Kaiser-Wilhelm-Stiftung für kriegstechnische Wissenschaft: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Geschichts-Wiki MPIE
Zur Navigation springen Zur Suche springen
unknown user (Diskussion)
Keine Bearbeitungszusammenfassung
unknown user (Diskussion)
Keine Bearbeitungszusammenfassung
 
Zeile 11: Zeile 11:
==Eisenforschung durch die KWKW==
==Eisenforschung durch die KWKW==


Der „Fachausschuss VI für Metallgewinnung und Metallbearbeitung“ der KWKW befasste sich besonders mit der Art von Eisenforschung, die später auch das KWIE durchführte. Er wurde von [[Fritz Wüst|Fritz Wüst]] geleitet, der damals als Professor an der Technischen Hochschule Aachen, der heutigen RWTH Aachen, forschte und das dortige Eisenhüttenmännischen Instituts leitete. Im Rahmen der Forschungen dieses Fachausschusses wurden große Lücken in der Grundlagenforschung über Eisen und Ersatzmetalle deutlich.<ref>Flachowsky: Alle Arbeit, S. 153 f., S. 158 f.</ref> Diese Lücken konnte das Eisenhüttenmännischen Instituts in Aachen nicht alleine schließen, da es nach Wüsts Dafürhalten nicht für die Aufgaben der Stiftung ausreichte.<ref>Rasch: Wissenschaft und Militär, S. 87.</ref> Daher favorisierten das Kriegsamt und das preußische Kriegsministerium die Gründung einer eigenen Metallforschungseinrichtung.<ref>Maier: Forschung als Waffe Bd. 1, S. 156.</ref> Diese Einschätzungen und Überlegungen trieben die Gründung des KWIE voran, das ebenfalls von Fritz Wüst geleitet und zunächst an dessen Aachener Institut angesiedelt wurde. Somit fungierte die KWKW ebenso wie die Erfahrungen des Ersten Weltkriegs als „Katalysator“ für die Institutionalisierung der Eisenforschung, da sie „die Militarisierung des Wissenschafts- und Wirtschaftssystems signifikant beschleunigte[n].“<ref>Marsch: Zwischen Wissenschaft und Wirtschaft, S. 295; Siehe auch: Maier: Forschung als Waffe Bd. 1, S. 152-163; Marsch: Zwischen Wissenschaft und Wirtschaft, S. 324-349.</ref>
Der „Fachausschuss VI für Metallgewinnung und Metallbearbeitung“ der KWKW befasste sich besonders mit der Art von Eisenforschung, die später auch das KWIE durchführte. Er wurde von [[Fritz Wüst|Fritz Wüst]] geleitet, der damals als Professor an der Technischen Hochschule Aachen, der heutigen RWTH Aachen, forschte und das dortige Eisenhüttenmännische Instituts leitete. Im Rahmen der Forschungen dieses Fachausschusses wurden große Lücken in der Grundlagenforschung über Eisen und Ersatzmetalle deutlich.<ref>Flachowsky: Alle Arbeit, S. 153 f., S. 158 f.</ref> Diese Lücken konnte das Eisenhüttenmännische Instituts in Aachen nicht alleine schließen, da es nach Wüsts Dafürhalten nicht für die Aufgaben der Stiftung ausreichte.<ref>Rasch: Wissenschaft und Militär, S. 87.</ref> Daher favorisierten das Kriegsamt und das preußische Kriegsministerium die Gründung einer eigenen Metallforschungseinrichtung.<ref>Maier: Forschung als Waffe Bd. 1, S. 156.</ref> Diese Einschätzungen und Überlegungen trieben die Gründung des KWIE voran, das ebenfalls von Fritz Wüst geleitet und zunächst an dessen Aachener Institut angesiedelt wurde. Somit fungierte die KWKW ebenso wie die Erfahrungen des Ersten Weltkriegs als „Katalysator“ für die Institutionalisierung der Eisenforschung, da sie „die Militarisierung des Wissenschafts- und Wirtschaftssystems signifikant beschleunigte[n].“<ref>Marsch: Zwischen Wissenschaft und Wirtschaft, S. 295; Siehe auch: Maier: Forschung als Waffe Bd. 1, S. 152-163; Marsch: Zwischen Wissenschaft und Wirtschaft, S. 324-349.</ref>


==Einzelnachweise==
==Einzelnachweise==

Aktuelle Version vom 20. Januar 2021, 15:31 Uhr

Die Kaiser-Wilhelm-Stiftung für kriegstechnische Wissenschaft (KWKW), die während des Ersten Weltkriegs gegründet wurde und bis 1925 aktiv war, beeinflusste mittelbar die Gründung und die Aufgaben des jungen KWIE. Die KWKW war eine primär zivile Vereinigung, die wissenschaftliche Arbeiten mit kriegstechnischer Relevanz für Heer und Marine koordinieren und fördern sollte. Sie griff Themenwünsche des Militärs auf und setzte sie in entsprechende Forschungsprojekte um, die von verschiedenen Forschungseinrichtungen durchgeführt wurden.[1] Ursprünglich sollte die Hauptaufgabe der KWKW sein, die zentrale Instanz zur Steuerung der deutschen Rüstungsforschung zu sein. Diese Bedeutung erreichte sie jedoch nie und trug lediglich über ihre Fachausschüsse zur Kriegsforschung bei.

Einrichtung der Stiftung

Während des Ersten Weltkriegs setze sich die Erkenntnis durch, dass nicht nur die Anzahl der Soldaten, sondern auch Material und Technik entscheidend sein würde. Daher war es bald Konsens, dass natur- und ingenieurwissenschaftliche Forschung im Dienst des Militärs stehen sollten und sowohl Hochschulen als auch Industrie daran forschen sollten.[2] In diesem Rahmen entstand die ursprüngliche Idee zur KWKW. Albrecht Schmidt, der im Patentwesen der Hoechst AG arbeitete, schlug Ende 1915 vor, dass eine solche Stiftung Geldpreise für besonders nützliche Entwicklungen und Erfindungen zahlen könnte, um Wissenschaftler zur Rüstungsforschung zu motivieren.[3]

Bis zur Stiftungsgründung etwa ein Jahr später änderte sich das Konzept jedoch grundlegend. Die KWKW sollte die Wünsche des Militärs und die Forschungstätigkeiten von Instituten und Unternehmen koordinieren und zumindest teilweise finanzieren. Dafür stellte der Industrielle Leopold Koppel, der eng mit Fritz Haber zusammenarbeitete, zwei Millionen Mark als Stiftungsvermögen zur Verfügung.[4] Kaiser Wilhelm II. genehmigte die Stiftung im Dezember 1916 und offizielles Gründungsdatum war der 24. Januar 1917.[5]

Die KWKW war in drei Bereiche aufgeteilt: das Kuratorium, die Verwaltung und die Fachausschüsse, die die Aktivitäten in den einzelnen Forschungsfeldern koordinierten. Während das Militär im Kuratorium eine Mehrheit hatte, waren dies in Verwaltung und den Fachausschüssen zivile Wissenschaftler, so dass zumindest nominell die Wissenschaftsfreiheit gewahrt blieb.[6] Auch nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und der Gründung der Weimarer Republik blieb die KWKW aktiv. Allerdings schrumpfte das Stiftungsvermögen immer weiter zusammen, so dass die Stiftung immer weniger Forschungsprojekte fördern konnte. 1925 waren alle finanziellen Mittel aufgebraucht und die Stiftung wurde aufgelöst.[7]

Eisenforschung durch die KWKW

Der „Fachausschuss VI für Metallgewinnung und Metallbearbeitung“ der KWKW befasste sich besonders mit der Art von Eisenforschung, die später auch das KWIE durchführte. Er wurde von Fritz Wüst geleitet, der damals als Professor an der Technischen Hochschule Aachen, der heutigen RWTH Aachen, forschte und das dortige Eisenhüttenmännische Instituts leitete. Im Rahmen der Forschungen dieses Fachausschusses wurden große Lücken in der Grundlagenforschung über Eisen und Ersatzmetalle deutlich.[8] Diese Lücken konnte das Eisenhüttenmännische Instituts in Aachen nicht alleine schließen, da es nach Wüsts Dafürhalten nicht für die Aufgaben der Stiftung ausreichte.[9] Daher favorisierten das Kriegsamt und das preußische Kriegsministerium die Gründung einer eigenen Metallforschungseinrichtung.[10] Diese Einschätzungen und Überlegungen trieben die Gründung des KWIE voran, das ebenfalls von Fritz Wüst geleitet und zunächst an dessen Aachener Institut angesiedelt wurde. Somit fungierte die KWKW ebenso wie die Erfahrungen des Ersten Weltkriegs als „Katalysator“ für die Institutionalisierung der Eisenforschung, da sie „die Militarisierung des Wissenschafts- und Wirtschaftssystems signifikant beschleunigte[n].“[11]

Einzelnachweise

zum ausführlichen Quellen- und Literaturverzeichnis

  1. Vgl. Flachowsky: Alle Arbeit, S. 158 f, S. 161.
  2. Rasch: Wissenschaft und Militär, S. 74 f.
  3. Rasch: Wissenschaft und Militär, S. 75 f.
  4. Nachrichten aus dem AMPG: Übernahme von Fotografien aus dem Nachlass von Leopold Koppel (1854-1933) https://www.archiv-berlin.mpg.de/61451/koppel (06.04.2020).
  5. Rasch: Wissenschaft und Militär, S. 82.
  6. Rasch: Wissenschaft und Militär, S. 80.
  7. Rasch: Wissenschaft und Militär, S. 86.
  8. Flachowsky: Alle Arbeit, S. 153 f., S. 158 f.
  9. Rasch: Wissenschaft und Militär, S. 87.
  10. Maier: Forschung als Waffe Bd. 1, S. 156.
  11. Marsch: Zwischen Wissenschaft und Wirtschaft, S. 295; Siehe auch: Maier: Forschung als Waffe Bd. 1, S. 152-163; Marsch: Zwischen Wissenschaft und Wirtschaft, S. 324-349.