Peter Göbbels

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Kindheit, Jugend und Ausbildung

Peter Göbbels wurde am 19. Juli 1898 in Aachen geboren, wo er zwischen 1904 und 1912 die Schule besuchte. Zwischen 1912 und 1915 absolvierte er eine technische Ausbildung in Aachen.[1]

Teilnahme am Ersten Weltkrieg

Aus seiner Entnazifizierungsakte geht hervor, dass er am Ersten Weltkrieg als Soldat teilgenommen hatte. Dabei wurde Göbbels zwischen Januar und Februar 1918 in der Türkei eingesetzt. Genauere Angaben zu seinem Wehrdienst befinden sich nicht in der Akte.[2]

Beschäftigung am KWIE

Am 1. Oktober 1924 trat Göbbels in das analytische Laboratorium der Chemischen Abteilung des KWIE als Laborant ein. Anfang 1929 rückte er zum 1. Chemotechniker auf, im Januar 1942 wurde er zum Technischen Assistenten befördert. Ende August 1944 wurde Göbbels schließlich mit der technischen Leitung des analytischen Laboratoriums einschließlich des gasanalytischen Laboratoriums im Rahmen der Chemischen Abteilung betraut.[3]

Mitgliedschaft in NS-Organisationen

Im Mai 1933 trat er der NSDAP bei, wo er das Amt eines Blockhelfers bekleidete. Zusätzlich trat er im November 1933 der SA bei und stieg bis zum Oberscharführer auf. Am KWIE bekleidete er zudem den Posten des stellvertretenden DAF-Betriebsobmanns.[4]

Entlassung nach dem Krieg

Bereits wenige Monate nach Kriegsende begann eine erste Entnazifizierungsphase am KWIE. Im Zuge dessen erfolgte eine vorläufige Begutachtung der Institutsbelegschaft. Diese Begutachtung war im September 1945 abgeschlossen. Sie kam zu dem Ergebnis, dass drei Institutsangehörige zu entlassen seien. Dabei handelte es sich um den Elektromeister Helmut Heiting, den Chemotechniker Herbert Optenhostert und den technischen Assistenten und früheren stellvertretenden DAF-„Betriebsobmann“ Peter Göbbels. Hintergrund war, dass diese Mitarbeiter schon sehr früh NSDAP-Mitglieder geworden waren und auch eine aktive politische Rolle wahrgenommen hatten.[5] Alle drei wurden auf Anweisung der britischen Militärregierung noch im September 1945 vom Institut vorläufig entlassen und hatten danach mit weiteren Konsequenzen zu rechnen. Göbbels zum Beispiel stand von August bis November 1945 unter Hausarrest. Danach fand er eine Anstellung als Hilfsarbeiter in der Industrie.[6]

Weiteres Entnazifizierungsverfahren

Vor dem Entnazifizierungsausschuss des Kreises Zellerfeld versuchte Göbbels, seine politische Belastung mit verschiedenen Argumenten zu relativieren, blieb hiermit aber zunächst erfolglos. Ihm wurde unter anderem die Bespitzelung der Institutsmitarbeiter zur Last gelegt.[7] Er führte seine nationalsozialistische Belastung auch darauf zurück, dass er sich als „einfacher Mann“ an seinen Vorgesetzten und der Institutsleitung orientiert habe. Auch beteuerte er, vom Nationalsozialismus abgerückt zu sein.[8] Am 31. März 1947 empfahl der Entnazifizierungsausschuss des Kreises Zellerfeld erneut seine Entlassung aufgrund seiner Mitgliedschaften und Ämter in der NSDAP und SA, seiner propagandistischen und aktivistischen Betätigung als „Betriebsobmann“ und verschiedener belastender Zeugenaussagen.[9] In einem Berufungsverfahren konnte Göbbels eine beachtliche Anzahl an Leumundszeugnissen vorlegen.[10] Insgesamt äußerten sich 22 Personen, darunter Familie, Freunde, Bekannte und Kollegen, zu seinen Gunsten.[11] Unter anderem wurde sein Charakter als gradlinig und höflich beschrieben; er sei ein „uneigennütziger Nationalsozialist“ gewesen, welcher nur auf das Wohl Deutschlands bedacht gewesen sei.[12] Interessant ist, dass das KWIE-Betriebsratsmitglied Alfred Ahland, welcher Göbbels zuvor deutlich belastet hatte, sich im Berufungsverfahren nun für Göbbels aussprach und bestätigte, dieser habe sich nach seiner Entlassung ohne zu zögern dem Wiederaufbau Deutschlands verschrieben.[13] Der Entnazifizierungsausschuss stufte Göbbels daraufhin einstimmig am 23. September 1947 nur noch als „nominellen Nazi-Unterstützer“ ein und empfahl eine Beschäftigung. Er wurde als „Mitläufer“ in die Kategorie IV eingestuft und erhielt keine weitere Vermögens- und Berufsbeschränkung.[14]

Beteiligung an der Verhaftung der Institutsmitarbeiterin Rosel Eckholt

Noch im Februar 1945 wurde die Angestellte des KWIE Rosel Eckholt wegen defätistischer Äußerungen bei der Gestapo angezeigt, woraufhin diese verhaftet wurde. „Treibende Kräfte“ zu dieser Anzeige seien Willy Oelsen und Peter Göbbels, die Vorgesetzten der betroffenen Rosel Eckholt, sowie Institutsleiter Franz Wever gewesen.[15] Dieser Tatbestand wurde im September 1948 von Karl Schönfelder von der Bergakademie Clausthal unter Nennung verschiedener Zeugen beim Zellerfelder Entnazifizierungsausschuss vorgebracht. Daraufhin erstattete der Öffentliche Kläger beim Entnazifizierungshauptausschuss des Landkreises Zellerfeld am 26. November 1948 Strafanzeige gegen Oelsen und Göbbels. Der Fall wurde für weitere Ermittlungen an die Oberstaatsanwaltschaft Göttingen weitergegeben.[16] Schönfelders Angaben zufolge sei die Verhaftung Eckholts auf eine Anzeige Wevers hin erfolgt, „treibende Kräfte zu dieser Anzeige waren Prof. W. Oelsen und P. Göbbels, zwei Vorgesetzte von Fräulein Eckholt“[17]

Erfolglose Bemühung um eine Wiedereinstellung beim MPIE

Eine von Göbbels angestrebte Wiedereinstellung am Institut erfolgte auch Anfang der 1950er-Jahre nicht, da laut Direktor Wever Göbbels frühere Laborleiterposition inzwischen fest vergeben war.[18] Generell bestanden von Seiten der MPIE-Spitze keine Berührungsängste gegenüber früheren NS-Aktivisten. Eine ablehnende Haltung gegenüber Göbbels herrschte am Institut offenbar nicht vor. Oelsen trat gegenüber Wever sogar als Fürsprecher auf: „Ich möchte das hiermit tun und gleichzeitig die herzliche Bitte aussprechen, sich dieses wirklich tüchtigen Menschen anzunehmen und vor allem an seine treue Einstellung zum Institut zu denken.“[19] Im Antwortschreiben äußerte sich auch Wever positiv: „Ich habe Herrn Göbbels wegen seiner ausgezeichneten fachlichen Leistungen und seiner Treue zum Institut in bester Erinnerung. […] Wie Sie wissen, war es nach dem Kriege gänzlich ausgeschlossen, Herrn Göbbels beim Institut zu halten.“[20]

Einzelnachweise

zum ausführlichen Quellen- und Literaturverzeichnis

  1. NLA HA Nds. 171 Hildesheim Nr. 67024, Entnazifizierungsakte Peter Göbbels, Fragebogen des Military Government, 27.08.1947.
  2. NLA HA Nds. 171 Hildesheim Nr. 67024, Entnazifizierungsakte Peter Göbbels, Fragebogen des Military Government, 27.08.1947.
  3. NLA HA Nds. 171 Hildesheim Nr. 67024, Entnazifizierungsakte Peter Göbbels, Zeugnis des KWIE, 15.11.1945.
  4. NLA HA Nds. 171 Hildesheim Nr. 67024, Entnazifizierungsakte Peter Göbbels, Fragebogen des Military Government, 27.08.1947.
  5. NLA HA Nds. 171 Hildesheim Nr. 66974, Entnazifizierungsakte Max Hempel, Protokoll der politischen Begutachtung im Kaiser-Wilhelm-Institut für Eisenforschung, 22.09.1945.
  6. NLA HA Nds. 171 Hildesheim Nr. 67024, Entnazifizierungsakte Peter Göbbels, Erklärung, 10.03.1947, Fragebogen des Military Government, 24.08.1947.
  7. NLA HA Nds. 171 Hildesheim Nr. 67024, Entnazifizierungsakte Peter Göbbels, Schriftliche Stellungnahme Peter Göbbels, 15.07.1946; NLA HA Nds. 171 Hildesheim Nr. 66974, Entnazifizierungsakte Max Hempel, Protokoll der politischen Begutachtung im Kaiser-Wilhelm-Institut für Eisenforschung, 22.09.1945.
  8. NLA HA Nds. 171 Hildesheim Nr. 67024, Entnazifizierungsakte Peter Göbbels, Erklärung von Peter Göbbels, 10.03.1947.
  9. NLA HA Nds. 171 Hildesheim Nr. 67024, Entnazifizierungsakte Peter Göbbels, Stellungnahme Entnazifizierungsausschuss Kreis Zellerfeld, 31.03.1947.
  10. NLA HA Nds. 171 Hildesheim Nr. 67024, Entnazifizierungsakte Peter Göbbels, Berufungsschreiben von Alfred König an den Kreisentnazifizierungsausschuss Zellerfeld, 17.07.1947.
  11. NLA HA Nds. 171 Hildesheim Nr. 67024, Schreiben des Entnazifizierungshauptausschusses Clausthal-Zellerfeld an Alfred König, 28.07.1947, Berufungsschreiben von Alfred König an den Kreisentnazifizierungsausschuss Zellerfeld, 17.07.1947.
  12. NLA HA Nds. 171 Hildesheim Nr. 67024, Entnazifizierungsakte Peter Göbbels, Bescheinigung Gudrun Schmidt, 12.07.1947, Bescheinigung des Kaiser-Wilhelm-Institut, 21.07.1947, Unterlagen von Alfred König an den Kreisentnazifizierungsausschuss Zellerfeld, 05.09.1947,
  13. NLA HA Nds. 171 Hildesheim Nr. 67024, Entnazifizierungsakte Peter Göbbels, Leumundszeugnis Alfred Ahland, 15.07.1947.
  14. NLA HA Nds. 171 Hildesheim Nr. 67024, Entnazifizierungsakte Peter Göbbels, Stellungnahme Entnazifizierungshauptausschuss Clausthal-Zellerfeld, 23.09.1947, Einreihungsbescheid, 23.03.1948.
  15. LAV NRW, NW 1002-I-23403, Entnazifizierungsakte Franz Wever, Schreiben von Karl Schönfelder an den Entnazifizierungsausschuss für den Stadtkreis Düsseldorf, Clausthal-Zellerfeld, 12.09.1948.
  16. NLA HA Nds. 171 Hildesheim Nr. 20097, Entnazifizierungsakte Willy Oelsen, Schreiben des Öffentlichen Klägers beim Entnazifizierungshauptausschuss des Landkreises Zellerfeld an den Berufungsausschuss für die Entnazifizierung Osterode, 26.11.1948.
  17. NLA HA Nds. 171 Hildesheim Nr. 20097, Entnazifizierungsakte Willy Oelsen, Schreiben von Karl Schönfelder an den Entnazifizierungshauptausschuss für den Stadtkreis Düsseldorf, 12.09.1948.
  18. MPIE, ohne Signatur, Personalakte Professor Oelsen, alte Akte, Schreiben von Wever an Oelsen, 21.01.1953.
  19. MPIE, ohne Signatur, Personalakte Professor Oelsen, alte Akte, Schreiben von Oelsen an Wever, 16.01.1953.
  20. MPIE, ohne Signatur, Personalakte Professor Oelsen, alte Akte, Schreiben von Wever an Oelsen, 21.01.1953.