Projekt V3 / „Hochdruckpumpe“
Im Frühjahr 1944 war das KWIE an dem Projekt V3 („Vergeltungswaffe 3“) beteiligt, das unter dem Tarnnamen „Hochdruckpumpe“ lief. Bei diesem Projekt handelte es sich um eine Superkanone , an der seit 1942 geforscht und experimentiert wurde und die später zu einer der sogenannten „deutschen Wunderwaffen“ stilisiert wurde. Die Expertise des KWIE wurde hinzugezogen als die Testreihen nicht die gewünschten Ergebnisse hervorbrachten und es immer wieder zu Problemen mit dem Material kam.
Das Konzept der V3 / „Hochdruckpumpe“
Anders als bei den anderen „Vergeltungswaffen“ basierte die V3 / „Hochdruckpumpe“ nicht auf der Raketentechnologie, sondern war im Prinzip ein extrem großes, klassisches Geschütz, das im „Rahmen der Vergeltung gegen England von der Kanalküste ein fortlaufendes Störungsfeuer auf das Stadtgebiet von Groß-London abgeben und dadurch die Räumung Londons erzwingen“ sollte, so der Wortlaut in internen Papieren der NS-Forschung.[1] Durch die Länge des Rohrs und zusätzlich seitlich angebrachte Treibladungen sollten Geschosse eine solche Reichweite erreichen, dass sie von Nordfrankreich aus auf London abgeschossen werden könnten.[2] Anders als bei den meisten Geschossen der Zeit war das Rohr glatt. Dafür sollte das drei Meter lange Geschoss, dass von Röchling’schen Eisen- und Stahlwerken produziert wurde von eingerollten Flügeln stabilisiert werden.[3] Erste Schießversuche wurden Anfang 1944 in der Heeresversuchsanstalt Hillersleben durchgeführt.[4] Dabei traten wiederholt Probleme auf. So erreichten die Geschosse nicht geplante Mündungsgeschwindigkeit, so dass auch die erwartete Schussreichweite nicht erzielt werden konnte. Bei höherem Druck im Abschussrohr verloren die Geschosse an Stabilität und es kam wiederholt zu Rohrbrüchen. Durch Flockenbildung und Schieferbruch entstanden bis zu 70 Prozent Ausschuss bei den einzelnen Rohrstücken. Da man vermutete, dass dies am Material liege, kontaktierten die Verantwortlichen das KWIE.[5]
Die Beteiligung des KWIE
KWIE-Direktor Friedrich Körber empfahl, für die Untersuchung des Problems Peter Bardenheuer als Gutachter hinzuzuziehen.[6] Unter größter Geheimhaltung führte Bardenheuer seine Untersuchungen durch. Dabei stellte er eine Hauptursache für die Rohrbrüche fest: Die verwendeten Stähle waren dem enormen Druck in dem Geschützrohr einfach nicht gewachsen. Bei Besprechungen mit den Werksleitungen und Betriebsingenieuren der Röchling’schen Eisen- und Stahlwerke und den Mannesmannröhren-Werken veranlasste Bardenheuer eine Umstellung der Fertigung und entwickelte einen Plan, Spezialstähle bei der Produktion der Zwischenstücke zu verwenden.[7] Diese Änderungen konnten das Problem zwar reduzieren, jedoch nicht komplett lösen. So blieben nur das Herabsetzen des Geschossgewichts und die Reduktion der Treibladungen. Zusätzlich sorgte die alliierte Landung in der Normandie im Juni 1944 dafür, dass das Projekt V3 / „Hochdruckpumpe“ nicht weiter umgesetzt werden konnte.
Einzelnachweise
→ zum ausführlichen Quellen- und Literaturverzeichnis
- ↑ BArch (Berlin), R 26 III/67, Übersicht über Vorhaben Hochdruckpumpe (HDP), 20.05.1944.
- ↑ Mantelli/Brow/Kittel/Graf: Wunderwaffen, S. 98-109.
- ↑ BArch (Berlin), R 26 III/67, Übersicht über Vorhaben Hochdruckpumpe (HDP), 20.05.1944.
- ↑ Mantelli/Brow/Kittel/Graf: Wunderwaffen, S. 98-109.
- ↑ Vgl. BArch (Berlin), R 26 III/67, Schreiben des Leiters des Planungsamts des RFR Osenberg an Körber, 25.03.1944, Übersicht über Vorhaben Hochdruckpumpe (HDP), 20.05.1944.
- ↑ BArch (Berlin), R 26 III/67, Schreiben des Leiters des Planungsamts des RFR Osenberg an Körber, 25.03.1944, Übersicht über Vorhaben Hochdruckpumpe (HDP), 20.05.1944.
- ↑ BArch (Berlin), R 26 III/67, Übersicht über Vorhaben Hochdruckpumpe (HDP), 20.05.1944, Schreiben von Bardenheuer an das OKW (Befehlshaber des Ersatzheeres, 12.05.1944. Siehe auch: Flachowsky: Wagenburg, S. 686 f.