Angelica Schrader: Unterschied zwischen den Versionen

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==Werdegang==
==Werdegang==
Angelica Schrader wurde am 27. September 1890 geboren. Sie gilt als die erste Metallographin Deutschlands. Sie war ab 1909 im metallographischen Labor des Instituts für Metallkunde der TH Berlin tätig. Sie genoss einen exzellenten wissenschaftlichen Ruf. Dort arbeitete sie unter Prof. Heinrich Hanemann, dem Vorsteher des Instituts für Metallkunde der TH Berlin. Hanemann wurde bereits 1927 [https://de.wikipedia.org/wiki/Nationalsozialistische_Deutsche_Arbeiterpartei NSDAP]-Mitglied und sammelte als Studenten und Assistenten bevorzugt [https://de.wikipedia.org/wiki/Schutzstaffel SS]-Leute um sich.<ref>Maier: Forschung als Waffe Bd. 1, S. 468. Weitere Angaben zu Angelica Schrader in Maier: Forschung als Waffe Bd. 2, S. 843.</ref>
Angelica Schrader wurde am 27. September 1890 geboren. Sie gilt als die erste Metallographin Deutschlands. Sie war ab 1909 im metallographischen Labor des Instituts für Metallkunde der TH Berlin tätig. Sie genoss einen exzellenten wissenschaftlichen Ruf. Dort arbeitete sie unter Prof. Heinrich Hanemann, dem Vorsteher des Instituts für Metallkunde der TH Berlin. Hanemann wurde bereits 1927 [https://de.wikipedia.org/wiki/Nationalsozialistische_Deutsche_Arbeiterpartei NSDAP]-Mitglied und sammelte als Studenten und Assistenten bevorzugt [https://de.wikipedia.org/wiki/Schutzstaffel SS]-Leute um sich.<ref>Maier: Forschung als Waffe Bd. 1, S. 468. WSiehe auch: Maier: Forschung als Waffe Bd. 2, S. 843.</ref>


==Tätigkeit an der TH Berlin im Nationalsozialismus==
==Tätigkeit an der TH Berlin im Nationalsozialismus==
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Das KWIE bekundete damals großes Interesse an einer Beschäftigung Schraders. Wie aus der damaligen Korrespondenz hervorgeht, war man sich am Institut der NS-Belastung Schraders bewusst und überlegte, wie sie dennoch ans KWIE geholt werden könnte, um dort den Bereich [[Die Metallographische Abteilung|Metallographie]] zu stärken.<ref>MPIE, 3-0-39, Diverse Schreiben zu Angelica Schrader, ihrer Parteibelastung und Anstellung am KWIE, 1946.</ref>
Das KWIE bekundete damals großes Interesse an einer Beschäftigung Schraders. Wie aus der damaligen Korrespondenz hervorgeht, war man sich am Institut der NS-Belastung Schraders bewusst und überlegte, wie sie dennoch ans KWIE geholt werden könnte, um dort den Bereich [[Die Metallographische Abteilung|Metallographie]] zu stärken.<ref>MPIE, 3-0-39, Diverse Schreiben zu Angelica Schrader, ihrer Parteibelastung und Anstellung am KWIE, 1946.</ref>
Die Anstellung Schraders lag [[Die Direktoren des KWIE im Nationalsozialismus|Direktor]] [[Franz Wever|Franz Wever]] besonders am Herzen. Schrader sollte in die Erstellung der [https://de.wikipedia.org/wiki/Field_Information_Agency,_Technical FIAT-Berichte] einbezogen werden, womit nach Ansicht Wevers ihre Chancen auf eine Entnazifizierung und Entlastung gesteigert würden. In einem Schreiben Wevers hieß es etwa: „Über Fräulein Schrader habe ich gestern mit Herrn Houdremont und Herrn Wiester gesprochen. Wir würden sehr gerne Frl. Schrader zum Institut übernehmen; wenn später einmal Herr Wiester zum Institut kommen sollte, würde damit die Voraussetzung geschaffen sein, die Metallographie noch einmal auf eine ganz neue Grundlage zu stellen. Leider steht aber die politische Belastung von Frl. Schrader einer derartigen Lösung entgegen, und ich weiss nicht, wie wir über diese Klippe hinwegkommen sollen. Wäre es nicht möglich, daß Sie Frl. Schrader zunächst einmal in irgendeiner Form bei der FIAT-Review einbauten, daß dann in dieser Zeit die politische Überprüfung von Frl. Schrader durchgeführt würde und sie später einmal als politisch überprüft und entlastet zum Institut kommen könnte.“<ref>MPIE, 3-0-39, Schreiben von Wever an Prof. Hansen, 30.10.1946.</ref>
Die Anstellung Schraders lag [[Die Direktoren des KWIE im Nationalsozialismus|Direktor]] [[Franz Wever|Franz Wever]] besonders am Herzen. Schrader sollte in die Erstellung der [https://de.wikipedia.org/wiki/Field_Information_Agency,_Technical FIAT-Berichte] einbezogen werden, womit nach Ansicht Wevers ihre Chancen auf eine Entnazifizierung und Entlastung gesteigert würden. In einem Schreiben Wevers hieß es etwa: „Über Fräulein Schrader habe ich gestern mit Herrn Houdremont und Herrn Wiester gesprochen. Wir würden sehr gerne Frl. Schrader zum Institut übernehmen; wenn später einmal Herr Wiester zum Institut kommen sollte, würde damit die Voraussetzung geschaffen sein, die Metallographie noch einmal auf eine ganz neue Grundlage zu stellen. Leider steht aber die politische Belastung von Frl. Schrader einer derartigen Lösung entgegen, und ich weiss nicht, wie wir über diese Klippe hinwegkommen sollen. Wäre es nicht möglich, daß Sie Frl. Schrader zunächst einmal in irgendeiner Form bei der FIAT-Review einbauten, daß dann in dieser Zeit die politische Überprüfung von Frl. Schrader durchgeführt würde und sie später einmal als politisch überprüft und entlastet zum Institut kommen könnte.“<ref>MPIE, 3-0-39, Schreiben von Wever an Prof. Hansen, 30.10.1946.</ref>
Tatsächlich war Schrader seit ihrer Anstellung zum 1. April 1947 bis zu ihrer Pensionierung Mitte der 1960er-Jahre am Institut tätig.<ref>AMPG, Abt. II, Rep. 66, Nr. 989/3, Tätigkeitsbericht über das Kalenderjahr 1947; Nachruf auf Angelica Schrader, in: Stahl und Eisen 96 (1976), S. 519.</ref>
Tatsächlich war Schrader seit ihrer Anstellung zum 1. April 1947 bis zu ihrer Pensionierung Mitte der 1960er-Jahre am Institut tätig.<ref>AMPG, Abt. II, Rep. 66, Nr. 989/3, Tätigkeitsbericht über das Kalenderjahr 1947; Nachruf auf Angelica Schrader (Stahl und Eisen 96), S. 519.</ref>


==Einzelnachweise==
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[[Kategorie:Biographien]]
[[Kategorie:Biographien]]

Version vom 2. Juni 2020, 13:08 Uhr

Werdegang

Angelica Schrader wurde am 27. September 1890 geboren. Sie gilt als die erste Metallographin Deutschlands. Sie war ab 1909 im metallographischen Labor des Instituts für Metallkunde der TH Berlin tätig. Sie genoss einen exzellenten wissenschaftlichen Ruf. Dort arbeitete sie unter Prof. Heinrich Hanemann, dem Vorsteher des Instituts für Metallkunde der TH Berlin. Hanemann wurde bereits 1927 NSDAP-Mitglied und sammelte als Studenten und Assistenten bevorzugt SS-Leute um sich.[1]

Tätigkeit an der TH Berlin im Nationalsozialismus

Schrader promovierte 1937 an Hanemanns Lehrstuhl. Sie war ebenfalls der NSDAP beigetreten. Nach Kriegsende wurde sie aufgrund ihrer Belastung aus der TH Berlin entlassen.[2]

Einstellung am KWIE in der Nachkriegszeit

Das KWIE bekundete damals großes Interesse an einer Beschäftigung Schraders. Wie aus der damaligen Korrespondenz hervorgeht, war man sich am Institut der NS-Belastung Schraders bewusst und überlegte, wie sie dennoch ans KWIE geholt werden könnte, um dort den Bereich Metallographie zu stärken.[3] Die Anstellung Schraders lag Direktor Franz Wever besonders am Herzen. Schrader sollte in die Erstellung der FIAT-Berichte einbezogen werden, womit nach Ansicht Wevers ihre Chancen auf eine Entnazifizierung und Entlastung gesteigert würden. In einem Schreiben Wevers hieß es etwa: „Über Fräulein Schrader habe ich gestern mit Herrn Houdremont und Herrn Wiester gesprochen. Wir würden sehr gerne Frl. Schrader zum Institut übernehmen; wenn später einmal Herr Wiester zum Institut kommen sollte, würde damit die Voraussetzung geschaffen sein, die Metallographie noch einmal auf eine ganz neue Grundlage zu stellen. Leider steht aber die politische Belastung von Frl. Schrader einer derartigen Lösung entgegen, und ich weiss nicht, wie wir über diese Klippe hinwegkommen sollen. Wäre es nicht möglich, daß Sie Frl. Schrader zunächst einmal in irgendeiner Form bei der FIAT-Review einbauten, daß dann in dieser Zeit die politische Überprüfung von Frl. Schrader durchgeführt würde und sie später einmal als politisch überprüft und entlastet zum Institut kommen könnte.“[4] Tatsächlich war Schrader seit ihrer Anstellung zum 1. April 1947 bis zu ihrer Pensionierung Mitte der 1960er-Jahre am Institut tätig.[5]

Einzelnachweise

zum ausführlichen Quellen- und Literaturverzeichnis

  1. Maier: Forschung als Waffe Bd. 1, S. 468. WSiehe auch: Maier: Forschung als Waffe Bd. 2, S. 843.
  2. MPIE, 3-0-39, Diverse Schreiben zu Angelica Schrader, ihrer Parteibelastung und Anstellung am KWIE, 1946.
  3. MPIE, 3-0-39, Diverse Schreiben zu Angelica Schrader, ihrer Parteibelastung und Anstellung am KWIE, 1946.
  4. MPIE, 3-0-39, Schreiben von Wever an Prof. Hansen, 30.10.1946.
  5. AMPG, Abt. II, Rep. 66, Nr. 989/3, Tätigkeitsbericht über das Kalenderjahr 1947; Nachruf auf Angelica Schrader (Stahl und Eisen 96), S. 519.