Vom KWIE zum Max-Planck-Institut für Eisenforschung: Unterschied zwischen den Versionen

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In der unmittelbaren [[Übersicht: Das KWIE nach Kriegsende|Nachkriegszeit]] waren der Fortbestand des KWIE und der [[Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft und Max-Planck-Gesellschaft|Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft]] insgesamt zunächst unsicher. Die [[Das Ende der Entnazifizierung|Haltung der Alliierten]] gegenüber deutschen Forschungseinrichtungen war komplex. Einerseits wollte man Deutschland weitgehend demilitarisieren und auch weitere [[Übersicht: Autarkie- und Rüstungsforschung|Rüstungsforschung]] verhindern. Andererseits waren viele Forschungsergebnisse auch [[Alliierte Wissenschaftsmissionen|für die Alliierten nützlich]]. Durch den beginnenden [https://de.wikipedia.org/wiki/Kalter_Krieg Kalten Krieg] änderten die westlichen Alliierten ihre Haltung schrittweise. Insbesondere die USA wollten die westlichen Besatzungszonen gegen den feindlichen Ostblock in Stellung zu bringen. Nach vorhergehenden Gesprächen mit [https://de.wikipedia.org/wiki/Otto_Hahn Otto Hahn], in denen dieser die Demokratisierung interner Strukturen und die Verkleinerung des privatwirtschaftlichen und staatlichen Einflusses in der KWG in Aussicht stellte, hatte Lucius D. Clay Anfang 1947 einer „bizonalen Organisation“ der [https://www.mpg.de/de Max-Planck-Gesellschaft] zugestimmt.<ref>Heinemann: Wiederaufbau und Neugründungen, S. 413-415.</ref> Mit Genehmigung der Militärregierungen erfolgte am 26. Februar 1948 die [[Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft und Max-Planck-Gesellschaft|Gründung der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e. V. (MPG)]] in Göttingen für die britische und die amerikanische Zone. Das KWIE, das zunächst sowohl in [[Die unmittelbare Nachkriegszeit am KWIE|Clausthal]] als auch in [[Arbeitserlaubnis und Wiederaufbau|Düsseldorf]] Schwierigkeiten hatte, von den alliierten Behörden eine Arbeitserlaubnis zu erhalten, war Gründungsmitglied und wurde 1948 in die MPG überführt.
In der unmittelbaren [[Übersicht: Das KWIE nach Kriegsende|Nachkriegszeit]] waren der Fortbestand des KWIE und der [[Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft und Max-Planck-Gesellschaft|Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft]] insgesamt zunächst unsicher. Die [[Das Ende der Entnazifizierung|Haltung der Alliierten]] gegenüber deutschen Forschungseinrichtungen war komplex. Einerseits wollte man Deutschland weitgehend demilitarisieren und auch weitere [[Übersicht: Autarkie- und Rüstungsforschung|Rüstungsforschung]] verhindern. Andererseits waren viele Forschungsergebnisse auch [[Alliierte Wissenschaftsmissionen|für die Alliierten nützlich]]. Durch den beginnenden [https://de.wikipedia.org/wiki/Kalter_Krieg Kalten Krieg] änderten die westlichen Alliierten ihre Haltung schrittweise. Insbesondere die USA wollten die westlichen Besatzungszonen gegen den feindlichen Ostblock in Stellung zu bringen. Nach vorhergehenden Gesprächen mit [https://de.wikipedia.org/wiki/Otto_Hahn Otto Hahn], in denen dieser die Demokratisierung interner Strukturen und die Verkleinerung des privatwirtschaftlichen und staatlichen Einflusses in der KWG in Aussicht stellte, hatte Lucius D. Clay Anfang 1947 einer „bizonalen Organisation“ der [https://www.mpg.de/de Max-Planck-Gesellschaft] zugestimmt.<ref>Heinemann: Wiederaufbau und Neugründungen, S. 413-415.</ref> Mit Genehmigung der Militärregierungen erfolgte am 26. Februar 1948 die [[Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft und Max-Planck-Gesellschaft#Überführung in die MPG|Gründung der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e. V. (MPG)]] in Göttingen für die britische und die amerikanische Zone. Das KWIE, das zunächst sowohl in [[Die unmittelbare Nachkriegszeit am KWIE#Vorläufige Arbeitsgenehmigung für Clausthal und Rolle der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft (KWG)|Clausthal]] als auch in [[Arbeitserlaubnis und Wiederaufbau#Erteilung einer Arbeitserlaubnis und Reparaturen am Institutsgebäude|Düsseldorf]] Schwierigkeiten hatte, von den alliierten Behörden eine Arbeitserlaubnis zu erhalten, war Gründungsmitglied und wurde 1948 in die MPG überführt.


==Umbenennung und neue Satzung==
==Umbenennung und neue Satzung==
Die Überführung der KWG in die MPG bildete einen wichtigen Einschnitt für das KWIE und brachte dem Institut sowohl einen neuen Namen als auch eine neue Satzung. Ab Herbst 1948 führte es den Namen [https://www.mpie.de/ Max-Planck-Institut für Eisenforschung (MPIE)].<ref>AMPG, Abt. II, Rep. 1 A, Nr. 18/7-4-9, 1. SP MPG v. 26.02.1948; Henning/Kazemi: Handbuch Bd. 1, S. 407. Siehe auch: AMPG, Abt. II, Rep. 1 A, IB-Akten, MPIE, Kuratorium Bd. 1 (1945-31.12.1959); Flachowsky: Wagenburg, S. 694.</ref> Im Februar 1949 erhielt das MPIE eine neue Satzung. Neben der Namensänderung beinhaltete diese unter anderem die Regelung, dass das Institut nun zur Hälfte aus öffentlichen Mitteln – insbesondere durch die MPG – finanziert werden sollte. Der Einfluss der MPG wurde damit vergrößert.<ref>VDEh, Ac 207, Band II, Kuratoriumssitzung, 09.02.1949; Henning/Kazemi: Handbuch Bd. 1, S. 407.</ref>
 
Mit der neuen Satzung wurde auch das [[Das Kuratorium des KWIE|Kuratorium]] wieder ins Leben gerufen. Es wurde von zehn auf zwölf Mitglieder vergrößert.<ref>MPIE: 10 Jahre Eisenforschung, S. 10.</ref> Der als Interimslösung dienende [[Beratender Ausschuss und neues Kuratorium|Beratende Ausschuss]] war damit aufgelöst. Gemäß der Satzung gehörten der Kultusminister und der Finanzminister des Landes Nordrhein-Westfalen dem Gremium an. Sechs Mitglieder wurden vom [[Verein Deutscher Eisenhüttenleute|Verein Deutscher Eisenhüttenleute (VDEh)]] ernannt, vier Mitglieder von der MPG – davon musste mindestens eines auch VDEh-Mitglied sein. Neben [[Otto Petersen|Otto Petersen]], Karl Peter Harten, Eduard Herzog und [https://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Telschow Ernst Telschow], die bereits dem Beratenden Ausschuss angehört hatten, gehörten acht weitere Personen dem Kuratorium an: Sepp Ammareller, [https://de.wikipedia.org/wiki/Werner_K%C3%B6ster Werner Köster] (Direktor des Instituts für Metallforschung) und Karl Simoneit vom VDEh, Otto Hahn, Erik Nölting und Hermann Reusch von der MPG sowie die nordrheinwestfälischen Landesminister Christine Teusch (Kultusministerium) und Heinrich Weitz (Finanzministerium).<ref>VDEh, Ac 207, Band II, Kuratoriumssitzung, 09.02.1949. Siehe auch: MPIE: 10 Jahre Eisenforschung, S. 11 f.</ref>
Die Überführung der KWG in die MPG bildete einen wichtigen Einschnitt für das KWIE und brachte dem Institut sowohl einen neuen Namen als auch eine neue Satzung. Ab Herbst 1948 führte es den Namen Max-Planck-Institut für Eisenforschung (MPIE).<ref>AMPG, Abt. II, Rep. 1 A, Nr. 18/7-4-9, 1. SP MPG v. 26.02.1948; Henning/Kazemi: Handbuch Bd. 1, S. 407. Siehe auch: AMPG, Abt. II, Rep. 1 A, IB-Akten, MPIE, Kuratorium Bd. 1 (1945-31.12.1959); Flachowsky: Wagenburg, S. 694.</ref> Im Februar 1949 erhielt das MPIE eine neue Satzung. Neben der Namensänderung beinhaltete diese unter anderem die Regelung, dass das Institut nun zur Hälfte aus öffentlichen Mitteln – insbesondere durch die MPG – finanziert werden sollte. Der Einfluss der MPG wurde damit vergrößert.<ref>VDEh, Ac 207, Band II, Kuratoriumssitzung, 09.02.1949; Henning/Kazemi: Handbuch Bd. 1, S. 407.</ref>
 
Mit der neuen Satzung wurde auch das [[Das Kuratorium des KWIE|Kuratorium]] wieder ins Leben gerufen. Es wurde von zehn auf zwölf Mitglieder vergrößert.<ref>MPIE: 10 Jahre Eisenforschung, S. 10.</ref> Der als Interimslösung dienende [[Beratender Ausschuss und neues Kuratorium|Beratende Ausschuss]] war damit aufgelöst. Gemäß der Satzung gehörten der Kultusminister und der Finanzminister des Landes Nordrhein-Westfalen dem Gremium an. Sechs Mitglieder wurden vom [[Verein Deutscher Eisenhüttenleute|Verein Deutscher Eisenhüttenleute (VDEh)]] ernannt, vier Mitglieder von der MPG – davon musste mindestens eines auch VDEh-Mitglied sein. Neben [[Otto Petersen|Otto Petersen]], Karl Peter Harten, Eduard Herzog und [https://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Telschow Ernst Telschow], die bereits dem Beratenden Ausschuss angehört hatten, gehörten acht weitere Personen dem Kuratorium an: Sepp Ammareller, [https://de.wikipedia.org/wiki/Werner_K%C3%B6ster Werner Köster] (Direktor des Instituts für Metallforschung) und Karl Simoneit vom VDEh, [https://de.wikipedia.org/wiki/Otto_Hahn Otto Hahn], [https://de.wikipedia.org/wiki/Erik_N%C3%B6lting Erik Nölting] und [https://de.wikipedia.org/wiki/Hermann_Reusch Hermann Reusch] von der MPG sowie die nordrheinwestfälischen Landesminister [https://de.wikipedia.org/wiki/Christine_Teusch Christine Teusch] (Kultusministerium) und [https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Weitz Heinrich Weitz] (Finanzministerium).<ref>VDEh, Ac 207, Band II, Kuratoriumssitzung, 09.02.1949. Siehe auch: MPIE: 10 Jahre Eisenforschung, S. 11 f.</ref>


==Leitung und Finanzierung des MPIE==
==Leitung und Finanzierung des MPIE==
Der organisatorische Aufbau des Instituts hatte sich nach dem Krieg wenig geändert, lediglich die Erzabteilung bestand nicht mehr. Die neue Satzung beließ das Institut in seiner bisherigen Form.<ref>MPIE: 10 Jahre Eisenforschung, S. 10.</ref> An der Spitze des Instituts ergab sich mit der Überführung in die MPG keine Änderung: [[Franz Wever|Wever]] blieb [[Die Direktoren des KWIE im Nationalsozialismus|Direktor]] – noch für zehn weitere Jahre. Eine personelle Zäsur nach der Emeritierung Wevers 1959 die Übernahme der MPIE-Institutsleitung durch [[Willy Oelsen|Willy Oelsen]], der das Institut bis zu seinem Tod 1970 führte.<ref>Berichte und Mitteilungen der Max-Planck-Gesellschaft 5/93, S. 10; Flachowsky: Wagenburg, S. 696.</ref>  
 
Vor dem Hintergrund der [https://de.wikipedia.org/wiki/W%C3%A4hrungsreform_1948_(Westdeutschland) Währungsreform Mitte 1948] verbesserte sich die finanzielle Lage des Instituts. Der VDEh und die neugegründete MPG konnten nun wieder mehr Gelder zur Verfügung stellen, was unter anderem die Beseitigung letzter Kriegsschäden am Düsseldorfer Institutsgebäude ermöglichte.<ref>MPIE: 10 Jahre Eisenforschung, S. 8.</ref> Trotz einer größeren Rolle der MPG an der Finanzierung blieb das MPIE– wie von Institutsdirektor Franz Wever und dem VDEh nach Kriegsende angestrebt – weiterhin eng mit der Industrie verbunden. Der Einfluss der Stahlindustrie auf die Ausrichtung der Forschungspraxis hatte sich sogar noch verstärkt. Man sah sich nach 1945 – so die Einschätzung von Institutsseite – einer „völlig geänderten Sachlage der metallkundlichen Forschung“ gegenüber. Da die großen Firmenlabore zerstört waren, drängte die Stahlindustrie, das KWIE vermehrt für betriebsnahe Forschungsaufgaben einzusetzen.<ref>Vgl. MPIE: 10 Jahre Eisenforschung, S. 9. </ref>
Der organisatorische Aufbau des Instituts hatte sich nach dem Krieg wenig geändert, lediglich die Erzabteilung bestand nicht mehr. Die neue Satzung beließ das Institut in seiner bisherigen Form.<ref>MPIE: 10 Jahre Eisenforschung, S. 10.</ref> An der Spitze des Instituts ergab sich mit der Überführung in die MPG keine Änderung: [[Franz Wever|Wever]] blieb [[Die Direktoren des KWIE im Nationalsozialismus|Direktor]] – noch für zehn weitere Jahre. Eine personelle Zäsur erfolgte nach der Emeritierung Wevers 1959 durch die Übernahme der MPIE-Institutsleitung durch [[Willy Oelsen|Willy Oelsen]], der das Institut bis zu seinem Tod 1970 führte.<ref>Berichte und Mitteilungen der Max-Planck-Gesellschaft 5/93, S. 10; Flachowsky: Wagenburg, S. 696.</ref>  
In den 1950er-Jahren sollte der VDEh außerdem zusätzliche Mittel für Forschungen und für den Institutsausbau wie den Erweiterungsbau 1957/58 bereitstellen. Zugleich bekam das MPIE seit den frühen 1950erJahren sogenannte „zweckgebundene Mittel“ vom Bund, vom Ministerium für Landwirtschaft und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen, aus dem Marshallplan, von der DFG sowie von Industrieverbänden. In den 1950er-Jahren wurde die Bundesrepublik zu einem zunehmend anerkannten Mitglied der westlichen Staatengemeinschaft und das MPIE formte neue Auslandsbeziehungen. Die Stahlforschung erhielt durch die 1952 gegründete [https://de.wikipedia.org/wiki/Europ%C3%A4ische_Gemeinschaft_f%C3%BCr_Kohle_und_Stahl Montanunion] besonderes Gewicht.<ref>Flachowsky: Wagenburg, S. 695 f.</ref>
 
Vor dem Hintergrund der [https://de.wikipedia.org/wiki/W%C3%A4hrungsreform_1948_(Westdeutschland) Währungsreform Mitte 1948] verbesserte sich die finanzielle Lage des Instituts. Der VDEh und die neugegründete MPG konnten nun wieder mehr Gelder zur Verfügung stellen, was unter anderem die Beseitigung letzter Kriegsschäden am Düsseldorfer Institutsgebäude ermöglichte.<ref>MPIE: 10 Jahre Eisenforschung, S. 8.</ref> Trotz einer größeren Rolle der MPG an der Finanzierung blieb das MPIE – wie von Institutsdirektor Franz Wever und dem VDEh nach Kriegsende angestrebt – weiterhin eng mit der Industrie verbunden. Der Einfluss der Stahlindustrie auf die Ausrichtung der Forschungspraxis hatte sich sogar noch verstärkt. Man sah sich nach 1945 – so die Einschätzung von Institutsseite – einer „völlig geänderten Sachlage der metallkundlichen Forschung“ gegenüber. Da die großen Firmenlabore zerstört waren, drängte die Stahlindustrie, das KWIE vermehrt für betriebsnahe Forschungsaufgaben einzusetzen.<ref>Vgl. MPIE: 10 Jahre Eisenforschung, S. 9. </ref>
 
In den 1950er-Jahren sollte der VDEh außerdem zusätzliche Mittel für Forschungen und für den Institutsausbau wie den Erweiterungsbau 1957/58 bereitstellen. Zugleich bekam das MPIE seit den frühen 1950er-Jahren sogenannte „zweckgebundene Mittel“ vom Bund, vom Ministerium für Landwirtschaft und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen, aus dem Marshallplan, von der DFG sowie von Industrieverbänden. In den 1950er-Jahren wurde die Bundesrepublik zu einem zunehmend anerkannten Mitglied der westlichen Staatengemeinschaft und das MPIE formte neue Auslandsbeziehungen. Die Stahlforschung erhielt durch die 1952 gegründete [https://de.wikipedia.org/wiki/Europ%C3%A4ische_Gemeinschaft_f%C3%BCr_Kohle_und_Stahl Montanunion] besonderes Gewicht.<ref>Flachowsky: Wagenburg, S. 695 f.</ref>


==Mitarbeiterzahlen==
==Mitarbeiterzahlen==
Die Verbesserung der Finanzierung des MPIE führte dazu, dass die Mitarbeiterzahl wieder stieg. Nach Kriegsende hatte das Institut [[Stellenabbau und Entlassungen nach Kriegsende|einen Großteil seiner Mitarbeiter]] entlassen müssen, so dass die Zahl der wissenschaftlichen Mitarbeiter 1946 lediglich 12 betrug. Zum übrigen Personal gehörten damals 48 Mitarbeiter. 1946 war ein einziger Doktorand am Institut tätig, 1947 waren es 2 Doktoranden. 1947 erhöhte sich die Zahl der wissenschaftlichen Mitarbeiter auf 16. Die Zahl des sonstigen Personals lag in diesem Jahr bei 46. In diesem Jahr gab es erstmals wieder eine Veröffentlichung seitens des Instituts.<ref>Rose/Grandmontagne: Zeittafeln, S. 25.</ref> 1948 stagnierte zwar die Zahl der wissenschaftlichen Mitarbeiter, das sonstige Personal wuchs jedoch auf 72 an und die Zahl der Veröffentlichungen erhöhte sich auf insgesamt 20.<ref>Rose/Grandmontagne: Zeittafeln, S. 25.</ref> Die Zahl der wissenschaftlichen Mitglieder stieg von 15 im Jahr 1949 auf 25 im Jahr 1950, die Zahl der Doktoranden von drei auf vier, das sonstige Personal von 90 auf 106. Die kommenden Jahre brachten eine deutliche Expansion und eine erfolgreiche wissenschaftliche Tätigkeit des MPIE.<ref>Rose/Grandmontagne: Zeittafeln, S. 26; Flachowsky: Wagenburg, S. 694.</ref> Unter den Neueinstellungen waren auch [[Personalpolitik ab 1947|Wiedereinstellungen von Mitarbeitern]], die nach Kriegsende aufgrund ihrer [[Übersicht: Das Verhältnis des KWIE zu NS-Regime und NS-Ideologie|Haltung zum Nationalsozialismus]] entlassen worden waren.
 
Bis 1949 war das MPIE mit Unterstützung von MPG und VDEh „wieder voll arbeitsfähig“.<ref>AMPG, Abt. II, Rep. 1 A, IB-Akten, MPIE, Kuratorium Bd. 1 (1945-31.12.1959), Bericht Wevers über die Tätigkeit des MPIE 1949, 25.05.1950.</ref> Aus Institutsperspektive bedeutete die Wiederaufnahme der 1945 zum Erliegen gekommenen wissenschaftlichen Arbeit eine größere Problemstellung als der Wiederaufbau der Institutsgebäude. Thematisch knüpfte man an die Forschung von vor 1945 an, allerdings unter Ausschluss früherer Aufgabenstellungen im Bereich von Autarkie- und Rüstungsforschung.<ref>Vgl. Oelsen: MPIE (Jahrbuch der MPG); Flachowsky: Wagenburg, S. 694.</ref>  
Die Verbesserung der Finanzierung des MPIE führte dazu, dass die Mitarbeiterzahl wieder stieg. Nach Kriegsende hatte das Institut [[Stellenabbau und Entlassungen nach Kriegsende|einen Großteil seiner Mitarbeiter]] entlassen müssen, sodass die Zahl der wissenschaftlichen Mitarbeiter 1946 lediglich zwölf betrug. Zum übrigen Personal gehörten damals 48 Mitarbeiter. 1946 war ein einziger Doktorand am Institut tätig, 1947 waren es zwei Doktoranden. 1947 erhöhte sich die Zahl der wissenschaftlichen Mitarbeiter auf 16. Die Zahl des sonstigen Personals lag in diesem Jahr bei 46. In diesem Jahr gab es erstmals wieder eine Veröffentlichung seitens des Instituts.<ref>Rose/Grandmontagne: Zeittafeln, S. 25.</ref> 1948 stagnierte zwar die Zahl der wissenschaftlichen Mitarbeiter, das sonstige Personal wuchs jedoch auf 72 an und die Zahl der Veröffentlichungen erhöhte sich auf insgesamt 20.<ref>Rose/Grandmontagne: Zeittafeln, S. 25.</ref> Die Zahl der wissenschaftlichen Mitglieder stieg von 15 im Jahr 1949 auf 25 im Jahr 1950, die Zahl der Doktoranden von drei auf vier, das sonstige Personal von 90 auf 106. Die kommenden Jahre brachten eine deutliche Expansion und eine erfolgreiche wissenschaftliche Tätigkeit des MPIE.<ref>Rose/Grandmontagne: Zeittafeln, S. 26; Flachowsky: Wagenburg, S. 694.</ref> Unter den Neueinstellungen waren auch [[Personalpolitik ab 1947|Wiedereinstellungen von Mitarbeitern]], die nach Kriegsende aufgrund ihrer [[Übersicht: Das Verhältnis des KWIE zu NS-Regime und NS-Ideologie|Haltung zum Nationalsozialismus]] entlassen worden waren.
 
Bis 1949 war das MPIE mit Unterstützung von MPG und VDEh „wieder voll arbeitsfähig“.<ref>AMPG, Abt. II, Rep. 1 A, IB-Akten, MPIE, Kuratorium Bd. 1 (1945-31.12.1959), Bericht Wevers über die Tätigkeit des MPIE 1949, 25.05.1950.</ref> Aus Institutsperspektive bedeutete die Wiederaufnahme der 1945 zum Erliegen gekommenen wissenschaftlichen Arbeit eine größere Problemstellung als der Wiederaufbau der Institutsgebäude. Thematisch knüpfte man an die Forschung von vor 1945 an, allerdings unter Ausschluss früherer Aufgabenstellungen im Bereich von Autarkie- und Rüstungsforschung.<ref>Vgl. Oelsen: MPIE (Jahrbuch der MPG); Flachowsky: Wagenburg, S. 694.</ref>


==Einzelnachweise==
==Einzelnachweise==
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[[Kategorie:Detailgeschichten]] [[Kategorie:Nachkriegszeit]]

Aktuelle Version vom 18. Januar 2021, 21:23 Uhr

In der unmittelbaren Nachkriegszeit waren der Fortbestand des KWIE und der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft insgesamt zunächst unsicher. Die Haltung der Alliierten gegenüber deutschen Forschungseinrichtungen war komplex. Einerseits wollte man Deutschland weitgehend demilitarisieren und auch weitere Rüstungsforschung verhindern. Andererseits waren viele Forschungsergebnisse auch für die Alliierten nützlich. Durch den beginnenden Kalten Krieg änderten die westlichen Alliierten ihre Haltung schrittweise. Insbesondere die USA wollten die westlichen Besatzungszonen gegen den feindlichen Ostblock in Stellung zu bringen. Nach vorhergehenden Gesprächen mit Otto Hahn, in denen dieser die Demokratisierung interner Strukturen und die Verkleinerung des privatwirtschaftlichen und staatlichen Einflusses in der KWG in Aussicht stellte, hatte Lucius D. Clay Anfang 1947 einer „bizonalen Organisation“ der Max-Planck-Gesellschaft zugestimmt.[1] Mit Genehmigung der Militärregierungen erfolgte am 26. Februar 1948 die Gründung der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e. V. (MPG) in Göttingen für die britische und die amerikanische Zone. Das KWIE, das zunächst sowohl in Clausthal als auch in Düsseldorf Schwierigkeiten hatte, von den alliierten Behörden eine Arbeitserlaubnis zu erhalten, war Gründungsmitglied und wurde 1948 in die MPG überführt.

Umbenennung und neue Satzung

Die Überführung der KWG in die MPG bildete einen wichtigen Einschnitt für das KWIE und brachte dem Institut sowohl einen neuen Namen als auch eine neue Satzung. Ab Herbst 1948 führte es den Namen Max-Planck-Institut für Eisenforschung (MPIE).[2] Im Februar 1949 erhielt das MPIE eine neue Satzung. Neben der Namensänderung beinhaltete diese unter anderem die Regelung, dass das Institut nun zur Hälfte aus öffentlichen Mitteln – insbesondere durch die MPG – finanziert werden sollte. Der Einfluss der MPG wurde damit vergrößert.[3]

Mit der neuen Satzung wurde auch das Kuratorium wieder ins Leben gerufen. Es wurde von zehn auf zwölf Mitglieder vergrößert.[4] Der als Interimslösung dienende Beratende Ausschuss war damit aufgelöst. Gemäß der Satzung gehörten der Kultusminister und der Finanzminister des Landes Nordrhein-Westfalen dem Gremium an. Sechs Mitglieder wurden vom Verein Deutscher Eisenhüttenleute (VDEh) ernannt, vier Mitglieder von der MPG – davon musste mindestens eines auch VDEh-Mitglied sein. Neben Otto Petersen, Karl Peter Harten, Eduard Herzog und Ernst Telschow, die bereits dem Beratenden Ausschuss angehört hatten, gehörten acht weitere Personen dem Kuratorium an: Sepp Ammareller, Werner Köster (Direktor des Instituts für Metallforschung) und Karl Simoneit vom VDEh, Otto Hahn, Erik Nölting und Hermann Reusch von der MPG sowie die nordrheinwestfälischen Landesminister Christine Teusch (Kultusministerium) und Heinrich Weitz (Finanzministerium).[5]

Leitung und Finanzierung des MPIE

Der organisatorische Aufbau des Instituts hatte sich nach dem Krieg wenig geändert, lediglich die Erzabteilung bestand nicht mehr. Die neue Satzung beließ das Institut in seiner bisherigen Form.[6] An der Spitze des Instituts ergab sich mit der Überführung in die MPG keine Änderung: Wever blieb Direktor – noch für zehn weitere Jahre. Eine personelle Zäsur erfolgte nach der Emeritierung Wevers 1959 durch die Übernahme der MPIE-Institutsleitung durch Willy Oelsen, der das Institut bis zu seinem Tod 1970 führte.[7]

Vor dem Hintergrund der Währungsreform Mitte 1948 verbesserte sich die finanzielle Lage des Instituts. Der VDEh und die neugegründete MPG konnten nun wieder mehr Gelder zur Verfügung stellen, was unter anderem die Beseitigung letzter Kriegsschäden am Düsseldorfer Institutsgebäude ermöglichte.[8] Trotz einer größeren Rolle der MPG an der Finanzierung blieb das MPIE – wie von Institutsdirektor Franz Wever und dem VDEh nach Kriegsende angestrebt – weiterhin eng mit der Industrie verbunden. Der Einfluss der Stahlindustrie auf die Ausrichtung der Forschungspraxis hatte sich sogar noch verstärkt. Man sah sich nach 1945 – so die Einschätzung von Institutsseite – einer „völlig geänderten Sachlage der metallkundlichen Forschung“ gegenüber. Da die großen Firmenlabore zerstört waren, drängte die Stahlindustrie, das KWIE vermehrt für betriebsnahe Forschungsaufgaben einzusetzen.[9]

In den 1950er-Jahren sollte der VDEh außerdem zusätzliche Mittel für Forschungen und für den Institutsausbau wie den Erweiterungsbau 1957/58 bereitstellen. Zugleich bekam das MPIE seit den frühen 1950er-Jahren sogenannte „zweckgebundene Mittel“ vom Bund, vom Ministerium für Landwirtschaft und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen, aus dem Marshallplan, von der DFG sowie von Industrieverbänden. In den 1950er-Jahren wurde die Bundesrepublik zu einem zunehmend anerkannten Mitglied der westlichen Staatengemeinschaft und das MPIE formte neue Auslandsbeziehungen. Die Stahlforschung erhielt durch die 1952 gegründete Montanunion besonderes Gewicht.[10]

Mitarbeiterzahlen

Die Verbesserung der Finanzierung des MPIE führte dazu, dass die Mitarbeiterzahl wieder stieg. Nach Kriegsende hatte das Institut einen Großteil seiner Mitarbeiter entlassen müssen, sodass die Zahl der wissenschaftlichen Mitarbeiter 1946 lediglich zwölf betrug. Zum übrigen Personal gehörten damals 48 Mitarbeiter. 1946 war ein einziger Doktorand am Institut tätig, 1947 waren es zwei Doktoranden. 1947 erhöhte sich die Zahl der wissenschaftlichen Mitarbeiter auf 16. Die Zahl des sonstigen Personals lag in diesem Jahr bei 46. In diesem Jahr gab es erstmals wieder eine Veröffentlichung seitens des Instituts.[11] 1948 stagnierte zwar die Zahl der wissenschaftlichen Mitarbeiter, das sonstige Personal wuchs jedoch auf 72 an und die Zahl der Veröffentlichungen erhöhte sich auf insgesamt 20.[12] Die Zahl der wissenschaftlichen Mitglieder stieg von 15 im Jahr 1949 auf 25 im Jahr 1950, die Zahl der Doktoranden von drei auf vier, das sonstige Personal von 90 auf 106. Die kommenden Jahre brachten eine deutliche Expansion und eine erfolgreiche wissenschaftliche Tätigkeit des MPIE.[13] Unter den Neueinstellungen waren auch Wiedereinstellungen von Mitarbeitern, die nach Kriegsende aufgrund ihrer Haltung zum Nationalsozialismus entlassen worden waren.

Bis 1949 war das MPIE mit Unterstützung von MPG und VDEh „wieder voll arbeitsfähig“.[14] Aus Institutsperspektive bedeutete die Wiederaufnahme der 1945 zum Erliegen gekommenen wissenschaftlichen Arbeit eine größere Problemstellung als der Wiederaufbau der Institutsgebäude. Thematisch knüpfte man an die Forschung von vor 1945 an, allerdings unter Ausschluss früherer Aufgabenstellungen im Bereich von Autarkie- und Rüstungsforschung.[15]

Einzelnachweise

zum ausführlichen Quellen- und Literaturverzeichnis

  1. Heinemann: Wiederaufbau und Neugründungen, S. 413-415.
  2. AMPG, Abt. II, Rep. 1 A, Nr. 18/7-4-9, 1. SP MPG v. 26.02.1948; Henning/Kazemi: Handbuch Bd. 1, S. 407. Siehe auch: AMPG, Abt. II, Rep. 1 A, IB-Akten, MPIE, Kuratorium Bd. 1 (1945-31.12.1959); Flachowsky: Wagenburg, S. 694.
  3. VDEh, Ac 207, Band II, Kuratoriumssitzung, 09.02.1949; Henning/Kazemi: Handbuch Bd. 1, S. 407.
  4. MPIE: 10 Jahre Eisenforschung, S. 10.
  5. VDEh, Ac 207, Band II, Kuratoriumssitzung, 09.02.1949. Siehe auch: MPIE: 10 Jahre Eisenforschung, S. 11 f.
  6. MPIE: 10 Jahre Eisenforschung, S. 10.
  7. Berichte und Mitteilungen der Max-Planck-Gesellschaft 5/93, S. 10; Flachowsky: Wagenburg, S. 696.
  8. MPIE: 10 Jahre Eisenforschung, S. 8.
  9. Vgl. MPIE: 10 Jahre Eisenforschung, S. 9.
  10. Flachowsky: Wagenburg, S. 695 f.
  11. Rose/Grandmontagne: Zeittafeln, S. 25.
  12. Rose/Grandmontagne: Zeittafeln, S. 25.
  13. Rose/Grandmontagne: Zeittafeln, S. 26; Flachowsky: Wagenburg, S. 694.
  14. AMPG, Abt. II, Rep. 1 A, IB-Akten, MPIE, Kuratorium Bd. 1 (1945-31.12.1959), Bericht Wevers über die Tätigkeit des MPIE 1949, 25.05.1950.
  15. Vgl. Oelsen: MPIE (Jahrbuch der MPG); Flachowsky: Wagenburg, S. 694.