Zwangsarbeit bei Bombenentschärfungen: Unterschied zwischen den Versionen

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In einem Bericht des [[Das KWIE in der Weimarer Republik|KWIE]] über den Stand der [[Verlagerung des Instituts nach Clausthal|Verlagerungs]]-Arbeiten nach Clausthal vom 4. Januar 1945 ist vermerkt, dass die Arbeiten „nachhaltig durch den Leiter der Sofortmassnahmen der Stadt Düsseldorf unterstützt“ wurden, indem dieser „ein Aufräumkommando zur Freilegung der Maschinen und der Transportwege“ zur Verfügung stellte.<ref>MPIE, 11-3-02, Bericht über den Stand der Verlagerungs-Arbeiten, 04.01.1945.</ref> Nähere Angaben wurden nicht gemacht, jedoch ist es auch hier sehr wahrscheinlich, dass [[Zwangsarbeit in Düsseldorf und in Clausthal|ausländische Zwangsarbeiter]] zum Einsatz kamen, da die städtischen Sofortmaßnahmen im Wesentlichen mittels [[Zwangsarbeit im Deutschen Reich|Zwangsarbeitern]] bewerkstelligt wurden.  
In einem Bericht des KWIE über den Stand der [[Verlagerung des Instituts nach Clausthal|Verlagerungs]]-Arbeiten nach Clausthal vom 4. Januar 1945 ist vermerkt, dass die Arbeiten „nachhaltig durch den Leiter der Sofortmassnahmen der Stadt Düsseldorf unterstützt“ wurden, indem dieser „ein Aufräumkommando zur Freilegung der Maschinen und der Transportwege“ zur Verfügung stellte.<ref>MPIE, 11-3-02, Bericht über den Stand der Verlagerungs-Arbeiten, 04.01.1945.</ref> Nähere Angaben wurden nicht gemacht, jedoch ist es auch hier sehr wahrscheinlich, dass [[Zwangsarbeit in Düsseldorf und in Clausthal|ausländische Zwangsarbeiter]] zum Einsatz kamen, da die städtischen Sofortmaßnahmen im Wesentlichen mittels Zwangsarbeitern bewerkstelligt wurden.  


==Einsatz von Zwangsarbeitern bei der Bombenentschärfung==
==Einsatz von Zwangsarbeitern bei der Bombenentschärfung==
Weiterhin wird die Entschärfung eines Blindgängers auf dem [[Der Bau des neuen Institutsgebäudes als propagandistische Inszenierung|Institutsgelände]] erwähnt: „Daneben musste durch die zuständige Wehrmachtsdienststelle der Blindgänger einer 500 kg-Panzersprengbombe entschärft werden, der unmittelbar unter der einen Ecke des Fundamentes der Umformermaschine etwa 1,5 m in den Boden eingedrungen war.“<ref>MPIE, 11-3-02, Bericht über den Stand der Verlagerungs-Arbeiten, 04.01.1945.</ref>  
 
Bei dieser „zuständigen Wehrmachtsdienststelle“ dürfte es sich um das sogenannte „Bombenräumkommando Kalkum“ gehandelt haben, eine Luftwaffeneinheit, die für die Blindgängerentschärfung im Düsseldorfer Norden und angrenzende Gebiete zuständig war. Der Einheit gehörten ausgebildete Feuerwerker an, die seit 1942 durch den erzwungenen Einsatz von politischen Häftlingen aus dem Justizgefängnis Remscheid-Lüttringhausen verstärkt wurden. Zu den Einsätzen des Bombenräumkommandos, speziell zur Bergung der Blindgänger, wurden zudem Häftlinge des Außenlagers Kommando Kalkum in Düsseldorf-Friedrichstadt herangezogen, das 1942 als Außenlager der III. SS-Baubrigade des KZ Buchenwald gegründet und im Mai 1944 dem Stammlager direkt unterstellt wurde. Es umfasste ursprünglich 50 Häftlinge, wurde aber bald nach der Einrichtung um weitere 120 Häftlinge aus Duisburg vergrößert. Die Häftlinge mussten in der stark zerstörten Elisabeth-Charlotten-Schule an der Kirchfeldstraße 74-80 leben. Von dort aus fuhren sie täglich in den Norden der Stadt zum Sitz des Sprengkommandos Kalkum in der Arnheimer Straße 115, nahe des Kalkumer Bahnhof, und von da aus anschließend zum jeweiligen Einsatzort. Die Bombenentschärfungen fanden auf dem Gelände des Sprengkommandos statt. Dabei wurden die Häftlinge von mehreren bewaffneten Schutzpolizisten bewacht. In einem Jahr kamen bei den Bombenenräumungen zehn der ausgebildeten Feuerwerker und in sechs Monaten zehn der Häftlinge um.<ref>Fings: SS-Baubrigaden, S. 65-67; Krüger: Häftlinge in Bombenräumkommandos, S. 31; Fings: Messelager Köln, S. 111-114; Leissa: Düsseldorf-Friedrichstadt, S. 429 f.; Kussmann: KZ-Außenkommandos, S. 187; Henkel: Düsseldorfer KZ-Außenlager, S. 34-36.</ref> Daher kann davon ausgegangen werden, dass für die Bombenentschärfung am KWIE politische Häftlinge aus dem Zuchthaus, möglicherweise auch KZ-Häftlinge eingesetzt wurden.
Weiterhin wird die Entschärfung eines Blindgängers auf dem Institutsgelände erwähnt: „Daneben musste durch die zuständige Wehrmachtsdienststelle der Blindgänger einer 500 kg-Panzersprengbombe entschärft werden, der unmittelbar unter der einen Ecke des Fundamentes der Umformermaschine etwa 1,5 m in den Boden eingedrungen war.“<ref>MPIE, 11-3-02, Bericht über den Stand der Verlagerungs-Arbeiten, 04.01.1945.</ref>  
 
Bei dieser „zuständigen Wehrmachtsdienststelle“ dürfte es sich um das sogenannte „Bombenräumkommando Kalkum“ gehandelt haben, eine Luftwaffeneinheit, die für die Blindgängerentschärfung im Düsseldorfer Norden und angrenzende Gebiete zuständig war. Der Einheit gehörten ausgebildete Feuerwerker an, die seit 1942 durch den erzwungenen Einsatz von politischen Häftlingen aus dem Justizgefängnis Remscheid-Lüttringhausen verstärkt wurden. Zu den Einsätzen des Bombenräumkommandos, speziell zur Bergung der Blindgänger, wurden zudem Häftlinge des Außenlagers Kommando Kalkum in Düsseldorf-Friedrichstadt herangezogen, das 1942 als Außenlager der III. SS-Baubrigade des KZ Buchenwald gegründet und im Mai 1944 dem Stammlager direkt unterstellt wurde. Es umfasste ursprünglich 50 Häftlinge, wurde aber bald nach der Einrichtung um weitere 120 Häftlinge aus Duisburg vergrößert. Die Häftlinge mussten in der stark zerstörten Elisabeth-Charlotten-Schule an der Kirchfeldstraße 74-80 leben. Von dort aus fuhren sie täglich in den Norden der Stadt zum Sitz des Sprengkommandos Kalkum in der Arnheimer Straße 115, in der Nähe des Kalkumer Bahnhofs, und von da aus anschließend zum jeweiligen Einsatzort. Die Bombenentschärfungen fanden auf dem Gelände des Sprengkommandos statt. Dabei wurden die Häftlinge von mehreren bewaffneten Schutzpolizisten bewacht. In einem Jahr kamen bei den Bombenenräumungen zehn der ausgebildeten Feuerwerker und in sechs Monaten zehn der Häftlinge um.<ref>Fings: SS-Baubrigaden, S. 65-67; Krüger: Häftlinge in Bombenräumkommandos, S. 31; Fings: Messelager Köln, S. 111-114; Leissa: Düsseldorf-Friedrichstadt, S. 429 f.; Kussmann: KZ-Außenkommandos, S. 187; Henkel: Düsseldorfer KZ-Außenlager, S. 34-36.</ref> Daher kann davon ausgegangen werden, dass für die Bombenentschärfung am KWIE politische Häftlinge aus dem Zuchthaus, möglicherweise auch KZ-Häftlinge eingesetzt wurden.


==Einzelnachweise==
==Einzelnachweise==

Aktuelle Version vom 14. Januar 2021, 20:32 Uhr

In einem Bericht des KWIE über den Stand der Verlagerungs-Arbeiten nach Clausthal vom 4. Januar 1945 ist vermerkt, dass die Arbeiten „nachhaltig durch den Leiter der Sofortmassnahmen der Stadt Düsseldorf unterstützt“ wurden, indem dieser „ein Aufräumkommando zur Freilegung der Maschinen und der Transportwege“ zur Verfügung stellte.[1] Nähere Angaben wurden nicht gemacht, jedoch ist es auch hier sehr wahrscheinlich, dass ausländische Zwangsarbeiter zum Einsatz kamen, da die städtischen Sofortmaßnahmen im Wesentlichen mittels Zwangsarbeitern bewerkstelligt wurden.

Einsatz von Zwangsarbeitern bei der Bombenentschärfung

Weiterhin wird die Entschärfung eines Blindgängers auf dem Institutsgelände erwähnt: „Daneben musste durch die zuständige Wehrmachtsdienststelle der Blindgänger einer 500 kg-Panzersprengbombe entschärft werden, der unmittelbar unter der einen Ecke des Fundamentes der Umformermaschine etwa 1,5 m in den Boden eingedrungen war.“[2]

Bei dieser „zuständigen Wehrmachtsdienststelle“ dürfte es sich um das sogenannte „Bombenräumkommando Kalkum“ gehandelt haben, eine Luftwaffeneinheit, die für die Blindgängerentschärfung im Düsseldorfer Norden und angrenzende Gebiete zuständig war. Der Einheit gehörten ausgebildete Feuerwerker an, die seit 1942 durch den erzwungenen Einsatz von politischen Häftlingen aus dem Justizgefängnis Remscheid-Lüttringhausen verstärkt wurden. Zu den Einsätzen des Bombenräumkommandos, speziell zur Bergung der Blindgänger, wurden zudem Häftlinge des Außenlagers Kommando Kalkum in Düsseldorf-Friedrichstadt herangezogen, das 1942 als Außenlager der III. SS-Baubrigade des KZ Buchenwald gegründet und im Mai 1944 dem Stammlager direkt unterstellt wurde. Es umfasste ursprünglich 50 Häftlinge, wurde aber bald nach der Einrichtung um weitere 120 Häftlinge aus Duisburg vergrößert. Die Häftlinge mussten in der stark zerstörten Elisabeth-Charlotten-Schule an der Kirchfeldstraße 74-80 leben. Von dort aus fuhren sie täglich in den Norden der Stadt zum Sitz des Sprengkommandos Kalkum in der Arnheimer Straße 115, in der Nähe des Kalkumer Bahnhofs, und von da aus anschließend zum jeweiligen Einsatzort. Die Bombenentschärfungen fanden auf dem Gelände des Sprengkommandos statt. Dabei wurden die Häftlinge von mehreren bewaffneten Schutzpolizisten bewacht. In einem Jahr kamen bei den Bombenenräumungen zehn der ausgebildeten Feuerwerker und in sechs Monaten zehn der Häftlinge um.[3] Daher kann davon ausgegangen werden, dass für die Bombenentschärfung am KWIE politische Häftlinge aus dem Zuchthaus, möglicherweise auch KZ-Häftlinge eingesetzt wurden.

Einzelnachweise

zum ausführlichen Quellen- und Literaturverzeichnis

  1. MPIE, 11-3-02, Bericht über den Stand der Verlagerungs-Arbeiten, 04.01.1945.
  2. MPIE, 11-3-02, Bericht über den Stand der Verlagerungs-Arbeiten, 04.01.1945.
  3. Fings: SS-Baubrigaden, S. 65-67; Krüger: Häftlinge in Bombenräumkommandos, S. 31; Fings: Messelager Köln, S. 111-114; Leissa: Düsseldorf-Friedrichstadt, S. 429 f.; Kussmann: KZ-Außenkommandos, S. 187; Henkel: Düsseldorfer KZ-Außenlager, S. 34-36.