: Alle Arbeit, S. 159; Marsch: Zwischen Wissenschaft und Wirtschaft, S. 345-347.
  5. VDEh, Ac 207, Band II, Kuratoriumssitzung, 09.02.1949.
  6. VDEh, Ac 207, Band II, Kuratoriumssitzung, 09.02.1949. Siehe auch: MPIE: 10 Jahre Eisenforschung, S. 11 f.
  7. Zilt: Rüstungswirtschaft, S. 189; Flachowsky: Wagenburg, S. 693.
  8. BIOS Report 676.
  9. BIOS Report 676.
  10. Bleidick: Schrödter und Petersen, S. 93 f.
  11. Abschlussbericht Straßennamen, S. 166. Informationen auf der Seite des Düsseldorfer Stadtarchivs
  12. Abschlussbericht Straßennamen, S. 166-168. Informationen auf der Seite des Düsseldorfer Stadtarchivs