Peter Clasen
Kindheit und Jugend
Peter Clasen wurde am 11. Februar 1907 in Düsseldorf geboren. Nach der Volksschule besuchte er von 1918 bis 1922 das Hindenburg-Gymnasium in Düsseldorf, das heutige Humboldt-Gymnasium, welches er vor dem Abitur verließ.[1] Zu seinem Werdegang in den Jahren 1922-1931 ist nichts bekannt. Auf die Frage zu Berufs- und Handwerksprüfungen gab Clasen in seinem Entnazifizierungs-Fragebogen vom 10. Juli 1949 „keine“ an.[2]
Tätigkeit für das KWIE
Im Jahr 1931 wurde Clasen als Laborant der Physikalischen Abteilung beim KWIE in Düsseldorf tätig. Diese Beschäftigung hatte er bis 1939 inne, als er zur Wehrmacht eingezogen wurde.[3]
Mitgliedschaft in NS-Organisationen
Am 1. April 1932 wurde Clasen Mitglied der Sturmabteilung (SA), wo er sich bis zum Obertruppführer hocharbeitete. Zum 1. Mai 1932 erfolgte sein Eintritt in die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiter-Partei (NSDAP). Weiterhin gehörte er der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV) und dem Reichsluftschutzbund (RLB) an. In den Jahren 1934-1939 übernahm Clasen das Amt des DAF-Betriebsobmanns am KWIE. Clasen gehörte somit zu den wenigen Institutsmitarbeitern, die bereits vor der nationalsozialistischen Machtübernahme 1933 der NSDAP oder der SA beigetreten waren.
Wehrdienst
Im Mai 1939 wurde Clasen zur Wehrmacht eingezogen und nahm im Jahr 1940 am Westfeldzug (Niederlande, Belgien, Frankreich) und 1941 am Russland-Feldzug teil und war dabei in verschiedenen Panzer-Jäger-Abteilungen eingesetzt.[4] Eine Beurteilung seiner militärischen Leistungen aus dem Jahr 1939 kam zu dem Schluss: „vorbildlicher Soldat mit guten Führereigenschaften“.[5] Nachdem er als einfacher Soldat begonnen hatte, wurde Clasen zuletzt im Mai 1943 zum Leutnant der Reserve befördert. Für seinen Dienst erhielt er sowohl das Eiserne Kreuz I. und II. Klasse, als auch das Sturmabzeichen in Silber und das Kriegsverdienstkreuz II. Klasse.[6] Gegen Kriegsende geriet Clasen in britische Kriegsgefangenschaft, die er zwischen dem 8. Mai bis 24. Juli 1945 in England verbrachte.[7]
Entlassung am KWIE und Entnazifizierung
Es ist nicht bekannt, wo sich Clasen seit seiner Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft im Juli 1945 aufgehalten oder wo er danach gearbeitet hatte. Nach eigenen Angaben wurde Clasen 1945 zunächst aufgrund seiner Parteizugehörigkeit beim KWIE entlassen. Im Zuge der Entnazifizierung erhielt er dann im Juli 1949 unter anderem ein positives Leumundszeugnis des Instituts-Betriebsrats. Der Betriebsrat bescheinigte Clasen darin, als „Betriebsobmann“ „eine durchaus loyale Haltung gezeigt“ zu haben. Weiterhin sei kein Fall bekannt, in dem er „irgendeinen politischen Druck ausgeübt“ habe. Im Gegenteil hätte Clasen sogar andersgesinnte Arbeitskollegen vor Anzeigen bei der Gestapo geschützt.[8] Dieses Leumundszeugnis erscheint als Beispiel für die generelle Fragwürdigkeit von Entlastungszeugnissen, auch jener, die seitens des mit Nicht-Parteimitgliedern besetzten Betriebsrats ausgestellt wurden. Die „Persilscheinmaschinerie“ funktionierte offenbar auf der Grundlage weitreichender nationaler, auch institutioneller Loyalitäten, die über die Grenzen der politischen Lager hinweg verliefen. Am 23. Juli 1949 wurde Clasen schließlich in die Kategorie IV („Mitläufer“) ohne Vermögenssperre eingestuft. In der Zusammenfassung seines Falls wurde vermerkt: „Auf Grund des guten Entlastungszeugnisses des Instituts für Eisenforschung wird der § 5 zugebilligt.“[9] Somit konnte Peter Clasen ab 1949 wieder am Institut tätig werden.[10] Am 30. April 1972 trat Clasen als Laboratoriumstechniker in den Ruhestand.[11]
Einzelnachweise
→ zum ausführlichen Quellen- und Literaturverzeichnis
- ↑ LAV NRW, NW 1002-I-73702, Entnazifizierungsakte Clasen, Peter, Fragebogen des Sonderbeauftragten für die Entnazifizierung im Lande Nordrhein-Westfalen, 10.07.1949.
- ↑ LAV NRW, NW 1002-I-73702, Entnazifizierungsakte Clasen, Peter, Fragebogen des Sonderbeauftragten für die Entnazifizierung im Lande Nordrhein-Westfalen, 10.07.1949.
- ↑ LAV NRW, NW 1002-I-73702, Entnazifizierungsakte Clasen, Peter, Fragebogen des Sonderbeauftragten für die Entnazifizierung im Lande Nordrhein-Westfalen, 10.07.1949.
- ↑ LAV NRW, NW 1002-I-73702, Entnazifizierungsakte Peter Clasen, Fragebogen des Sonderbeauftragten für die Entnazifizierung im Lande Nordrhein-Westfalen, 10.07.1949.
- ↑ BArch (Militärarchiv Freiburg), PERS/6/45035, Militärakte Peter Clasen, Wehrstammbuch Peter Clasen.
- ↑ BArch (Militärarchiv Freiburg), PERS/6/45035, Militärakte Peter Clasen, Wehrstammbuch Peter Clasen..
- ↑ BArch (Militärarchiv Freiburg), PERS/6/45035, Militärakte Peter Clasen, Formular mit Angaben zu seiner Pension.
- ↑ LAV NRW, NW 1002-I-73702, Entnazifizierungsakte Peter Clasen, Leumundszeugnis des MPIE-Betriebsrats, 11.07.1949.
- ↑ LAV NRW, NW 1002-I-73702, Entnazifizierungsakte Peter Clasen, Case Summary, 23.07.1949, Einreihungsbescheid des Sonderbeauftragten für die Entnazifizierung im Lande Nordrhein-Westfalen, 23.07.1949.
- ↑ LAV NRW, NW 1002-I-73702, Entnazifizierungsakte Peter Clasen, Bescheinigung des KWIE, 18.07.1949.
- ↑ MPIE, Jahresbericht 1972, S. 59.