Rüstungsforschung und Institutsentwicklung in den letzten Kriegsjahren

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Noch gegen Kriegsende verzeichnete das KWIE und dessen rüstungsrelevante Forschung einen Bedeutungszuwachs. Dies zeigte sich nicht nur an der Anzahl der Forschungsaufträge, die dem Institut vom sogenannten Reichsforschungsrat (RFR) übertragen worden waren, sondern auch in gesteigerten Mitarbeiterzahlen und der Finanzausstattung.

„Konzentration der Rüstung und Kriegsproduktion“

Anfang September 1944 informierte der Leiter des Geschäftsführenden Beirats des RFR, Rudolf Mentzel, die Fachspartenleiter und Bevollmächtigten darüber, dass infolge des Erlasses Hitlers über die „Konzentration der Rüstung und Kriegsproduktion“ vom 19. Juni 1944 Reichsminister Speer eine neue Regelung für die laufenden Entwicklungen auf dem rüstungstechnischen Sektor herausgegeben hätte. „Hiernach sollen in Zukunft nur noch diejenigen Entwicklungen gefördert werden, die durch neue umstürzende Eigenschaften in der Lage sind, uns gegenüber den Entwicklungen der Feindmächte bedeutenden Vorteil zu bringen.“[1] Mentzel hielt es daher für erforderlich, die laufenden Forschungsarbeiten im RFR einer erneuten Prüfung auf ihre Dringlichkeit zu unterziehen. Die Fachspartenleiter wurden dazu aufgefordert, die Forschungsaufgaben zu überprüfen und diejenigen Hauptarbeitsgebiete zu bestimmen, „auf denen auch in der Zukunft weiterhin Forschungsaufgaben gestellt und bearbeitet werden dürfen“.[2] Dabei sollte weniger die Freimachung von Arbeitskräften angestrebt werden, vielmehr sollten mit den vorhandenen wissenschaftlichen und technischen Kräften die vordringlichen Forschungsvorhaben mit größter Intensität vorangetrieben und zum Abschluss gebracht werden.

Forschungsaufträge des RFR

Am 20. März 1945 – also noch in den letzten Kriegswochen – beantragte der neue KWIE-Direktor Franz Wever die Verlängerung von 15 laufenden Forschungsaufträgen, die dem Institut von der Fachsparte Eisen und Stahl im RFR übertragen worden waren.[3] Dies ist umso bemerkenswerter, da das KWIE nach einer Aufstellung vom April 1944 lediglich zwölf Aufträge der Fachsparte Eisen und Stahl im RFR durchgeführt hatte.[4] Somit war die Tätigkeit des KWIE von den beschriebenen Konzentrationsbestrebungen in der rüstungsrelevanten Forschung nicht betroffen, sondern konnte sogar noch gegen Kriegsende einen leichten Bedeutungszuwachs erfahren.

Mitarbeiterzahlen und Finanzausstattung

Dies wird auch an der Personalentwicklung deutlich. Im Jahr 1943 waren 202 Personen am KWIE angestellt; darunter 45 Frauen. 62 Personen waren in diesem Jahr zum Wehrdienst eingezogen worden. Von diesen starben zwei an der Front, drei wurden im Osten vermisst gemeldet und weitere drei befanden sich in US-Gefangenschaft.[5] Die Zahl der Mitarbeiter stieg also wieder.[6] In den zehn Jahren seit 1933 hatte sich die Mitarbeiterzahl von 85 zu 202 mehr als verdoppelt. 1945 waren 221 Personen am KWIE beschäftigt, darunter 49 Frauen. 74 Mitarbeiter waren zum Wehrdienst eingezogen.[7]

Auch die Finanzausstattung zeigt, dass das KWIE in den letzten Kriegsjahren an Bedeutung gewonnen hatte. 1944 betrugen die Ausgaben des KWIE knapp über 940.000 RM, womit der Haushaltsplan um rund 161.000 RM überschritten worden war. Dieser Mehrbetrag konnte jedoch vollständig aus den Einnahmen des Instituts gedeckt werden, da das KWIE im Jahr 1944 Einnahmen in Höhe von 350.000 RM erzielt hatte.[8]

Siehe auch

Einzelnachweise

zum ausführlichen Quellen- und Literaturverzeichnis

  1. BArch (Berlin), R 26 III/6, Schreiben von Mentzel an die Fachspartenleiter und Bevollmächtigten des RFR, 02.09.1944.
  2. BArch (Berlin), R 26 III/6, Schreiben von Mentzel an die Fachspartenleiter und Bevollmächtigten des RFR, 02.09.1944.
  3. BArch (Berlin), R 26 III/696, Schreiben von Wever an den Leiter des Geschäftsführenden Beirats im RFR Mentzel, 20.03.1945.
  4. BArch (Berlin), R 26 III/109, In den Arbeitsgruppen der Fachsparte Eisen und Stahl laufende Forschungsarbeiten, 15.04.1944.
  5. BArch (Berlin), R 26 III/109, Bericht über das Arbeitsjahr 1943.
  6. BArch (Berlin), R 26 III/109, Bericht über das Arbeitsjahr 1943.
  7. BArch (Berlin), R 26 III/342, Bericht über das Arbeitsjahr 1944.
  8. VDEh, Aa 40, Band V, Niederschrift über die Sitzung des Vorstandes, 11.12.1945.