Rüstungsforschung zur Zeit der Weimarer Republik

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In den 1920er Jahren arbeitete das KWIE an verschiedenen Projekten, die auf die Autarkie und „Wiederwehrhaftmachung“ des Deutschen Reichs abzielten. Dafür war es in verschiedene Kooperationen eingebunden. Der Begriff „Wiederwehrhaftmachung“ wurde in diesem Zusammenhang genutzt, um zu verdecken, dass es sich dabei um Rüstungsforschung handelte, die Deutschland gemäß den Bestimmungen des Versailler Vertrags verboten war. Zu den Forschungsgebieten zählten unter anderem die Vereinheitlichung von Stählen, Untersuchungen an „sparstoffarmen“ Stählen und Testreihen für Ventilfedern, die unter anderem in Flugzeugmotoren eingesetzt wurden – was der Reichswehr ebenfalls verboten war.[1]

Finanzierung der Forschungen

Die Rüstungsforschung am KWIE wurde in den 1920er-Jahren durch mehrere Akteure finanziert. Das Institut erhielt damals neben der Hauptfinanzierung durch den Verein Deutscher Eisenhüttenleute (VDEh) vor allem Fördergelder von der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft (KWG) und von der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft, der Vorgängergesellschaft der heutigen Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), die offiziell für die allgemeine Arbeit des Instituts bestimmt waren. Darüber hinaus erhielt das KWIE erhebliche Summen aus den schwarzen Kassen des Militärs; insgesamt über 90.000 Reichsmark seit 1926. Als es 1929 zu Finanzierungsengpässen seitens der Reichswehr kam, stellten das KWIE und andere Institute ihre Arbeit zum Teil kostenlos zur Verfügung.[2]

Einbindung in Forschungsverbünde

Durch seine Beteiligung an illegaler Rüstungsforschung war das KWIE in unterschiedliche Netzwerke eingebunden, durch die es sich schon vor 1933 zu einer „Schnittstelle der kriegs- und rüstungsrelevanten Wissensproduktion“ entwickelte.[3] Zum einen kooperierte es eng mit der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft, die ihre Fördertätigkeit für sogenannte „Gemeinschaftsarbeiten“ damals explizit „vaterländisch“ ausrichtete.[4] Darüber hinaus war das KWIE in das Netzwerk der Reichswehr integriert. Zu diesem gehörten neben dem Militär Universitäten, Hochschulen und die KWG. Ab Mitte der 1920er-Jahre waren eine ganze Reihe von Kaiser-Wilhelm-Instituten an der illegalen Rüstungsforschung der Reichswehr beteiligt, die von immer deutlicher gegen die Bestimmungen des Versailler Vertrages verstoßenden Aufrüstungsplänen geprägt war.[5] Die KWG nahm die Zusammenarbeit damals bereitwillig und durchaus aus eigenem Antrieb auf, was die insgesamt konservativ, national und revisionistisch geprägte Mentalität innerhalb der Institution reflektierte.[6]

Einzelnachweise

  1. Flachowsky: Alle Arbeit, S. 166 f.
  2. Siehe hierzu eine Aufstellung der der KWG-Generalverwaltung an Körber, 14.12.1933, BArchB, R 26 III/693a, zit. n. Flachowsky: Alle Arbeit, S. 168.
  3. Zitat nach Flachowsky: Alle Arbeit, S. 155 f.
  4. Flachowsky: Alle Arbeit, S. 162 f., S. 165; Flachowsky, Sören/Nötzoldt, Peter: Von der Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft zur Deutschen Forschungsgemeinschaft. Die 'Gemeinschaftsarbeiten' der Notgemeinschaft 1924-1933, in: Schalenberg, Marc/Walter, Thomas (Hrsg.): "... immer im Forschen bleiben!" Rüdiger vom Bruch zum 60. Geburtstag, Stuttgart 2004, S. 157-177.
  5. Flachowsky: Alle Arbeit, S. 163 f; Maier: Forschung als Waffe Bd. 1, S. 255-257, S. 266-283, S. 544-547; Schmaltz, Florian: Kampfstoff-Forschung im Nationalsozialismus. Zur Kooperation von Kaiser-Wilhelm-Instituten, Militär und Industrie, in: Rürup, Reinhard/Schieder, Wolfgang (Hrsg.): Geschichte der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Nationalsozialismus Bd. 11, Göttingen 2005, S. 192-220.
  6. Hachtmann: Wissenschaftsmanagement Bd. 1, S. 113-116 u. Flachowsky: Wagenburg, S. 681 f.