NS-Machtübernahme in Düsseldorf: Unterschied zwischen den Versionen
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Am 30. Januar 1933 wurde [https://de.wikipedia.org/wiki/Adolf_Hitler Adolf Hitler] von Reichspräsident [https://de.wikipedia.org/wiki/Paul_von_Hindenburg Paul von Hindenburg] zum Reichskanzler ernannt, und die | Am 30. Januar 1933 wurde [https://de.wikipedia.org/wiki/Adolf_Hitler Adolf Hitler] von Reichspräsident [https://de.wikipedia.org/wiki/Paul_von_Hindenburg Paul von Hindenburg] zum Reichskanzler ernannt, und die [https://de.wikipedia.org/wiki/Nationalsozialistische_Deutsche_Arbeiterpartei Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP)] wurde Regierungspartei. Im Laufe der folgenden Monate verwandelten die Nationalsozialisten Deutschland in eine faschistische Diktatur. In Düsseldorf waren sichtbare personelle Zeichen der Umwälzung unter anderem die Einsetzung Nationalsozialisten [https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Wagenf%C3%BChr Hans Wagenführ] als Oberbürgermeister am 13. April, der später an der [[Der Bau des neuen Institutsgebäudes als propagandistische Inszenierung|Grundsteinlegung zum Neubau]] des KWIE teilnahm. Am 1. Mai erhielt der [https://de.wikipedia.org/wiki/Schutzstaffel SS]-Gruppenführer Fritz Weitzel den Posten des Polizeipräsidenten. Im gleichen Monat führten Verbände der [https://de.wikipedia.org/wiki/Sturmabteilung SA], SS und der Polizei im Zuge der systematischen Zerschlagung der Arbeiterbewegung im kommunistisch geprägten Stadtteil Gerresheim eine großangelegte Razzia durch. Zahlreiche Wohnungen wurden durchsucht und zum Teil verwüstet. Viele Bewohner wurden gedemütigt, einige misshandelt und kurzzeitig inhaftiert. Nationalsozialisten verübten politisch motivierte Morde. Eines der bekanntesten Opfer war der afrodeutsche Kommunist und Laienschauspieler [https://de.wikipedia.org/wiki/Hilarius_Gilges Hilarius Gilges], der am 20. Juni 1933 am Rheinufer umgebracht wurde. | ||
Auch auf den Bereich Kultur und Wissenschaft in Düsseldorf hatte die sogenannte „Machtübernahme“ der Nationalsozialisten Einfluss. So wurde etwa der städtische Musikdirektor Jascha Horenstein wegen seiner jüdischen Herkunft beurlaubt und später vertrieben. Bibliotheken und Kultureinrichtungen wurden im [[Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums|nationalsozialistischen Sinne „gesäubert“]], und Vertreter der Hitlerjugend riefen zu einer Bücherverbrennung „undeutscher“ Literatur vor dem Düsseldorfer Planetarium auf. Einige Institutionen und Personen [[Anpassungswille und vorauseilender Gehorsam|unterwarfen sich dagegen bereitwillig]] den oft impliziten Wünschen der neuen Machthaber. Dies war nur der Beginn zahlreicher Diskriminierungs- und Verfolgungsmaßnahmen, die letztlich in die Unterdrückung und „Vernichtung“ von Millionen Menschen mündeten, die nicht der ideologischen und rassistischen Norm des NS-Regimes entsprachen.<ref>Vgl. Fleermann/Jakobs: Herrschaft der Gewalt, S. 24f., S. 29, S. 39-41.</ref> | Auch auf den Bereich Kultur und Wissenschaft in Düsseldorf hatte die sogenannte „Machtübernahme“ der Nationalsozialisten Einfluss. So wurde etwa der städtische Musikdirektor Jascha Horenstein wegen seiner jüdischen Herkunft beurlaubt und später vertrieben. Bibliotheken und Kultureinrichtungen wurden im [[Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums|nationalsozialistischen Sinne „gesäubert“]], und Vertreter der Hitlerjugend riefen zu einer Bücherverbrennung „undeutscher“ Literatur vor dem Düsseldorfer Planetarium auf. Einige Institutionen und Personen [[Anpassungswille und vorauseilender Gehorsam|unterwarfen sich dagegen bereitwillig]] den oft impliziten Wünschen der neuen Machthaber. Dies war nur der Beginn zahlreicher Diskriminierungs- und Verfolgungsmaßnahmen, die letztlich in die Unterdrückung und „Vernichtung“ von Millionen Menschen mündeten, die nicht der ideologischen und rassistischen Norm des NS-Regimes entsprachen.<ref>Vgl. Fleermann/Jakobs: Herrschaft der Gewalt, S. 24f., S. 29, S. 39-41.</ref> |
Version vom 5. Juni 2020, 12:31 Uhr
Am 30. Januar 1933 wurde Adolf Hitler von Reichspräsident Paul von Hindenburg zum Reichskanzler ernannt, und die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) wurde Regierungspartei. Im Laufe der folgenden Monate verwandelten die Nationalsozialisten Deutschland in eine faschistische Diktatur. In Düsseldorf waren sichtbare personelle Zeichen der Umwälzung unter anderem die Einsetzung Nationalsozialisten Hans Wagenführ als Oberbürgermeister am 13. April, der später an der Grundsteinlegung zum Neubau des KWIE teilnahm. Am 1. Mai erhielt der SS-Gruppenführer Fritz Weitzel den Posten des Polizeipräsidenten. Im gleichen Monat führten Verbände der SA, SS und der Polizei im Zuge der systematischen Zerschlagung der Arbeiterbewegung im kommunistisch geprägten Stadtteil Gerresheim eine großangelegte Razzia durch. Zahlreiche Wohnungen wurden durchsucht und zum Teil verwüstet. Viele Bewohner wurden gedemütigt, einige misshandelt und kurzzeitig inhaftiert. Nationalsozialisten verübten politisch motivierte Morde. Eines der bekanntesten Opfer war der afrodeutsche Kommunist und Laienschauspieler Hilarius Gilges, der am 20. Juni 1933 am Rheinufer umgebracht wurde.
Auch auf den Bereich Kultur und Wissenschaft in Düsseldorf hatte die sogenannte „Machtübernahme“ der Nationalsozialisten Einfluss. So wurde etwa der städtische Musikdirektor Jascha Horenstein wegen seiner jüdischen Herkunft beurlaubt und später vertrieben. Bibliotheken und Kultureinrichtungen wurden im nationalsozialistischen Sinne „gesäubert“, und Vertreter der Hitlerjugend riefen zu einer Bücherverbrennung „undeutscher“ Literatur vor dem Düsseldorfer Planetarium auf. Einige Institutionen und Personen unterwarfen sich dagegen bereitwillig den oft impliziten Wünschen der neuen Machthaber. Dies war nur der Beginn zahlreicher Diskriminierungs- und Verfolgungsmaßnahmen, die letztlich in die Unterdrückung und „Vernichtung“ von Millionen Menschen mündeten, die nicht der ideologischen und rassistischen Norm des NS-Regimes entsprachen.[1]
Einzelnachweise
→ zum ausführlichen Quellen- und Literaturverzeichnis
- ↑ Vgl. Fleermann/Jakobs: Herrschaft der Gewalt, S. 24f., S. 29, S. 39-41.