Paul Bonatz

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Der Architekt

Paul Michael Nikolaus Bonatz wurde am 6. Dezember 1877 in Solgne bei Metz, damals Teil des Deutschen Kaiserreichs, geboren. Nach einem Umzug nach Hagenau im Elsass im Jahr 1888 absolvierte er 1896 ebenda sein Abitur. Kurzzeitig nahm er ein altsprachliches Studium in Straßburg auf.

In den Jahren 1897 bis 1900 studierte er Architektur an der TH München und absolvierte 1899 ein Gastsemester an der TH Charlottenburg. Daraufhin nahm er eine Assistententätigkeit an der TH Stuttgart auf, an der er 1907 zunächst zum außerordentlichen und im darauffolgenden Jahr zum ordentlichen Professor ernannt wurde. Gemeinsam mit Paul Schmitthenner begründete er die Stuttgarter Schule. An der TH lehrte er bis 1943 und engagierte sich in verschiedenen Organisationen. 1908 trat er etwa dem Deutschen Werkbund bei und wurde 1919 Mitglied der SPD.[1]

Bonatz’ Projekte

Bei Architekturwettbewerben war Bonatz „ungewöhnlich“ erfolgreich.[2] Ab 1905 baute er Schulen, Krankenhäuser, Gebäude für Verwaltungen und den Staat. Gemeinsam mit seinem Büropartner Friedrich Scholer gewann er 1911 die Ausschreibung um die Gestaltung des Stuttgarter Bahnhofs, der 1927 fertiggestellt wurde.[3]

Zu seinen renommiertesten Bauprojekten zählen:

  • Universitätsbibliothek in Tübingen (1910–1912)
  • Opernhaus in Ankara (1947–1948)
  • Stadthalle in Hannover (1911–1914)
  • Neckarstaustufe in Heilbronn (1929)

Bonatz im Nationalsozialismus und in Düsseldorf

Obwohl Bonatz im aufkommenden Nationalsozialismus nicht der NSDAP beigetreten war, wurde er Vertrauensarchitekt und Berater des Generalinspekteurs für den deutschen Straßenbau, Fritz Todt. In dessen Auftrag war Bonatz für die Planung und die Beaufsichtigung der Bauausführung zahlreicher Autobahnbrücken verantwortlich, die im Zuge des nationalsozialistischen Autobahnbaus errichtet wurden.[4] Auch im Düsseldorfer Stadtbild hatte Bonatz bereits mit dem zwischen 1922 und 1924 erbauten Stummhaus, dem Verwaltungssitz des Stumm-Konzerns und später auch der Vereinigten Stahlwerke, bereits architektonische Spuren hinterlassen.[5] Das Stummhaus ist dem Backsteinexpressionismus zuzuordnen.

Bonatz und das KWIE

Im Zuge des KWIE-Neubaus war Bonatz für die Gestaltung der Fassaden verantwortlich. An seinen Entwürfen orientierte sich die übrige Bauplanung, die Heinrich Blecken übernahm. Der Haupt- und der Saalbau des Instituts wurden in der äußeren Gestaltung nach dem Entwurf von Bonatz ausgeführt, während für den rückwärtigen Hallentrakt Heinrich Blecken verantwortlich war. Die Ausführung des Bauvorhabens 1934/1935 konnte jedoch sowohl von Blecken als auch von Bonatz nicht begleitet werden, da beide zu diesem Zeitpunkt mittlerweile anderweitig eingebunden waren. Bonatz war vor allem in den Bau von Autobahnen involviert.[6] Sein Schüler, Walter Köngeter, erhielt daraufhin gemeinsam mit seinem Partner Ernst Petersen den Auftrag, den Neubau des KWIE ab 1933 durchzuführen.

1943 ging Bonatz in die Türkei und arbeitete im Baubüro des Kultusministeriums für technische Schulen in Ankara. Zwischen 1946 und 1954 war er Professor an der Technischen Universität in Istanbul. 1954 kehrte er nach Deutschland zurück und verstarb am 20. Dezember 1956 im Alter von 79 Jahren in Stuttgart.

Einzelnachweise

zum ausführlichen Quellen- und Literaturverzeichnis

  1. Vgl. May: Pontifex Maximus, S. 689.
  2. Hajdu; Hirschfell; Voigt: Paul Bonatz, S. 9.
  3. Vgl. R. Hajdu, Paul Bonatz. Bauten an Rhein und Neckar, Berlin 2014, S. 9 f.
  4. Werner, Frank: Paul Bonatz 1877-1956. Architekt ohne Avantgarde, in: Landeshauptstadt Stuttgart (Hrsg.): Paul Bonatz 1877-1956, Stuttgarter Beiträge, Heft 13, Stuttgart 1977, S. 7-36, S. 10, 14, 29.
  5. Ebd., S. 21.
  6. Landschaftsverband Rheinland, Rheinisches Amt für Denkmalpflege: Gutachtliche Stellungnahme zum Denkmalwert für Max-Planck-Institut für Eisenforschung, Düsseldorf, Max-Planck-Straße 1, 11.01.1994, S. 3f.