Einsätze der Organisation Todt: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:Schreiben Stadt OT.jpg|thumb|Auch zur Beseitigung von Fliegerschäden am Institut wurden 1943 Kolonnen der Organisation Todt herangezogen.]]
[[Datei:Schreiben Stadt OT.jpg|thumb|Auch zur Beseitigung von Fliegerschäden am Institut wurden 1943 Kolonnen der Organisation Todt herangezogen. Die Stadtverwaltung teilte dem KWIE dazu mit, dass diese „Nicht-Facharbeiter besonders sorgfälltig überwacht werden müssen“.]]


Neben [[Die im KWIE eingesetzten Zwangsarbeiter|längerfristig am KWIE eingesetzten Zwangsarbeitern]] kamen ab 1943 verschiedene sogenannte „Kolonnen“ mit [[Der Einsatz von Zwangsarbeitern im Deutschen Reich|Zwangsarbeitern]] für Bauarbeiten, zur Trümmerbeseitigung, [[Städtische Sofortmaßnahmen und der Einsatz eines Bombenräumkommandos|Bombenentschärfung]] sowie für [[Bombenschäden und Verlagerung nach Clausthal|Verlagerungsarbeiten]] auf dem [[Der Bau des neuen Institutsgebäudes als propagandistische Inszenierung|Institutsgelände]] zum Einsatz. Verschiedene Arbeiten zur Behebung von [[Bombenschäden und Verlagerung nach Clausthal|Bombenschäden nach Fliegerangriffen]] am KWIE 1943 und 1944 wurden von der Organisation Todt (OT) durchgeführt.  
Neben [[Eingesetzte Zwangsarbeiter am KWIE|längerfristig am KWIE eingesetzten Zwangsarbeitern]] kamen ab 1943 verschiedene sogenannte „Kolonnen“ mit Zwangsarbeitern für Bauarbeiten, zur Trümmerbeseitigung, [[Zwangsarbeit bei Bombenentschärfungen|Bombenentschärfung]] sowie für [[Verlagerung des Instituts nach Clausthal|Verlagerungsarbeiten]] auf dem Institutsgelände zum Einsatz. Verschiedene Arbeiten zur Behebung von Bombenschäden nach Fliegerangriffen am KWIE 1943 und 1944 wurden von der [https://de.wikipedia.org/wiki/Organisation_Todt Organisation Todt (OT)] durchgeführt.  


==Die Organisation Todt (OT) ==
==Die Organisation Todt (OT) ==
Dabei handelte es sich um eine Sonderorganisation zur Durchführung kriegswichtiger Bauprojekte, die ab 1940 dem Reichsministerium für Bewaffnung und Munition unter [[https://de.wikipedia.org/wiki/Fritz_Todt Fritz Todt]], dem späteren Rüstungsministerium, unterstand. Während des Zweiten Weltkriegs wurde die OT vor allem in den besetzten Gebieten eingesetzt, etwa beim Ausbau des Westwalls oder des Atlantikwalls. In den späteren Kriegsjahren rückte das Reichsgebiet in den Vordergrund. Es ging um den Ausbau von Luftschutzanlagen und die Untertageverlagerung von [[Rüstungs- und Autarkieforschung 1943/44|Rüstungsbetrieben]]. Die Arbeitskräfte der OT setzten sich im Wesentlichen aus folgenden Gruppen zusammen: deutschen „Zivilarbeitern“ und Dienstverpflichteten, ausländischen zivilen Zwangsarbeitern, Kriegsgefangenen sowie KZ-Häftlingen. Dabei stammten rund 80 Prozent aus den vom Deutschen Reich eroberten und besetzten Gebieten. Die zu verrichtenden Bauarbeiten waren oftmals lebensgefährlich und insbesondere die Lebens- und Arbeitsbedingungen der KZ-Häftlinge schrecklich.<ref>Herbert: Geschichte der Ausländerpolitik, S. 180 f.</ref> Im Rahmen der sogenannten „Sofortmaßnahmen“ – Bauvorhaben zur Beseitigung von Bombenschäden – waren in Düsseldorf ab Mitte 1943 zahlreiche Arbeitskräfte der OT im Einsatz.
 
Nach den schweren Bombenangriffen auf westliche Städte des Reiches wurden seit Mitte 1943 mehrere der OT-Einheiten im Ruhrgebiet abkommandiert, um bombenbeschädigten Firmen schnelle Hilfe zu leisten. Dabei kam der Einsatz bei den Aufräumungs- und Instandsetzungsarbeiten der folgenden Monate in Düsseldorf ausschließlich der Rüstungsindustrie zugute. Anfang 1944 setze die OT im Düsseldorfer Stadtgebiet rund 5.000 Arbeitskräfte ein. Sie unterhielt einige Zwangsarbeiterlager, unter anderem das Barackenlager Ulenbergstraße (Bilk), das Lager der Heilmann und Littmann Bau-AG (Heerdt), das Sonderlager Pariser Straße 115 (Heerdt), Lager Schule Kalkumer Straße (Unterrath), Lager Schule Rather Kreuzweg (Rath), Lager Bernburger Straße 44/46 (Eller), Lager Schule Richardstraße (Eller), Lager Schule Tannenhofsiedlung (Vennhausen), Lager Koblenzer Straße (Garath).<ref>Überblicksdarstellung, mit Schwerpunkt auf militärgeschichtlichen Aspekten: Seidler, Franz W.: Die Organisation Todt. Bauen für Staat und Wehrmacht, 1938-1945, Bonn 1998. Angaben zum Zwangsarbeitereinsatz in Lemmes, Fabian: Zwangsarbeit im besetzten Europa. Die Organisation Todt in Frankreich und Italien, 1940-1945, in: Heusler, Andreas/Spoerer, Mark/Trischler, Helmuth (Hrsg.): Rüstung, Kriegswirtschaft und Zwangsarbeit im „Dritten Reich“, München 2010, S. 219-252, hier S. 220 sowie zu Düsseldorf: Leissa/Schröder: Zwangsarbeit in Düsseldorf, S. 89 f.; Fings, Karola: Krieg, Gesellschaft und KZ. Himmlers SS-Baubrigaden, Paderborn u.a. 2005, S. 106 f.; Wehofen: Nachweis der Lager, S. 543-633.</ref> Über die Lebensbedingungen in diesen Düsseldorfer Lagern liegen keine konkreten Informationen vor. Der „Arbeitseinsatz“ der OT bei der Trümmerräumung und Bombenentschärfung in den Städten war generell sehr riskant.<ref>Wehofen: Nachweis der Lager, S. 579.</ref>  
Dabei handelte es sich um eine Sonderorganisation zur Durchführung kriegswichtiger Bauprojekte, die ab 1940 dem Reichsministerium für Bewaffnung und Munition unter [https://de.wikipedia.org/wiki/Fritz_Todt Fritz Todt], dem späteren Rüstungsministerium, unterstand. Während des Zweiten Weltkriegs wurde die OT vor allem in den besetzten Gebieten eingesetzt, etwa beim Ausbau des Westwalls oder des Atlantikwalls. In den späteren Kriegsjahren rückte das Reichsgebiet in den Vordergrund. Es ging um den Ausbau von Luftschutzanlagen und die Untertageverlagerung von [[Rüstungsforschung (1943–1944)|Rüstungsbetrieben]]. Die Arbeitskräfte der OT setzten sich im Wesentlichen aus folgenden Gruppen zusammen: deutschen „Zivilarbeitern“ und Dienstverpflichteten, ausländischen zivilen Zwangsarbeitern, Kriegsgefangenen sowie KZ-Häftlingen. Dabei stammten rund 80 Prozent aus den vom Deutschen Reich eroberten und besetzten Gebieten. Die zu verrichtenden Bauarbeiten waren oftmals lebensgefährlich und insbesondere die Lebens- und Arbeitsbedingungen der KZ-Häftlinge schrecklich.<ref>Herbert: Geschichte der Ausländerpolitik, S. 180 f.</ref> Im Rahmen der sogenannten „Sofortmaßnahmen“ – Bauvorhaben zur Beseitigung von Bombenschäden – waren in Düsseldorf ab Mitte 1943 zahlreiche Arbeitskräfte der OT im Einsatz.
 
Nach den schweren Bombenangriffen auf westliche Städte des Reiches wurden seit Mitte 1943 mehrere der OT-Einheiten im Ruhrgebiet abkommandiert, um bombenbeschädigten Firmen schnelle Hilfe zu leisten. Dabei kam der Einsatz bei den Aufräumungs- und Instandsetzungsarbeiten der folgenden Monate in Düsseldorf ausschließlich der Rüstungsindustrie zugute. Anfang 1944 setze die OT im Düsseldorfer Stadtgebiet rund 5.000 Arbeitskräfte ein. Sie unterhielt einige Zwangsarbeiterlager, unter anderem das Barackenlager Ulenbergstraße (Bilk), das Lager der Heilmann und Littmann Bau-AG (Heerdt), das Sonderlager Pariser Straße 115 (Heerdt), Lager Schule Kalkumer Straße (Unterrath), Lager Schule Rather Kreuzweg (Rath), Lager Bernburger Straße 44/46 (Eller), Lager Schule Richardstraße (Eller), Lager Schule Tannenhofsiedlung (Vennhausen), Lager Koblenzer Straße (Garath).<ref>Vgl. Seidler: Die Organisation Todt; Lemmes: Zwangsarbeit im besetzten Europa, S. 220; Leissa/Schröder: Zwangsarbeit in Düsseldorf, S. 89 f.; Fings: SS-Baubrigaden, S. 106 f.; Wehofen: Nachweis der Lager, S. 543-633.</ref> Über die Lebensbedingungen in diesen Düsseldorfer Lagern liegen keine konkreten Informationen vor. Der „Arbeitseinsatz“ der OT bei der Trümmerräumung und Bombenentschärfung in den Städten war generell sehr riskant.<ref>Wehofen: Nachweis der Lager, S. 579.</ref>


==Der Einsatz der OT am KWIE==
==Der Einsatz der OT am KWIE==
Nach Bombentreffern auf das Institut kam es am 30. August 1943 zu einer Besichtigung der Schäden auf dem Gelände des KWIE, an dem der zuständige Bauleiter der OT, ein Vertreter des Düsseldorfer Rüstungskommandos sowie [[Friedrich Körber|Friedrich Körber]], [[Josef Spies|Josef Spies]] und [[Wilhelm Dönges|Wilhelm Dönges]] für das Institut teilnahmen. Im Rahmen der Besichtigung wurden die zu erledigenden Arbeiten vereinbart, die im Wesentlichen die Abdichtung von Teilen des Daches, das Einziehen von Trennwänden sowie Schutzmaßnahmen für die beschädigten Räume umfassten.<ref>MPIE, 11-3-02-2, Bombenschädenbeseitigung beim Kaiser-Wilhelm-Institut für Eisenforschung, Besichtigung am 30. August 1943, Düsseldorf, 30.09.1943.</ref> In welchem Umfang es zu den besprochenen Arbeiten kam bzw. wie viele Zwangsarbeiter aus den Lagern der OT Verwendung fanden, wurde nicht dokumentiert. Dass Zwangsarbeiter nach Bombenschäden bei den Bauarbeiten eingesetzt wurden, belegt ein Schreiben der Düsseldorfer Stadtverwaltung an das KWIE vom Dezember 1943, in dem die Beauftragung eines Architekten im Zusammenhang mit den Arbeiten genehmigt wurde. Darin heißt es unter dem Betreff „Beseitigung von Fliegerschäden am Institutsgebäude“: „Mit Rücksicht darauf, daß für die dortigen Instandsetzungsarbeiten ein OT.-Einsatz bereitgestellt worden ist und die von diesem ausgeführten Arbeiten als Nicht-Facharbeiter besonders sorgfältig überwacht werden müssen, wird ausnahmsweise der Übertragung dieser Maßnahme als Sonderauftrag an den Architekten Peetz vom Baubüro 13 zugestimmt.“<ref>MPIE, 11-3-02-2, Schreiben der Stadtverwaltung Düsseldorf ans KWIE, 16.12.1943.</ref> Dem Schreiben ist zu entnehmen, dass ein entsprechender Antrag des KWIE vorausgegangen war.
 
Nach [[Verlagerung des Instituts nach Clausthal#Die Luftangriffe im Sommer 1943|Bombentreffern]] auf das Institut kam es am 30. August 1943 zu einer Besichtigung der Schäden auf dem Gelände des KWIE, an dem der zuständige Bauleiter der OT, ein Vertreter des Düsseldorfer Rüstungskommandos sowie [[Friedrich Körber|Friedrich Körber]], [[Josef Spies|Josef Spies]] und [[Wilhelm Dönges|Wilhelm Dönges]] für das Institut teilnahmen. Im Rahmen der Besichtigung wurden die zu erledigenden Arbeiten vereinbart, die im Wesentlichen die Abdichtung von Teilen des Daches, das Einziehen von Trennwänden sowie Schutzmaßnahmen für die beschädigten Räume umfassten.<ref>MPIE, 11-3-02-2, Bombenschädenbeseitigung beim Kaiser-Wilhelm-Institut für Eisenforschung, Besichtigung am 30. August 1943, Düsseldorf, 30.09.1943.</ref> In welchem Umfang es zu den besprochenen Arbeiten kam bzw. wie viele Zwangsarbeiter aus den Lagern der OT Verwendung fanden, wurde nicht dokumentiert. Dass Zwangsarbeiter nach Bombenschäden bei den Bauarbeiten eingesetzt wurden, belegt ein Schreiben der Düsseldorfer Stadtverwaltung an das KWIE vom Dezember 1943, in dem die Beauftragung eines Architekten im Zusammenhang mit den Arbeiten genehmigt wurde. Darin heißt es unter dem Betreff „Beseitigung von Fliegerschäden am Institutsgebäude“: „Mit Rücksicht darauf, daß für die dortigen Instandsetzungsarbeiten ein OT.-Einsatz bereitgestellt worden ist und die von diesem ausgeführten Arbeiten als Nicht-Facharbeiter besonders sorgfältig überwacht werden müssen, wird ausnahmsweise der Übertragung dieser Maßnahme als Sonderauftrag an den Architekten Peetz vom Baubüro 13 zugestimmt.“<ref>MPIE, 11-3-02-2, Schreiben der Stadtverwaltung Düsseldorf ans KWIE, 16.12.1943.</ref> Dem Schreiben ist zu entnehmen, dass ein entsprechender Antrag des KWIE vorausgegangen war.
 
Dass das KWIE sich im folgenden Jahr aktiv um einen weiteren Einsatz der OT auf dem Institutsgelände bemühte, zeigt ein als Abschrift überlieferter formloser Antrag vom 17. April 1944, der sich höchstwahrscheinlich an das zuständige Düsseldorfer Rüstungskommando richtete. Darin beantragte das KWIE, „als Folge der Fliegerschäden von Mitte und Ende März 1944 sowie als von früher zurückgebliebenen Schäden durch die O.T. folgende Arbeiten ausführen zu lassen“. Zu den aufgeführten Tätigkeiten zählten die Verschalung von 40 Fenstern im Hauptbau, Ausbesserungen im mittleren Treppenhaus, Verglasungsarbeiten. Außerdem sollten die Verschalung der Wellblechhalle ausgebessert und Blechwände dieser Halle gerichtet werden und sowohl eine Zwischenmauer als auch eine Außenmauer errichtet werden. Verschiedene Trennwände sollten gesichert und eingerichtet werden.<ref>MPIE, 11-3-02-2, Antrag vom 17.04.1944.</ref>
Dass das KWIE sich im folgenden Jahr aktiv um einen weiteren Einsatz der OT auf dem Institutsgelände bemühte, zeigt ein als Abschrift überlieferter formloser Antrag vom 17. April 1944, der sich höchstwahrscheinlich an das zuständige Düsseldorfer Rüstungskommando richtete. Darin beantragte das KWIE, „als Folge der Fliegerschäden von Mitte und Ende März 1944 sowie als von früher zurückgebliebenen Schäden durch die O.T. folgende Arbeiten ausführen zu lassen“. Zu den aufgeführten Tätigkeiten zählten die Verschalung von 40 Fenstern im Hauptbau, Ausbesserungen im mittleren Treppenhaus, Verglasungsarbeiten. Außerdem sollten die Verschalung der Wellblechhalle ausgebessert und Blechwände dieser Halle gerichtet werden und sowohl eine Zwischenmauer als auch eine Außenmauer errichtet werden. Verschiedene Trennwände sollten gesichert und eingerichtet werden.<ref>MPIE, 11-3-02-2, Antrag vom 17.04.1944.</ref>


==Einzelnachweise==
==Einzelnachweise==


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Aktuelle Version vom 5. Juni 2020, 15:54 Uhr

Auch zur Beseitigung von Fliegerschäden am Institut wurden 1943 Kolonnen der Organisation Todt herangezogen. Die Stadtverwaltung teilte dem KWIE dazu mit, dass diese „Nicht-Facharbeiter besonders sorgfälltig überwacht werden müssen“.

Neben längerfristig am KWIE eingesetzten Zwangsarbeitern kamen ab 1943 verschiedene sogenannte „Kolonnen“ mit Zwangsarbeitern für Bauarbeiten, zur Trümmerbeseitigung, Bombenentschärfung sowie für Verlagerungsarbeiten auf dem Institutsgelände zum Einsatz. Verschiedene Arbeiten zur Behebung von Bombenschäden nach Fliegerangriffen am KWIE 1943 und 1944 wurden von der Organisation Todt (OT) durchgeführt.

Die Organisation Todt (OT)

Dabei handelte es sich um eine Sonderorganisation zur Durchführung kriegswichtiger Bauprojekte, die ab 1940 dem Reichsministerium für Bewaffnung und Munition unter Fritz Todt, dem späteren Rüstungsministerium, unterstand. Während des Zweiten Weltkriegs wurde die OT vor allem in den besetzten Gebieten eingesetzt, etwa beim Ausbau des Westwalls oder des Atlantikwalls. In den späteren Kriegsjahren rückte das Reichsgebiet in den Vordergrund. Es ging um den Ausbau von Luftschutzanlagen und die Untertageverlagerung von Rüstungsbetrieben. Die Arbeitskräfte der OT setzten sich im Wesentlichen aus folgenden Gruppen zusammen: deutschen „Zivilarbeitern“ und Dienstverpflichteten, ausländischen zivilen Zwangsarbeitern, Kriegsgefangenen sowie KZ-Häftlingen. Dabei stammten rund 80 Prozent aus den vom Deutschen Reich eroberten und besetzten Gebieten. Die zu verrichtenden Bauarbeiten waren oftmals lebensgefährlich und insbesondere die Lebens- und Arbeitsbedingungen der KZ-Häftlinge schrecklich.[1] Im Rahmen der sogenannten „Sofortmaßnahmen“ – Bauvorhaben zur Beseitigung von Bombenschäden – waren in Düsseldorf ab Mitte 1943 zahlreiche Arbeitskräfte der OT im Einsatz.

Nach den schweren Bombenangriffen auf westliche Städte des Reiches wurden seit Mitte 1943 mehrere der OT-Einheiten im Ruhrgebiet abkommandiert, um bombenbeschädigten Firmen schnelle Hilfe zu leisten. Dabei kam der Einsatz bei den Aufräumungs- und Instandsetzungsarbeiten der folgenden Monate in Düsseldorf ausschließlich der Rüstungsindustrie zugute. Anfang 1944 setze die OT im Düsseldorfer Stadtgebiet rund 5.000 Arbeitskräfte ein. Sie unterhielt einige Zwangsarbeiterlager, unter anderem das Barackenlager Ulenbergstraße (Bilk), das Lager der Heilmann und Littmann Bau-AG (Heerdt), das Sonderlager Pariser Straße 115 (Heerdt), Lager Schule Kalkumer Straße (Unterrath), Lager Schule Rather Kreuzweg (Rath), Lager Bernburger Straße 44/46 (Eller), Lager Schule Richardstraße (Eller), Lager Schule Tannenhofsiedlung (Vennhausen), Lager Koblenzer Straße (Garath).[2] Über die Lebensbedingungen in diesen Düsseldorfer Lagern liegen keine konkreten Informationen vor. Der „Arbeitseinsatz“ der OT bei der Trümmerräumung und Bombenentschärfung in den Städten war generell sehr riskant.[3]

Der Einsatz der OT am KWIE

Nach Bombentreffern auf das Institut kam es am 30. August 1943 zu einer Besichtigung der Schäden auf dem Gelände des KWIE, an dem der zuständige Bauleiter der OT, ein Vertreter des Düsseldorfer Rüstungskommandos sowie Friedrich Körber, Josef Spies und Wilhelm Dönges für das Institut teilnahmen. Im Rahmen der Besichtigung wurden die zu erledigenden Arbeiten vereinbart, die im Wesentlichen die Abdichtung von Teilen des Daches, das Einziehen von Trennwänden sowie Schutzmaßnahmen für die beschädigten Räume umfassten.[4] In welchem Umfang es zu den besprochenen Arbeiten kam bzw. wie viele Zwangsarbeiter aus den Lagern der OT Verwendung fanden, wurde nicht dokumentiert. Dass Zwangsarbeiter nach Bombenschäden bei den Bauarbeiten eingesetzt wurden, belegt ein Schreiben der Düsseldorfer Stadtverwaltung an das KWIE vom Dezember 1943, in dem die Beauftragung eines Architekten im Zusammenhang mit den Arbeiten genehmigt wurde. Darin heißt es unter dem Betreff „Beseitigung von Fliegerschäden am Institutsgebäude“: „Mit Rücksicht darauf, daß für die dortigen Instandsetzungsarbeiten ein OT.-Einsatz bereitgestellt worden ist und die von diesem ausgeführten Arbeiten als Nicht-Facharbeiter besonders sorgfältig überwacht werden müssen, wird ausnahmsweise der Übertragung dieser Maßnahme als Sonderauftrag an den Architekten Peetz vom Baubüro 13 zugestimmt.“[5] Dem Schreiben ist zu entnehmen, dass ein entsprechender Antrag des KWIE vorausgegangen war.

Dass das KWIE sich im folgenden Jahr aktiv um einen weiteren Einsatz der OT auf dem Institutsgelände bemühte, zeigt ein als Abschrift überlieferter formloser Antrag vom 17. April 1944, der sich höchstwahrscheinlich an das zuständige Düsseldorfer Rüstungskommando richtete. Darin beantragte das KWIE, „als Folge der Fliegerschäden von Mitte und Ende März 1944 sowie als von früher zurückgebliebenen Schäden durch die O.T. folgende Arbeiten ausführen zu lassen“. Zu den aufgeführten Tätigkeiten zählten die Verschalung von 40 Fenstern im Hauptbau, Ausbesserungen im mittleren Treppenhaus, Verglasungsarbeiten. Außerdem sollten die Verschalung der Wellblechhalle ausgebessert und Blechwände dieser Halle gerichtet werden und sowohl eine Zwischenmauer als auch eine Außenmauer errichtet werden. Verschiedene Trennwände sollten gesichert und eingerichtet werden.[6]

Einzelnachweise

zum ausführlichen Quellen- und Literaturverzeichnis

  1. Herbert: Geschichte der Ausländerpolitik, S. 180 f.
  2. Vgl. Seidler: Die Organisation Todt; Lemmes: Zwangsarbeit im besetzten Europa, S. 220; Leissa/Schröder: Zwangsarbeit in Düsseldorf, S. 89 f.; Fings: SS-Baubrigaden, S. 106 f.; Wehofen: Nachweis der Lager, S. 543-633.
  3. Wehofen: Nachweis der Lager, S. 579.
  4. MPIE, 11-3-02-2, Bombenschädenbeseitigung beim Kaiser-Wilhelm-Institut für Eisenforschung, Besichtigung am 30. August 1943, Düsseldorf, 30.09.1943.
  5. MPIE, 11-3-02-2, Schreiben der Stadtverwaltung Düsseldorf ans KWIE, 16.12.1943.
  6. MPIE, 11-3-02-2, Antrag vom 17.04.1944.