Peter Clasen: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Geschichts-Wiki MPIE
Zur Navigation springen Zur Suche springen
unknown user (Diskussion)
Keine Bearbeitungszusammenfassung
unknown user (Diskussion)
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 16: Zeile 16:
==Entlassung am KWIE und Entnazifizierung==
==Entlassung am KWIE und Entnazifizierung==
Es ist nicht bekannt, wo sich Clasen seit seiner Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft im Juli 1945 aufgehalten oder wo er danach gearbeitet hatte. Nach eigenen Angaben wurde Clasen 1945 zunächst aufgrund seiner Parteizugehörigkeit beim KWIE entlassen. Im Zuge der [[Entnazifizierungsverfahren am KWIE|Entnazifizierung]] erhielt er dann im Juli 1949 unter anderem ein [[Leumundszeugnisse und Entlastungsargumente|positives Leumundszeugnis]] des Instituts-Betriebsrats. Der Betriebsrat bescheinigte Clasen darin, als „Betriebsobmann“ „eine durchaus loyale Haltung gezeigt“ zu haben. Weiterhin sei kein Fall bekannt, in dem er „irgendeinen politischen Druck ausgeübt“ habe. Im Gegenteil hätte Clasen sogar andersgesinnte Arbeitskollegen vor Anzeigen bei der [https://de.wikipedia.org/wiki/Geheime_Staatspolizei Gestapo] geschützt.<ref>LAV NRW, NW 1002-I-73702, Entnazifizierungsakte Peter Clasen, Leumundszeugnis des MPIE-Betriebsrats, 11.07.1949.</ref> Dieses Leumundszeugnis erscheint als Beispiel für die generelle Fragwürdigkeit von Entlastungszeugnissen, auch jener, die seitens des mit Nicht-Parteimitgliedern besetzten Betriebsrats ausgestellt wurden. Die „Persilscheinmaschinerie“ funktionierte offenbar auf der Grundlage weitreichender nationaler, auch institutioneller Loyalitäten, die über die Grenzen der politischen Lager hinweg verliefen. Am 23. Juli 1949 wurde Clasen schließlich in die Kategorie IV („Mitläufer“) ohne Vermögenssperre eingestuft. In der Zusammenfassung seines Falls wurde vermerkt: „Auf Grund des guten Entlastungszeugnisses des Instituts für Eisenforschung wird der § 5 zugebilligt.“<ref>LAV NRW, NW 1002-I-73702, Entnazifizierungsakte Peter Clasen, Case Summary, 23.07.1949, Einreihungsbescheid des Sonderbeauftragten für die Entnazifizierung im Lande Nordrhein-Westfalen, 23.07.1949.</ref>  
Es ist nicht bekannt, wo sich Clasen seit seiner Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft im Juli 1945 aufgehalten oder wo er danach gearbeitet hatte. Nach eigenen Angaben wurde Clasen 1945 zunächst aufgrund seiner Parteizugehörigkeit beim KWIE entlassen. Im Zuge der [[Entnazifizierungsverfahren am KWIE|Entnazifizierung]] erhielt er dann im Juli 1949 unter anderem ein [[Leumundszeugnisse und Entlastungsargumente|positives Leumundszeugnis]] des Instituts-Betriebsrats. Der Betriebsrat bescheinigte Clasen darin, als „Betriebsobmann“ „eine durchaus loyale Haltung gezeigt“ zu haben. Weiterhin sei kein Fall bekannt, in dem er „irgendeinen politischen Druck ausgeübt“ habe. Im Gegenteil hätte Clasen sogar andersgesinnte Arbeitskollegen vor Anzeigen bei der [https://de.wikipedia.org/wiki/Geheime_Staatspolizei Gestapo] geschützt.<ref>LAV NRW, NW 1002-I-73702, Entnazifizierungsakte Peter Clasen, Leumundszeugnis des MPIE-Betriebsrats, 11.07.1949.</ref> Dieses Leumundszeugnis erscheint als Beispiel für die generelle Fragwürdigkeit von Entlastungszeugnissen, auch jener, die seitens des mit Nicht-Parteimitgliedern besetzten Betriebsrats ausgestellt wurden. Die „Persilscheinmaschinerie“ funktionierte offenbar auf der Grundlage weitreichender nationaler, auch institutioneller Loyalitäten, die über die Grenzen der politischen Lager hinweg verliefen. Am 23. Juli 1949 wurde Clasen schließlich in die Kategorie IV („Mitläufer“) ohne Vermögenssperre eingestuft. In der Zusammenfassung seines Falls wurde vermerkt: „Auf Grund des guten Entlastungszeugnisses des Instituts für Eisenforschung wird der § 5 zugebilligt.“<ref>LAV NRW, NW 1002-I-73702, Entnazifizierungsakte Peter Clasen, Case Summary, 23.07.1949, Einreihungsbescheid des Sonderbeauftragten für die Entnazifizierung im Lande Nordrhein-Westfalen, 23.07.1949.</ref>  
Somit konnte Peter Clasen ab 1949 wieder am [[Personalexpansion und Wiedereinstellung von „rehabilitierten“ NSDAP-Mitgliedern|Institut]] tätig werden.<ref>LAV NRW, NW 1002-I-73702, Entnazifizierungsakte Peter Clasen, Bescheinigung des KWIE, 18.07.1949.</ref>
Somit konnte Peter Clasen ab 1949 wieder am [[Personalpolitik ab 1947|Institut]] tätig werden.<ref>LAV NRW, NW 1002-I-73702, Entnazifizierungsakte Peter Clasen, Bescheinigung des KWIE, 18.07.1949.</ref>


==Einzelnachweise==
==Einzelnachweise==

Version vom 2. Juni 2020, 17:40 Uhr

Peter Clasen war seit dem 1. Mai 1932 er Mitglied der NSDAP.
„Alte Nationalsozialisten der K.W.I.‐Gefolgschaft“ bei der Grundsteinlegung des neuen Institutsgebäudes 1934: links im Bild DAF‐„Betriebsobmann“ Peter Clasen

Kindheit und Jugend

Peter Clasen wurde am 11. Februar 1907 in Düsseldorf geboren. Nach der Volksschule besuchte er von 1918 bis 1922 das Hindenburg-Gymnasium in Düsseldorf, das heutige Humboldt-Gymnasium, welches er vor dem Abitur verließ.[1] Zu seinem Werdegang in den Jahren 1922-1931 ist nichts bekannt. Auf die Frage zu Berufs- und Handwerksprüfungen gab Clasen in seinem Entnazifizierungs-Fragebogen vom 10. Juli 1949 „keine“ an.[2]

Tätigkeit für das KWIE

Im Jahr 1931 wurde Clasen als Laborant der Physikalischen Abteilung beim KWIE in Düsseldorf tätig. Diese Beschäftigung hatte er bis 1939 inne, als er zur Wehrmacht eingezogen wurde.[3]

Mitgliedschaft in NS-Organisationen

Am 1. April 1932 wurde Clasen Mitglied der Sturmabteilung (SA), wo er sich bis zum Obertruppführer hocharbeitete. Zum 1. Mai 1932 erfolgte sein Eintritt in die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiter-Partei (NSDAP). Weiterhin gehörte er der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV) und dem Reichsluftschutzbund (RLB) an. In den Jahren 1934-1939 übernahm Clasen das Amt des DAF-Betriebsobmanns am KWIE. Clasen gehörte somit zu den wenigen Institutsmitarbeitern, die bereits vor der nationalsozialistischen Machtübernahme 1933 der NSDAP oder der SA beigetreten waren.

Wehrdienst

Im Mai 1939 wurde Clasen zur Wehrmacht eingezogen und nahm im Jahr 1940 am Westfeldzug (Niederlande, Belgien, Frankreich) und 1941 am Russland-Feldzug teil und war dabei in verschiedenen Panzer-Jäger-Abteilungen eingesetzt.[4] Eine Beurteilung seiner militärischen Leistungen aus dem Jahr 1939 kam zu dem Schluss: „vorbildlicher Soldat mit guten Führereigenschaften“.[5] Nachdem er als einfacher Soldat begonnen hatte, wurde Clasen zuletzt im Mai 1943 zum Leutnant der Reserve befördert. Für seinen Dienst erhielt er sowohl das Eiserne Kreuz I. und II. Klasse, als auch das Sturmabzeichen in Silber und das Kriegsverdienstkreuz II. Klasse.[6] Gegen Kriegsende geriet Clasen in britische Kriegsgefangenschaft, die er zwischen dem 8. Mai bis 24. Juli 1945 in England verbrachte.[7]

Entlassung am KWIE und Entnazifizierung

Es ist nicht bekannt, wo sich Clasen seit seiner Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft im Juli 1945 aufgehalten oder wo er danach gearbeitet hatte. Nach eigenen Angaben wurde Clasen 1945 zunächst aufgrund seiner Parteizugehörigkeit beim KWIE entlassen. Im Zuge der Entnazifizierung erhielt er dann im Juli 1949 unter anderem ein positives Leumundszeugnis des Instituts-Betriebsrats. Der Betriebsrat bescheinigte Clasen darin, als „Betriebsobmann“ „eine durchaus loyale Haltung gezeigt“ zu haben. Weiterhin sei kein Fall bekannt, in dem er „irgendeinen politischen Druck ausgeübt“ habe. Im Gegenteil hätte Clasen sogar andersgesinnte Arbeitskollegen vor Anzeigen bei der Gestapo geschützt.[8] Dieses Leumundszeugnis erscheint als Beispiel für die generelle Fragwürdigkeit von Entlastungszeugnissen, auch jener, die seitens des mit Nicht-Parteimitgliedern besetzten Betriebsrats ausgestellt wurden. Die „Persilscheinmaschinerie“ funktionierte offenbar auf der Grundlage weitreichender nationaler, auch institutioneller Loyalitäten, die über die Grenzen der politischen Lager hinweg verliefen. Am 23. Juli 1949 wurde Clasen schließlich in die Kategorie IV („Mitläufer“) ohne Vermögenssperre eingestuft. In der Zusammenfassung seines Falls wurde vermerkt: „Auf Grund des guten Entlastungszeugnisses des Instituts für Eisenforschung wird der § 5 zugebilligt.“[9] Somit konnte Peter Clasen ab 1949 wieder am Institut tätig werden.[10]

Einzelnachweise

zum ausführlichen Quellen- und Literaturverzeichnis

  1. LAV NRW, NW 1002-I-73702, Entnazifizierungsakte Clasen, Peter, Fragebogen des Sonderbeauftragten für die Entnazifizierung im Lande Nordrhein-Westfalen, 10.07.1949.
  2. LAV NRW, NW 1002-I-73702, Entnazifizierungsakte Clasen, Peter, Fragebogen des Sonderbeauftragten für die Entnazifizierung im Lande Nordrhein-Westfalen, 10.07.1949.
  3. LAV NRW, NW 1002-I-73702, Entnazifizierungsakte Clasen, Peter, Fragebogen des Sonderbeauftragten für die Entnazifizierung im Lande Nordrhein-Westfalen, 10.07.1949.
  4. LAV NRW, NW 1002-I-73702, Entnazifizierungsakte Peter Clasen, Fragebogen des Sonderbeauftragten für die Entnazifizierung im Lande Nordrhein-Westfalen, 10.07.1949.
  5. BArch (Militärarchiv Freiburg), PERS/6/45035, Militärakte Peter Clasen, Wehrstammbuch Peter Clasen.
  6. BArch (Militärarchiv Freiburg), PERS/6/45035, Militärakte Peter Clasen, Wehrstammbuch Peter Clasen..
  7. BArch (Militärarchiv Freiburg), PERS/6/45035, Militärakte Peter Clasen, Formular mit Angaben zu seiner Pension.
  8. LAV NRW, NW 1002-I-73702, Entnazifizierungsakte Peter Clasen, Leumundszeugnis des MPIE-Betriebsrats, 11.07.1949.
  9. LAV NRW, NW 1002-I-73702, Entnazifizierungsakte Peter Clasen, Case Summary, 23.07.1949, Einreihungsbescheid des Sonderbeauftragten für die Entnazifizierung im Lande Nordrhein-Westfalen, 23.07.1949.
  10. LAV NRW, NW 1002-I-73702, Entnazifizierungsakte Peter Clasen, Bescheinigung des KWIE, 18.07.1949.