Willy Oelsen

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Willy Oelsen, 1942
Nach dem Krieg wurde Willy Oelsen von zahlreichen Vertretern der britischen und amerikanischen Wissenschaftsmissionen befragt. ...
... Dies nahm die Institusleitung zum Anlass, die alliierten Behörden darum zu bitten, Oelsen wiedereinstellen zu dürfen.
Oelsen (ganz links) konnte nach dem Krieg seine Karriere am KWIE fortsetzen und wurde 1959 zum Institutsdirektor ernannt, was er bis zu seinem Tod 1970 blieb. Zu seinen Aufgaben gehörte auch die Teilnahme an Promotionsfeiern, wie hier im Jahr 1960.

Kindheit und Jugend

Willy Oelsen wurde am 11. September 1905 in Ostheim vor der Rhön geboren. Zwischen 1912 und 1918 besuchte er zunächst die Volksschule und anschließend zwischen 1918 und 1921 die Knabenmittelschule in Göttingen. Die Hochschulreife erlangte er im Jahr 1924 an der Kaiser-Wilhelm-Oberrealschule in Göttingen.[1]

Militärdienst

Danach leistete Oelsen zwischen 1924 und 1925 einen einjährigen freiwilligen Militärdienst in der Reichswehr beim 12. Infanterie-Regiment in Halberstadt.[2]

Studium

Im Anschluss begann er ab 1925 an der Universität Göttingen ein Studium der physikalischen Chemie, Mathematik, Physik, Mineralogie und Metallkunde, das er im Jahr 1929 mit der Promotion abschloss. Zwischen Januar 1930 und März 1931 war Oelsen wissenschaftlicher Assistent von Gustav Tammann am Institut für physikalische Chemie der Universität Göttingen.[3]

Tätigkeit für das KWIE und Habilitation

Seit dem Jahr 1931 hatte er eine Assistentenstelle am KWIE inne, und zwar als persönlicher Assistent des Direktors Friedrich Körber. Seit 1938 leitete Oelsen das physikalisch-chemische Laboratorium des Instituts und habilitierte sich an der Universität Münster, wo er zusätzlich ab August 1939 Dozent für Metall-Chemie wurde. Seit April 1941 fungierte Oelsen am KWIE zusammen mit Peter Bardenheuer als Abteilungsvorsteher der Chemischen und Metallurgischen Abteilung. Im Jahr 1943 erhielt er außerdem einen Lehrauftrag an der Bergakademie Clausthal.[4] Am 25. April 1944 gratulierte das Institut Oelsen zur Ernennung zum Professor: „Wie wir aus den Tageszeitungen ersehen, ist Ihnen von unserem Führer aus Anlass seines 55. Geburtstages der Titel Professor verliehen worden.“[5] Die offizielle Ernennung zum außerplanmäßigen Professor erfolgte im Dezember 1944 durch den Reichsminister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung Rust.[6]

Mitgliedschaft in NS-Organisationen

Ähnlich wie Franz Wever war Oelsen bereits vor seinem Parteieintritt, nämlich am 27. September 1933, Mitglied der Marine-SA geworden. 1935 bis 1936 bekleidete er den Rang eines Scharführers, danach wurde er davon beurlaubt. Auch der DAF gehörte er seit dem Jahr 1934 an. Für sie fungierte er dann ab 1942 als Blockobmann der Abteilung Chemie am KWIE. Mit Wirkung zum 1. Mai 1937, also nach Lockerung der Aufnahmesperre, trat Oelsen in die NSDAP ein. Oelsen gehörte ebenfalls der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV) und dem Nationalsozialistischem Bund Deutscher Technik (NSBDT) an; letzterem aufgrund seiner Mitgliedschaft im Verein Deutscher Eisenhüttenleute (VDEh). Außerdem war Oelsen zeitweise Mitglied im Bund Deutscher Osten (1938-1940) sowie dem gleichgeschalteten Deutschen Roten Kreuz (DRK) (1941-1943). Im August 1940 wurde er vor dem Hintergrund der Habilitation und seiner neu aufgenommenen Dozententätigkeit Mitglied im NS-Dozentenbund (NSDDozB).[7]

„UK-Stellung“ und Volkssturm

Im September 1937 wurde Oelsen zu einer mehrtägigen Übung als Schütze zu der Kraftwagen-Transport-Kompanie 106 nach Wahn einberufen. Während des Zweiten Weltkriegs erhielt er eine „UK-Stellung“ (unabkömmlich) durch das Institut, im Winter 1944/1945 wurde Oelsen noch zum Volkssturm in Clausthal rekrutiert.[8] Für seine Tätigkeit am KWIE erhielt Oelsen im Oktober 1943 das Kriegsverdienstkreuz II. Klasse verliehen.[9]

Tätigkeit für das KWIE im Besatzungskontext

Während des Kriegs führte das KWIE Forschungen im Kontext der deutschen Besatzung verschiedener Länder Europas durch. In diesem Kontext arbeitete das KWIE mit Institutionen des Besatzungsapparats zusammen. Auch Willy Oelsen reiste im Auftrag des KWIE in besetzte Gebiete. Im Winter 1943/1944 hatte er für „etwa 3 Tage“ die Differdinger Stahlwerke in Luxemburg besucht, wo er an einer Besprechung über Thomasstahlerzeugung teilnahm. Ebenfalls im Winter 1943/1944 besuchte er für zwei Tage die Rombacher Hütte in Frankreich, wo er sich „mit Flick jun. über wiss. Fragen des Hochofenbetriebes“ besprach. Im Herbst 1944 reiste Oelsen zu den Eisenwerken in Prag und Königshof und erörterte dort Fragen der Verhüttung von Chwalletitzer Erz.[10]

Verhaftung und Internierung nach Kriegsende

Nach Kriegsende wurde Oelsen von der britischen Militärregierung aus politischen Gründen im August 1945 verhaftet und in der Folge zivilinterniert. Überliefert ist Oelsens Unterbringung in den Civilian Internment Camps Nr. 8 in Westertimke und danach in Nr. 3 in Bad Fallingbostel – beide im heutigen Niedersachsen gelegen.[11] Er blieb vom 13. August 1945 bis zum 20. April 1946 interniert.[12]

In einem später ausgefüllten Fragebogen der Militärregierung machte Oelsen dazu folgende Angaben: „Ich wurde vom 13.8.1945 bis 20.4.1946 zivilinterniert mit der Begründung: ‚Professor (1944) and Dozent (1939) for metals and chemistry at the university of Münster‘. Ich wurde ‚bedingungslos‘ aus der Zivilinternierung entlassen.“[13] Oelsen war der formelle Professoren-Titel 1944 anlässlich Hitlers 55. Geburtstag verliehen worden. Daher bestand bei der britischen Militärregierung der Verdacht, dass er ein eifriger Unterstützer des NS-Regimes gewesen sei.[14]

Entlassung am KWIE

Bereits wenige Monate nach Kriegsende begann eine erste Entnazifizierungsphase, dabei erfolgte eine vorläufige Begutachtung der Institutsbelegschaft, die zu ersten Entlassungen führte. Kurze Zeit später wurden basierend auf zusätzlichen Überprüfungen durch die britischen Behörden weitere Entlassungen angeordnet. Dabei war verfügt worden, dass auch Willy Oelsen zu entlassen sei.[15] Ausschlaggebend für das erwünschte Ausscheiden Oelsens dürfte seine seit September 1933 bestehende Mitgliedschaft in der Marine-SA gewesen sein, in der er den Rang eines Scharführers innehatte. Außerdem war er im Mai 1937 der NSDAP beigetreten.[16]

Die KWIE-Institutsleitung versuchte in der Folgezeit, noch einzelne Entlassungen abzuwenden. Oelsen hingegen sei bereits zum 31. Oktober aus eigenen Stücken ausgeschieden.[17] Dies ist insofern bemerkenswert, denn Oelsen befand sich ja seit August 1945 in der zivilen Internierung und sollte von dieser auch erst 1946 zurückkehren. Für seine Freilassung setzte man sich von Institutsseite unterdessen weiter engagiert ein.[18] Zugleich wurde die Zivilinternierung Oelsens in den Schreiben des KWIE betreffend seines Beschäftigungsverbots mit keiner Silbe erwähnt.

Entnazifizierungsverfahren

Der nach seiner Entlassung am KWIE in Niedersachsen verbliebene Oelsen wurde am 15. Dezember 1947 vom Entnazifizierungsausschuss Zellerfeld zunächst in die Kategorie IV („Mitläufer“) ohne Vermögenssperre eingereiht und diese Entscheidung von der Militärregierung bestätigt.[19] Dagegen legte Oelsen am 8. Januar 1948 Berufung beim Entnazifizierungshauptausschuss des Kreises Zellerfeld ein und beantragte die Abänderung der Kategorisierung von Kategorie IV in Kategorie V, also als „Entlasteter“.[20] In zwei weiteren Schreiben bekräftigte Oelsen seinen Antrag auf die Einstufung in die Kategorie V.[21]

Bei der Entnazifizierung führte Oelsen verschiedene entlastende Argumente auf. Der Eintritt in die NSDAP und den anderen NS-Organisationen wurde von ihm und in Leumundszeugnissen wiederholt als Resultat äußeren Drucks bzw. Zwangs dargestellt. Sein Eintritt in die NSDAP zum 1. Mai 1937 sei auf Druck seiner Vorgesetzten zurückzuführen. Er kam zu dem Schluss: „Die Mitgliedschaft zur NSDAP dürfte somit wohl als eine Zwangsmitgliedschaft aufzufassen sein.“[22]

Sogar als systemkritisch wurde Oelsen dargestellt. Er gab an, 1933 zwar zunächst in die Marine-SA eingetreten zu sein, dies aber später bereut und sich zurückgezogen zu haben.[23] Tatsächlich existiert ein Schreiben Körbers zur Vorlage bei der Marine-SA vom Juni 1935, in dem er Oelsen bescheinigte, mit wissenschaftlichen Untersuchungen beschäftigt zu sein, „die für die Frage der Rohstoffversorgung Deutschlands von großer Bedeutung sind. Bei der Dringlichkeit dieser Aufgaben muß Herr Oelsen diesen Forschungen seine volle Arbeitskraft widmen. Wegen der Auswertung seiner Versuchsergebnisse ist er auch während der Abendstunden sehr stark in Anspruch genommen.“[24] Damit sollte begründet werden, dass Oelsen nicht zu Abendterminen der SA erscheinen könnte.

Darüber hinaus führte Oelsen zur Entlastung an, dass er seit seinem Studium in Göttingen enge Beziehungen zu „jüdischen und antifaschistischen Kollegen“ gehabt hätte.[25] In der Tat enthält die Entnazifizierungsakte Oelsens verschiedene Leumundszeugnisse von Personen, die dem Spektrum rassisch Verfolgter und politischer NS-Kritiker zuzuordnen waren. Ein Beispiel hierfür ist eine Bescheinigung des Chemikers Walter Mannchen. Dieser gab an, Oelsen seit 1930 zu kennen und auch später in „dauernder Fühlungnahme“ mit ihm gestanden zu haben. Weiter führte Mannchen aus: „Obgleich Herr Oelsen wusste, dass der Unterzeichnete politisch verfemt war auf Grund seiner nach dem Umsturz 1933 eingegangenen Ehe mit einer Nichtarierin und unter dauernder Bewachung der Gestapo stand hat er seiner inneren Einstellung gemäss immer zu mir gehalten. Dies kam vor allem in den Jahren 1941 und 1942 zum Ausdruck als die Angehörigen meiner Frau von Düsseldorf aus in die Konzentrationslager Minsk/Russland bzw. Theresienstadt bzw. Auschwitz verbracht wurden. Ich kann aus vorhergegangenen Gesprächen ebenfalls versichern, dass Herr Oelsen gegen seine innere Überzeugung und nur unter dem Druck der Verhältnisse in die S.A. eingetreten ist.“[26] Die Angaben Mannchens über seine Frau entsprechen den Tatsachen. Solche Zeugnisse klangen glaubhaft und hatten eine höhere Glaubwürdigkeit als etwa „Persilscheine“ früherer NSDAP-Mitglieder.[27] So ergibt sich ein sehr widersprüchliches Bild von Oelsens Rolle. Innerhalb des KWIE und der wissenschaftlichen Welt passte er sich vor allem aus Karrieregründen an. Ein überzeugter Nationalsozialist oder ein politischer Aktivist war er höchstwahrscheinlich nicht. Das Maß der Anpassung und Verstrickung war in verschiedenen Bereichen offenbar unterschiedlich. In privateren Bereichen zeigte er sich als Kritiker des Nationalsozialismus. Zugleich unterhielt er nach 1945 enge Verbindungen zum nationalsozialistisch gesinnten Wever.

Weiteres Verhältnis zum KWIE

Das Beispiel Oelsen zeigt, dass Direktor Wever und das KWIE sich 1946 eigentlich nicht an die erteilten Arbeitsverbote gehalten hatten. Offiziell war Oelsen nach dem Ende der Internierung aufgrund des Arbeitsverbots nicht nahtlos an das Institut zurückgekehrt. Offiziell wurde er erst wieder nach einer Genehmigung seitens der Alliierten eingestellt, nachdem am 28. Januar 1947 der University Education Officer der Militärregierung gegenüber der Bergakademie Clausthal mitgeteilt hatte, dass Oelsen nach seiner Suspendierung wiedereingestellt werden könne und dass seine Vermögenssperre aufgehoben werde.[28] Die Mitteilung des University Education Officers galt dabei nicht nur für die Wiedereinstellung Oelsens an der Bergakademie Clausthal, sondern in gleicher Weise auch für seine Stellung am Institut. Sie stütze „sich auf die Entscheidungen des Entnazifizierungsausschusses und von Public Safety“ und habe „daher ganz allgemeine Gültigkeit.“[29]

Jedoch hatte Oelsen auch in der Zwischenzeit Tätigkeiten für das KWIE übernommen. Damit passt zusammen, dass in einer Aufstellung zu Rentenbeiträgen für Oelsen von 1960 der Zeitraum zwischen dem 19. April 1946 und 30. September 1948 insgesamt als Beschäftigungszeit am KWIE aufgeführt wurde; die Zivilinternierung vom 13. August 1945 bis 18. April 1946 hingegen wurde vom KWIE als „unverschuldete Nichtbeschäftigungszeit“ deklariert.[30]

Parallel zu seiner 1946 offiziell aufgenommenen Tätigkeit für das KWIE war Oelsen im Sommer 1948 auch als Dozent an der Bergakademie tätig. Dort wurde er am 1. Oktober 1948 ordentlicher Professor für Eisenhütten-, Gießerei- und Emaillierwesen an der Bergakademie Clausthal und zum Direktor des gleichnamigen Instituts ernannt, womit die Tätigkeit am KWIE endete. Wever und Oelsen unterhielten, wie verschiedene Briefe zeigen, nach Kriegsende ein enges und gutes kollegiales Verhältnis.[31] Im Dezember 1949 erfolgte die Ernennung zum Auswärtigen Wissenschaftlichen Mitglied des KWIE, das inzwischen in Max-Planck-Institut für Eisenforschung (MPIE) umbenannt worden war.[32]

Verwicklung in den Fall Rosel Eckholt

Die KWIE-Mitarbeiterin Rosel Eckholt war im Februar 1945 noch vor Kriegsende wegen defätistischer Äußerungen von der Gestapo verhaftet und inhaftiert worden.[33] „Treibende Kräfte“ zu dieser Anzeige seien Willy Oelsen und Peter Göbbels, die Vorgesetzten der betroffenen Rosel Eckholt, sowie Institutsleiter Franz Wever gewesen.[34] Dieser Tatbestand wurde im September 1948 von Karl Schönfelder von der Bergakademie Clausthal unter Nennung verschiedener Zeugen beim Zellerfelder Entnazifizierungsausschuss vorgebracht. Daraufhin erstattete der Öffentliche Kläger beim Entnazifizierungshauptausschuss des Landkreises Zellerfeld am 26. November 1948 Strafanzeige gegen Oelsen und den ehemaligen stellvertretenden Betriebsobmann Peter Göbbels. Der Fall wurde für weitere Ermittlungen an die Oberstaatsanwaltschaft Göttingen weitergegeben.[35] Schönfelders Angaben zufolge sei die Verhaftung Eckholts auf eine Anzeige Wevers hin erfolgt, „treibende Kräfte zu dieser Anzeige waren Prof. W. Oelsen und P. Göbbels, zwei Vorgesetzte von Fräulein Eckholt“.[36]

Bei Schönfelder handelte es sich offenbar um Oelsens Vorgänger an der Bergakademie Clausthal. Im Februar 1949 beklagte sich Oelsen über diesen in einem persönlichen Schreiben an Wever: „Er geht so weit, mich erneut in ein Entnazifizierungsverfahren hineinzuziehen. Er hat es fertiggebracht, den Fall Eckholt erneut aufzurollen, und drängte mich in die Rolle eines Beschuldigten vor die Staatsanwaltschaft. Ich nehme an, daß man auch Sie in dem nun laufenden Ermittlungsverfahren gegen mich hören wird. […] Immerhin ist dies eine sehr unangenehme und kostspielige Angelegenheit, die ich nur deshalb ertragen kann, weil ich ein reines Gewissen habe.“[37] Dass Oelsen Eckholt bei der Gestapo angezeigt hatte, regte bei ihm offenbar keine Schuldgefühle, sondern er war der Auffassung, angemessen gehandelt zu haben. Dass Schönfelder den Fall aufbrachte, führte Oelsen auf berufliche Konkurrenz zurück: „Die Situation“ sei „eben die, daß er als der in 5 kategorisierte Antifaschist natürlich nicht zulassen kann, daß der in 4 kategorisierte Nazi den Lehrstuhl innehat. Jedes Mittel gegen mich ist ihm recht.“.[38]

Im Oktober 1949 vermerkte der Öffentliche Kläger bei dem Berufungsausschuss für die Entnazifizierung im Regierungsbezirk Hildesheim, dass die Staatsanwaltschaft Göttingen das Strafverfahren gegen Oelsen und die anderen „mangels des objektiven Tatbestandes eines Menschlichkeitsverbrechens eingestellt“ hatte. Zu der Beteiligung Oelsens hieß es weiterhin: „Der Betroffene hat zwar den Vorgang Rosel Eckholt formell zur Anzeige gebracht, aber aus Gründen, die nicht zu beanstanden sind. Ausserdem hat der Betroffene offensichtlich vorher mit allen Mitteln versucht, die Beschuldigungen gegen die Zeugin Eckholt abzubiegen und nach ihrer Verhaftung durch die Gestapo den Gestapobeamten zu Gunsten der Verhafteten zu beeinflussen.“[39] Ende November 1949 zog Oelsen seine im Januar 1948 eingelegte Berufung gegen den Einreihungsbescheid als „Mitläufer“ vom 15. Dezember 1947 zurück.[40] Dies ist ein möglicher Hinweis darauf, dass er doch mehr in den Fall Eckholt verwickelt war bzw. verhindern wollte, dass dieser im Rahmen eines Berufungsverfahrens erneut aufgerollt würde. Aufgrund veränderter Bestimmungen bei der Entnazifizierungsentscheidung bestand für Oelsen jedoch seit Ende 1950 die Möglichkeit, einen Antrag auf Berichtigung des Einreihungsbescheides zu stellen und damit eine Einordnung in die Kategorie V zu erreichen.[41] Davon machte Oelsen am 8. Mai 1951 auch Gebrauch. Bereits am 17. Mai 1951 wurde Oelsen schließlich „gemäß § 2 ff. der VO. über Aufhebung der erneuten Überprüfung der Entnazifizierungsentscheidung vom 30. Juni 1949“ in die Kategorie V eingeordnet.[42]

Institutsleitung ab 1959

Nach der Emeritierung Wevers im Jahr 1959 übernahm Willy Oelsen die MPIE-Institutsleitung, der das Institut bis zu seinem Tod am 25. Juli 1970 führte.[43] Einen klaren personellen Bruch gegenüber dem „Dritten Reich“ und der Nachkriegszeit bedeutete diese Stellenbesetzung jedoch nicht.

Einzelnachweise

zum ausführlichen Quellen- und Literaturverzeichnis

  1. MPIE, ohne Signatur, Personalakte Professor Oelsen, alte Akte, Lebenslauf und Fragebogen des Military Government, 06.08.1945.
  2. MPIE, ohne Signatur, Personalakte Professor Oelsen, alte Akte, Lebenslauf und Fragebogen des Military Government, 06.08.1945.
  3. MPIE, ohne Signatur, Personalakte Professor Oelsen, alte Akte, Lebenslauf und Fragebogen des Military Government, 06.08.1945; Dönges: Geschichte, S. 21.
  4. MPIE, ohne Signatur, Personalakte Professor Oelsen, alte Akte, Lebenslauf und Fragebogen des Military Government, 06.08.1945; Dönges: Geschichte, S. 21..
  5. MPIE, ohne Signatur, Personalakte Professor Oelsen, alte Akte, Schreiben des KWIE an Willy Oelsen, 25.04.1944.
  6. MPIE, ohne Signatur, Personalakte Professor Oelsen, alte Akte, Schreiben des Reichsministers für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung an Willy Oelsen, 09.12.1944.
  7. MPIE, ohne Signatur, Personalakte Professor Oelsen, alte Akte, Fragebogen des Military Government, 06.08.1945.
  8. MPIE, ohne Signatur, Personalakte Professor Oelsen, alte Akte, Fragebogen des Military Government, 06.08.1945.
  9. MPIE, ohne Signatur, Personalakte Professor Oelsen, alte Akte, Schreiben Ernst Telschows an Friedrich Körber, 01.10.1943.
  10. NLA HA Nds. 171 Hildesheim Nr. 20097, Entnazifizierungsakte Willy Oelsen, Fragebogen des Military Government of Germany, 10.05.1947.
  11. MPIE, ohne Signatur, Personalakte Professor Oelsen, alte Akte, Schreiben von Walther Middel an den Rektor der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster Prälat Schreiber, 24.10.1945, Schreiben von Walther Middel an den Rektor der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster Prälat Schreiber, 27.11.1945.
  12. MPIE, ohne Signatur, Personalakte Professor Oelsen, alte Akte, Bescheinigung Anton Pomps betr. Willy Oelsen, 04.09.1945; NLA HA Nds. 171 Hildesheim Nr. 20097, Entnazifizierungsakte Willy Oelsen, Fragebogen des Military Government, 10.05.1947.
  13. NLA HA Nds. 171 Hildesheim Nr. 20097, Entnazifizierungsakte Willy Oelsen, Fragebogen des Military Government, 10.05.1947. Siehe auch: MPIE, ohne Signatur, Personalakte Professor Oelsen, alte Akte, Schreiben des KWIE an den Rektor der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, 18.09.1945.
  14. MPIE, ohne Signatur, Personalakte Professor Oelsen, alte Akte, Schreiben des KWIE an Oelsen, 25.04.1944, Schreiben von Reichsminister Rust an Körber, 09.12.1944.
  15. NLA HA Nds. 171 Hildesheim Nr. 66974, Entnazifizierungsakte Max Hempel, Schreiben des KWIE an den Landrat des Kreises Zellerfeld, 09.11.1945.
  16. MPIE, ohne Signatur, Personalakte Professor Oelsen, alte Akte, Fragebogen des Military Government, 06.08.1945.
  17. NLA HA Nds. 171 Hildesheim Nr. 66974, Entnazifizierungsakte Max Hempel, Schreiben des KWIE an den Landrat des Kreises Zellerfeld, 09.11.1945.
  18. Z.B. MPIE, ohne Signatur, Personalakte Professor Oelsen, alte Akte, Bescheinigung von Anton Pomp, 04.09.1945.
  19. NLA HA Nds. 171 Hildesheim Nr. 20097, Entnazifizierungsakte Willy Oelsen, Einreihungsbescheid der Militärregierung, 15.12.1947.
  20. NLA HA Nds. 171 Hildesheim Nr. 20097, Entnazifizierungsakte Willy Oelsen, Berufungsschreiben Oelsens an den Entnazifizierungshauptausschuss des Kreises Zellerfeld, 08.01.1948.
  21. NLA HA Nds. 171 Hildesheim Nr. 20097, Entnazifizierungsakte Willy Oelsen, Antrag auf Abänderung meines Kategorisierungsbescheids, 20.06.1948, Antrag auf Wiederaufnahme des Verfahrens und Abänderung der Kategorisierung, 25.06.1948.
  22. NLA HA Nds. 171 Hildesheim Nr. 20097, Entnazifizierungsakte Willy Oelsen, Antrag auf Wiederaufnahme des Verfahrens und Abänderung der Kategorisierung, 25.06.1948.
  23. NLA HA Nds. 171 Hildesheim Nr. 20097, Entnazifizierungsakte Willy Oelsen, Antrag auf Wiederaufnahme des Verfahrens und Abänderung der Kategorisierung, 25.06.1948.
  24. MPIE, ohne Signatur, Personalakte Professor Oelsen, alte Akte, Bescheinigung Körbers für Oelsen, 19.06.1935.
  25. NLA HA Nds. 171 Hildesheim Nr. 20097, Entnazifizierungsakte Willy Oelsen, Antrag auf Wiederaufnahme des Verfahrens und Abänderung der Kategorisierung, 25.06.1948.
  26. NLA HA Nds. 171 Hildesheim Nr. 20097, Entnazifizierungsakte Willy Oelsen, Bescheinigung, 26.06.1946.
  27. Vgl. Gruffudd: A Haven from Hitler.
  28. MPIE, ohne Signatur, Personalakte Professor Oelsen, alte Akte, Schreiben der Militärregierung an den Rektor der Bergakademie, 28.01.1947; NLA HA Nds. 171 Hildesheim Nr. 20097, Entnazifizierungsakte Willy Oelsen, Fragebogen des Military Government, 10.05.1947.
  29. MPIE, ohne Signatur, Personalakte Professor Oelsen, alte Akte, Notiz zur Besprechung mit Mr. Rowton, Res. Branch Göttingen am 14. April 1947.
  30. AMPG, Abt. II, Rep. 0001A, Personalia: Oelsen, Willy Bd. 1.
  31. Vgl. MPIE, ohne Signatur, Personalakte Professor Oelsen, alte Akte, verschiedene Schreiben.
  32. Rose/Grandmontagne: Zeittafeln, S. 26. Siehe auch d: AMPG, Abt. II, Rep. 0001A, Personalia: Oelsen, Willy Bd. 1; MPIE, ohne Signatur, Personalakte Professor Oelsen (I), Lebenslauf.
  33. LAV NRW, NW 1002-I-23403, Entnazifizierungsakte Franz Wever, Schreiben von Karl Schönfelder an den Entnazifizierungsausschuss für den Stadtkreis Düsseldorf, 12.9.1948.
  34. LAV NRW, NW 1002-I-23403, Entnazifizierungsakte Franz Wever, Schreiben von Karl Schönfelder an den Entnazifizierungsausschuss für den Stadtkreis Düsseldorf, Clausthal-Zellerfeld, 12.09.1948.
  35. NLA HA Nds. 171 Hildesheim Nr. 20097, Entnazifizierungsakte Willy Oelsen, Schreiben des Öffentlichen Klägers beim Entnazifizierungshauptausschuss des Landkreises Zellerfeld an den Berufungsausschuss für die Entnazifizierung Osterode, 26.11.1948.
  36. NLA HA Nds. 171 Hildesheim Nr. 20097, Entnazifizierungsakte Willy Oelsen, Schreiben von Karl Schönfelder an den Entnazifizierungshauptausschuss für den Stadtkreis Düsseldorf, 12.09.1948.
  37. MPIE, ohne Signatur, Personalakte Professor Oelsen, alte Akte, Schreiben von Oelsen an Wever, 07.02.1949.
  38. MPIE, ohne Signatur, Personalakte Professor Oelsen, alte Akte, Schreiben von Oelsen an Wever, 07.02.1949.
  39. NLA HA Nds. 171 Hildesheim Nr. 20097, Entnazifizierungsakte Willy Oelsen, Vermerk des Öffentlichen Klägers bei dem Berufungsausschuss für die Entnazifizierung im Regierungsbezirk Hildesheim, 12.10.1949.
  40. NLA HA Nds. 171 Hildesheim Nr. 20097, Entnazifizierungsakte Willy Oelsen, Schreiben von Oelsen an den Berufungsausschuss für die Entnazifizierung im Regierungsbezirk Hildesheim, 26.11.1949.
  41. NLA HA Nds. 171 Hildesheim Nr. 20097, Entnazifizierungsakte Willy Oelsen, Schreiben des Berufungsausschusses für die Entnazifizierung im Regierungsbezirk Hildesheim an Oelsen, 12.12.1949.
  42. NLA HA Nds. 171 Hildesheim Nr. 20097, Entnazifizierungsakte Willy Oelsen, Einreihungsbescheid, 15.12.1947.
  43. Flachowsky: Wagenburg, S. 696. Berichte und Mitteilungen der Max-Planck-Gesellschaft 5/93, S. 10.