Zwangsarbeit in Düsseldorf und in Clausthal

Aus Geschichts-Wiki MPIE
Zur Navigation springen Zur Suche springen

In Düsseldorf waren ausländische Zwangsarbeiter ein geradezu selbstverständlicher Teil des Kriegsalltags und der Kriegsgesellschaft. Sie waren aufgrund ihrer vielfältigen Arbeitsorte, des über das Stadtgebiet weit verzweigten Lagernetzes und ihres Einsatzes nach Bombenangriffen in den späteren Kriegsjahren im Stadtbild dauerhaft präsent. Die Rechtmäßigkeit des Zwangsarbeitereinsatzes wurde von den Unternehmen und anderen sogenannten „Einsatzträgern“ kaum angezweifelt.[1]

Der Einsatz verschiedener Zwangsarbeiter-Gruppen in Düsseldorf

Im Laufe des Kriegs nahm die Zahl von Zwangsarbeitern immer weiter zu. Mitte 1943 stellten zivile Ausländer 15,1 Prozent aller Arbeitskräfte im Gauarbeitsamtsbezirk Düsseldorf. Dieser Gauarbeitsbezirk umfasste neben Düsseldorf auch den Niederrhein mit Städten wie Duisburg, Mönchengladbach oder Krefeld.[2] Die größten Gruppen bildeten die sogenannten „Ostarbeiter“, gefolgt von niederländischen, französischen und polnischen Arbeitskräften. Der Anteil der Franzosen und Polen lag jeweils bei etwa 12 Prozent aus, der Anteil niederländischer „Zivilarbeiter“ lag bei 14-15 Prozent. Die größte Gruppe stellten die „Ostarbeiter“. Dies waren im August 1943 49.567 Personen, was einem Anteil von 43,1 Prozent entsprach. Zu den Kriegsgefangenen und KZ-Häftlingen liegen keine ähnlich repräsentativen Zahlen vor.[3]

Zivile ausländische Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene und auch KZ-Häftlinge wurden von vielen Düsseldorfer Industriebetrieben eingesetzt, ebenso von der Bauwirtschaft, von Handelsunternehmen, der Deutschen Reichsbahn, der Reichspost und in erheblichem Maße von der Düsseldorfer Stadtverwaltung.[4] In den späteren Kriegsjahren beschäftigte die Stadtverwaltung Zwangsarbeiter im Rahmen der sogenannten „Sofortmaßnahmen nach Bombenangriffen“ und im Luftschutzbau. Oftmals ging es hierbei um den Wiederaufbau von Industrie- und Rüstungsunternehmen.[5] Dabei mussten sowohl „Kriegsgefangenen-Bataillone“ als auch „Landesbau-Bataillone“, die auch „Zivilarbeiter“ umfassten, Trümmer beseitigen, Tote, Verletzte sowie Wertgegenstände aus Ruinen bergen oder sich in „Handwerker-Bautrupps“ am Wiederaufbau beteiligen. Ein Teil der von der Stadtverwaltung eingesetzte Zwangsarbeiter wurde an – meist mittelständische – Unternehmen ausgeliehen, die an den Sofortmaßnahmen beteiligt waren.[6] Für die gefährlichsten Arbeiten, wie die Suche nach Blindgängern und Langzeitzünderbomben, wurden KZ-Häftlinge eingesetzt.[7]

Das Lagersystem in Düsseldorf

Der Großteil der ausländischen Zwangsarbeiter lebte in einem der mehreren hundert Lager, die in Düsseldorf vor allem in Stadtteilen mit hohem Gewerbeanteil errichtet wurden.[8] Es handelte sich um betriebseigene oder von der Stadt betriebene Massenunterkünfte.[9] Auf eigene Kosten errichteten einige größere Unternehmen auf ihren Betriebsgeländen Barackenlager, in denen Zwangsarbeiter untergebracht wurden. Auch gab es zahlreiche Gemeinschaftslager, die von mehreren „Einsatzträgern“ betrieben wurden. Die Lager befanden sich teilweise in Schulen, Gaststätten oder anderen öffentlichen Einrichtungen.

Die von der Stadtverwaltung und Wirtschaft zur Zwangsarbeit eingesetzten Kriegsgefangenen lebten ebenfalls in zahlreichen Lagern im Düsseldorfer Stadtgebiet. Sie stammten aus dem der Wehrmacht unterstehenden Stalag VI J in Krefeld-Fichtenhain.[10] Außerdem wurden mehrere Lager der OT, verschiedene „Arbeitserziehungslager“ und KZ-Außenkommandos errichtet.[11] In den Jahren 1942 bis 1945 gab es auf dem Stadtgebiet Düsseldorf ein Außenkommando des KZ Sachsenhausen und fünf Außenkommandos des KZ Buchenwald. Deren Häftlinge wurden in SS-Baubrigaden und in der Rüstungsindustrie zur Arbeit gezwungen. Es handelte sich um eine SS-Baubrigade des KZ Sachsenhausen (Stoffeler Kapellenweg) sowie um fünf Außenlager des KZ Buchenwald: das Kommando Kalkum in der Kirchfeldstraße 74-80, das Kommando Berta auf dem Betriebsgelände der Rheinmetall-Borsig AG, das Kommando DEST (ebenfalls Kirchfeldstraße), ein Außenlager auf dem Betriebsgelände von Rheinmetall-Borsig AG an der Rather Straße in Derendorf sowie ein Kommando in Lohhausen.[12]

Zwangsarbeit in Clausthal

Auch in Clausthal, wohin das KWIE ab 1943 verlagert wurde, gab es verschiedene Zwangsarbeiterlager und zahlreiche Zwangsarbeiter – „Zivilarbeiter“ sowie Kriegsgefangene – wurden dort zur Arbeit gezwungen. Die meisten von ihnen waren hier im Sprengstoffwerk Tanne beschäftigt.[13]

Einzelnachweise

zum ausführlichen Quellen- und Literaturverzeichnis

  1. Leissa/Schröder Zwangsarbeit in Düsseldorf, S. 103.
  2. Vgl. Leissa/Schröder: Zwangsarbeit in Düsseldorf, S. 97 f.
  3. Leissa/Schröder: Zwangsarbeit in Düsseldorf, S. 97 f.
  4. Wehofen: Nachweis der Lager.
  5. Leissa/Schröder: Zwangsarbeit in Düsseldorf, S. 103-107.
  6. Leissa/Schröder: Zwangsarbeit in Düsseldorf, S. 87.
  7. Henkel: Düsseldorfer KZ-Außenlager, S. 28, S. 34.
  8. Leissa/Schröder: Zwangsarbeit in Düsseldorf, S. 87.
  9. Henkel: Düsseldorfer KZ-Außenlager, S. 28 f.
  10. Leissa/Schröder: Zwangsarbeit in Düsseldorf, S. 140-145, S. 162-170.
  11. Leissa/Schröder: Zwangsarbeit in Düsseldorf, S. 141.
  12. Leissa/Schröder: Zwangsarbeit in Düsseldorf, S. 161. Siehe auch: Benz/Distel: Ort des Terrors, S. 148-150, S. 424-431.
  13. Pietsch: Sprengstoff im Harz.