Verlagerung des Instituts nach Clausthal: Unterschied zwischen den Versionen

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Aufgrund von Fliegerbomben-Schäden wurden seit dem Sommer 1943 Teile des [[Das KWIE in der Weimarer Republik|KWIE]] an die Bergakademie Clausthal verlagert.
Aufgrund von Fliegerbomben-Schäden wurden seit dem Sommer 1943 Teile des KWIE an die Bergakademie Clausthal verlagert.


==Die Luftangriffe im Sommer 1943==
==Die Luftangriffe im Sommer 1943==

Version vom 2. Juni 2020, 18:46 Uhr

Aufgrund von Fliegerbomben-Schäden wurden seit dem Sommer 1943 Teile des KWIE an die Bergakademie Clausthal verlagert.

Die Luftangriffe im Sommer 1943

Mehrfach wurde das KWIE bei alliierten Angriffen getroffen und beschädigt. Beim Pfingstangriff auf Düsseldorf in der Nacht vom 11. auf den 12. Juni 1943 wurden das Beamtenwohnhaus des KWIE durch den direkten Treffer durch eine Sprengbombe und das Magnetlaboratorium sowie mehrere Lagerschuppen durch einen vom Angriff ausgelösten Brand vollständig zerstört. Hinzu kamen schwere Schäden an den Hallendächern, Zwischenwänden, Fenstern und Türen.[1] In der Nacht vom 22. auf den 23. August 1943 wurde die Eingangsseite des Hauptgebäudes durch Volltreffer von Luftminen zerstört, was darüber hinaus zu Brandschäden am Gebäude führte.[2] Dennoch kommentierte Franz Wever später die Folgen dieser beiden Luftangriffe mit folgenden Worten: „Diese Schäden waren, mit den Maßstäben gemessen, an die wir uns im weiteren Verlauf des Luftkriegs gewöhnen mussten, nur gering, und die Ausfälle an Laboratoriumseinrichtungen fielen kaum ins Gewicht.“[3]

Vorbereitung und Anordnung von Rüstungsminister Speer

Aufgrund der Beeinträchtigungen der Arbeitsmöglichkeiten wurde im August 1943 von Albert Speer die Verlagerung des Instituts an die Bergakademie Clausthal veranlasst. Speer bat den Gauleiter des Gaus Süd-Hannover-Braunschweig, Hartmann Lauterbacher, und wies das Rüstungskommando Braunschweig an, das KWIE bei der Einrichtung der neuen Arbeitsstätte und bei der Unterbringung der Institutsmitarbeiter bevorzugt zu unterstützen.[4] Der Reichsminister betonte, dass er „auf eine beschleunigte Wiederaufnahme des Institutsbetriebs an der neuen Wirkungsstätte besonderes Gewicht lege“. Daher seien „die dazu erforderlichen Arbeiten mit grösster Beschleunigung unter nachdrücklichster Mitwirkung aller in Frage kommenden Stellen durchzuführen“.[5] Speers Unterstützung ist ein weiterer starker Beleg für die Relevanz des Instituts in der Rüstungsforschung.

Die Verlagerung nach Clausthal-Zellerfeld

Für die Wahl des Verlagerungsorts Clausthal war entscheidend, dass sich in der dortigen Bergakademie voll eingerichtete Laboratorien befanden, die, wie man meinte, ohne größeren Zeitverlust für die Arbeiten des Instituts verwendet werden konnten.[6] Am 29. September 1943 teilte Institutsdirektor Friedrich Körber KWG-Präsident Albert Vögler, mit, dass er „selbst morgen nach Clausthal übersiedeln werde und daß somit die Leitung des Gesamtinstituts ab 1. Oktober dorthin verlegt wird“.[7] In Düsseldorf blieben die Metallurgische, Teile der Physikalischen und Mechanischen Abteilung und die Erzaufbereitungsabteilung. Die örtliche Leitung des Düsseldorfer „Restinstituts“ übernahm zunächst Peter Bardenheuer.[8] Während in Düsseldorf ein Kommando der Organisation Todt (OT) damit begann, das Institutsgebäude gegen die Witterungseinflüsse zu schließen, mussten zur Unterbringung der verlagerten Abteilungen des KWIE in Clausthal zusätzlich eine Baracke auf dem Hof des Hauptgebäudes der Bergakademie und eine weitere auf dem Gelände des Kaiser-Wilhelm-Schachts errichtet werden.[9]

Schwierigkeiten beim Umzug nach Clausthal und weitere Bombenschäden in Düsseldorf

Der Umzug nach Clausthal war von einigen Schwierigkeiten begleitet. Es dauerte noch bis Mitte 1944, „bis sich die Arbeit in Clausthal notdürftig wieder eingespielt“ hatte.[10] In der Zwischenzeit wurde das Institutsgebäude in Düsseldorf in der Nacht vom 3. auf den 4. November 1943 erneut bei einem Luftangriff beschädigt. Durch Spreng- und Brandbomben waren abermals Schäden an Zwischenwänden, Fenstern und Türen entstanden. Dazu kamen erhebliche Glasschäden und ein Brandschaden am Dachbinder in einer Walzwerkshalle.[11] Weitere Fliegerschäden entstanden Mitte und Ende März 1944.[12] Die Kosten der Verlagerung des KWIE wurden von der KWG, wie bei all ihren Forschungsinstituten, als Kriegsschäden geltend gemacht und von den Behörden eingefordert. Die bis Ende des Jahres 1943 entstandenen Auslagen aufgrund der Verlagerung wurden durch eine Vorabzahlung in Höhe von 150.000 RM erstattet.[13] Ende 1944 belief sich die Forderung des VDEh noch auf 99.737,79 RM, „die sich nach der vorliegenden Abrechnung in Clausthal zum 30. Juni 1945 auf RM 52.370,14 ermäßigt hat“.[14]

Ausweitung der Verlagerung

Aufgrund weiterer Luftangriffe auf Düsseldorf Anfang November 1944 wurden weitere Teile des KWIE nach Clausthal verlagert. In Düsseldorf sollte nur noch das Mechanisch-Technologische Labor mit der Hälfte der Dauerstandanlage unter der Leitung von Werner Lueg mit 14 Mitarbeitern verbleiben.[15] Diese sollten vordringliche Sicherungsarbeiten, wie das Abdichten von Dächern oder den Ausbau einer behelfsmäßigen Drehstromversorgung, ausführen und das Gebäude vor dem Eindringen Unbefugter schützen. Die wissenschaftliche Arbeit wurde in Düsseldorf bis Kriegsende nicht wieder aufgenommen.[16] Kurz vor Kriegsende berichtete die Metallographische Abteilung vom Apparatebestand, dass die Lage in Clausthal chaotisch war: „Die durch die Kriegsereignisse eingetretenen Schäden und Verluste und besonders die […] Unordnung in den Laborräumen der metallographischen Abteilung lassen einen ordnungsmäßigen Überblick über den Bestand und den Zustand des Inventars […] nicht zu. Dies ist erst nach erfolgter Ordnung, Überholung und Inbetriebnahme der Einrichtungen möglich.“[17] Trotzdem hoffte man, dass „die noch vorhandenen Einrichtungen nach gründlicher Überholung und evtl. Ersatzlieferung von kleineren Zusatzeinrichtungen für künftige Prüfungs- und Forschungsaufgaben des Instituts ausreichend“ sein würden.[18] Dieser Bericht kann wahrscheinlich auch auf die anderen Abteilungen übertragen werden.

Bildergalerie

Einzelnachweise

zum ausführlichen Quellen- und Literaturverzeichnis

  1. MPIE, 11-3-02-2, Aufstellung über Bombenschäden am 12. Juni 1943.
  2. MPIE, 11-3-02-2, Aufstellung über Bombenschäden am 22./23. August 1943.
  3. VDEh, Ac 207, Band II, Bericht über den Wiederaufbau des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Eisenforschung seit Kriegsende, 28.01.1949.
  4. VDEh, Ac 201, Schreiben von Albert Speer an Friedrich Körber, 26.08.1943, Schreiben von Albert Speer an Gauleiter Lauterbacher, 26.08.1943.
  5. VDEh, Ac 201, Schreiben von Albert Speer an Friedrich Körber, 26.08.1943.
  6. VDEh, Ac 207, Band II, Bericht über den Wiederaufbau des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Eisenforschung seit Kriegsende, 28.01.1949.
  7. VDEh, Ac 201, Schreiben von Friedrich Körber an Albert Vögler, 29.09.1943.
  8. VDEh, Ac 201, Schreiben von Friedrich Körber an Albert Vögler, 29.09.1943.
  9. VDEh, Ac 201, Schreiben von Friedrich Körber an Albert Vögler, 29.09.1943.
  10. MPIE: 10 Jahre Eisenforschung, S. 5.
  11. MPIE, 11-3-02-2, Aufstellung über Bombenschäden am 3. November 1943.
  12. MPIE, 11-3-02-2, Beseitigung von Fliegerschäden, 17.04.1944.
  13. VDEh, Aa 40, Band V, Niederschrift über die Sitzung am 23. März 1944.
  14. VDEh, Aa 40, Band V, Niederschrift über die Sitzung des Vorstandes, 11.12.1945.
  15. VDEh, Ac 207, Band II, Bericht über den Wiederaufbau des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Eisenforschung seit Kriegsende, 28.01.1949; VDEh, Ac 207, Band I, Schreiben von Albert Vögler an die Mitglieder des Kuratoriums des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Eisenforschung, 04.12.1944; MPIE, 11-3-02-2, Niederschrift über die Besprechung betreffs Zustand des Instituts und vordringlicher Sicherungsarbeiten und Verlagerung nach Clausthal, 07.11.1944.
  16. VDEh, Ac 207, Band II, Bericht über den Wiederaufbau des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Eisenforschung seit Kriegsende, 28.01.1949.
  17. MPIE, 10-2-01, Tätigkeitsbericht der Metallographischen Abteilung 01.01.-30.09.1945.
  18. MPIE, 10-2-01, Tätigkeitsbericht der Metallographischen Abteilung 01.01.-30.09.1945.