Dringlichkeitsstufe „sehr schnell“

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Unter der Dringlichkeitsstufe „sehr schnell“ führte das KWIE unter anderem 1942 Beschussversuche an Stahlplatten durch.
Bereits vor Kriegsbeginn hatte das Institut Untersuchungen an Geschossspitzen ...
... und Geschossrohlingen durchgeführt.

Materialprüfungen für das Reichsluftfahrministerium (RLM) und das Heer

Nach Kriegsbeginn wurde das KWIE zum „Wehrwirtschaftsbetrieb“ erklärt und die Relevanz des Instituts für die Rüstungsvorhaben des NS-Regimes nahm zu. Dies wird an den zahlreichen dringlichen Aufträgen deutlich, die das KWIE 1941 und 1942 für das Reichsluftfahrministerium (RLM) und das Oberkommando des Heeres (OKH) ausführte. Für das RLM bearbeitete das KWIE 1941 insgesamt sechs Aufträge der Dringlichkeitsstufe „sehr schnell“, sogenannte „SS-Aufträge“. Übergeordnetes Thema dieser Aufträge war die „Umstellungen auf dem Gebiete der Werkstoffe“. Dazu zählten etwa die Untersuchung von Stahlgussschmelzen auf Durchhärtung, Schwingungsuntersuchungen an Austauschstählen und Untersuchungen zur Dauerhaltbarkeit von Ventilfedern aus legierten Werkstoffen.

Weiterhin bearbeitete das Institut vier Aufträge der Dringlichkeitsstufe „schnell“, sogenannte „S-Aufträge“, für das RLM zu „Entwicklungen und Untersuchungen auf dem Stahlgebiet“. Dies betraf unter anderem Untersuchungen von hochwertigen kaltgewalzten Stählen und Schwingungsprüfungen von Ventilfedern.[1] Im Bereich der Mechanischen Prüfung wurden 1941 neben Dauerstandsversuchen an Chrom-Kobalt-Stählen Dauerstandsversuche an Niob-Stählen und Titan-Stählen durchgeführt, außerdem Tests mit molybdänfreien Austauschstählen, legiertem Stahlguss und gestauchten Metallen. In der Mechanisch-Technologischen Abteilung beschäftigte man sich mit dem Verhalten von Stahl bei hohen und niedrigen Temperaturen, Reibung und Verschleiß, sowie Walz-, Zieh-, Schmiede-, Kerbschlag- und Beschussversuchen. Des Weiteren wurden metallurgische Vorgänge beim Schweißen, titanhaltige Vergütungsstähle, Ventilfedern und im Auftrag des Reichsluftfahrtministeriums Stahlguss untersucht.[2]

Beschussversuche an Panzerstählen

Für das RLM wurde 1942 als SS-Auftrag eine vergleichende Untersuchung von Stahl- und Leichtmetallblechen auf das Verhalten unter Beschuss durchgeführt. Ziel war es, eine günstige Flugzeugpanzerung zu erproben. Magnetische Messungen an Flugzeugbaustoffen wurden ebenfalls als „SS-Aufträge“ durchgeführt. Hier ging es um Fragen der Navigationsfähigkeit.[3]

Das KWIE führte für das RLM weitere „SS-Aufträge“ durch. Dazu gehörten die Entwicklung eines Verfahrens zur Verarbeitung vanadiumhaltiger Schlacken, die Forschung zur Einsparung von Mangan bei der Stahlerzeugung und die Mangangewinnung aus manganhaltigen Erzen durch Laugung.[4] Als „SS-Auftrag“ für das OKH erforschte das KWIE 1941 ferner die Erschmelzung von Versuchsstählen für Maschinengewehrläufe. Darüber hinaus wurde das Laufmaterial für automatische Waffen weiterentwickelt.[5]

Weitere Rüstungsforschungen

1942 war das KWIE im Rahmen eines „SS-Auftrages“ an der Entwicklung und Prüfung sparstoffarmer Stähle für Geschützrohre beteiligt. Dabei wurden Werkstoffeigenschaften und Verhalten der Rohre beim Beschuss untersucht. Gemeinsam mit Geschossfabriken wurden für das OKH Forschungen betrieben, die den Ausschuss beim Einziehen von Granaten vermindern sollten.[6] Außerdem wurden Forschungen zur Herabminderung des Ausschusses bei der Herstellung von Panzergleisketten angestellt. An Panzerstahl führte man Untersuchungen durch, um ein Prüfverfahren zu entwickeln, das den Beschuss größerer Platten ersparte.[7] Weiterhin wurden ab 1941 im Hinblick auf den Flakrohr-Verschleiß Versuche mit Sintereisen-Ringen und -Führungsbändern unternommen.[8]

Neben den Aufträgen für RLM und OKH führte das KWIE in den ersten Kriegsjahren auch für die Industrie rüstungsrelevante Untersuchungen durch. Teilweise ergänzten sich diese mit den Dringlichkeitsaufträgen. Ein Beispiel dafür sind Tests zur Dauerhaltbarkeit von Maschinengewehrteilen, die das Institut 1941 für die Berlin-Lübecker-Maschinenfabrik (BLM) ausführte.[9]

Einzelnachweise

zum ausführlichen Quellen- und Literaturverzeichnis

  1. AMPG, Abt. I, Rep. 16, Nr. 36, Schreiben von Körber an die Generalverwaltung der KWG, 22.10.1941. Siehe auch: MPIE 8-2-01-6, Tätigkeitsbericht für die Zeit vom 1.1. bis zum 31.03.1941.
  2. MPIE, 8-2-01-6, Bericht über das Arbeitsjahr 1939; MPIE, 9-2-01-1, Tätigkeitsberichte der Mechanisch-Technologischen Abteilung 1940-1942.
  3. AMPG, Abt. I, Rep. 16, Nr. 36, Schreiben von Körber an die Generalverwaltung der KWG, 16.09.1942.
  4. AMPG, Abt. I, Rep. 16, Nr. 36, Schreiben von Körber an die Generalverwaltung der KWG, 16.09.1942.
  5. AMPG, Abt. I, Rep. 16, Nr. 36, Schreiben von Körber an die Generalverwaltung der KWG, 22.10.1942; siehe auch eine Aufstellung kriegswichtiger Forschungsarbeiten des KWIE für unterschiedliche Stellen in Flachowsky: Alle Arbeit, S. 189.
  6. AMPG, Abt. I, Rep. 16, Nr. 36, Schreiben von Körber an die Generalverwaltung der KWG, 16.09.1942.
  7. AMPG, Abt. I, Rep. 16, Nr. 36, Schreiben von Körber an die Generalverwaltung der KWG, 16.09.1942.
  8. MPIE, 9-5-90-14, Besprechung über Versuchsplan der Arbeitsgruppe "Flakrohrverschleiss" in Ratingen", 06.10.1941, Verschleißversuche an Führungsbändern, 18.12.1941.
  9. MPIE, 8-2-01-6, Tätigkeitsbericht für die Zeit vom 1.1. bis zum 31.03.1941.